Topographia Bavariae: Rain

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Rain
<<<Vorheriger
Radstatt
Nächster>>>
Regenspurg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main Merian 1644, S. 68–69.
[[| in Wikisource]]
Rain (Lech) in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[68]
Rain.

Ist zwar kein grosse / aber fein gebawte Statt in OberBäyern / vnd in die Fürstliche Regierung Mönchen gehörig / an dem Wasser Acha / nich weit von dem Lech / so Bäyern vnnd Schwaben scheydet / vnnd ein ziemlichen Weg vnderhalb Rain in die Thonaw fällt. Es hat diese Statt ein LandGericht / darinn der Marckt Petmeß / ein Closter / ein Schloß / 4. Adeliche Sitz / 7. Hoffmarchen / sampt etlichen Dörffern / vnd andern Gütern liegen. Ist gar ein alter Orth / den Cluverius für das bekandte Glarenna halten thut; vnnd vest / wie in dem jetzigen Krieg / man es wol erfahren / in welchem die Bäyrischen / an dem Lech / vnd dessen Krümme / Schantzen / auffgeworffen / darvon sie mit Stücken wider die Schwedischen starck gespielt / vnnd darauff zwischen beyden Partheyen ein ziemblich Treffen vorgangen / darüber beyderseits / sonderlich von den Bäyrischen viel geblieben / vnnd der General Graff von Tilly in das Bein geschossen worden; davon er hernach zu Ingolstatt gestorben; vnnd der König auß Schweden hierauff die Statt Rain / den sechsten Aprilis alten Calenders / Anno 1632. eingenommen hat; wiewol sie die Bäyrischen den sechs vnnd zwantzigsten Septembris / selbigen Jahrs / von den Schwedischen wieder gewonnen / vnd den ersten Octobris / auch dieses Jahrs / vom höchstgedachten König wieder erobert / vnd der Obriste Mütschefall / so den Bäyrischen diese Statt / mit Beding vbergeben gehabt / den fünfften dieses Weinmonats / zu Newburg an der Thonaw / deßwegen geköpfft worden ist.

Anno 1633 den 12. (al. 13) Mertzen / erstiegen die Bäyerischen dieselbe / sambt der Schantz / Morgens frühe / vmb drey Vhr / auß vbel Wachten der Schwedischen; wie ihr Historicus Kemnitzius bezeuget. Anno 46. bekamen den eylfften Septembr. solche Statt die Schwedischen mit Accord wider / tratten gleichwol / auff getroffnen Stillstandt der Waffen / im Mertzen deß folgenden Jahrs / dieselbe dem Herrn Churfürsten wider ab. Anno viertzig acht den 17. 27. Maij eroberten die vereinbarte Frantzosen / vnnd Schweden / die von den Bäyerischen verlassene Schantz an der Lechbrucke bey diser Statt / weilen Ihre Churfürstl. Durchleucht das obangedeutete Armistitium wider auffgekündet hatten / vnd nahmen Sie / den ersten Junij / Newen Calenders / das HauptQuartir zu Pfaffenhofen. Schrobenhausen / Moßburg / Landshuet / Erdingen / Landaw / Dinggelfingen / etc. bekamen sie ohne Widerstand; das Churfürstl. Lusthauß / vnd Meyerey / Schleißheim / ohnfern Mönchen gelegen / nahmen die Herren Generalen in ihren Schutz; das Schloß zu Freysingen aber / eroberten sie den 24. Maij / Alt. Calenders mit Gewalt / vnnd den 9. Junij / das Saltzburgische Stättlein Mühldorff am Inn / mit Beding / daselbst sie sich gelagert / weilen sie da den Vollauff gefunden / vnnd weiter / den Sommer über / nichts sonderlichs verrichtet / auch / ausser der hinweckgezehrten LebensMittel / keinen sonders grossen Schaden gethan; dann daß die Schlösser Isereck / (davon oben) vnnd Leonsperg / neben etlichen geringen Dörffern / vnd zwar mehrertheils / wie man berichtet hat / durch die Frantzosen abgebrandt worden seyn sollen. Siehe oben Mostening / vnnd Newmarckt. Den 26. Junij / Alt. Calend. seyn beyde Confoerderirte KriegsHeer / zu obgedachtem Müldorff wider auffgebrochen / sich folgends in Bayern / zu Landshuet / vnnd deren Orth an der Isar / noch eine gute Zeit auffgehalten / vnd endlich / nach dem allerhand Mangel erscheinen wollen / im Herbstmonat / wider auß dem Land / vnd den 1. 11. Octobr. zu Kauffringen / zwischen Augspurg / vnd Landsberg / vber den Lech / vnnd nach Laugingen / Thonawerth / vnnd selbiger Orthen an der Thonaw / gezogen; die Käyserisch- vnd Bäyerischen aber / haben die eroberte Oerter wider nach vnd nach eingenommen: Vnd ist / von den Schwedischen deß Jahrs 49. Vermög General FriedenSchlusses / auch die besagte Rainer Schantz wider abgetretten: In der gemeldten Statt Rain aber / hat den 6. 16.

[69] Sept. dises 49. Jahrs / das Wetter in einen Pulverthurn geschlagen / daß davon zwantzig Häuser vbern Hauffen geworffen / vnnd fast die halbe Statt verderbt; auch ein grosses Stück von der Mauern gefällt worden ist.

Sonsten findet sich auch ein Marcktfleck / zwischen Regenspurg / vnd Cham /im Walde / dises Namens / so aber Rayn / von Theils auch Rayen / geschriben wird / vnd An. 1648 von den Schwed. wie im 6. Theil deß Theatri Europaei stehet / gäntzlich in die Aschen gelegt worden ist.