Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/32

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ihn nicht studieren lassest.“ Der Vater wollte aber nichts vom Studieren wissen, weil ihm die Ausgaben im Vergleich zu meinen übrigen Geschwistern als zu unverhältnismäßig vorkamen. Als mein Vater starb, führte sie aus, was sie für gut hielt. Ihre Liebe zu Amt und Kirche machte sie dafür empfänglich, mich, obwohl eine Wittwe, einen solchen Lebensberuf erwählen zu lassen. Ich hab es ihr tausendmal zu danken. Wer weiß, ob ich ein Christ geworden wäre, wenn ich nicht Pfarrer geworden wäre.


4. Meine Schulzeit bis zur Confirmation.
Die Confirmation.

 Ich habe schon oben erwähnt, daß mir Schulgehen eine Pein war. Das gilt auch für dasjenige Stadium meines Lebens, welches ich so eben bezeichnet habe. Diejenige meiner Gaben, welche sich am frühesten, und wie sich von selbst versteht, auf eine sündliche Weise übte, war das Urtheil. Ich übte es nicht am wenigsten an meinen Lehrern. Einige unter ihnen waren mittelmäßig, ich verschonte aber auch die begabteren nicht. Sie gaben Blößen, die auch ein jugendlich Auge merken konnte, und wie konnte das bei der großen Ueberfüllung der Schulen anders sein. Namentlich war ich oft ungehalten über die Ungleichheit und Inconsequenz der Schulzucht, von deren Schwierigkeit ich keine Idee hatte. Ueber die religiöse Unklarheit und Zerfahrenheit war ich vollends unmuthig; der böse Geist der Zeit war in die Schulen meiner Heimath mehr eingedrungen als in meine Familie, wo ich meine Mutter sich täglich entfernen sah, um hinter verschlossenen Thüren nach Starks Handbuch und Arnd’s Paradiesgärtlein etc. der Ruhe zu pflegen. Die Bilder in Stark, so gering sie waren, hatte ich