Seite:Zapolska Käthe.djvu/447

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und nervös an der Bettdecke. Allmählich erstarb sogar der Schrei in ihrer Brust und ging in ein heiseres Röcheln und dumpfes Heulen über, ähnlich dem Herbstwinde.

Dann erst erwachte die Hebamme aus ihrer Erstarrung und näherte sich hastig dem Bette.

Mit irrem Blicke starrte Käthe sie an und stieß ihre Hände zurück. Dann wieder griff sie nach ihrem Kleide, wie nach einem Rettungsbalken.

Madi stand daneben und rieb sich, halb im Schlafe, die Augen.

Nach einigen Minuten erschütterte noch ein durchdringender Schrei die Wände und als schwaches Echo erwiderte diesen das kaum hörbare Wimmern des – Kindes

Krampfhaft zuckte Käthe zusammen.

Etwas Unbeschreibliches durchfuhr ihren ganzen Körper und zerpreßte ihr das Herz. Instinktiv streckte sie die Arme aus und eine seltsame Rührung übermannte sie, so ergriff die tierische Anhänglichkeit an das Kind ihr ganzes Wesen.

Doch nur zu bald verließen sie die Kräfte, die Arme sanken herab… Und, erschöpft von dem unnatürlichen Geburtsverlaufe, sank sie bewußtlos zurück in die Kissen…

Inzwischen beschäftigte sich Madi mit dem Kinde. Es war ein achtmonatliches Mädchen, kräftig gebaut, aber stark gerunzelt und versprach kein längeres Leben, als einige Minuten, im günstigsten Falle kaum eine Stunde…

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/447&oldid=- (Version vom 1.8.2018)