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Wie sollten wir uns gegenüber der wunderbaren Kraft, die in der Assoziation der heute noch jungen und kräftigen, heute noch gesunden, allein immer doch nur auf ihren Lohn angewiesenen, im übrigen vermögenslosen Arbeiter zu Invaliden- und Alterskassen, zu Krankenkassen, zu Sparkassen, zu Konsumvereinen, zu Lesevereinen liegt, in der Assoziation, die es ihnen da und dort bereits möglich gemacht hat, selbst die Errichtung billiger Arbeiterwohnungen mit eigenen Mitteln anzustreben – wie sollten wir uns eines Gefühls der Bitterkeit erwehren können, wenn wir alle diese Institute nur zu oft mißachtet, verhöhnt oder mißbraucht sehen von einer Propaganda, die nicht besser als die jesuitische und nicht weniger gefährlich ist. Denn auch ihr heiligt der Zweck die Mittel, auch sie arbeitet – mit Feuer und Petroleum – ad majorem Dei gloriam!

Doch kehren wir noch einmal zu unsern Krankenkassen zurück!

Wir haben uns damit begnügt, sie für die Arbeiter selbst als obligatorisch zu fordern. Der Staat kann, für einmal wenigstens, auch nicht leicht weiter gehen: er muß das Weitere der Belehrung, der sich immer mehr Bahn brechenden Einsicht und Erfahrung zu besorgen überlassen. Allein unser Ziel reicht weiter!

Es wird eine Zeit kommen, wo der Arbeiter sich nicht mehr damit begnügen wird, sich mit ihrer Hülfe der Noth eigener Arbeitsunfähigkeit zu erwehren, wo er vielmehr einsehen lernt, daß das Unglück, wo immer es in’s Haus einbricht und seine Sparpfenninge aufzuzehren droht – ob es nun die Frau sei, die ihm erkrankt, ob Eines seiner Kinder nach dem Andern – daß auch dieses Unglück ihn

Empfohlene Zitierweise:
Carl Zehnder: Aerztliche Glossen zum Fabrikgesetz-Entwurf : mit Anhang. Cäsar, Zürich 1876, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:ZehnderAerztlicheGlossen.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)