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mit dem manchen Männern eigentümlichen Mangel an Zartgefühl ihr das geradezu ins Gesicht.

Zu dem körperlichen Leiden aber gesellte sich bei der Ärmsten auch noch das seelische. Wie beim Kochen, Waschen und Wassertragen, so litt sie angesichts der Gleichgültigkeit Johanns, die von Tag zu Tag zunahm. Jetzt suchte er sie nicht mehr im Keller und in allen Treppenwinkeln… Manchmal grüßte er sie nicht einmal, wenn er ihr begegnete und wandte absichtlich den Kopf ab.

Mit weiblichem Instinkte fühlte sie diese Veränderung und bemühte sich, ihm mehr als bisher zu gefallen.

Früher überließ sie sich sogar nur ungern seinen Liebkosungen und war niemals leidenschaftlich, sondern wandte, wenn er sie in seine Arme schloß, fast mit Widerwillen das Gesicht ab vor seinem heißen Atem. Heute wäre sie gern mit allem einverstanden, nicht etwa um ihretwillen, sondern nur um jenes frühere Einvernehmen mit dem Geliebten wiederherzustellen, wie es gegenseitig ausgetauschte Wonnen schaffen.

Ohne viel darüber nachzugrübeln, fühlte sie nur, daß es „aus sei“ zwischen ihnen und wollte das zerrissene Band wieder anknüpfen.

Leider wußte sie nicht, wie dies anfangen. All ihre besten Wünsche scheiterten an Johanns eisiger Gleichgültigkeit und sein letztes Urteil über ihr Aussehen schmetterte sie vollends nieder.

In ihrer Ohnmacht quälte sie das Gefühl, daß sie

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/323&oldid=- (Version vom 1.8.2018)