Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Schloß Voigtsberg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Das seltsame Stadtrecht von Schöneck Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Frau Bertha von Reuß
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[51]
185.
Schloß Voigtsberg.

Nahe bei Oelsnitz erhebt sich ein Berg mit dem alten Stammschlosse Voigtsberg, welches nicht nur dem Amte, sondern dem ganzen Voigtlande seinen Namen verlieh. Eine sehr alte Sage führte die Erbauung bis zu des Römers Drusus Germanicus Zeiten hinauf, der hier Lager geschlagen haben soll, und spätere Dichter reimten:

Druse, der edle römisch Voit
Baute diesen Berg in Roth,
Da er Kriegs in Deutschland pflag,
Voigtsberg heißt es auf diesen Tag.

[52] und ferner:

Vom Voigtsberg das ganz umliegend’ Land
Ward allenthalben das Voigtland genannt,
Die Burg, die stund viel manche Jahr
In der Herrn von Plauen Hand ohn’ G’fahr.

Karl der Große soll zuerst dem Lande einen deutschen Schirmvoigt gegeben haben, und dieser habe Eckebrecht geheißen. Einer der drei Söhne desselben hieß Heinrich, und war der Fromme zubenamt. Dieser hinterließ abermals drei Söhne, von denen der mittlere wieder Heinrich hieß, den Beinamen: der Reiche führte, wie denn dieser Name bedeuten soll Heim-reich, d. h. der ein reiches Heim oder Erbe hat. Dieser Heinrich hinterließ vier Söhne, welche die Stammväter der vier Linien des Reußenlandes wurden, und war dieser Name Reuß von Ruzzen, einem wendischen Volksstamme abgeleitet, daher im russischen Czarentitel es wiederum also lautet: Selbstherrscher aller Reußen.