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die nun schon länger denn 200 Jahre in dieser Gegend nicht mehr verehrt werden durften, frisch erhalten, und viele konnten zu den christlichen Heiligenbildern kein rechtes Vertrauen fassen. Darum schlichen die Leute heimlich hinauf auf die heiligen Höhen, wo einst die Opferherde der heidnischen Götter standen, um von denen Hilfe zu erflehen, die sie freilich bei Todesstrafe nicht mehr anbeten durften.

Diesem Bedürfnisse des Volkes suchte der Bischof von Meißen entgegenzukommen. Er erhob einen Berg bei dem heutigen Gersdorf und Bischheim zu hohen Ehren und nannte ihn den „Heiligen Berg“. Auf diesem errichtete er eine Kapelle und weihte diese der „Heiligen Walpurgis“. Dieselbe war weit umhergezogen in den Landen und hatte gelehret und zu bekehren gesucht. Sie starb im Jahre 778. Nach ihrem Tode setzte man ihr auf vielen Bergen, besonders in der Lausitz, Andenken und errichtete ihr Standbilder und Kapellen. Der 1. Mai war ihr Ehrentag, und es trägt derselbe auch heute noch ihren Namen.

Bischheim um 1840.

Der Heilige Berg bei Bischheim kam gar bald zu großem Ansehen. Aus meilenweiter Entfernung wallfahrteten die Leute herbei, um hier oben anzubeten oder Hilfe in ihren körperlichen Leiden zu suchen. Die Kranken, welche nicht gehen konnten, ließen sich herbeitragen, um Gesundheit zu erhalten. Von manchem Wunder wird da berichtet. Oftmals konnte der Heilige Berg die vielen Wallfahrer kaum fassen, und da jährlich die Zahl derselben zunahm, so wurde am Fuße des Heiligen Berges eine größere Kapelle erbaut. „Das in dieser Kapelle einkommende Almosen sicherte ein mit dem Kamenzer Rate 1489 geschlossener Vergleich dem Pfarrer zu; nur das Einkommen während der drei Pfingsttage, sowie des Walpurgis- und St. Margarethae-Abends“, hatte der Pfarrer mit der Kapelle zu deren Instand- und Unterhaltung zu teilen. Wer an diesen Tagen von der ersten bis zur zweiten Messe hier andächtig beichtete und reichliches Almosen opferte, dem verhieß ein Ablaßbrief des Kardinals Rogerius für

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)