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67. Der Götzenstein bei Rennersdorf.

Rechts von der Landstraße, die von Rennersdorf hinauf nach Stolpen führt, liegt am linken Ufer der Wesenitz ein kegelförmiger Hügel, dessen Scheitel mit Gebüsch bedeckt ist. Diesen Hügel bezeichnet man als den Galgenberg. Hier oben sollen früher die zum Tode verurteilten Verbrecher aus dem Amtsgerichtsbezirke Stolpen hingerichtet worden sein. Oben liegt ein großer Granitblock, der eine muldenartige Aushöhlung zeigt. Nur wenig ragt er über die Erde empor. Diesen Stein nennt man den Götzenstein, und es wird behauptet, daß hier zur Heidenzeit eine Opferstätte gewesen sei. Die an diesem Stein wahrzunehmende Vertiefung bezeichnet man als die Blutwanne, in der das Blut der Opfertiere oder Menschen aufgefangen worden sein soll. Vielleicht ist der Götzenstein ein eratischer Block, da er mit den Felsen des Hügels nicht verwachsen ist.

Von dem Galgenberge aus, auf dem sich in unmittelbarer Nähe des Götzensteines ein Tisch und eine Bank befinden, hat man einen schönen Ausblick auf das romantische Wesenitztal und zwar auf den Teil zwischen dem Rittergute Rennersdorf und Altstadt.

68. Die Kirche zu Schmiedefeld.

Zu den schönsten Gotteshäusern in der Umgegend von Stolpen gehört die Kirche zu Schmiedefeld. Gleichzeitig erinnert sie die Bewohner des Dorfes an schlimme Tage, deren Wiederkehr wir nicht wünschen wollen. Die Kirche zu Schmiedefeld ist die jüngste im weitesten Umkreise. Sie ist erbaut auf den Trümmern des alten Gotteshauses, das am 12. Mai 1813 ein Raub der Flammen geworden war. Beim Wegräumen der Kirchentrümmer fand man mehrere Kanonenkugeln. Drei derselben hat man zur Erinnerung an der südöstlichen Außenseite der Umfassungsmauer eingemauert. Darunter befindet sich folgende Inschrift:

12. Mai 1813.
Schreckenstag von Schmiedefeld.
Am 21. Juli 1871 kehrten alle Söhne dieser Gemeinde,
welche am ruhmreichen Feldzuge 1870/71 teilgenommen,
unversehrt wieder heim. Der Herr hat Großes an uns
gethan!

Die alte Kirche war, wie Pfarrer Jacob berichtet, mit Schindeln gedeckt, niedrig, eng und düster; sie stammte aus alter, katholischer Zeit und hatte zwei Glocken. Heckel, der Verfasser der Chronik von Bischofswerda, schreibt über diese Glocken: „Die große soll eine von denen sein, welche zur Zeit Johann Georg II. zum Glockenspiel hat kommen sollen.“ –

Vier Jahre hindurch blieb die eingeäscherte Kirche von Schmiedefeld in Trümmern liegen. Die Bewohner besuchten bis zum Jahre 1815 die Filialkirche zu Harthau.[WS 1] Von 1815 an wurde aber der Gottesdienst in dem Saale des wiederaufgebauten Lehngerichts abgehalten. Im Jahre 1817 begann man endlich mit dem Neubau eines Gotteshauses. Nach äußerer Form und innerer

Anmerkungen (Wikisource)

  1. heute Großharthau
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)