Unser Falstaff-Maler

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Textdaten
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Autor: Karl Stieler
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Titel: Unser Falstaff-Maler
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aus: Die Gartenlaube, Heft 40, S. 659–663
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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„Falstaff und der Page“ von Eduard Grützner.
Nach einer Photographie von der „Photographischen Gesellschaft“ in Berlin.

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Unser Falstaff-Maler.[1]

Warum nur ist es so selten, daß schöpferisch bedeutende Menschen auf ebenem Wege ihr Ziel erreichen? Mühsal und Noth warten an ihrer Wiege; ein Kampf um’s Dasein ist ihre Jugend, bis sie endlich die Arbeit der Hände mit der geistigen Arbeit vertauschen.

Fast von jedem hervorragenden Künstler läßt sich erzählen, wozu er von Haus aus bestimmt war, bevor er Künstler wurde. Warum? Es ist, als hätte die Natur, wo sie echtes Gold geschaffen, auch gleich das Feuer hinzugefügt, in dem das Gold sich läutert.

Wenn wir zurückschauen auf die ersten Jahre Eduard Grützner’s, dem diese Zeilen gewidmet sein sollen, dann steht eine kahle ärmliche Bauernstube vor uns, um deren Tisch acht kleine Kinder sitzen, wie zwitschernde Schwalben um’s Nest. – Harte Diele, harte Züge, harte Kost!

Eduard Grützner war am 16. Mai 1846 zu Carlowitz in Schlesien geboren, auf der Erde, die sein Vater im Schweiße des Angesichts pflügte. Es hat ja, wenn man aus besseren Tagen darauf zurückschaut, etwas Hochpoetisches, so ganz aus dem ursprünglichsten Volksthum hervorzugehen; es ist ein Schatz unverwüstlicher Frische für den, der ihn zu heben weiß, aber ein Schatz, dessen Besitz auch mit tausend Schmerzen erkauft wird. Denn nur jene, die zutiefst in’s Leben des Volkes hineingesehen, wissen es ganz, was es heißt, ein Bauer sein, welche innere Gebundenheit, welche Menschenscheu, welch’ heimliche Last ein Bauer durch’s Leben trägt, und was es ihn kostet, sich loszureißen aus diesem Banne zur geistigen Freiheit.

Unserem kleinen schlesischen Freunde war diese Freiheit bestimmt, aber freilich verstanden die Eltern etwas Anderes darunter, als er selbst; er sollte ein katholischer Priester werden und die höchste Würde bekleiden, die ein Sterblicher erreichen könne. Für dieses Ziel schien kein Opfer zu groß, das Vater und Mutter sich auferlegten, aber auch der Pfarrer des Ortes, ein liebenswürdiger und menschenfreundlicher Mann, that alles Erdenkliche, um den kleinen künftigen Collegen zu unterstützen. Es war so gut gemeint, und dennoch stimmte es so schlecht zum Charakter, zu der ganzen Persönlichkeit des wilden Knaben, dem schon die ersten frohen Lebensgeister durch die Seele zuckten. Das arme Bauernstudentlein, das zur Theologie erzogen wird, es ist und bleibt ja doch immer ein wehmüthiges Bild – er soll so ernsthaft sein, und wäre doch viel lieber lustig; er ist etwas Anderes, als die übrigen Kinder im Dorfe, und wäre doch so gern ihres Gleichen; er weiß es noch nicht, aber er fühlt es doch mit ahnungsvollem Kinderherzen, wie er schon jetzt heranwächst aus seinem Kreise und innerlich vereinsamt.

