Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/362

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„Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei Mir seien, die Du mir gegeben hast, daß sie Meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast.

 Ach es ist ja kein Traum; die Welt wird wohl vergehen wie ein Rauch und Traum; aber die ewige Herrlichkeit, ob sie gleich herrlicher ist als man sie träumen könnte, die wird wahr werden, unsern ungläubigen Gedanken zum Trotz.

 Meine liebe Schwester, Dich will ich trösten, und ich brauche diese Woche selbst Trost. Es ist unruhig in mir, weiß nicht, warum, es will mir nichts mehr gefallen: ich möcht’ gestorben sein und ewig leben. Wie ich in meinen matten Seufzern für Dich und die Deinen bete, so thue Du auch für mich; obwohl Du’s nicht vergessen wirst; denn Du bist zu liebevoll gegen mich. Bete, daß ich nur immerzu die Liebe zu dieser Welt verliere, daß aber gleichmäßig die Sehnsucht nach dem Himmel wachse und mein Glaube den Tod und Verwesungsduft verdauen könne. Bete, daß ich himmlisch gesinnt und geistiger Weise ein Nasir Gottes werde. Bete, daß ich nicht verloren gehe, denn Du kannst nicht glauben, wie saft-, kraft- und lieblos ich mein Amt verwalte, ob ich gleich neuerdings wegen meiner Predigt über die falschen Propheten, in welcher ich die Wahrheit sagte, Schmach zu leiden gewürdigt werde. Ich sehne mich von Jugend auf so sehr nach Ruhe, mein Amt treibt mich zum Krieg, und wenn Krieg und Unruhe da ist, so bangt mir sehr und ich trag’ nicht gerne Kreuz, es fällt mir ein, daß ich’s verdiene, und das macht mir’s schwer. Ach und doch will ich’s gern tragen, und doch sprech ich: Leg’ auf, ich will’s gern tragen. Es ist aber eine leise Stimme, die so spricht.

 Werde laut, du leise Stimme! Wach’ auf, Psalter und Harfe! Weh’ in mein Herz, guter Gottesgeist, damit ich den lobe, der mich erlöset hat, und spreche trotzig: „Im Herrn hab’