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Österreich, und dessen Vorschläge konnten unter Umständen dem Grafen eine willkommene Erleichterung, der Stadt eine Lösung wenig erfreulicher Beziehungen bringen.

Am 15. März 1524 trat Graf Wilhelm seine sämtlichen Erb- und Eroberungsrechte in Burgund an Ferdinand ab. Schon vorher hatte er wegen der Lösung von l'Isle mit Basel verhandelt; am 30. Mai willigte der Rat, gern oder ungern, in einen Verkauf und, da Wilhelm selbst das Geld nicht aufbringen konnte, in eine Lösung durch Ferdinand. Überdies ließ sich der Rat dazu bestimmen, die Herrschaft noch bis zum 1. Mai 1525 zu behalten und erst auf diesen Termin lösen zu lassen und abzugeben.

Die Verwaltung von l'Isle durch Basel dauerte somit zunächst weiter. Vom 1. Mai 1525 an amtierte dann der bisherige Landvogt Junker Wolfgang Iselin nicht mehr im Namen des Basler Rates, sondern des Erzherzogs. Bis zum 21. Juni 1525, an welchem Tag er in l'Isle durch einen der erzherzoglichen Diener „mutwillig und frevelhaft und ohne Ursach“ erstochen wurde. An seiner Statt besorgte dann Hans Graf von Basel die Vogteigeschäfte bis zum 14. August 1525. Da erst wurde durch Ferdinand die Herrschaft übernommen und die Lösungssumme an Basel gezahlt.

Die Liquidation der fürstenbergischen Lande in Burgund wirkte auch auf die Beziehungen Basels zu Herzog Ulrich von Württemberg. Sie beseitigte den jeder Verständigung im Wege stehenden Grafen Wilhelm und ersetzte ihn durch Österreich, in dem sowohl die Stadt wie der Herzog einen Gegner sahen; als nach der Vertreibung Ulrichs aus Württemberg 1519 Österreich sich dieses Land vom Schwäbischen Bunde hatte einhändigen lassen, war die Meinung der Basler Regenten, „daß Herzog Ulrich den Eidgenossen gar viel wäger wäre zu einem Nachbarn denn Ferdinandus.“

Seit Beginn dieser Flüchtlingsjahre hielt sich Ulrich oft in Basel auf. Es war nicht der sonst übliche Fürstenverkehr durch Gesandte, sondern ein unmittelbar persönlicher Umgang, wobei der Mensch Ulrich mit seiner Unruhe und Launenhaftigkeit und seiner im Grunde rohen Natur aus der Nähe kennen gelernt werden konnte. Von Mümpelgart her ritt er hier ein und aus. Er besuchte das Zeughaus; beim Einschießen neuer Büchsen und bei Übungen der Stachelschützen war er anwesend. Überall als fürstlicher Nachbar geehrt, als fröhlicher derber Gesellschafter willkommen. Zuweilen hatte er seine Hausmusikanten bei sich. Er gab gerne Geld aus; auch wenn er abwesend war, mußte ihm sein Agent, der Apotheker Caspar Binder, allerhand hier kaufen: Seidenstoffe Trommeln lampartisch Tuch usw. Aber

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/432&oldid=- (Version vom 1.8.2018)