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die Bewegung, und der Weg wird dadurch sehr in die Länge gezogen, dazu kommen die Bergübersteigungen, die bei dem schlechten Zustande der Straßen und bei der Waarenbeförderung auf Kameelen nur schwer und langsam von Statten gehen.

In der Mongolei überhaupt, und in der westlichen besonders, werden alle Lasten auf Kameelsrücken fortgeschafft. Der Transport zu Wagen, die, wie in der südrussischen Steppe, mit Ochsen bespannt wären, ist unmöglich, weil Ochsen in Sandsteppen, wo sie mehrere Tage ohne Wasser aushalten müßten, nicht zu brauchen sind. Nur auf dem Striche von Kalgan nach Kiachta verkehren zuweilen im Sommer auch Wagentransporte mit Ochsenbespannung. Eine Verbesserung der Wege und die Anlage künstlicher Verbindungsstraßen ist unmöglich (?), und die Beförderung der Waaren wird auch künftig so, wie bisher, geschehen müssen – mittelst Kameele.

Die mongolischen Kameele sind zum Transport nur vom September bis Ende Mai zu verwenden, weil sie Ende Mai oder Anfang Juni die Wolle verlieren und dann bis etwa Mitte September zum Lasttragen unbrauchbar sind. Da nun aber die Reise von Liang-tscheu nach Kuldscha und Tschugutschak, und wahrscheinlich auch Kobdo, etwa 2 Monate Zeit erfordert, so können die ersten Theetransporte, die um die Mitte September nach den bezeichneten Plätzen expedirt werden, vor Mitte November nicht ankommen, und die letzten müssen spätestens Mitte oder Ende März von Liang-tscheu abgehen. Die Absendung von Theekarawanen aus Liang-tscheu kann also nur 6 Monate hindurch im Jahre stattfinden.

Zur Reise von Kalgan nach Kiachta gebrauchen die Karawanen etwa 30 Tage, folglich kann Kiachta durch Kameele sich 7 Monate im Jahre mit Thee versorgen, abgesehen davon, daß hier auch, wie bemerkt, der Thee zu Wagen geliefert werden kann.

Wenn man die Zeit bedenkt, die einerseits zum Karawanenmarsche nach Tschugutschak, Kuldscha, Kobdo, andrerseits nach Kiachta erforderlich ist, so ergiebt sich, daß dieselbe Zahl Kameele, welche den Weg zwischen Kalgan und Kiachta sieben Mal zurückzulegen im Stande ist, von Liang-tscheu nur drei Reisen an die Tauschplätze der westlichen Grenze China’s machen kann, folglich bedarf es zum Transport einer und derselben Waarenmenge einer mehr als doppelt so großen Zahl Beförderungsmittel auf dem zweiten Wege als auf dem ersten[1]. Wenn also der Handel von Kiachta nach Tschugutschak


  1. Das Gewicht der russischen und chinesischen Waaren, die jährlich über Kiachta gehen, beträgt ungefähr 700,000 Pud, ein Kameel trägt im Durchschnitt etwa 70 Pud, folglich sind, wenn die Expeditionen ununterbrochen fortgehen, zur [320] Beförderung dieser Waaren 10,000 Kameele nöthig. Die Versendung derselben Last über Tschugutschak, Kuldscha oder Kobdo würde dagegen mindestens etwa 23,000 Kameele in Anspruch nehmen.
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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Zweiter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1867, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_II.djvu/334&oldid=- (Version vom 1.8.2018)