TBHB 1943-02-19

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Textdaten
Autor: Hans Brass
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Titel: TBHB 1943-02-19
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Entstehungsdatum: 1943
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Originaltitel: Freitag den 19. Februar 1943.
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Quelle: Commons
Kurzbeschreibung: Ungekürzte Tagebuchaufzeichnungen vom 19. Februar 1943
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Einführung

Der Artikel TBHB 1943-02-19 zeigt die ungekürzten Tagebuchaufzeichnungen von Hans Brass vom 19. Februar 1943. Diese Aufzeichnungen erstrecken sich über zwei Seiten.

Tagebuchauszüge

[1]
Freitag den 19. Februar 1943.     

[1]      Gestern Abend fand eine große Kundgebung im Berliner Sportpalast statt, auf der Dr. Goebbels redete. Die Veranstaltung wurde, wie das jetzt immer üblich ist, erst kurz vorher bekannt gegeben, teils, um eine Störung durch die Engländer zu vermeiden, teils wohl auch aus Angst vor Attentaten oder sonstigen Störungen. Dr. Goebbels redete zwei geschlagene Stunden. Seine Rede bestand aus zwei Teilen. Der erste Teil war eine sehr alarmierende Darstellung der Lage an der Ostfront mit einem kaum noch verhüllten Appell an die Engländer, doch endlich die Gefahr des Bolschewismus einzusehen, der an der Kanalfront nicht Halt machen würde. Dieser Teil war stark mit Hassausbrüchen gegen die Juden gewürzt. Dann schwenkte er plötzlich um u. versicherte, daß wir stark genug wären, die Ostfront zu halten, ja, daß wir im Frühjahr wieder zur Offensive übergehen würden, – u. zu diesem Zweck solle nun der totale Krieg noch totaler werden. Dieser zweite Teil stand wieder unter dem Motto [2] „Das Volk will Taten sehen!“ – Diese Taten bestehen nach Dr. Goebbels zunächst einmal darin, daß alle Nachtlokale, Amüsierbetriebe u. Luxusrestaurants geschlossen worden sind u. Herr G. nahm Gelegenheit, hierbei aufreizend von den Besuchern dieser Lokale zu sprechen. Sodann verkündete er, daß er das Reiten auf Straßen u. öffentlichen Plätzen verboten habe, damit die schlichte Arbeiterfrau von solchem Anblick nicht schockiert werde. Im Grunewald u. sonstwo ist das Reiten demnach also auch weiterhin erlaubt. Es ist also praktisch so, daß die reichen, draußen wohnenden Leute davon unberührt bleiben, während die in der Stadt gelegenen Reitinstitute, die ihre Pferde stundenweise vermieten, nun sehen können, wie u. wo sie künftig ihre Pferde bewegen können. „Das Volk will Taten sehen!“ – Sodann kündigte Herr G. rücksichtslose Maßregeln gegen Drückeberger, besonders Frauen der höheren Kreise an u. erging sich in aufreizenden Bemerkungen über diese „Nichtstuer“. Zum Schluß stellte Herr G. zehn Fragen, die natürlich alle mit Begeisterung bejaht wurden: ob das deutsche Volk noch das Vertrauen zum Führer habe, – ob es den Krieg bis zum Weißbluten fortsetzen wolle, – ob das Volk sechzehn Stunden täglich arbeiten wolle usw. – – Vor einiger Zeit erzählte Herr Dr. W. –, der wieder einmal in Berlin bei seinen Parteifreunden gewesen war, – wie diese Freunde, die ausnahmslos gut bezahlte Parteiposten haben, im Luxus schwelgen. Sekt wird wie Wasser getrunken u. die Speisetafel biegt sich unter der Last der Speisen, wenn diese Leute ihre Gelage veranstalten. Einige seiner Freunde waren bei Herm. Göring zum Geburtsag gewesen, dort war dasselbe Bild. Göring schenkte seiner Frau ein schweres, goldenes Armband. Wenn wir Gold haben, ohne es abzuliefern, steht darauf Zuchthaus. – Die gestrige Veranstaltung im Sportpalast wirkte auf mich wie ein gellender Schrei der Angst, – man kann vermuten, daß es noch viel schlimmer steht, als wir ahnen. Zugleich war die Veranstaltung eine Kampherspritze für das Volk u. eine zunächst noch etwas vorsichtige Aufreizung zum Klassenhaß. Die Wut des Volkes soll rechtzeitig abgelenkt werden.