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Geld los, was dem Fischotterjäger auch recht war und ihm manchen harten Taler einbrachte.

Im Jahre 1776 kam das Rittergut Kleinwolmsdorf in den Besitz des „Kurfürstlich Sächsischen Kabinetsministers und Staatssekretärs Christian Gotthelf von Gutschmidt“. Vom damaligen Kurfürsten Friedrich August erhielt er den Langen Teich als Geschenk, weil er, wie die Sage erzählt, in Gegenwart des Landesherrn diesen Teich als eine „Entenpfütze“ bezeichnet hatte.

Als im Kriegsjahre 1813 die Franzosen die hiesige Gegend unsicher machten, wäre für sie der Lange Teich beinahe sehr verhängnisvoll geworden. Die Franzosen waren von den Preußen in ihrem Lager zwischen Arnsdorf und Kleinwolmsdorf überrumpelt worden und mußten eiligst die Flucht ergreifen. Die Franzosen wurden von den Preußen nach dem langen Teich zu getrieben und sollten in demselben auf Wunsch der Preußen ertrinken oder zum mindesten ein unfreiwilliges Bad nehmen. Doch konnten die Franzosen zum Glück noch rechtzeitig eine Schwenkung ausführen und so den Langen Teich umgehen.

Christian Gotthelf von Gutschmidt ließ im Jahre 1815 den Langen Teich trockenlegen und in Wiesenland umwandeln, freilich trugen die Wiesen viele Jahre hindurch meist nur schilfiges Gras, das nicht gerade ein gutes Futter für das Vieh war.

Fast jedes Jahr kommt es vor, daß die Kleine Röder zur Zeit der Schneeschmelze oder langandauernden Regens aus ihren Ufern tritt und die angrenzenden Wiesengrundstücke weithin überschwemmt und seeartige Wiesenflächen bildet. Zu solchen Zeiten hat man ein kleines Bild von dem Umfange des ehemaligen Langen Teiches.

An diesen Teich erinnert heute noch die einstige Insel, welche als bebuschter Hügel auf der ausgedehnten Wiesenfläche sich erhebt und bei Überschwemmungen als wirkliche Insel aus der Flut emporragt. Auch der alte Teichdamm, welcher den Langen Teich am unteren Ende abschloß, ist noch vorhanden. An ihm führt ein Fahr- und Fußweg hinüber zur alten Teichschenke, einer einzelnstehenden Wirtschaft, welche heute noch den früheren Namen führt und dem Wanderer Erholung bietet. Vom Arnsdorfer Bahnhofe aus geht ein alter Fahrweg, der sogenannte Rittergutsweg, der die ehemalige deutsche Lithotrit- oder Sprengstofffabrik, die jetzige Blei- und Zinnrohrfabrik von Kirchhoff und Lehr, berührt, nach Kleinwolmsdorf und führt den Wanderer zum größten Teile an dem nordöstlichen Uferrande des ehemaligen Teiches vorüber.[1]

In früheren Zeiten war der Lange Teich auch von Nixen bewohnt, doch sind sie, wie die Sage berichtet, nach Trockenlegung des Teiches in andere Gewässer verzogen. Nur nachts, wenn der Nebel auf den sumpfigen Wiesen lagert und der Vollmond durch sein Silberlicht die Nacht zum Tage macht, kehren die Nixen und Elfen hierher zurück und wiegen sich auf den weißen Nebelstreifen in lieblichen Tänzen und Reigen. Gespenstisch ragen dann die alten Weiden und Erlen, welche die Ufer der Kleinen Röder einnehmen, aus der Nebelmasse hervor. Murmelnd zieht das Bächlein durch den stillen Wiesengrund dahin.


  1. Dieser Weg ist seit dem Herbste 1903 umgebaut worden. Aus diesem alten Fahrwege ist eine schöne Fahrstraße entstanden, welche die Fortsetzung der am 12. September 1902 eröffneten neuen Güterbahnhofsstraße in Arnsdorf bildet und am Rittergute Kleinwolmsdorf, die Hofehäuser daselbst streifend, in die Kleinwolmsdorfer Dorfstraße mündet.
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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 051. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)