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– Wer ein wenig „begriffsstutzig“ ist, dem rate ich folgendes. Wenn er eingeladen ist und also weiß, daß ihm die Pflicht obliegt, zum mindesten seine Dame zu unterhalten, der bereite sich auf ein paar gerade aktuelle Gesprächsthemen vor. Was aktuell ist, ersieht er aus jeder Zeitung. Dann wähle er etwas davon, worüber er sich leicht aus einem Buche näher unterrichten kann. Schon das Bewußtsein, drei Gesprächsthemen in Bereitschaft zu haben, wird auch den Unbeholfensten sicherer machen.

Wie soll er nun diese Themen anschneiden und erörtern? – Die Überleitung zu einem der Themen mag er getrost etwas gewaltsam veranlassen, durch eine Bemerkung etwa, die etwas Ähnliches betrifft. – Dann heißt es, beim Thema zu bleiben, es fortzuspinnen. Dies geschieht am besten durch eingestreute Fragen, indem er von seiner Dame ihre Ansicht über eine Einzelheit des Themas einholt. Weiter auch kann man unschwer bei jedem derartigen Gespräch Eigenerlebtes einflechten und auch die Dame dazu bringen, dasselbe zu tun.

Es gibt da einen alten Kniff, eine Unterhaltung sehr leicht fortzusetzen. Er besteht darin, aus der Antwort oder Bemerkung des anderen Teiles ein Wort herauszugreifen und mit dessen Hilfe zu einer neuen eigenen Bemerkung zu kommen, – etwa so:

Sie: Gestern gab es auf der Untergrundbahn wieder eine Verkehrsstockung. Das passiert jetzt so häufig.

Er: Sehr richtig, zu häufig passiert es. Ich habe letztens deshalb die Zeit für eine wichtige Zusammenkunft mit einem Geschäftsfreunde im Hotel Bristol verpaßt.

Sie: Hotel Bristol – auch eins von den großen Hotels, die letztens polizeilich geschlossen wurden.

Er: Ja – geschlossen! Als ob diese Hotels ihre Gäste wohl ohne Lebensmittelschiebungen ernähren könnten.

Sie: Mit der Ernährung wird’s überhaupt von

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)