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geflohenen Franzosen verfolgten. Diese Durchmärsche dauerten bis Anfang Mai. Schlimmere Zeiten erlebte der „Fuchs“ im Mai des Jahres 1813. Da hörten die Durchmärsche der Heere nicht auf, das Plündern und Rauben schien kein Ende nehmen zu wollen. Was die Franzosen nicht nahmen, das begehrten die Russen. Am 12. Mai Vormittags entspann sich am „Fuchs“ nach dem Kapellenberge zu ein heftiger Kampf zwischen Russen und Franzosen. Der „Fuchs“ war von den Franzosen in ein festes Blockhaus umgewandelt worden. Die Steine, auf welchen die mächtigen Tore ruhten, sind noch heute zu sehen. Die Russen hatten den Kapellenberg, die Franzosen das Dorf Schmiedefeld besetzt. Bei diesem Kampfe gingen 39 Gebäude des Dorfes in Flammen auf. Die übrigen Gebäude des Ortes waren durch die Soldaten so arg zerstört worden, daß von 143 Gebäuden Schmiedefelds nur noch drei bewohnt werden konnten. „Der Fuchs“ war noch am besten weggekommen. Das feste Blockhaus hatte guten Widerstand geleistet. Jetzt wurde der „Fuchs“ zu einem Lazarett eingerichtet. Alle Räume desselben wurden mit Verwundeten aller Art angefüllt. Das Jammern war groß. Manche starben, noch ehe ärztliche Hilfe kam. Vom „Fuchse“ aus wurden die Verwundeten nach Dresden in das Hauptlazarett gebracht. Zu diesem Zwecke beorderte man die Bewohner der umliegenden Dörfer, mit Schubkarren nach dem „Fuchse“ zu kommen, um die Verwundeten auf denselben nach Dresden zu bringen. So mußten allein an einem Tage 300 Schubkarren auf dem „Fuchse“ eintreffen. Die Toten begrub man auf den umliegenden Feldern, wo sie heute noch ruhen, da ist der Russe neben den Franzosen gebettet. Beim Ackern und Drainieren sind wiederholt Waffenstücke gefunden worden. Da fand man Hufeisen, Waffenknöpfe, Sporen, auch Münzen. Erst vor wenigen Jahren fand der jetzige Besitzer des Gasthauses „zum Fuchs“, Herr Richter, einige Goldstücke, sogenannte Dukaten, auf einem Acker beim Kleehauen. Noch heute werden solche hier gefunden.

Der „Fuchs“ bei Schmiedefeld.

Gebler, ein geborener Großröhrsdorfer, berichtet in seinen damals gemachten Aufzeichnungen folgendes:

„Am 22. Mai nach der Schlacht bei Bautzen kamen Scharen von Verwundeten auf allen Straßen zwischen Bautzen und Dresden. Diejenigen, welche nicht zu gehen vermochten, wurden auf Wagen und in Ermangelung

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)