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Das bitt ich mir aber aus, Frau Schnaglow; das Kind darf nicht etwa in Packpapier in die Lehmgrube geworfen werden!“ sagte Mary, als sie tags darauf die Freundin besuchte. „Den kleinen Sarg will ich gern bezahlen.“

„Gut, Fräulein, wenn Sie eine so große Dame sind, meinetwegen! Soll ich etwa auch den Leichenwagen bestellen mit Federbüschen und Livreen?“

„Spotten Sie nicht so, Frau Schnaglow! Das Kind soll aber in geweihter Erde ruhen; es ist doch kein junger Hund, sondern ein menschliches Wesen!“

„Natürlich! Geben Sie nur das Geld her, Fräulein, zum Sarge und für den Platz auf dem Kirchhofe!“

„Alles will ich bezahlen, wie es sich gehört.“

Dankbar blickte Käthe die Freundin an, wenn sie auch vor Schwäche nicht mehr sprechen konnte.

Mary setzte sich an ihr Bett, ganz rot vor Unwillen über das schändliche Benehmen der Hebamme, die, ohne Käthes Genesung abzuwarten, schon vom frühen Morgen an die Kranke unaufhörlich mit Vorwürfen quälte, während Madi zu Mary geeilt war, um ihr zu melden, was vorgefallen.

Die Leiche des Kindes war noch im Hause geblieben, weil Madi sich fürchtete, Sonntags Nacht nach der Lehmgrube zu gehen, wo betrunkene Arbeiter aus der Ziegelei sich herumtrieben, bis sie ihren blauen Montag hielten.

Mit dem Auftrage, einen ordentlichen Sarg zu besorgen, händigte Mary der Hebamme drei Guldenscheine ein, und diese zog sich mit höhnischem

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/449&oldid=- (Version vom 1.8.2018)