Weinsberg, vormals freie Reichs-, jetzt württemb. Oberamtsstadt. Chronik derselben/Teil 3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Teil 2 Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius
Weinsberg, vormals freie Reichs-, jetzt württemb. Oberamtsstadt. Chronik derselben
Anhang »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).

[123]

e) Stadt Weinsberg wieder unter württembergischer Herrschaft. 1534–1635.

               Württ. Herzog Ulrich 1534–1550.

1534, 12. Mai. Hocherfreut durch Ulrichs fürstliche Zusage bauten nun die von Weinsberg ihre Mauern, Thore und Thürme wieder. Noch zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts fanden sich Spuren von diesen an der Stadtmauer stehenden, später allmählig abgetragenen Thürmen; s. unten Örtlichkeit und Bauten. Ältere Personen erinnern sich noch ihres Standorts und der innerhalb der Mauer auf sie hinaufführenden steinernen Staffeln. Die stattliche, theilweise, besonders in W., N. und O. noch beträchtlich hohe Ringmauer mit sichtbaren Spuren von Außengräben kann noch jetzt um die ganze Stadt verfolgt werden. Auch ihre alten Rechte genoßen die Weinsberger 7 Jahre lang wieder, ohne jedoch die versprochene schriftliche Urkunde über ihre Wiedereinsetzung zu erhalten. Die Ausstellung dieser Urkunde war, wie Günzler im oben berührten archival. Aufsatz sagt, „aus erheblichen politischen Gründen“ verzögert worden. Wohl möglich, daß Ulrichs finsterer Charakter auch feindseligen Einflüsterungen und Gegenvorstellungen von Finanzmännern sein Ohr lieh, ungeachtet das kaum wieder erstandene Weinsberg Eine von den 10 Städten war, welche für die Entschädigung Philipps von Hessen mit 250,563 fl. (wegen seiner Beihülfe 1534) als Bürgen eintraten *)[1].

In diese Zeit fällt auch die Reformation Weinsbergs, wo der im Auftrage Ulrichs das Unterland reformirende Dr. Erhard Schnepf schon um’s J. 1522 (s. oben) gelehrt hatte, und wo ein Schüler Luthers, Johann Gayling von Ilsfeld, vom J. 1530 bis zu seiner Vertreibung durch das sogen. Interim 1548 evangel. Prediger war.

Nachdem die Weinsberger auf die mündliche Zusage Ulrichs 7 Jahre lang ihre alten Rechte genossen hatten, fiel es

1541 auf Einmal den herzoglichen Beamten ein, vorgeblich auf mündlichen Befehl der Räthe und wegen mangelnder schriftlicher Restitutionsurkunde, ihnen diese Rechte wieder streitig zu machen, und alle städtischen Einkünfte wieder gewaltsam zur herzoglichen Kammer zu ziehen.

Vergebens schickten die Bürger Bittschriften über Bittschriften und eine Deputation nach der andern an den Herzog. „Wir haben,“ sagen sie in Einer dieser Eingaben, „oftmals mit nit geringen Kosten durch Schicken und Reisen bei fürstlichen Gnaden, auch deren Hofmeister und Räthe um Verfertigung zugesagten Begnadigungsbriefs angesucht, auch etlichemal die Sachen bei fürstlicher Gnaden eigener Person und durch unsere Gesandte, als Ew. Gnaden anno 43 im Waiblinger Wald geweßt, und zu Stuttgarten im Schloß selbst mündlich gesagt, auch Ew. Gnaden uns erwiedert: „Sie wissen, daß solches der Canzlei und den Räthen befohlen; da sollen wir anfragen.“ Darauf den Gesandten von E. G. Räthen angezeigt worden, daß sie Alles förderlich vorbringen wollen; welches sich abermals eine lange Zeit verzogen und der Keller nichtsdestoweniger mit Einziehung unseres gemein Nutz fortgefahren. Derohalb wir abermals an Hofmeister und Räthe öftermalen supplicirt [124] und unsere Gesandten mündlich ansuchen und anmahnen lassen, da sie erst vor die untere Kammer und von derselben wieder vor die oberen Räthe gezogen. Doch zuletzt auf unser dringliches Begehr und Beschweren dahin gekommen, daß man den Amtleuten zu Weinsberg, wie vormals auch geschehn, wieder um Bericht geschrieben, den sie auch überschickt; aber wir haben abermals keine endliche Abfertigung oder Abschaffung des Einziehens erlangen mögen.“

Alle Bitten und Mahnungen blieben so fruchtlos, als die Berufung auf das Zeugniß des Landgrafen von Hessen, wie der Herzog ihnen vor dessen Ohren und vor allem Volk öffentlich sein fürstliches Wort der Begnadigung gegeben.

