Von ettlichen alten geschichten der herren von Wirttemberg
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Hie wirdet ettwas gesagt
von ettlichen alten geschichten
der herren von Wirttemberg
Item ein herre der hieß Graue Eberhart von Wirttemberg / des můter waz ein Hertzogin von Bolland Von der selben frowen siner můter ward der selb Graue Eberhart von Wirtemberg / do er geborn solt werden geschnitten / die was ein frome frowe Als bald sie den herren gesach do sprach sie, tund hin das kinde / die wyle es lept so gibt es allem lande zůschwaben zuschaffen mit kriegen. als bald sie daz gesprach, do starb sie zůhand / vnd ward ouch sonlich jr sag war. Er ward wol achtzig iar alt vnd kriegt mit allen Romschen keysern vnd kúngen die wyle er lebt. Des ersten kriegt der selb herr graff Eberhart von Wirttemberg mit kúng Růdolffen von Rome / der von Habspurg geborn was / Darnach
[509r] krieget er mit kúng Adolffen von Naßowe vnd halff kúng Albrecht der von Osterrych was geborn den gemelten kúng Adolffen an einem stryt erschlahen Darnach můst er do mit dem selben Kúng Albrechten kriegen / vnd weret der selb krieg als lang biß das kúng Albrecht von sinem vetter hertzog Johans von Osterrich erschlagen ward / darnach ward graff heinrich von lútzelburg zů romschen kúng erwelt / vnd der hett kein zweyung jn tútschem lande vnd fůr gen Rome vnd ward da keyser der bestalt mit allen herren vnd des richs Stetten zu tútschem lande das Sie mit Graue Eberharten kriegten / Der krieg weret zehen jare die wyl keyser Heinrich lebt do besaßen die herren vnd die rychstet wirtemberg die burg / do man der selb herr graff Eberhart von wirtemberg einen verheißen stryt vff, gen jnen, vff einen tag vnd streyt mit jnen, vnd het den Stryt erfochten
[510v] do was den dienern zůnote nach dem Roub vnd vielen nach dem roub jn die hitten vnd jn die gezelten vnd damit verluren sie den stryt wider vnd wurden siner diener / ouch siner lúte zefůß der merteil erschlagen vnd geuangen vnd darnach brachen sin eygen Stete an jm / welche aber daz nit teten die wurden jm abgewunnen Biß an Vrach Niffen Wittlingen vnd Sewburg Do er nun den strit vor Wirtemberg verlor vnd Wirtemberg die Burg zerbrochen ward do leten sich die stet gen bůtelspach das was jr Stifft / vnd wz der herren von Wirtemberg begrebte / das geschach der herschafft zůleide vnd zu widerdrieß / dz die greber da die herrschafft jnn lagen zerbrochen wurden / Vnd die stein die da ob den grebern lagen zerschlagen wurden Darnach ward keyser Heinrichen zů Lamparten vergeben Alßbalde das beschach do gewan er jn zweien jaren
[510r] den nehesten darnach all sin búrg stet land vnd lúte wider Do gedacht der selb herre graff Eberhart von Wirtemberg wie sinen vordern gescheen were / vnd wolt jm vnd sinen nachkomen fúrkomen daz es nit mer geschee / vnd let den stifft von bútelspach gen Stůtgarten jn die stat / vnd waren zů Bútelspach nit mer dann ein Probst gewesen vnd sechs Corherren vnd sechs Vicarien / zů den macht er sechs Corherren vnd sechs Vicarien / vnd das ein Probst han solte zwen gesellen Also das jr ewiglichen Siben vnd zweintzig sin sollen one ander priester vnd furweßer die ouch da pfrúnde hand Vnd kamen die Corherren gen Stůtgarten / vnd ward der stifft vnd die Corherren daselbent also bestaetiget An sant Johannes tag Baptisten / do man zalt von Cristi geburt Drútzehen hundert vnd zweintzig jare / Darnach jn dem vierden jare starb der selbe herre Graue
