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Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/197

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wenn er damit zugleich die Geloberinen in ein Meer von Widerspruch hineinwirft, damit möglicher Weise in ein Meer von Anfechtungen und in die Not der Reue des Guten. Die Mitwissenschaft um das Gelübde der Ehelosigkeit ist wertlos, wenn sie blos einer oder ein paar Menschen übernehmen. Die Mitwissenschaft muß bei der Kirche sein und mit der Kraft der Übereinstimmung aller auf die Seele der Geloberin wirken, dann wird sie ein mächtiger, starker Halt der Schwachen. So lange daher aus 1 Cor. 7 keine kirchliche Überzeugung geworden ist und die Annahme eines wohlerwogenen Gelübdes kein öffentlicher kirchlicher Akt sein kann, muß es auch der Einzelne oder die einzelne Genossenschaft gehen lassen und (darf) keine Gelübde annehmen. Gäbe uns Gott nur vor allen Dingen viele Jungfrauen, die Gott ergeben, Ehestand und ehelosen Stand der himmlischen Führung überließen, mit freiem und gutem Gewissen sich dem Diakonissendienste in so lange widmeten, als es Gottes Wort und ihrer Seelen Notdurft nicht anders fordert, die fröhlich der Hochzeit ihrer Schwestern beiwohnen und dabei selbst fröhlich ehelos sein und auf diese Weise die gleiche Würde beider Stände im eigenen Fall durch ihre Praxis und ihr Leben zu bekennen und zu ehren vermöchten. Es ist ein Elend, wenn der Haufe der Ehelosen unwillig aufschreit, so oft eine unter ihnen ehelich wird, während sie vielleicht im eignen Herzen gar nicht fertig sind. Dies Elend ist so groß als das andere, wenn der Haufen der Eheweiber, seien sie in der Ehe glücklich oder nicht, nichts lieber hat als wenn eine nach der andern unter den Ledigen ihnen gleich wird, und keine Jungfrauen übrig bleiben. Der Grundsatz sollte gelten, daß rechte Ehefrauen nur neben rechten Jungfrauen und rechte Jungfrauen nur neben rechten Ehefrauen werden. Die Ehrerbietung und Liebe der beiden Stände vor und zu einander würde uns lauterere und ehrwürdigere Frauen und Jungfrauen erziehen helfen als jede Übertreibung zur Rechten und zur Linken.“

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Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/197&oldid=- (Version vom 1.8.2018)