Die Erfüllung blieb (nach seinem Tode 1550) seinem edeln Regierungsnachfolger, Herzog Christoph überlassen.

Mittlerweile kam zu diesem Jammer der Stadt

im December 1546 auch noch die Drangsal des schmalkaldischen Krieges, an welchem Herzog Ulrich thätigen Antheil nahm und der so unglücklich für ihn ausfiel, daß der Kaiser Karl V. von Hall her über Öhringen, wo er übernachtete, durch das Weinsberger Thal in Württemberg einrückte, nach Eroberung Weinsbergs am 21. Dec., wobei nicht einmal die Trümmer der Burg verschont wurden, am 24. Dec. d. J. seinen Einzug in Heilbronn hielt, wo er als krank gegen 4 Wochen verweilte, seinen General, Herzog Alba, mit seinen raubgierigen Schaaren gegen Stuttgart vorschickte, dasselbe besetzen ließ und den Herzog nöthigte, sein Land zu verlassen und auf seine Veste Hohentwiel sich zu flüchten, von wo aus derselbe durch Gesandte den Kaiser um Pardon bitten ließ.

Unter harten Bedingungen, durch den Vertrag von Heilbronn, 3. Jan. 1547, gelangte der Herzog wieder zum Besitz seines Landes, von welchem, nebst Stuttgart, schon 34 Ämter dem Kaiser hatten huldigen müssen. Das ohnehin hart bedrängte Land mußte dem Kaiser 3 Tonnen Goldes (300,000 fl.) bezahlen und die festen Plätze, Asberg, Kirchheim, Schorndorf und Weinsberg mußten spanische Truppen des Kaisers als Besatzung aufnehmen. Diese zügellose Besatzung machte den Bürgern Weinsbergs den alten Haß der Östreicher gegen ihre Stadt auf’s Neue durch Raub und grobe Mißhandlungen aller Art fühlbar, und sie wurden erst nach vier schweren Jahren, nach Ulrichs Tode, im Oct. 1551 von derselben befreit, wo der Kaiser seiner in Württemberg liegenden spanischen Truppen in Italien benöthigt war, und wo im Aug.

1552 durch den Passauer Vertrag die Ansprüche König Ferdinands auf das Land, unter Anerkennung der östreichischen Afterlehenschaft und Bezahlung von 300,000 fl. aufgegeben wurden.

Im Juli 1548 wurde das auf dem Reichstage zu Augsburg publicirte sogen. Interim, zu dessen Einführung Kaiser Karl V. den Herzog Ulrich persönlich auf der Durchreise zu Vaihingen aufgefordert hatte, in Weinsberg um so mehr ein- und durchgeführt, als hier noch eine spanische Besatzung des Kaisers lag. Der treffliche evangelische Prediger, Joh. Gayling mußte die Stadt räumen und flüchtete sich nach Löwenstein.

               Unter Herzog Christoph. 1550–1568.

Sobald Herzog Christoph, welcher sich nach dem Tode seines Vaters Ulrich

6. Nov. 1550, wegen der Ansprüche Kön. Ferdinands auf das Land, in aller Eile zu Tübingen und Stuttgart (8. Nov.) huldigen ließ – selbst in Weinsberg, [125] Kirchheim, Schorndorf und Asberg, ohne daß die daselbst liegende spanische Besatzung es verhindern konnte – etwas Ruhe hatte, um die Klagen und Bitten seiner neuen Unterthanen zu hören, fanden auch die von Weinsberg an ihm einen gerechten Regenten, und es verdient bemerkt zu werden, daß selbst Graf Sebastian von Helfenstein, ein Bruder des bei Weinsberg 25 Jahre zuvor Gemordeten, sich für sie beim Herzog verwendete.

