Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Kirche zu Triebes sucht ihre eigene Stelle

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Die Seele geht in ihr Stammhaus zurück Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Das Holzweibel im Ofenloche
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[129]
258.
Kirche zu Triebes sucht ihre eigene Stelle.

Als die erste Kirche zu Triebes gebaut werden sollte, hatte man dazu eine Stelle jenseit des Baches auf der Höhe zwischen Triebes und Böhmersdorf erwählt. Man fing an den Grund des Baues auszuführen, nahm aber mit Verwunderung wahr, daß jede Nacht das des Tages vorher vollbrachte Werk durch unsichtbare Hand an die Stelle hingerückt war, wo jetzt mitten im Dorfe die Kirche steht. Nach manchen vergeblichen Versuchen gab man endlich den Bau auf dem Berge auf und erbaute die Kirche auf der Stelle, wo sie jetzt steht. Jene ersterwählte, jetzt mit [130] schwarzem Holze bewachsene Stelle wird noch immer das Kirchenholz genannt, und dort herum wirft es des Nachts öfters mit Steinen nach dem einsamen Wanderer.

Auch wird erzählt, daß in der ersten Kirche zu Triebes eine überaus große und schöne Glocke gehangen, die im dreißigjährigen Kriege vergraben wurde und zwar an einem Orte, wo im frühen Heidenthume eine Kapelle gestanden. Dieser Ort ist der jetzigen Kirche nicht fern, und mit der Scheune des Bauers Joh. Georg Krämer bebaut.