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146. Königsbrück.

Die zweite Stadt an der Pulsnitz abwärts ist Königsbrück, seit einer Reihe von Jahren Garnison der reitenden Artillerie. Die Gründung dieses jetzt gegen 4000 Einwohner zählenden Städtchens fällt nach der Sage in die Zeit Karls des Großen. Als dessen Sohn Karl bei seinem Kreuzzuge gegen die Sorben-Wenden in diese Gegend kam, ließ er eine Brücke über die damals gerade sehr reißende Pulsnitz schlagen. Diese Brücke wurde von einem Teile seiner Soldaten scharf bewacht, damit dieselbe nicht etwa von den Feinden abgebrochen werde. An die Stelle der Zelte setzten die Krieger mit der Zeit hölzerne Hütten, und so entstand aus dem Feldlager eine kleine Niederlassung. Es fanden sich nun bald mehrere Leute ein, welche, vom Handelsgeist getrieben, den Kriegern Karls allerhand Lebensmittel zuführten. Sie ließen sich nach und nach sogar selbst hier mit nieder. Auf diese Weise wurde der Grund zu einem Orte gelegt, den man nach der Brücke nannte, die der König Karl über die Pulsnitz hatte schlagen lassen.

Stadtkirche in Königsbrück um 1840.

Urkundlich wird Königsbrück zuerst in der Teilungsurkunde vom Jahre 1268 genannt. Unter ihren ältesten Besitzern findet sich die Familie der Burggrafen von Dohna. Als der Burggraf Christoph von Dohna, der auch Landgraf in der Oberlausitz war, ohne männliche Leibeserben starb, fiel die Herrschaft Königsbrück an den Kaiser Ferdinand I. zurück. Dieser belehnte damit den Burggrafen Kaspar von Dohna, der Königsbrück aber bald wieder an den Freiherrn Christoph von Schellendorf verkaufte, bei dessen Nachfolgern diese Stadt bis 1776 verblieb. Fernere Besitzer waren die Grafen von Rödern und von Friesen, der dänische Geheime Rat Georg, Reichsgraf zu Münster-Meinhövel. Nach dessen Tode wurde im Jahre 1803 die Herrschaft Königsbrück versteigert. Sie kaufte um 246 000 Taler der Graf Joh. Wilh. v. Hohenthal, Kgl. Sächs. Konferenzminister, von dessen Nachkommen

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_351.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)