Nachdem Herzog Christoph nach Auflösung der Kirchenversammlung zu Trient

1552. 30. Juni das Interim aufgehoben und die württemb. Confession in seinem Lande allgemein eingeführt hatte, gab er

1553. dd. 18. Mai der Stadt Weinsberg urkundlich, durch einen im oft gedachten Weinsberger Privilegienbuch enthaltenen Begnadigungsbrief von diesem Jahr; alle ihr entzogenen Rechte, Freiheiten und Einkünfte zurück und der erste evangel. Stadtpfarrer nach dem Interim, Johann Dieterich, wurde zugleich Superintendent der Diöcese Weinsberg.

Der von der östreichischen Regierung beabsichtigte Wiederaufbau der Burg (s. oben p. 117) unterblieb. Dagegen ließ H. Christoph in der Stadt ein kleines Schlößchen bauen, das aber bei seinem Absterben noch nicht vollendet war *)[2]. Über seine spätere Benützung durch eine fürstliche Person läßt sich Nichts ermitteln. Weil aber die Kellereiwohnung 1660 verkauft wurde, so ward es vorläufig dem jeweiligen Keller zur Wohnung eingeräumt. Im Lagerbuch von 1629 ist es folgendermaßen auch nach seiner Lage bezeichnet:

„Es haben auch Se. Fürstl. Gnaden Eine Behausung sammt einem großen Keller darunter und einem kleinen Gärtlein dabei an dem Kirchhof und der Meßnereibehausung gelegen; so ein Keller amtshalber bisher bewohnt.“

Diese Behausung scheint das gedachte Schlößlein gewesen zu sein. Als „Schlößlein“ erscheint es in der Rechnung von 1707:

„Schlößlein, Keller, Kelter und Kästen sammt Allem verbronnen.“ (Bei dem großen Brand von 1707, s. unten.)

Mit dieser Zurückgabe ihrer Stadtrechte 1553 begann für die Stadt Weinsberg eine Zeit der Erholung von langem Drucke und Elend, welche beinahe 6 Jahrzehnde hindurch (unter Herzog Christoph † 1568, Ludwig † 1593 und Friederich I. † 1608) von keinen neuen allgemeinen Unfällen unterbrochen wurde, außer von Zeiten der Theurung und von Seuchen, als Folgen der Witterungsverhältnisse etc., die wir nun hier von 1534 an bis zu Ende des Jahrhunderts mit einigen Zwischensätzen einschieben.

Die Bevölkerung nahm wieder so zu, daß schon

1555 ein zweiter evang. Prediger oder sog. Diaconus in der Person des M. Christoph Kautz aufgestellt werden mußte, welcher aber, wie Mehrere seiner Nachfolger, nur 1 oder 2 Jahre hier functionirte, bis im Jahr

1595 Ellhofen als Filialpfarrei zum Diaconat kam, von wo an die Dienstzeit der Diacone in der Regel eine längere ist.

Auch eine lateinische Schule mit 2 Lehrern, Präceptorat und Collaboratur wurde in dieser Periode ca. 1560 errichtet. Caspar Breit und Ludwig Schumaier, 2 Lehrer, visitirt 1590 von M. Engelhard. (Crus.)

*           *
*

[126] 1535 ein gutes, fruchtbares Jahr, an Frucht, gutem Wein, Obst etc., weßwegen Alles um den halben Theil abgeschlagen. Kernenpreis 3 fl. 10 kr. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 1 kr., Marbach 1 fl. 36 kr., Lauffen 1 fl. 52 kr., Brackenheim 1 fl. 50 kr. 3 hlr.

1536 war ein so heißer Sommer, daß Brunnen und Bäche versiegen giengen und ein großer Wassermangel eintrat. Daher standen die Mühlen leer. Es wuchs aber ein Ausbund an Frucht und Wein. Kernenpreis 2 fl. 24 kr. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 48 kr. 3 hlr., Marbach 2 fl. 25 kr., Brackenheim 2 fl. 29 kr. 3 hlr.

1537 war ein gutes Fruchtjahr; Kernenpreis 2 fl. 24 kr., der Wein aber hatte übel geblühet; daher wenig, doch guter Wein gewachsen. Weinrechnung Stuttgart 4 fl. 34 kr., Marbach 4 fl. 22 kr., Lauffen und Brackenheim 3 fl. 34–36 kr.

1538 ein kaltes und nasses Jahr, darin wenig Frucht und saurer Wein gewachsen. Kernenpreis 3 fl. 20 kr. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 47 kr., Marbach 7 fl. 38 kr., Lauffen 6 fl. 8 kr., Brackenheim 5 fl. 42 kr. Im Januar d. J. ließ sich ein Komet sehen (Crus.). Heftige Ruhr in ganz Deutschland.

