Seite:Wie benehme ich mich.pdf/42

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die Gäste werden von der Hausfrau und dem Hausherrn im Salon empfangen. Hier legt man praktischer Weise auch eine Tischordnung aus, ein auf weiße Pappe gezeichnetes Bild der Tafel mit den Namen und Plätzen der einzelnen. Pflicht der Hausfrau ist es, der Dame, die ihren Tischherrn noch nicht kennt, diesen vorzustellen.

Zumeist geht man dann paarweise zu Tisch. Man nimmt erst Platz, nachdem die Hausfrau sich gesetzt hat. – Das Einhalten des sog. „akademischen Viertels“, d. h. das Zuspätkommen, sollten ganz besonders Ledige vermeiden. Taktlos bleibt es stets. Jeder kann sich so einrichten, daß er pünktlich ist. Wer verhindert ist, rechtzeitig zu erscheinen, teile dies vorher den Gastgebern mit. Bei Geschäftsleuten kann eine plötzliche Abhaltung stets eintreten. Es genügt dann telephonische Mitteilung.

Auch Hausbälle (öffentliche Bälle wollen wir hier unberücksichtigt lassen) werden sich jetzt nur Millionäre leisten können. Die Einladung dazu ist langfristig, 10 bis 12 Tage. Gewöhnlich geht ein einfacheres Essen voraus, vielleicht mit vier Gängen. Die Tafel, das Bei-Tisch-Sitzen, darf nicht zu lange ausgedehnt werden. Die Hauptsache ist ja der Tanz. Beginn 1/29 Uhr, auch später.

Hinsichtlich des Beginns dieser größeren gesellschaftlichen Veranstaltungen schwankt der Brauch. In Großstädten beginnen Soupers und Bälle oft erst um 9 Uhr, auch um 1/210. –

Gehen wir nun zu den bescheideneren, zwangloseren Gesellschaften über, die uns hier hauptsächlich interessieren. Alle großen Diners und Soupers bleiben ja zumeist nichts als „Massenabfütterungen“, bei denen es mehr auf die Erfüllung einer Verpflichtung, auch entferntere Bekannte einmal einzuladen, ankommt, als auf das, was man Geselligkeit im engeren Sinne nennt.

Jede Familie, die die Mittel dazu besitzt, sollte sich einen engeren Umgangskreis schaffen. Dieser Verkehr sollte ganz auf Behaglichkeit und Zwanglosigkeit abgestimmt sein.

Hier handelt es sich dann um gemütliche Abendessen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)