Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/216

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unreiner Liebe zu mir. Aber ich bin weit entfernt zu glauben, daß um solcher Dinge willen weitläufige Untersuchungen anzustellen der Mühe werth sei. Wie hoch so etwas anzuschlagen sei, ist billig dem Urtheil eines jeden uneingenommenen Gemüthes zu überlassen, zumal wenn man die Aufregung bedenkt, welche von mir unverschuldet, durch meinen Weggang, nicht durch mein Dasein veranlaßt wurde.

 „Uebrigens hat sich der Unterzeichnete längst in die Führung des Höchsten übergeben und hegt bei seinem Abgang die Ueberzeugung, daß seine Amtsführung eben so wenig Schaden bewirkte als beabsichtigte. Geistliche Wirksamkeit muß ja doch auch, wie Alles, nach ihrem eigenen Maße und geistlich bemessen werden.

 „Uebrigens gebe ich noch die gewiß überflüssige Versicherung, daß ich von jenem Anschlag nicht das Mindeste wußte.

 „Hochachtungsvoll sagt Lebewohl
 des königlichen Landgerichts
 gehorsamster

W. Löhe, 
eines evangelisch-lutherischen Predigtamts
ordinierter Candidat.“ 


 Mit der Schmach Christi bedeckt gieng Löhe von Kirchenlamitz ab. Indeß durch die Liebe, mit welcher der größte Theil der Gemeinde ihm zugethan war, gestaltete sich sein Weggang dennoch für ihn ehrenvoll genug. Ein Wagen fuhr voraus, in dem die Kinder des Landrichters Platz genommen hatten, und drei Chaisen mit Magistratspersonen folgten mehrere Stunden weit der seinigen. Seine Freunde Georg und Seyler gaben ihm bis Streitberg, wo man am andern Tag anlangte, das Geleite. Am dritten Tag kam Löhe in seiner Vaterstadt an, wo er nach mehrjähriger Trennung der Gemeinschaft mit seinen Lieben wieder froh werden durfte.