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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Vom alten Schlosse Schwarzburg

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Nixe beim Tanze Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der heilige Berg
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[216]
351.
Vom alten Schlosse Schwarzburg.

Das höchst romantisch gelegene Schloß Schwarzburg, das Ziel zahlloser Reisenden, soll in sehr frühen Zeiten begründet worden sein. Alte thüringer Chronikenschreiber berichten, als Dieterich von Bern, der nahe Anverwandte des Königs Irminfried, in das Thüringerland gekommen, seien in seinem Gefolge tapfere Mannen gewesen, die haben aus der Höhe über dem tiefen und wilden Thalflusse eine Kohlenbaute gefunden, und diese Meilerstätte zur Anlage eines Burgbaues erkoren. Andere sagen, daß ein naher Verwandter des großen Sachsenherzogs Wittekind, der den gleichen Namen geführt, Gefangener Kaiser Karl des Großen geworden, der ihn habe taufen lassen, und selbst sein Taufpathe geworden sei, weil er Wohlgefallen an dem stattlichen [217] und tapfern Sachsenhelden gefunden. Der Taufnahme des jüngern Wittekind, welchen man nur den „schwarzen Ritter“ nannte, sei Ludwig gewesen, und zwei zugleich Mitgefangene Söhne desselben, Wittekind und Walperto, seien Karl und Ludwig getauft worden. Karl wurde darauf von seinem Pathen Karl dem Großen zu einem Gaugrafen im Thüringerwalde erhoben, und mit Land von 20 Meilen im Umkreis begabt. Daher stammten die Grafen von Schwarzburg, die später zu den Viergrafen des deutschen Reiches zählten; sie haben sich aber nicht alsobald nach Gründung ihres Stammes nach der späteren Stammburg Swartzinburg genannt und geschrieben. Dieses alte Haus steht längst nicht mehr; an seine Stelle trat ein ungleich jüngeres und schöneres Schloß, das die Gegend schmückt und die Häuser des Ortes „Thal unter Schwarzburg“ und darin die „Männer von Schwarzburg“ beherrscht. Der Weg vom Burgberge hinab zum Flusse heißt der Sachsensteig.

Wittekind, der schwarze Ritter, soll alten Sagen zufolge bei der Erbauung der Schwarzburg ebenso betheiligt gewesen sein, wie bei der Sorbenburg. Seinen Namen überliefert noch ein altes Mauerstück zwischen den Dörfern Hetlingen und Engerda bei Orlamünde, welches die Wittekindsmauer genannt wird. An dieser Stelle soll Wittekind, bevor er in Gefangenschaft gerieth, einen Sieg gegen Karl den Großen erkämpft und über den gefallenen Feinden auf zwei großen Haufen den Leichenbrand haben schüren lassen. Diese Hügel heißen noch heute „die Kummeln“.