[511v] Eberhart von wirttemberg stiffter des Stifftes zů stůtgarten an sant Bonifacien tag do man zalt nach der geburt Cristi Drútzehen hundert zweintzig vnd funff jare
Item Nach keyser Heinrichs zyten ward erwelt keiser Ludwig der ein hertzog von Beyern was vnd kúng Friderich der ein hertzog von Osterrych was wider einander Mit dem keyser vnd dem kúnge kriegt er och biß an sin tode Der selb herre graue Eberhart ließ einen Sune der hieß graff Vlrich der waz nach jm allein biß an das núntzehend iar / vnd starb an sant Benedicten tag den man heißet Tranßlacio Do man zalt nach der geburt Cristi drútzehen hundert viertzig vnd vier jare / Der selb herre von Wirtemberg ließ zwen Súne graff Eberharten vnd graff Vlrichen von wirtemberg die lebten úbel miteinander / vnd ward daz land zerteilt. Vnd graff Eberhart den man hieß [511r] den gryner oder den Rußenbart der saß zů Stůtgarten vnd het ein wib ein graefin von Hennemberg
Item deselben Gryners brůder graff Vlrich satzt sich mit huß gen Niffen Diser graff Vlrich starb one erben Item der vorgenant graff Eberhart het einen Sune graff Vlrich genant der nam ein hertzogin von Beyern zů wyb, By der gewan er einen sun Nemlichen graue Eberharten den man nante den veyßten vnd ouch den tugenthafften herren
Item als man zalt Tusent drúhundert Sechßtzig vnd acht jare erhůb sich ein mißhelle zwúschent dem alten herren Graue Eberharten von Wirtemberg vnd den Rychstetten zů swaben Also das ein teil vff den andern kriegte by vier jaren / vnd ward swaben land als gar verhergert, das wenig doerffer vff beyden syten vnverbrennt beliben
[512v] Item die herren teten den rychstetten vil schmacheit Sie verhergerten vor den stetten vnd in den doerffern was sie mochten
Item sie erten[?] die aecker vnd die wisen vmb, vnd sauten sempff darjne Sie húwen jnn die Reben ab vnd ouch die bernden bom vnd teten also einander vil mercklichs schadens
Item als diser krieg by vier jaren gewert hette Do reyten eins Mals die von Rútlingen vnd jre soldner heruß jn meinung vihe zůniemen jn ettlichen doerffern als sie ouch teten des wurden die herren gewar Also macht sich der jung herre von Wirtemberg vff mit vil gůtem volck von graffen Fryen Rittern vnd andern edeln vnd errat das vihe vnd jagten den von Rútlingen nach biß an die stat / vnd stunden von den pferden vnd wolten zůfůß stryten. Aber Hiezwůschent hetten sich die jn der stat heimlich gewapnet vnd zugen zů einer [512r] andern porten vß der stat / vnd die wyle die vordern miteinander schlůgen do vmbzugen sie die herren daz jr keiner mer mocht daruon komen vnd stritten mit einander vnd gesigten die von Rúttlingen / vnd kam der jung herre von Wirttemberg vff einem hengst kumm daruon Doch ward er wund Vnd vff der herren syten wurden erschlagen dry graffen / der von Swartzemberg Einer von zolr vnd der graff von Túwingen genant der scherer vnd mit jnen by lxxij Ritter vnd sust edel / vnd vff der von Rútlingen syten wurden nit mer erschlagen dann sechtzehen
Item diß geschach xiiij tag nach dem Meytag alz man zalt .m.ccclxxij iar Darnach zuhand ward diser krieg gericht
