Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 065.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Waldboden

bearbeitete und durchbohrte Bretter, die jedenfalls als ehemaliger Wasserschutz gedient haben mochten, aufgefunden.

Rudigersdorf hatte auch eine Mühle. Dieselbe stand in dem niederen Teile des Ortes oder im sogenannten Niederdorfe. Man erkennt an einer länglichen, metertiefen und -breiten Grube heute noch den Platz, an dem das Wasserrad sich befunden hat. Im Jahre 1770 wurden hier sogar eiserne Mühlenwellenringe, Zapfen, hölzerne Kämme ausgegraben. Diese aufgefundenen Gegenstände beweisen es ganz deutlich, daß hier eine Mühle gestanden haben muß. –

Von dieser Stelle läuft eine lange, muldenförmige Vertiefung krummlinig aus. Dieser Graben, welcher der Mühle zu Rudigersdorf das nötige Wasser zuführte, war der ehemalige Mühlgraben und wird darum heute noch als solcher bezeichnet. An diesem Mühlgraben, der leider zum Teil schon verschüttet worden ist, aufwärts gehend, kommt man an das Wehr, das durch Anspannung der Steinbach entstand. Das durch dieses Wehr angesammelte Wasser reichte bis hinauf über den sogenannten „Siebenweg“. Dieser Weg, welcher das Wehr dammartig durchzog, soll von Meißner Bischöfen angelegt worden sein, die auf ihm nach dem Schlosse Stolpen zogen, wo sie seit dem Jahre 1227 von Zeit zu Zeit ihr Hoflager aufschlugen.

Rudigersdorf muß ein umfangreicher Ort gewesen sein. Die meisten Trümmer hat man von dem Mühlplatze aus aufwärts zu beiden Seiten des Mühlgrabens gefunden. Aber auch von der Mühle abwärts bis an den sogenannten Schäferteich sind Trümmer ausgegraben worden. In der Nähe des erwähnten Wehres scheint das Dorf sehr breit gewesen zu sein, da weit nach rechts und links Überreste gefunden wurden. Hier scheint die Kirche gestanden zu haben. –

Im Hussitenkriege, welcher so namenloses Elend über unser Vaterland brachte, wurde Rudigersdorf zerstört. Es erlebte dasselbe Schicksal, wie so viele andere Orte. Das blühende Kirchdorf sank in Trümmer. Die Bewohner, die, soweit sie nicht niedergemetzelt waren, sich geflüchtet hatten, bauten es

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 065. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_065.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)