Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/103

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 „Von dem Nicetio, Erzbischof zu Trier, meldet die Kirchengeschichte, daß, als er nunmehr auf den bischöflichen Thron erhoben war, er unter der Vorlesung einiger Texte aus der Schrift gefühlet, daß ihm etwas Schweres um das Haupt und um die Schultern fiele, und als er etliche Male mit der Hand darnach gegriffen und doch nichts gewahr werden können, was ihm diese Beschwer verursachte, habe er bald darauf einen sehr lieblich-anmuthigen Geruch empfunden und sich erinnert, daß dieses die Würde und zugleich die Last des bischöflichen Amtes und der Seelenpflege bedeuten müßte.“

 „So bringet denn nun das Predigtamt, dazu die unwissende Jugend mehrmals aus fleischlichem Absehen so sehr eilet, nicht Lust, sondern Last, nicht Ehre, sondern Beschwerde, nicht Lachen, sondern Wachen.“

 „Solches schreibt Scriver und weiß wohl, was er sagt. Diesen Beruf habe ich vor Augen – dazu liegen mir die Felder deutlich vor, weiß zur Ernte, und der Schnitter ist eine kleine Zahl, und viele schlafen am Mittag, da das Tagewerk lastet und lasten soll, unter den Bäumen im Felde, die zur Erquickung, nicht zur schrecklichen Trägheit gepflanzt sind, und viele andere treten die Ernte nieder wie unvernünftiges Vieh und sind zur Ernte bestellt....

 „Wie nöthig ist’s nun die kleine Zeit von zwei Jahren geizig anzuwenden zu ernster Vorbereitung! täglich im Wort zu forschen nach der heilsamen Lehre, damit ich selber selig werde und selbst erlöset, zum Erlöser führen könne, die unter der Sünde seufzen.“

 Von Berlin zurückgekommen, setzte Löhe sein einsames zurückgezogenes Leben fort. Man hielt ihn für einen „Sonderling, für einen harten, strengen, neidischen, feindseligen Menschen, der sich die eigene Jugend verkümmere“. In Fürth gieng eine Zeit lang sogar alles Ernstes das Gerücht, daß er „meschugah“