Zum Inhalt springen

Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Otterkönig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Das verwünschte Bergwerk Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Nixenliebschaft
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[194]
326.
Der Otterkönig.

An der Saale, in der Nähe des sogenannten Kessels unter Wilhelmsdorf, ließ sich in den ältesten Zeiten, und läßt sich zuweilen noch in unsern Tagen eine Otter sehen, welche eine kleine goldene Krone auf ihrem Köpfchen trägt. Schon manchem Bewohner der Umgegend hat es nach dieser Krone gelüstet, doch sie zu erlangen ist keine gar leichte Sache. Man muß zuvörderst ein weißes, reinliches Tuch bei der Hand haben, dieses Tuch wird, wenn man auf den Otterkönig trifft, vor demselben auf den Erdboden ausgebreitet, und das Begehr nach seiner Krone ausgesprochen. Kaum geschehen, so muß der Beschwörer schleunigst entfliehen. Der erzürnte Otterkönig verfolgt ihn aufs heftigste, und es kostet ihm das Leben, wenn er [195] nicht durch das Wasser sich retten kann. Nur einem armen Manne aus dem Costhale soll vor langer Zeit der Raub dieser Königskrone gelungen sein. Denn als er nach gelungener Flucht am andern Morgen nach seinem Tuche sah, hatte der Otterkönig die goldne Krone darauf abgelegt.