Seite:Wie benehme ich mich.pdf/74

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und die Gefahr, daß uns die Kleider beschmutzt werden, hinweise, – alles in sehr höflichem Tone. – Und der Erfolg? – Wütende Blicke, gemurmelte Beleidigungen usw. Aber – diese treffliche Mama stieg dann wenigstens sofort auf der nächsten Station in ein anderes Abteil um, wo sie vielleicht weniger empfindliche Leute zu finden hoffte.

Gerade Damen, die gern ihre Sachen schonen, werden mir beipflichten, daß ein derartiges Verhalten einer Mutter nicht streng genug verurteilt werden kann. Solche Kinder mit Butterstullen in der Hand in einem öffentlichen Verkehrsmittel (denn gleiches habe ich auch oft genug in elektrischen Straßenbahnen und auf Vergnügungsdampfern beobachtet) sind gemeingefährlich. Wer Kinder in der Eisenbahn füttert, halte sie neben sich und beaufsichtige sie. Überhaupt sollte man Kinder zwingen, in diesen öffentlichen Verkehrsmitteln still zu sitzen. Jeder, der mal in der Straßenbahn neben oder gegenüber einem solchen schlecht erzogenen Kinde, das mit seinen Schuhen uns jeden Moment zu beschmutzen droht, gesessen hat, versteht mich fraglos!

Still sitzen! – Damit will ich überleiten zu „Unsere Kinder und unser Verkehr.“ – Meiers sind sehr nette Menschen. Nur – sie haben zwei Knaben, neun und zehn Jahre alt, und diese Knaben verleiden einem Meiers vollständig. Wenn man bei Meiers zwanglos zum Abendbrot eingeladen ist, sitzen diese Musterknäbchen, an denen Meiers mit jener Liebe hängen, die man Affenliebe nennt, mit bei Tisch. Das heißt: sie sollten bei Tisch sitzen! Sie tun es aber nicht, kriechen unter dem Tisch herum, treiben Allotria, und – Meiers finden das „entzückend“. Nachdem der ältere „junge Meier“ meiner Frau mit seiner fettglänzenden Hand einen dauerhaften Stempel auf einen schwarzen Tuchrock beigebracht hat, meiden wir Meiers, zumal man bei ihnen ja auch nach Tisch bis gegen 1/210 keine Ruhe hat, da die lieben Söhnchen stets bis zum Schlafengehen im Salon oder Herrenzimmer bleiben dürfen. –

Zunächst: Kinder in solchem Alter gehören um 8 Uhr spätestens ins Bett! Dann: man sollte Kinder bis

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)