Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/111

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

uns so gerne mit einander. Wir sitzen stundenlang zusammen und reden nichts; wenn wir aber auseinander gehen, sind wir prächtig vergnügt gewesen. Komm Du nur fleißig zu uns u. s. w.“

 Man sieht, er lebte gerne mit den Seinen und war gewissermaßen Priester in seinem, durch die Verheirathung dreier Schwestern in Fürth ansehnlich erweiterten Familienkreise, dessen freudigen und traurigen Erlebnissen er die Weihe durch Gottes Wort und Gebet ertheilte. Wie geistig schön, namentlich in den ernsten Kreuzesstunden dieses Zusammenleben war, und wie kräftig Löhe an Kranken- und Sterbebetten der Seinigen des Amts des Trösters waltete, mag aus dem einzigen Fall entnommen werden, den wir nach Löhe’s eigener Beschreibung in einem Brief an seinen Freund H. im Folgenden mittheilen.


Fürth, 14. Juni 1830.

 Liebster Bruder!

 „Wir haben heute, geliebter Bruder, durch Gottes Gnade einen Tag, dessen Losung für uns lautet: ‚Weinet, als weinetet ihr nicht.‘

 „Vorige Woche haben die spielenden Kindlein in meiner jüngsten Schwester Hof ein schönes Grab gebaut, und heute morgen ist die Sage eingetroffen, daß dann bald Jemand begraben werde. Diesen Morgen etwa 8 Minuten vor 9 Uhr hat unser lieber Heiland unsern Conrad, den Aeltesten meiner jüngsten Schwester, mitten aus dem Leben herausgenommen. Seit etwa 14 Tagen war er mit Husten geplagt, ohne daß man bei der Fülle seiner Gesundheit an Gefahr dachte. Am Sonnabend überfiel ihn das Unkraut[1] innerlich sehr stark, doch


  1. Eine Kinderkrankheit, auch Gefraisch, Wesen etc. genannt.