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Seite:Wilhelm Löhe - Drei Bücher von der Kirche.pdf/122

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und zu verdammen, weil die Kirche bei der Wahrheit bleibt, nicht verdammt, aber auch nicht selig spricht die Kinder des Irrtums; so wird sie dennoch sich des Spruchs getrösten können: „Ich halte Frieden, aber wenn ich rede, so fahen sie Krieg an!“ Auch im Streite bleibe sie sich selbst gleich: wider allen Einspruch bleibe dieselbe Eine Wahrheit, dasselbe Eine Bekenntnis, – und die Mühseligkeit, aller Lüge zu widersprechen, von der Welt, auch von der in der Kirche gehaßt zu werden, schrecke die nicht, zu welchen der HErr gesagt hat: „Siehe, Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende!“ – schrecke nicht die kleine Heerde, zu welcher Er auch gesagt hat: „Fürchte dich nicht, du kleine Heerde, denn es ist euers Vaters Wille, euch das Reich zu bescheiden!“

 Dies treue, geduldige, unerschrockene Zeugnis benützt denn der HErr, welcher die Herzen der Menschen in seiner Gewalt hat, zur Union. Denn Er unirt, das ist kein Zweifel, und zwar auf Grund der Wahrheit und durch die Wahrheit. Es sind durch des HErrn Gnade der Wahrheit bereits viele auf gegnerischer Seite zugeführt, und daß sich eine streng reformirte Partei immer deutlicher herausbildet, ist nur Beweis, daß es mit dem menschlichen Uniren und mit Verachtung der Lehrgegensätze nichts ist, aber keineswegs, daß der HErr nicht viele erlöste Seelen zu seiner Wahrheit sammeln werde. Das ist vergebliche Hoffnung, daß alle auf den schmalen Weg kommen werden; aber wer bescheidentlich hofft, der hofft dennoch Großes, nämlich eine Mehrung der Kirche unter allen Umständen und einen Sieg der Wahrheit über die Lüge. Trügen die Zeichen nicht, so steht eine Periode des mächtigeren Aufschwungs, der Union und Vereinigung vieler zum Einen Glauben bevor. Irren wir nicht, so wendet der HErr selbst das mislungene Werk der Union der Kirche zu Ruhm und Segen, so hat ER vor, zu zeigen, was Union und Uniren in Seinem Sinne sei.

 Daß der HErr das Bekenntnis seiner Getreuen zur Union vieler Herzen und Berufung der Getrennten zu Einer h. Schaar benützt, hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gezeigt. Als unsre schlesischen Brüder anfiengen, Zeugnis abzulegen, da geschahs unter dem unwilligen Aufschreien vieler, die jetzt dasselbe Zeugnis ablegen. Nichts Schrofferes,