So war es wohl auch unserem Freunde zu Muthe, als ihn die Eltern nun nach Neiße auf die Schule sandten, damit er sich mit der lateinischen Grammatik und dem griechischen Alphabet auseinander setze. Mit gekreuzten Beinen und mit aufgestützten Ellenbogen saß er dort auf den verwünschten Bänken und starrte in die gelehrten Blätter, die Cornelius Nepos einst – so vielen Jünglingen zum Leide – hinterlassen; widerwillig mußte er dem großen Kahlkopf Cäsar folgen, aber nicht seinen Heldenthaten, sondern nur den meisterhaften Worten, womit er sie beschrieb. Es war wohl schwer, solch auserlesene Geister zu bemeistern; er saß und brütete, und leise tändelte sein Stift über den Rand des verschwiegenen Blattes. Er kritzelte einen Römer hin, der mit preußischer Pickelhaube Schildwache stand vor dem neuen Capitel; es waren fast die sämmtlichen Genossen, die sich allmählich in dieser heimlichen Gallerie zusammenfanden, und welcher Schüler, der Carricaturen zeichnen kann, hätte dabei jemals seine Lehrer vergessen? Manch schwüles Gewitter zog sich darob zusammen über dem hohen Katheder, wo der Professor zürnend die Locken schüttelte, wie ein drohender Zeus; manch wohlverdienter Blitz fuhr aus seinen Blicken auf den kühnen Bauernknaben – es schlug auch bisweilen ein – aber den kleinen Schalk, der ihm im Nacken saß und über die Schulter sah, konnte nichts mehr vertreiben. Der war sein Trost in den lateinischen Schmerzensstunden und bei den Foltergebilden gleichschenkliger Dreiecke; es ging so hart mit dem Studiren und so leicht mit den lustigen Kritzeleien, die bald jedes leere Blatt bedeckten und sich sogar al fresco verbreiteten. Man zürnte und schalt, aber dennoch konnte man dem liebenswürdigen kleinen Missethäter, der den Beruf des Gesalbten so hartnäckig verneinte, nicht ernstlich böse sein, denn es kam ja auch ihm das alte Dichterwort zu statten:

Von allen Geistern, die verneinen,
Ist mir der Schalk am wenigsten verhaßt.

In Obertertia endlich kam es zum Bruche mit aller Gelehrsamkeit; der innere Drang zum Künstlerberufe war mächtiger, als die äußere Bedrängniß, in welche der halberwachsene Knabe durch diesen Wechsel seines Berufes gerieth. Denn daß die Eltern ihn nach einem solchen Schritte nicht weiter unterstützen würden, das schien wohl außer Zweifel; er konnte es ihnen ja kaum verargen, aber ebenso wenig konnte er ihrer Anschauung die seinige opfern. Und was mochte nun vollends sein Wohlthäter, der gute alte Herr Pfarrer, sagen?

Gleichwohl ging Alles besser, als er sich’s jemals gedacht. Denn obwohl er dem priesterlichen Berufe entsagt hatte, blieb ihm dennoch der alte liebenswürdige Pfarrherr ein Freund, der ihm mit Rath und That an die Hand ging; er sah in dem bedrängten Jüngling nicht einen geistlichen Deserteur, sondern nur den Menschen, den sein Herz überwältigt hatte, und einem solchen durfte ja auch er aus ganzem Herzen zugethan bleiben.

Bald kam von außen her noch weitere Hülfe. Es war der Baumeister Hirschberg, auch ein Schlesier von Geburt, dem man auf einer Reise nach seiner Heimath von dem begabten jungen Manne erzählt hatte, der jetzt mittellos und rathlos in der Welt stehe; sofort suchte er den Bedrängten auf, packte dessen Arbeiten zusammen und nahm sie mit sich nach München.

Nachdem die Künstler, die er dort zu Rathe zog, ihm das seltene Talent seines jungen Schützlings bestätigt hatten, ließ er denselben ohne weiteres kommen und stellte ihm die Mittel zur Verfügung, deren er auf Jahre hinaus für seine Studien bedurfte.

Grützner trat nun zunächst (es war im Jahre 1864) in die kunstgewerbliche Schule ein, die unter den Arcaden ihre Ateliers besaß, und zeichnete dort nach Gypsmodellen, um sich vor Allem

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„Falstaff’s Recruten-Musterung“ von Eduard Grützner.
Nach einer Photographie von der „Photographischen Gesellschaft“ in Berlin.