Item jn dem jar alz man zalt .m.ccclxxxviij. jar an sant Bartlomeus aubend, [513v] geschach der gemelt stryte vnd das begab sich also. Die swaebischen Rychstette hetten zů samen bracht by achthundert mit glien vnd ij.m. zů fůß vnd zugen fúr einen kirchoff genant Toeffingen by wyle gelegen vnd sturmpten den Also machten sich der alt vnd der jung von wirtemberg vff mit sechßhundert glien vnd by .ij.m zů fůß vnd zugen och zu dem gemelten kirhhofe vnd do sie einander gewar wurden, do stunden die herren dz merteil ab von jren hengsten vnd viengen an zefůß zůstriten, mit den von den steten / vnd jn sunder so drat der jung herr von wirtemberg mit etwieuil grauen vnd edler fúr die andern an den strit / dagegen stalt sich derster volk zuwere / dz zů beiden syten ritterlich geuochten ward / vnd zůhand ward der jung herr von wirttemberg erschlagen / vnd mit jm ein graue von Loewenstein, ein graue von zolr, vnd ein graue von Werdemberg, vnd by Sybentzig Ritter vnd edel die [513r] jnen nachuolgten / vnd ward der erst truck des strytes den herren angewunen, das sie nach vertzagt waren / do sterckt sie der alt von Wirtemberg vnd schrey die herren an / vnd sprach. Sehent wie die stet fliehent, herumb vechtent vnerschrockenlich / sie sind zůhand all vnser, Also wonden ettlich von den stetten die dahinden waren, es were also / vnd begunden fliehen. In dem kamen die herren von Bitsch vnd der Vogte von Roßenfeld mit hundert glienen zůgerant / vnd waren gerůwet, die zertranten der stet here / also / das zůhand den stetten der truck wider angewunnen ward / das sie vnder gelagen / vnd Sigloß wurden / Also gesigten die herren / vnd was hiemit der stryt zergangen
Item vff der Stet syten wurden by Tusent erschlagen, vnd by sechß hundert geuangen, die úberigen entrunnen.
Anmerkungen (Wikisource)
Die 'Chronik der Kaiser, Könige und Päste, sowie der Grafen von Württemberg' erschien um 1480, nach dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke (GW 6687) bei dem Augsburger Drucker Johann Blaubirer. Es handelt sich um eine gedruckte Weltchronik in deutscher Sprache in der Nachfolge Jakob Twingers von Königshofen (vgl. Klaus Graf, in: Verfasserlexikon 2. Aufl. Bd. 11, 2004, Sp. 328f. und http://archiv.twoday.net/stories/5514959/).
Das Werk stellt eine wohl in Augsburg angefertigte Kompilation aus der Straßburger Chronik Twingers und Heinrich Steinhöwels 1473 in Ulm gedrucktem Auszug aus den 'Flores temporum' (Digitalisat Wolfenbüttel) dar. In sechs Kapiteln wird ein Abriss der Geschichte der Päpste (c. 4) und Kaiser (c. 2-3) geboten, der durch Mitteilungen zur Regionalgeschichte des Oberrheins (c. 1 sowie c.6 über die Armagnaken und Erdbeben) und zum Ursprung der französischen Könige (c. 5) ergänzt wird.
Nachträglich erweitert wurde das Kompendium durch das hier wiedergegebene siebte Kapitel zur württembergischen Geschichte. Bis zum Jahr 1344 wird der mit der Geburt Graf Eberhard des Erlauchten (1265) einsetzende Text der im 3. Viertel des 15. Jahrhunderts entstandenen 'Stuttgarter Stiftschronik vom Hause Württemberg' (herausgegeben von Christoph Friedrich von Stälin, in: Württembergische Jahrbücher 1864 Google) wörtlich übernommen. Es folgen Nachrichten über Graf Eberhard den Greiner und seinen Bruder sowie über die Kämpfe zwischen Württemberg und den Reichsstädten (1368-1388).
Die hier wiedergegebene Überlieferung des Kapitels (Hauptstaatsarchiv Stuttgart J 1 Hs. 35, Bl. 509r-513v) diente als Grundlage der bisher einzigen Ausgabe von Christian Friedrich Sattler, Geschichte des Herzogthums Würtenberg unter der Regierung der Graven, Bd. 1, 2. Aufl. 1773, Beylagen, S. 1-4. In der Erstausgabe Ulm 1767 online: Internet Archive.
Digitalisat der gesamten Inkunabel nach dem Exemplar der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart: WLB Stuttgart.