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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Gespenstige Thiere

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Der unvorsichtige Kucksmüller Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Donner-Wirthshaus
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[125]
255.
Gespenstige Thiere.

Vieles weiß die Sage von Erscheinung gespenstiger Thiere, auch in der Umgegend des Dorfes Triebes zu künden. An dem Kirchsteig von Weisendorf nach Triebes steht ein alter wilder Birnbaum. Unter demselben ruht nächtlicher Weile ein großer, schwarzer Bär, der umkreist den Baum bis zu einer gewissen Weite. Oefters schon ward er gesehen, doch noch nie hat er Jemandem Leid zu gefügt. Des Nachts hütet man sich gleichwohl an dem Baume vorüber zu gehen.

Auf der Stelle, wo die Wege von Weisendorf nach [126] Böhmersdorf und von Triebes nach Zeulenroda sich kreuzen, haben Wanderer oft zur Nachtzeit einen schwarzen Hund mit feurigem Rachen und glühenden Augen erblickt. Oefters verwandelt er sich Angesichts des erschrockenen Wanderers in einen schwarzen Sack oder einen Haufen Dünger. Auch begleitet nicht selten eine schwarze Gestalt, sobald die Dunkelheit der Nacht eingetreten ist, den Wanderer seitwärts links in dem Wiesengrunde, ohngefähr 50 bis 60 Schritte vom Wege ab, bis beinahe nach Triebes hinein; sie scheint mit jenem Hunde in Verbindung zu stehen.

Auf einer Lode, die Tribe genannt, zwischen Hohenölsen und Teichnitz, wo auch ein Reiter ohne Kopf spukt, sah ein Jägerbursche aus Tornschwitz ein großes feuriges Kalb, wollte nach demselben schießen, wagte es aber doch nicht, und kam ganz verstört nach Hause. Als er seinem Prinzipal erzählte, was er gesehen, schenkte ihm dieser einen Gulden und gebot ihm, niemandem davon zu sagen.