[662] mit den Elementen der Technik vertraut zu machen. Spielend fügte sich sein Talent, das er bisher nur zügellos geübt, in die festen geregelten Formen, und schon nach kurzer Zeit war er so weit, um in die Akademie der Künste überzutreten. Er arbeitete zuerst im Antikensaal, dann in der Malclasse bei Prof. Anschütz und trat nach Ablauf weniger Jahre in die Schule Piloty’s, der schon für seine Uebersiedlung den Ausschlag gegeben hatte. Welch andere Welt war das nun mit einem Male, wenn er neben dieses rege volle Künstlerleben die Erinnerungen der engen Schulstube und gar der engen Bauernstube hielt; welche Lust war dieses Lernen, das seinem geistigen Bedürfniß so ganz entgegenkam, wie leicht war hier die Unterwerfung unter Regel und Gesetz!

Nur was die Wahl der Stoffe betraf, konnte er sich nie ganz mit den Anschauungen seines Lehrers verständigen; hier erwachte bald der selbstständige, tief individuelle Geist, der in ihm lebte, zum vollen Bewußtsein. Er hatte ein historisches Bild beginnen müssen, ein tragisches Motiv aus dem Leben König Heinrich’s des Zweiten – und sein ganzer Sinn war doch nach der Sonnenseite des Lebens gerichtet. Die Arbeit war nun einmal unternommen und unerbittlich bestand der Meister darauf, daß das Begonnene auch vollendet werde – aber heimlich dazwischen nahm Grützner seinen eigenen Pinsel zur Hand und malte das erste jener lachenden Pfäfflein, die seinem Namen später so viel Ruhm brachten. Beide Theile hatten Recht. Piloty war ja weit davon entfernt, die künstlerische Individualität zu unterdrücken, im Gegentheil: er beschützte sie allenthalben und keine Schule hat vielleicht so viel eigenartige, so grundverschiedene Meister herangebildet, wie die seinige, aber während der Lehrzeit mußte nach seiner Meinung auch der Wille des Lehrers der einzig maßgebende sein. Erst wenn er die Schüler mit vollem Können entlassen, dann mochte Jeder das, was er konnte, auf seine Weise anwenden. Andererseits aber kann man es wohl auch einer schöpferisch begabten, übersprudelnden Natur kaum verdenken, wenn sie bisweilen forschend erproben möchte, was ihr innerstes Ich verlangt, wie sich’s auf eigenen Füßen steht, was man kann ohne den Lehrer. Nur eine Natur, die jedes Talentes bar ist, wird den heimlichen Reiz eines solchen Versuches verkennen.

Noch ein anderes größeres Gemälde stammt indessen aus den Lehrjahren Grützner’s, und dieses war allerdings ganz aus dem Boden seiner eigensten Neigung hervorgewachsen. Es stellt die Recrutenmusterung Falstaff’s dar. Schon auf der Schulbank war dem kleinen Studiosus – Gott mag es wissen wie – ein Abdruck Shakespeare’s in die Hand gefallen, und die Gestalten, die er sich damit eingeprägt, ließen ihn nun nicht mehr rasten und ruhen. Es war der mächtigste Eindruck seiner ganzen Jugend, um so gewaltiger, je unberührter ja sein ganzes Wesen noch von geistigen Einflüssen war. Was konnte natürlicher erscheinen, als daß er diese Gedanken auch in sein Künstlerleben hinübernahm, daß er die Bilder, die ihm vor der Seele schwebten, auch zum Bilde zu gestalten strebte? So war auch in dieser Richtung schon frühe das Gebiet angedeutet, auf welchem Grützner einst so Unübertreffliches leisten sollte, denn seine Fallstaff-Gruppen sind nicht minder ein Unicum, als jene schalkhaften Motive, die er aus der Kutte hervorgezaubert. Die „Recrutenmusterung“ aber ging nach England und ward damit der erste Schritt auf dem Wege jener internationalen Popularität, deren sich der jugendliche Meister heutzutage erfreut.

Seit dem Ende der sechsziger Jahre, nachdem er die Schule Piloty’s verlassen, stand Grützner völlig auf eigenen Füßen und war nun allein Herr seiner Arbeit, seiner Inspirationen und des unbezwinglichen Humors, der in ihm sprudelte.

