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also nicht jedem tüchtigen Mädchen von vornherein mit Mißtrauen zu begegnen. –

Der andere Pfad zur Ehe heißt: Kümmert Euch um die Wirtschaft! – Das gilt für jedes junge Mädchen, ob reich, ob arm, ob in Stellung oder daheim. Die beste Mitgift ist noch immer wirtschaftlicher Sinn! – Ich könnte hier zahllose Fälle aus Bekanntenkreisen anführen, wo die Entwertung des Geldes eine Familie plötzlich zwang, ihr Leben ganz anders einzurichten, wo dann eine Tochter wie die vorerwähnte Margot etwa mit einem Male dem Haushalt vorstehen sollte, da die Bedienung als zu teuer abgeschafft werden mußte! Dann war das Unglück da! Dann hatte diese Margot von nichts eine Ahnung, was zum Wirtschaften gehört! Dann klagten Vater und Mutter: „Hätten wir doch nur das Mädel beizeiten etwas Vernünftiges lernen lassen.“ –

Ja – wer eine Margot mit 150 000 Mark Mitgift bekommt, die sofort erklärt: „Bedienung brauchen wir nicht. Ich kann ja kochen, und mit dem Haushalt werde ich schon fertig!“ – der freilich kann sich über diesen Treffer freuen. Aber – leider – leider, eine solche Perle ist selten. –

Wer mit offenen Augen den heutigen Zuständen gegenübersteht, merkt sehr bald, daß der größere Teil der berufstätigen Mädchen mit dem jetzt zumeist recht reichlichen Verdienst alles andere nur nicht verständig umgeht. Es wird Toilettenluxus getrieben, wie er früher nicht gebräuchlich war; in Cafees, Kinos, Restaurants amüsiert die Jugend sich – über ein erträgliches Maß hinaus. An Sparen denken die wenigsten. – Ich kenne eine Familie, in der die beiden Töchter in Stellung sind und jede etwa[1] 700 Mark monatlich verdient. Die eine kaufte sich im Frühjahr gleichzeitig vier Paar Schuhe für die Saison. Die andere hat mindestens sechs elegante Blusen stets zur Verfügung. – Daß solche jungen Mädchen niemals eine gute Hausfrau abgeben, leuchtet wohl jedem ein. Hier sollten unbedingt die Eltern eingreifen. Ihre Pflicht ist es, die Töchter zur Sparsamkeit

  1. Vorlage: etwas
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W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)