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Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/333

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auch nicht im Sinn der Altlutheraner (er meinte: wir wollen keine bloße Repristination des Alten. Der Verf.). Wir sind ganz antik und ganz modern. Eine Fortbildung des Luthertums zu einer apostolisch-episkopalen Brüderkirche – das ists, was wir im letzten Grunde wollten.“

 Der folgende Tag war der Tag des Epiphanienfestes, das durch Löhe der Neuendettelsauer Gemeinde seit Langem zu einem Tag der Gaben und Opfer – nach dem Vorgang der Weisen – geworden war. Die Predigt in der Dorfkirche hatte auf Bitten Prof. v. Zezschwitz übernommen, der, indem er der Gemeinde das Bild ihres entschlafenen Hirten in meisterlicher Weise vor Augen stellte, einem allgemein gefühlten Mangel des Begräbnistages abhalf.

 Wir heben aus der Predigt die hieher gehörigen Stellen aus.

 „Zwei Gedanken – sagte Zezschwitz – treten in dem Festevangelium Matth. 2 hervor. Der eine ist: Das Licht der Weihnachten wird scheinend in der Heidenwelt. Der andre: Für die Gabe, die Gott der Menschheit in der Christnacht geschenkt hat, bringt diese ihr Opfer: Gold, Weihrauch und Myrrhen.“ Diese beiden Gedanken führte er nun aus, indem er sie nach der ihm eigenen Gabe wie Brillanten in immer wechselndem Licht erstrahlen ließ und zugleich in sinniger Weise das Gedächtnis seines entschlafenen Freundes in die Gedanken des Epiphaniasfestes verwob.

 „Jeder treue Hirte – sagte er – der der Gemeinde die Wege zu Jesu zeigt, ist ein Stern, der (wie der Stern die Weisen zu dem neugebornen Weltheiland) zur Sonne leitet. So sagt ja auch die Schrift: „Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Hier ein scheinender Stern, dort ein leuchtender Stern in Herrlichkeit – das ist euer Hirte, so dürft, so müßt ihr ihn ansehen. Laßt ihn euch scheinen zur Freude.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/333&oldid=- (Version vom 1.8.2018)