Zwei heitere Bilder, die in jener Zeit entstanden, weisen uns zunächst in die Theaterwelt; das eine stellt eine Garderobe dar, in der die Mimen sich zum Wettkampf schmücken; das andere ist betitelt „Mephisto hinter den Coulissen“ und läßt genugsam errathen, was dieser geniale Teufel der verschämten kleinen Tänzerin in’s Ohr raunt. Allein dies war nur ein kleiner „Abstecher“, der den Künstler bald genug wieder in jene Sphäre zurückführte, deren unübertroffener Bildner er geworden ist. Wir meinen jene weindurchdufteten Idyllen aus dem Klosterleben.

Man kann es wohl unzählige Male hören, wie trefflich Grützner das „mönchische Treiben“ zu „geißeln“ wisse, aber wahrlich, wenn wir unseren Freund richtig verstanden haben, dann war das mit nichten sein Ziel. Die Kunst kennt überhaupt keine Tendenz; es ist nicht Satire, die er uns bietet, sondern Humor, und zwischen beiden liegt eine tiefe, tiefe Kluft; zwischen beiden steht die Liebenswürdigkeit des Menschen, der die Dinge hinnimmt, wie sie sind, und der lachend lebt und leben läßt. Grützner’s Klosterbilder sind mit völliger Objectivität empfunden und erdacht; sie athmen gleichsam den lebensfrohen Geist; sie sind gewissermaßen die künstlerische Verkörperung der alten – Carmina burana.

Was bedeutet dieses fremde staubig-gelehrte Wort? Im blauen Hochland, am Fuße der zerklüfteten Benedictenwand, stand einst ein uraltes Kloster, Buren oder Benedictbeuern genannt, und unter den Schätzen der tausendfachen alten Pergamente war auch ein Buch voll farbenglühender Lieder – Carmina burana. Es war strenge verschlossen und hing an einem eisernen Kettlein, damit nicht jeder unberufene Novize darin blättern und seine Erbaulichkeit mit unzeitigem Widerhall der prächtigen Verse stören möchte, die würdigen Alten aber verthaten damit wohl manches köstliche Stündlein. Und sie thaten recht; sie hatten der Welt genug an geistiger That gegeben, um auch von der Welt ein frohes Wort dahinzunehmen; ihrem Schaffen that es wahrlich keinen Eintrag, wenn sie bisweilen in lauer Sommernacht dieser fröhlichen Strophen gedachten.

Und so wie jene Lieder gedichtet sind, in jenem lebensfrohen Geiste, sind Grützner’s Bilder gemalt. Je besser sie aber dem Maler gelangen, desto schlechter gelingt es dem Erzähler, ihren Inhalt wiederzugeben; ihr Werth liegt eben darin, daß es so ausschließlich malerische Motive sind – man muß sie sehen, nicht hören. Die Darstellung des Künstlers hat sie erschöpft.

In demselben Geiste liebenswürdiger Naturwahrheit sind auch die reizenden Idyllen gehalten, die Grützner dem altbaierischen Landleben abgelauscht hat, sein „Jägerlatein“, die „Schwere Wahl“ etc.

Es ist bezeichnend genug, daß diese Bilder, so viel auch über sie gesprochen und geschrieben ward, noch nie einen Tadler gefunden haben. An Neidern freilich hat es ihnen nicht gefehlt, und vielleicht war es zunächst der Widerhall dieser Empfindung, wenn man bisweilen klagen hörte, daß ein solches Talent nur an derlei alltäglichen Stoffen und bürgerlichen Motiven sich erprobe. Denn der Hang zur Verkleinerung wurzelt ja unendlich tiefer im deutschen Wesen, als der Hang zur Ueberschätzung; mit einem gewissen Behagen erinnerte sich so Mancher bei dieser Gelegenheit an das geistreiche französische Wort: „il est grand dans son genre, mais son genre est petit.“

