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209. Das Elstraer Wahrzeichen.

Mitten auf dem weiten Marktplatze des freundlichen Landstädtchens Elstra mit seinen weinumrankten Häusern steht eine Linde, deren Alter auf 800 bis 1000 Jahre geschätzt wird. Einst war dieser Baum, das Wahrzeichen Elstras, in seinem Wipfel weit umfangreicher. Rasende Stürme haben im Laufe der Jahrhunderte manche Aeste abgebrochen. Heute überragt diese Linde nicht mehr die niedrigsten Häuser am Markt. Sie gleicht mehr einem Baumstumpfe mit einer bescheidenen Baumkrone. –

Der Marktplatz in Elstra 1904.

Die Geschichte dieses denkwürdigen Baumes beginnt nach der Sage mit der Gründung des Städtchens Elstra. Mitten im Walde, der vor Jahrhunderten diese Gegend bedeckte, durch welche die Schwarze Elster fließt, entstand eine Niederlassung. Der Wald wurde gelichtet. Um einen freien, marktähnlichen Platz richteten Ansiedler ihre Hütten auf. Mitten auf dem Platze pflanzten sie einen Baum, eine Linde. Dem neuen Wohnorte wollte man den Namen desjenigen Tieres geben, das zuerst auf dem gepflanzten Baume in der Mitte der Siedelung sich niederlassen werde. Da kam eine Elster geflogen. Diese rastete längere Zeit auf der Linde. Nun gab man der Ansiedelung den Namen Elstra, den der Ort heute noch führt.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_491.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)