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geschrieben: „Seeligstadt“, „Seligenstat“, „Silisstadt“, „Seligstat“. Was zur Anlage einer Begräbniskapelle Veranlassung gegeben haben mag, das sind nur Vermutungen. Eine Begräbniskapelle ohne damit verbundenem Kirchhof ist wohl nicht denkbar. Man erzählt, daß zur Pestzeit die an der Pest Verstorbenen hier im stillen Walde beerdigt worden wären. Andere meinen, zur Kriegszeit seien gefallene Krieger hier beerdigt worden. Zu deren Andenken habe man eine Kapelle erbaut, in der nach Brauch jener Zeit Messen für die Verstorbenen gelesen worden wären. Mit den Jahren entstand ein Ort. Waldarbeiter ließen sich in der Nähe des einsamen Waldkirchleins nieder. Ihrer Ansiedlung gaben sie zur Erinnerung an den stillen Kirchhof den Namen „Seligstatt“, woraus mit der Zeit der Name Seeligstadt wurde. Aus jener Kapelle entstand später ein größeres Gotteshaus, das mit zu den ältesten im oberen Rödertale gehört.

Kirche zu Seeligstadt ums Jahr 1840.

In Seeligstadt und der nahen Masseney legten die Bischöfe später Teiche an. So ließ Bischof Johann VI. von Salhaußen, der von 1487 bis 1518 den Bischofsstuhl zu Meißen einnahm und sich meist auf der Burg Stolpen aufhielt, im Jahre 1570 den Sankt Johannesteich in der Masseney und den Sankt Bennoteich unterhalb des Dorfes Seeligstadt herrichten. Heute sind diese Teiche trockengelegt und in Wiesen und Wald umgewandelt worden. –

Vor Einführung der Reformation war Seeligstadt Filial von Schmiedefeld. Als man am 9. Januar 1559 die Reformation in Fischbach und Seeligstadt gleichzeitig einführte, wurde Seeligstadt mit Fischbach kirchlich vereinigt und zum Filial von Fischbach gemacht, da man Schmiedefeld mit Harthau zu vereinigen gedachte, was tatsächlich auch acht Wochen später geschah.

In Praßers Chronik vom Jahre 1869 ist über Seeligstadt folgendes erzählt:

„Seeligstadt hat seit 100 Jahren kein Schadenfeuer betroffen. Nach einer alten Sage soll eine Zigeunerin das Dorf „versprochen“ haben. Als darum in den 1820er Jahren daselbst ein Feuerbrand auf ein Strohdach geworfen wurde und trotzdem das Haus unversehrt blieb, gedachte man dieser Sage aufs Neue. Es scheint aber die hiesige Gemeinde dieser Wahrsagung nicht zu vertrauen, denn sie hat in der Neuzeit eine neue, große und ausgezeichnete

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)