Topographia Sueviae: Eßlingen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Eßlingen (heute: Esslingen am Neckar)
<<<Vorheriger
Eroltzheim
Nächster>>>
Ettlingen
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 69–70.
Esslingen in Wikisource
Esslingen am Neckar in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T22]
[69]
Eßlingen.

Diese ReichsStatt am Necker / ein Meil von Stutgart / vnd 3. Meil von Tübingen / gelegen / hat jhren Nahmen von den Eyseklingen / wegen der Hämmer / so vor diesem in dem Neckerthal gewesen / allda die Hammerschmid bey Tag vnd Nacht sich haben hören lassen. Käyser Fridericus II. hat sie mit einer Mawren vmbgeben / vnd Anno 1215. oder 20. zu einer Statt gemacht. Der Lufft ist allda gut vnd gesund. Die drey Vorstätt machen sie groß vnd weit / in deren einer zwey Klöster / in der andern ein Kloster / vnd zwo grosse Brücken (darunter die eine 5. Gewölb / vnd 2. Thor / vnd die ander 7. Gewölb hat / ) vnd in der dritten Vorstatt zwey Klöster seyn / deren das eine zu S. Augustino, lang / weit / vnd gar starck / darinn ein gar lustiger Garten. Die fürnembste Kirch in der Statt ist zu S. Dionysio, darvon nicht weit der Spital / so vor dem Krieg gar reich gewesen / darinn einer vmb ein billiches ein stattliche Pfründe auff sein Lebenlang hat erkauffen können; ist auch darauß alle Wochen den armen Bürgern / so es begehret / Wein vnnd Brodt gereycht worden. Der Keller ist Achtfächig / darinn hundert vnd fünff Faß Wein ligen können / so alle groß / vnnd deren eins auffs wenigste viertzig Würtenbergische Eymer / oder sechstausend vierhundert Maß / vnd das gröste drey vnd siebentzig Eymer etwan gehalten; wie es dann einen herrlichen vnd grossen Weinwachs vmb die Statt hat / vnnd die Maß groß ist. An Wasser hat es auch keinen Mangel allenthalben in der Statt; vnd gute Brunnen. S. Mariae Kirchen ligt auff einem Hügel / darvor ein gesunder Brunnen stehet. Es seyn auch Klöster in der Statt / als das Dominicaner / da Fündelkinder erzogen werden. Item / das Franciscaner Kloster. Der Freyhoff deß Klosters Adelberg allhie / wird vnter die Freyungen in Teutsch-Land gezehlet / so Käyser Fridericus IV. Anno 1484. Maximilianus 1513. Carolus V. Anno 1552. vnd Ferdinandus I. Anno 1559. bestättiget haben. Das Rathhauß auf dem Marckt ist groß / vnd prächtig / darunter die Metzig / oder Fleischbänck seyn. Vnd ist der Rath der Augspurgischen Confession zugethan. Es war der Statt Reichs-Anschlag vorhin alle Monat zweyhundert vnd zwantzig Gülden / solle aber Moderation biß auff hundert vnd sechs vnd viertzig Gülden / viertzig Creutzer / erlangt haben. Vnd zu Vnderhaltung deß Käyserlichen Cammergerichts / nach dem erhöchten Anschlag / Jährlich 218. Gulden / den Thaler zu 69. Kreutzern gerechnet: Vor Jahren / ordinariè nur 131. Gulden / sechtzehen Kreutzer. Die Burger- oder Trinckstuben / auff besagtem Marckt / ist auch fein erbawet. Es hat die Statt etliche Thor / als das Obere / Blienser / Mettinger / (darbey ein ansehenliche Mühlen ist) Beittenthor / Lantelerthor / Vogelthor / Scheltsthor / etc. Vnd werden die obgedachte drey Vorstätt genandt: Die Erste / die Obere / gegen OberEßlingen / einem Würtenbergischen Flecken: Die Andere / Bliensen / oder Blasianum gegen Tübingen: Vnd die Dritte / Beiten / so drey Thor hat. Käyser Henricus IV. hat da Anno 1077. einen ReichsTag gehalten. Anno 1360. oder 1361. [70] als Käyser Carolus IV. vnd die Fürsten allhie einen Reichstag hielten / vnd in dem Refectorio deß Franciscaner / oder Minoriten Klosters / zu Rath sassen / haben die Bürger eine Auffruhr wider sie erwecket. Der Käyser hat sich mit der Flucht salviert / vnd Graf Eberharden von Würtenberg die Rach anbefohlen: Darüber die Statt belägert worden / gleichwol aber / vermittelst ein hundert tausend Gülden / endlich den Frieden erhalten hat. So ist vorhero Anno 1315. vnd 1316. dise Statt zweymal vom Käyser Friderico III. belägert worden / weil sie es mit seiner Widerpart / Käyser Ludwigen auß Bäyern / gehalten: Er muste aber beydesmal vnverrichter Sachen abziehen. Anno 1449. hat Graf Vlrich von Würtenberg der Eßlinger Weingärten / vnd was vor der Statt war verderbet / auch das folgende Jar jhre Dörfer angezündet. Anno 1555. haben sich die Herren Camerales von Speyer / wegen der Pest / hieher begeben. Es hat Eßlingen zu befreyten Richter die Stätte Vlm / Reutlingen / vnd Heylbrunn / also / daß es in deß Klägers Willkühr stehet / eine auß diesen Dreyen zuerwöhlen / da er seine Sache wider den Rath allhie führen kan. Der Hertzog von Würtenberg hat in dem Eßling- vnnd Reutlingischen Gebiet / die Forst-Gerechtkeit / vnnd thut daher die Wildbrät-Schützen fangen / vnd straffen.

Es sagt einer / daß Eßlingen eine auß den 12. Deputirten ReichsStätten sey / in welcher dieselben jhr jährlich Zusammenkunfften pflegen anzustellen. Man ist aber / so viel man sich zuerinnern / auch anderswo / wiewol beym nächsten Krieg / in vielen Jahren / nicht mehr zusammen kommen / biß Anno 1651. die 4. Außschreibende löbliche Stätte wider allhie eine Zusammenkunfft / oder Tag / gehalten haben. Sonsten seyn etwan die engere CräißTäge auch an diesem Orth wie man berichtet / angestellt worden. Anno 1223. ist das PredigerCloster / vnnd das Ritterhauß allhie zu erbawen angefangen worden. Herr D. Tobias Wagner / Pfarrer allda / schreibet / in seiner Ehrenrettung / wider Johann Warnern / cap. 2. p. 7. es seyen zu Eßlingen / nach der Nördlinger Schlacht / in kurtzer Zeit / auff die achttausent Menschen / an der Pest verdorben. So hat die Statt sonsten auch viel im nächsten Teutschen Krieg / außgestanden / vnnd vnderschiedliche Parteyen einnehmen müssen. Der Fleck OberEßlingen ligt eine ViertelStundt von der Statt. Reusnerus de Urb. Imper. Crusius in Annalib. Suevic. Besoldus in thes. pract. vocab. Forst / Limnaeus de Jure publ. lib. 1. & 7. & Speidelius in Notabil. voc. Freyheit / p. 321.