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Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/77

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Vertrauen auch dann nicht, als im Herbst des gleichen Jahres ein neuer Nachschub von schwäbischen Auswanderern, die ihm zu Hilfe ziehen sollten, den einsamen Landsmann gleichfalls im Stiche ließ und sich in Frankenmut ansiedelte. Ungefähr ein Jahr saß er mit seiner Familie allein im Busch, bis er im darauffolgenden Jahr Zuzug erhielt, wodurch die Zahl der Ansiedler sich auf fünf Familien mit achtzehn Seelen im ganzen hob. Die zu Tage liegenden Ursachen dieses Mißerfolgs – ein solcher war es im Grunde – führten dahin, den Gedanken an Armenkolonien aufzugeben. Dazu hätte es großartigerer Mittel bedurft. Frankenhilf war denn auch die letzte Löhesche Gründung dieser Art.

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 Dagegen schritt Löhe jetzt zur Verwirklichung eines schon länger erwogenen Planes, nämlich der Errichtung eines Pilgerhauses. Es sollte an einem für Einwanderer zugänglichen Ort in Saginaw Co. angelegt, für letztere ein Stapelplatz werden, wo sie gratis oder gegen ein geringes Entgelt wohnen könnten, bis sie die Kolonien besehen, eine unter ihnen zur Ansiedlung gewählt und auf derselben einen Bergungsort gefunden hätten. Gleichzeitig wollte man auch eine Zufluchtsstätte für Kranke schaffen, wo namentlich die von den in Amerika häufigen klimatischen Fiebern Ergriffenen Ruhe, Pflege und Hilfe finden sollten. In Verbindung mit dem Pilgerhause war ein Seminar gedacht, dessen Rektor zugleich pastor loci sein und dessen Schüler ihre Zeit zwischen Studium, Gebet und Landarbeit teilen sollten. Das Vorbild des Pilgerhauses sollten die irisch-schottischen Missionsklöster in Deutschland sein, „aus welchen zu einer Zeit, wo auch unser Vaterland von Urwald und großenteils auch noch von der Finsternis des Heidentums bedeckt war, der Missionar in den Busch ging, das Heidentum zu bekämpfen und das sterbende Christentum zu erfrischen.“ Den Pastoren von Saginaw Co. gefiel der Plan, nur die Absicht, mit dem Pilgerhause eine Lehranstalt zu verbinden, fand nicht ihren Beifall, weil sie bei

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/77&oldid=- (Version vom 1.8.2018)