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die bei bestimmten Gelegenheiten gebräuchlich sind, so bei Verlobungen, Trauerfällen oder Absagen auf Einladungen, falls man diese Absage in eine besonders höfliche Form kleiden will.

Verlobt sich die Tochter von Bekannten, so pflegt die verheiratete Dame oder der ledige Herr (falls man in näherem Verkehr steht) persönlich zu gratulieren, wobei es üblich ist, Blumen zu überreichen. Der Gatte der verheirateten Dame kann schriftlich Glück wünschen, kann aber auch seine Frau begleiten.

Man findet in den letzten Jahren häufiger bei Verlobungsanzeigen in den Zeitungen zum Schluß vermerkt: Empfangstag dann und dann. – Man kann diese Art, Bekannten einen bestimmten Tag für die Gratulationsvisite vorzuschreiben, nur als Unsitte bezeichnen. In wirklich feinen Kreisen tut man dies niemals. Dieser Unfug hat in Berlin W begonnen und sich von da aus in bestimmten Gesellschaftsschichten weiterverbreitet.

Etwas anderes ist es, wenn die Leidtragenden in einer Todesanzeige bitten, von Kondolenzbesuchen abzusehen. – Wie verhält man sich nun als naher Bekannter der durch den Todesfall betroffenen Familie, wenn sich dieser Zusatz in der Anzeige findet? – Man wird trotzdem einen Beileidsbesuch machen. Hier aber müssen von einem Ehepaar z. B. beide Teile zu den Leidtragenden gehen. – Was sonst noch über Trauerfälle zu bemerken ist wird weiter unten zu e) gesagt werden. –

Auch bei Geburten in einer bekannten Familie ist eine Anstandsvisite etwa 14 Tage nach dem freudigen Ereignis (neben dem schriftlichen Glückwunsch) von jeher Brauch gewesen. Diese Visite erledigt lediglich die Ehefrau. Auch junge Mädchen sind, falls sie der jungen Mutter näher stehen, zu einem solchen Besuch verpflichtet.

Nun zu der sog. Absage-Visite. – Diese gehört dann stets zum guten Ton, wenn man auf eine schriftliche Einladung zu einer Gesellschaft, Hochzeit oder zu einem Ball zunächst zugeschrieben hat und dann absagen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)