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Einen Wahrsager: wiederholte der Wirth, stutzte, warf einen zweifelhaften Blick auf die Thüre, aus der seine Frau gegangen war, rieb die Stirne, und bat den Hick, den Vogel etwas wahrsagen zu lassen.

Recht gerne! meinte Hick, aber nur nicht umsonst!

Der Wirth zog Geld hervor, ein ganzes Quärtchen, und gab es dem Hick. Und dieser kniff seinen Raben in den Schwanz, und der Rabe schrie mit lauter Stimme: Quak! Quak!

Wat haad he gefragt? fragte eifrig der neugierige Wirth.

Er hat gesagt, antwortete Hick, in dem Kämmerlein dort liege eine Flasche Wein im Bette!

Schnell eilte der Wirth in das Kämmerchen, suchte im Bette und fand die Flasche Wein, die nur noch zum dritten Theile voll war. Er wurde glühend roth im Gesichte, und rieb sich heftig vor der Stirne. Dann aber ging er zum Hick zurück, und verlangte, der Vogel solle noch mehr wahrsagen.

Recht gerne! meinte Hick wieder; aber ich muß auch mehr Geld haben!

Der Wirth zog noch ein Quärtchen hervor, und dann noch eins, und ein drittes und viertes, weil Hick immer den Kopf schüttelte. Als aber nun der Kronthaler voll war, kniff der Hick seinen Raben wieder in den Schwanz, und dieser schrie wieder: Quak! quak! – Und der Wirth fragte wieder eifrig, was er gesagt habe?

Er hat gesagt, antwortete Hick ruhig, unter der Kiste dort stehe ein Schinken.

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 039. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_039.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)