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 Seite 67 und 68 dieses Bandes ist erwähnt, daß Löhe Woche um Woche allsonnabendlich nach der geliebten Heimath wanderte, um am Sonntag Abend den Rückweg in die Universitätsstadt wieder anzutreten. Sturm und Wetter vermochten nicht, vom gewohnten Gang ihn abzuhalten.

 Von diesen zahllosen Gängen zwischen Fürth und Erlangen blieb einer ganz besonders in Löhe’s Gedächtnis, auf dem er innerlich annähernd Aehnliches erlebte wie Luther, als ihn auf der Reise zu seinen Aeltern ein schreckliches Gewitter bei Stotternheim ereilte. Wir theilen die hieher gehörige Stelle seines Tagebuches sowie einen Brief mit, in welchem er die Anfragen der besorgten Mutter und Schwester beantwortet.


Tagebuch vom 14. Januar 1828. 

 Gestern war ein merkwürdiger Tag für mich. Max begleitete mich bis zum Ende des Stadlinger Waldes. Da wir zur Stadt hinaus giengen, meinte ich: ich würde heute von Regen und Wind nichts zu fürchten haben. Wir giengen ruhig fort, und da wir von einander schieden, fieng es an stark zu regnen, und bis ich Stadeln erreicht hatte, goß es vom Himmel, ein schrecklicher Sturmwind heulte und ließ mich und einen Knaben und ein Mädchen (beide von Eltersdorf) kaum gehen. In Stadeln warteten wir. Indeß da es nicht aufhören wollte, vielmehr zuzunehmen schien, der Wind furchtbar brauste und Ströme des Regens fielen, band ich meine Mütze auf den Kopf und vermaß mich „den Streich zu thun“ und nach Mannhof weiter zu gehen. Aber guter Gott! ich lief, um durch größere Gewalt den Wind zu besiegen. Links war das zum See gewordene Flußthal vom Sturmwind aufgewühlt; rechts kam Sturm und Regen her, der ganze Himmel war verhängt.

 Und da ich mich fortarbeitete, sah ich plötzlich einen leuchtenden Blitz niederfahren und ein Donnerschlag folgte ihm. Nun erkannte ich des Herren Stimme, die mir Buße predigte; ich betete, daß er mich nicht dahin nehmen wolle in meinen Sünden. Denn gar leicht konnte ich umkommen. Im Wald von Eltersdorf lagen die schönen Bäume ausgerissen mit den