Seite:Zapolska Käthe.djvu/439

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wie im Fieber und purpurrot färbten sich die bleichen Wangen. Das Tuch sank ihr von den Schultern und vor ihm stand sie in der vollen Majestät der Mutterschaft, unbekümmert um die übrige Welt und um die Leute, die jeden Augenblick kommen konnten.

Einen Blick nur warf er auf die ganze Gestalt und erkannte sofort ihre Lage.

Mit Gewalt wollte er sich losreißen, um so schnell wie möglich diesem Mutter-Weibe zu entfliehen, er, der Vater-Mann.

Dieser Schoß, der jetzt noch sein eigenes Kind in sich barg, erschien ihm geradezu widerlich und abschreckend.

Käthe aber hielt ihn fest mit ungewöhnlicher Kraft und preßte um seine Hand so krampfhaft die Finger, daß sie ihm empfindlichen Schmerz verursachte.

Gleichwohl beabsichtigte sie dies nicht, sondern wollte ihm nur sagen, sie könne jeden Augenblick sterben und lasse auf der Welt eine Waise zurück, für die sie mit Recht seinen Schutz verlange.

„Johann“, sprach sie mit stockender Stimme. „Wie gut hat Gott es gefügt, daß du mir in den Weg tratest. So sehnlichst wünschte ich dich wiederzusehen.“

„Laß mich los! Was zerrst du mich so herum?“ unterbrach er sie aufbrausend. „Willst du mich wieder so zerkrallen, wie damals auf dem Boden?“

„Nein, o nein!“ rief sie, ihn immer fester haltend. „Ich will dir gar nichts antun und dir nur sagen…“

Hier brach sie plötzlich ab, außer Stande, den Satz zu vollenden. Anfangs erschien es ihr so leicht, ihm

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/439&oldid=- (Version vom 1.8.2018)