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und flüsterte halb bewußtlos: „Er sagte, dies sei… nicht… sein Kind!“

„Wer sagte dies?“ fragte Mary, hastig das Kind wieder zudeckend und über die Kranke sich neigend.

„Er! Johann!“

„Wo hast du ihn gesehen, diesen Schuft?“ rief Mary und sprang heftig auf.

Käthe aber schwieg und mochte offenbar nichts weiter sagen. Fühlte sie sich doch so unglücklich, daß ihr die Worte fehlten, um ihr Herzeleid zu beschreiben.

Dabei zerwühlten ab und zu die fürchterlichsten Schmerzen ihr die Eingeweide und ein Fieberfrost durchschauerte sie nach dem andern, daß ihr die Zähne klapperten.

Sollte denn die Marter niemals enden?…

Eine Zeitlang blieb Mary noch bei der Kranken und bemühte sich, ihr Linderung zu verschaffen. Mit allen Lumpen, die sie nur auftreiben konnte, sie bedeckend, versprach sie ihr, aus der Speisekammer ihrer Herrschaft Arak mitzubringen.

Aufrichtiges Mitleid empfand sie mit der Unglücklichen, die so verlassen war, wie ein von seinem Herrn davon gejagter Hund.

Nachdem Käthe anscheinend sich etwas beruhigt, schlich Mary mit dem festen Vorsatz hinaus, nach einigen Stunden wiederzukommen.

Auf der Holztreppe begegnete sie der Hebamme, die aus der Stadt zurückkehrte und ihr mitteilte, der Sarg, blau lackiert und ausgepolstert, werde gleich gebracht werden und solle anderthalb Gulden kosten.

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Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/451&oldid=- (Version vom 1.8.2018)