Grützner hat seinen Freunden die Freude gemacht, auch diesen Einwand glänzend zu widerlegen, als er vor etwa drei Jahren den großartigen Cyclus seiner sieben Falstaffbilder begann. Hier stand er nicht mehr auf dem ländlich naiven, sondern geradezu auf classischem Boden; der Maßstab, der an diese Arbeiten gelegt werden mußte, war ja von vornherein durch den Namen Shakespeare gegeben. Es durften nicht bloße Illustrationen sein, sondern eine geistig selbstständige That ist es gewesen, welche jene Gestalten künstlerisch neu erschuf, die der Dichter vor Jahrhunderten geschaffen hatte. Daß diese Aufgabe glänzend gelöst war, bewies schon der erste unmittelbare Eindruck, den die Originale bei ihrer Ausstellung im Münchener „Odeon“ hervorriefen; auch der Laie, der sich keine Rechenschaft darüber giebt, worin die Macht eines künstlerischen Eindruckes wurzelt, empfand es klar, welcher Schöpferkraft er hier gegenüberstand. Dieser geistigen Bedeutung entsprach übrigens auch der äußere Erfolg; unter den großen Kunstinstituten, die sich um das Recht der Vervielfältigung bewarben, war selbst die weltberühmte Firma Goupil in Paris, doch gelang es der „Photographischen Gesellschaft“ in Berlin, ihr den Sieg zu entreißen. Die Originale befinden sich im Breslauer Museum; zwei Holzschnitte aus dem berühmten Cyclus, die aus Knesing’s geschätzter Werkstatt hervorgegangen, haben die Leser hier vor Augen, uns aber erschien es thöricht,[2] Bilder weitläufig zu beschreiben, die so klar für sich selber sprechen.

Im Verlaufe weniger Jahre ist Eduard Grützner aus einem jungen Akademiker ein gefeierter Meister geworden; auf allen großen Ausstellungen der letzten Zeit wurden seine Werke bewundert [663] und prämiirt, und weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus, ja selbst weit drüben über dem Meere hat sein Name ruhmvollen Klang. Er selbst aber ist schlicht und anspruchslos geblieben, wie ehedem, ein Liebling des kleinen heiteren Kreises, auf den er seinen geselligen Verkehr beschränkt, denn die Sympathien, die er als Künstler gefunden, verdient in gleichem Maße der Mensch.

Wer noch jung ist, wie er, der spricht nicht viel von der Vergangenheit, aber gedenken mag er derselben wohl tausendmal, wenn er jetzt in seiner prächtigen und doch so trauten Werkstatt an der Arbeit sitzt. Keiner von uns kann die Fülle der Lebensbedingungen, unter denen seine Persönlichkeit sich entfaltet hat, zergliedern; er kann nicht entziffern, was er dem einen oder dem anderen Umstande verdankt, aber vielleicht war es doch gerade der harte Boden der Bauernwelt, aus dem der junge Meister einst seine urwüchsige Frische und dieses kerngesunde Können gewann. Denn eine Macht, die uns lebenslang beherrscht, liegt unsichtbar in jener Erde, aus der wir hervorgewachsen sind.

Dr. Karl Stieler.
  1. In den Kunstausstellungen der letzten Jahre haben die geistreichen Compositionen Eduard Grützner’s und in jüngster Zeit namentlich die Falstaffbilder desselben die Theilnahme der Kunstfreunde an den Schöpfungen dieses so rasch und frisch erblühten Talents in einer Weise angeregt, daß wir dem vielfach uns ausgesprochenen Wunsche nach einem Lebensbilde des Künstlers wohl nachkommen mußten. Wir thun dies mit um so mehr Berechtigung, als der Künstler den Lesern der „Gartenlaube“ auch durch manche erquickliche Leistung werth geworden ist.
    D. Red.
  2. Oho! Nicht jeder der Hunderttausende unserer Leser hat den Shakespeare im Besitz oder so im Kopf, wie der Herr Verfasser. Deshalb erlauben wir uns, auf den betreffenden Artikel über diese Falstaffbilder unter „Blätter und Blüthen“, S. 667 hinzuweisen.
    D. Red
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