1539 wuchs gute Frucht und Wein, insonderheit des Weins bei s. heißem Sommer ein solcher Überfluß, daß man nicht Fässer genug haben konnte und bisweilen ein volles Faß für ein leeres gab. Es wurden daher in Städten, auch auf dem Land Weinkästen zugerüstet. 3 Wochen zuvor hatte sich der älteste und erfahrenste Weingärtner eines solchen überflüssigen Herbstes nicht versehen. 1 Maas Wein galt vorhin 1 Batzen; 6 Wochen hernach gab man 12 Maas um 1 Batzen. Kernenpreis 2 fl. 36 kr. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 25 kr. 4 hlr., Marbach 2 fl. 10 kr., Lauffen 2 fl. 2 kr., Brackenheim 1 fl. 34 kr. 4 hlr.

1540 ein sehr dürrer und heißer Sommer. Überfluß und Ausbund an Frucht und Wein. Doch sind von der Hitze viele Trauben eingedorrt. Um Bartholomäi hat man die frische Trauben abgelesen und die dürren stehen lassen. Hernach hat es eine gute Durchfeuchte gegeben, wodurch die stehen gebliebene dürre Träublein wieder aufgeloffen und frisch geworden, also daß man zum andernmal gelesen, und ist der letzte Wein besser als der erste worden. Dinkelpreis 20 kr. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 2 fl. 40 kr., Marbach 2 fl. 19 kr., Lauffen 2 fl. 26 kr., Brackenheim 2 fl. 5 kr.

1541 heißer Sommer, abermals reiche Erndte. Dinkelpreis 56 kr. pr. Schffl. Der Wein hat im Frühling Schaden genommen, daher wenig, aber ein guter Trunk. Dinkelpreis 56 kr. Weinrechnung Stuttgart 2 fl. 44 kr. 1 hlr., Marbach 2 fl. 2 kr., Lauffen 1 fl. 56 kr., Brackenheim 1 fl. 37 kr. 5 hlr.

Im Spätjahr Pest in Eßlingen, Tübingen, Bietigheim etc.

1542 ein gar spätes Jahr. Frucht- und Weinblüthe erst um Jacobi, Erndte um Laurentii, Herbst um Simonis und Judä, und so kalt, daß an den Butten Eiszapfen gehangen, daher der Wein gar sauer geworden. Dinkelpreis 20 kr., Kernenpreis 1 fl. 18 kr. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 10 kr., Lauffen 1 fl. 56 kr., Brackenheim 2 fl. 13 kr. 3 hlr.

In Eßlingen raffte die Pest in 1½ Jahren 3500 Menschen weg.

1543 ein mittelm. fruchtbares Jahr. Die Weinblüthe nahm von vielem Regen Schaden. Daher wenig, doch guter Wein gewachsen. Kernenpreis 2 fl. 32 kr. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 2 kr. 5 hlr., Lauffen 6 fl. 21 kr., ebenso Brackenheim.

1544 ein unfruchtbares Jahr. Frühling kalt, windig und frostig. Früchte [127] vom Gefrieren ausgezogen; Rebwerk winddürr, daher wenig Frucht und saurer Wein gewachsen. Kernenpreis 2 fl. 52 kr. Weinrechnung: Stuttgart 7 fl. 8 kr., Lauffen 6 fl. 6 kr., Brackenheim 5 fl. 44 kr. 4 hllr. Herzog Ulrich lieferte den Wein in das Lager der Fürsten des schmalkaldenschen Bundes, worüber der württ. Proviantmeister, Hanns Wernlin, an die Rentkammerräthe schrieb: „wo ihr nit bessern Wein liefert, so werde ihm das Lager verboten werden, denn man hab, mit Bescheidenheit zu melden, die Sch…send darob getrunken.“ Ulrich schickte nun bessern Wein. Man brauchte wöchentlich 3–400 Fuder, wobei die herzogl. Kasse an jedem Fuder 12–14 fl. gewann.

1545. Winterfrucht, Wein und Obst wohl gerathen, Sommerfrüchte aber wegen großer Dürre genau zusammengegangen. Kernenpreis 2 fl. 5 kr. Weinrechnung: Stuttg. 5 fl. 38 kr., Lauffen 4 fl. 52 kr. 4 hlr., Brackenh. 4 fl. 31 kr. 3 hlr.

