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andere wird am bequemsten auf dem Jantsekiang bewerkstelligt, den ja alle vorhin bezeichnete Straßen durchschneiden.

Nach den Aussagen der Chinesen selbst sind alle diese innern Wege, besonders im nördlichen China, mit großen Unbequemlichkeiten verknüpft. Die Flüsse sind hier nur im Sommer und Herbst fahrbar, da sie im Winter zufrieren; wegen ihrer raschen Strömung ist die Schifffahrt aufwärts sehr beschwerlich; durch den sehr gewundenen Lauf der meisten wird sie in die Länge gezogen und hat dabei mit Wirbeln und Untiefen zu kämpfen. Besondere Schwierigkeiten macht die Ueberführung der Waaren von einem Fluß zum andern, wobei oft schwere Lasten auf kaum gangbaren Bergwegen mit unsäglicher Mühe auf menschlichen Schultern hinübergeschafft werden müssen. Ein andres Hemmniß der Waarenbewegung auf dem Landwege ist die Unzulänglichkeit der Transportmittel in China, da die Viehzucht wenig entwickelt ist, und überall ein bei der Größe der Bevölkerung und der Lebhaftigkeit des Waarenaustausches stark hervortretender Mangel an Zugvieh sich fühlbar macht.

Bei solchen Verhältnissen machte sich die Nothwendigkeit einiger centralen Niederlagsplätze, aus denen die Waaren zu der für den Transport günstigsten Zeit auf die ihren Verbrauchsstätten nahe gelegenen Märkte gebracht werden könnten, von selbst geltend. Als die bedeutendsten Stapelplätze nun im mittlern China, aus denen der Norden des Landes sich mit allen Erzeugnissen des Südens versorgt, namentlich mit Thee, erscheinen Hang-kao, Wutschang-fu und Hanjan. Diese drei Orte, von denen Hang-kao („das Thor des Handels“) und Wutschang-fu auf dem einen, Han-jan beiden gegenüber auf dem andern Ufer des Jantse-kiang liegen, bilden zusammen eine und jedenfalls die größte Stadt der Welt. Der französische Missionär Huc schätzte im Jahre 1846 ihre Einwohnerzahl auf 8 Millionen. Ein Mitglied der englischen Gesandtschaft in Peking, welches Hang-kao später, aber doch vor der Erschließung des Jantse-kiang für die Europäer, besuchte, vergleicht die rastlose Handelsbewegung dieses Marktes mit dem Treiben auf der Messe zu Nischni-Nowgorod, nur mit dem Unterschiede, daß sie in Hang-kao nicht, wie in Nischni, nur zwei Wochen, sondern das ganze Jahr hindurch anhält.

Die größten Stapelplätze des nordöstlichen China sind die Städte Wei-hai-fu (Prov. Honan) und Thai-juan-fu (in der Prov. Schansi). Aus den Niederlagen der letzteren beziehen namentlich Kalgan und Kiachta ihren Bedarf. Für das nordwestliche China und die westlichen Außenländer Chinas in Mittelasien haben die Städte Singan-fu und Hun-tschan-fu dieselbe Bedeutung.

Die Nachrichten über die Handelsverbindungen zwischen Thai-juan-fu

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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zweiter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1867, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_II.djvu/326&oldid=- (Version vom 1.8.2018)