Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/157

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wogte und gährte gewaltig in dieser Seele von inneren Kämpfen. In einem seiner Briefe beschreibt Löhe einen der stürmischen Auftritte, die er mit Georg hatte.

 „Mein Bruder Georg geht an Gottes Hand; zwar möchten ihn seine Freunde gerne wieder auf jene Seite ziehen, es gelingt ihnen auch öfters Stürme in ihm aufzuregen, wie wir sie nicht erlebt haben, mein Bruder! Ungestüm kommt er dann zu mir und sagt mir gerad heraus, wie lieb es ihm oft wäre, wenn ich nie einen Fuß in Kirchenlamitz hereingesetzt. Er disputiert dann und bringt Einwendungen vor, die mir oft seltsam genug vorkommen. Aber dann später gewinnt er wieder alles Vertrauen, ich bin ihm dann lieb und wie ein Augapfel. Neulich war er verreist und auch bei Göring, und wie er wieder kam, sah er mich gar nicht an. Dazu bekam er damals einen Brief, wo er vor mir als einem ,bösen Geiste‘ gewarnt und befürchtet wurde, er möchte mir schon ,verfallen‘ sein und unter meinem Dominio stehen. Aber es dauerte nicht lang – er ist zu gutmüthig, um so eine Entfremdung zu ertragen – er kam mit einem Blatte und machte aus dem heraus allerlei alberne Einwendungen, z. B. ob wir Mystiker nicht einen geheimen Bund, geheime Obere, geheime, nicht zu Gottes Ehre hinauslaufende Zwecke hätten? Ob nicht das Werk, das er in sich spüre, blos Schein und Mystification sei und der Glaube ein Nichts? Warum sein ganzer Körperzustand ein anderer geworden sei? Woher es komme, daß er gähnen müsse, wenn er mit Mystikern von mystischen Dingen rede, und dasselbe auch bei andern bemerke? Ob es nicht magnetisches Zeug sei? Er habe seitdem öfter Kopfweh, selbst sein leibliches Befinden nehme Theil? Ob es nothwendig sei, sich durchaus von Gesellschaften loszusagen? u. s. w.

 „Nach gehöriger Widerlegung gieng er heim. Abends kam