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Augusten Theodoren,
geb. zu Schmiedefeld den 1. Oktbr. 1785,
gest. den 7. Juli 1801 und

Concordien Wilhelminen
geb. zu Schmiedefeld den 25. April 1788,
gest. den 31. Mai 1801.
Sie starben als ein Opfer des Scharlachfiebers.
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Frauen
Johannen Friederiken Müller, Herrn
Pastor M. Müller’s zu Schmiedefeld Ehegenossin,
geb. den 3. Septbr. 1757 zu Dresden aus dem
von 1759 in Neustadt bei Stolpen lebenden
Vogel’schen Hause, gest. den 10. Aug. 1813
zu Sebnitz, wo sie das Grab umschließt.
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Pastor M. Müller zu Schmiedefeld erfuhr aber auch noch andere schwere Prüfungen. Er war noch an jenem denkwürdigen 12. Mai 1813 Pfarrer in Schmiedefeld. Wiederholt war der Ortspfarrer vorher schon von plündernden Soldaten ausgeraubt worden. Obgleich die meisten Ortsbewohner geflohen waren, blieb doch der wackere, mutige und pflichttreue Pfarrherr M. Müller mit seinem damaligen Substituten, seinem späteren Nachfolger P. Jacob, im Orte. Beide mußten aber die größten Drangsale erdulden und waren manchmal des Lebens nicht mehr sicher. Aus Mangel an den notwendigsten Lebensbedürfnissen und unvermögend, den sich stündlich mehr häufenden und steigernden Anforderungen der Soldaten noch zu genügen, sahen die beiden Geistlichen des Ortes ebenfalls sich genötigt, Schmiedefeld zu verlassen. Sie flohen am 10. Mai 1813 heimlich mit der Post und nahmen, bei Nacht reisend, ihren Weg mit derselben über Neustadt nach Böhmen. Im Grenzdorfe Lobendau wurde das erste Halt gemacht. Pfarrsubstitut Jacob blieb bei dem katholischen Ortsgeistlichen zu Lobendau, Pfarrer Schulze, und fand hier eine liebevolle Aufnahme. Pastor M. Müller blieb in Sebnitz bei seinen Verwandten, bei denen seine liebe Frau, die schwer erkrankte, ein Vierteljahr später starb.

Allein mußte Pastor M. Müller nach Schmiedefeld zurückkehren. Aber wie traurig sah es doch hier aus! Schmiedefeld war am 12. Mai 1813 in Flammen aufgegangen, und auch das Pfarrhaus nebst Kirche und Schule waren in einen einzigen Trümmerhaufen verwandelt worden. Der Ortspfarrer M. Müller hatte all’ sein Hab und Gut dabei verloren. Der schwergeprüfte Mann, dessen Gesundheit auch sehr gelitten hatte, war nicht vermögend, seines Amtes mehr zu walten. Er mußte in den Ruhestand treten. Pastor M. Müller zog später nach Bischofswerda, wo er am 8. März 1816 zur ewigen Ruhe einging. Sein Nachfolger wurde sein bisheriger Substitut Jacob, der von 1813 bis 1860 Pfarrer von Schmiedefeld gewesen ist und dessen Aufzeichnungen wir so manche wertvolle Kunde über die Vergangenheit dieses Dorfes verdanken.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)