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nicht geschworen, so machte er in andern Momenten sehr deutlich sein Verhalten vom bundespflichtigen Handeln der andern Orte abhängig. Das innerste Empfinden der Behörde war und mußte sein, eine schwere Beleidigung und eine unverdiente Isolierung im Bund erlitten zu haben.

Notwendige Folge hievon war, daß der Einfluß der römischen Partei auf die Ratspolitik schwächer wurde, die Haltung des Rates zur Reformsache sich änderte. Zum Ärger der extremen Papisten, aus deren Reihen dann die übertriebene Klage kam, Basel habe „keinen alten Christen mehr im Rate, sondern nur unverständige Leute und abtrünnige Lutheraner“.

Dazu kam, daß in der Behörde überhaupt, bisheriges Verfahren fortsetzend, eine Stimmung mächtig war, die einem Beschränken und Vereinfachen altgewohnten Kirchenwesens das Wort gab. Formen und Vorgänge, die vor Jahrhunderten ihren Nimbus gehabt haben mochten, erschienen jetzt Vielen als entbehrlich, ihre Beibehaltung in einer veränderten Zeit als nachteilig für die Ruhe der Stadt. Der Rat hatte schon so Manches im Innern der Kirche nach seinem obrigkeitlichen Gutdünken geordnet und bot nun auch jetzt Hand zu Reformen. Im Mai 1527 beschloß er eine starke Verminderung der kirchlichen Feiertage zu Stadt und Land, indem vierundzwanzig solcher Tage abgeschafft, und außer den Sonntagen nur noch vierzehn Feiertage beibehalten wurden, unter genauer Anordnung der Ruhe von Arbeit und Gewerbe an diesen Tagen; auch sollten die Fronleichnamsprozession und andre Umgänge künftig nur innerhalb der Atrien und Kirchhöfe stattfinden dürfen. Schon früher, im April 1526, hatte der Rat die Grenze des Basler Gebietes für die bisher an gewissen Festtagen aus der Umgegend, namentlich aus der Markgrafschaft, hereinkommenden Prozessionen geschlossen; den Ortsbehörden war dies unter der Begründung mitgeteilt worden, daß bei der allenthalben gährenden Unruhe die Untertanen besser zu Hause blieben.

Die eidgenössischen Erlebnisse, zumal die gewalttätige Ausbeutung des Badener Disputationssieges durch die altkirchlichen Orte, dann die Versagung des Bundeseides durch dieselben Orte, hatten natürlich ihre Wirkung auch auf das Basler Volk. Die alte Partei mochte triumphieren und eigene Hoffnungen wieder wachsen fühlen, während die Evangelischen aus diesen Vorgängen nicht Resignation zu lernen hatten, sondern gemehrte Willenshärte und Entschlossenheit. Wir haben auch daran zu denken, daß es dabei nicht allein um konfessionelle Gegensätze ging; Manche dieser in Kirchendingen so schroffen Tagherren waren hier auch berüchtigt als große Pensioner, als Helfer Österreichs, als Begünstiger der in Basel schimpflich beseitigten Jacob Meyer und Ulrich Falkner.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/507&oldid=- (Version vom 1.8.2018)