1546 abermals ein herrlich fruchtbares Jahr, da in Allem ein Überfluß und sehr guter Wein gewachsen. Kernenpreis 1 fl. 48 kr. per Scheffel. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 27 kr., Lauffen 2 fl. 32 kr. 3 hllr., Brackenheim 2 fl. 13 kr. 4 hlr. (Todesjahr Luthers, 18. Februar 1546.) 23–25. April starker Höhenrauch. Sonne trüb und glanzlos.

1547. Frucht, Wein und andere Erdgewächse wohl gerathen. Kernenpreis 2 fl. 28 kr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 4 kr. 5 hlr., Lauffen 3 fl. 59 kr. 4 hlr., Brackenh. 3 fl. 44 kr. 3 hlr. Die höheren Preise Folge von Einquartierungen. S. oben.

1548 ein mittelmäßiges Jahr. Dinkelpreis 2 fl. 32 kr. Wein sauer. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 14 kr., Lauffen 4 fl. 50 kr., Brackenheim 4 fl. 35 kr. 22. Mai Sonnenring.

1549 wuchs viele und gute Frucht. Kornpreis 2 fl. 4 kr. Wein litt im Frühling vom Reifen; in der Blüthe von allzuvielem Regen und Wetterleuchten; daher sauer. Nach trockenem Herbst langer, regnerischer Winter.

1550 wieder ein mittelmäßiges Fruchtjahr; ist aber viel und köstlicher Wein gewachsen. Kornpreis 2 fl. 36 kr. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 45 kr. 4 hlr., Lauffen 3 fl. 5 kr., Brackenheim 3 fl. 12 kr. 3 hlr. Grassirende Pest in Leonberg, Wildbad, Stuttgart etc., weßhalb Herzog Christoph Stuttgart verließ; auch noch im folgenden Jahr. Im Februar heftige Kälte, doch wurde es noch

1551 ein ziemlich fruchtbares Jahr. Kornpreis 1 fl. 12 kr. Weinrechnung: Stuttgart 6 fl. 36 kr., Lauffen 5 fl. 42 kr., Brackenheim 5 fl. 33 kr. Im Spätjahr eine Seuche zu Stuttgart etc.

1552. Frucht und Wein auf’s Beste gerathen. Es war Anfangs ein kaltes, darauf aber dürres Jahr und Alles früh auf der Bahn. Kornpreis 2 fl. per Scheffel. Wein viel und gut. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 19 kr. 2 hlr., Lauffen 2 fl. 2 kr., Brackenheim 1 fl. 56 kr. 1 hlr. Vom Dez. d. J. bis Mitte Februars

1553 ein grausam kalter Winter, worin unbezogenes Rebwerk und Fruchtbäume erfroren; im Frühling und Sommer gab es noch „geschlacht“ Wetter, daß noch eine feine Erndte, ein ziemlicher Herbst und ein guter Wein worden. Kernenpreis 1 fl. 52 kr. Weinrechnung: Stuttgart 3 fl. 5 kr. 4 hlr., Lauffen 2 fl. 2 kr., Brackenheim 1 fl. 50 kr.

1554. Im Januar und Februar große Kälte; mittelmäßiges Fruchtjahr; des Weins wurde, „wegen vieler Anstöße“ wenig, aber noch ziemlich gut. Kernenpreis 2 fl. 4 kr. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 50 kr., Lauffen 5 fl. 32 kr., Brackenheim 3 fl. 48 kr. In Tübingen Seuche bis folgendes Jahr.

[128] 1555. Augsburger Religionsfrieden. Errichtung des Diaconats. S. oben.

1555 wieder wie vor. Jahr mittelmäßig. Früchte ziem. Nothdurft. Kernenpreis 2 fl. 20 kr. Wein wegen Regenwetters, böser Blüthe und Frühreifen im Herbst kein Überfluß; dazu ein „frischer“ = ziemlich saurer Trunk. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 52 kr., Lauffen 2 fl. 42 kr., Brackenheim 2 fl. 33 kr.

1556. Anfangs strenge Kälte; tiefer Schnee, besonders auf der Alb. Dem vorigen Jahr an Früchten gleich. Wein ziemlich viel und gut. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 24 kr., Waiblingen 4 fl. 8 kr., Brackenheim 3 fl. 4 kr. 4 hlr. Anfangs Märzen bis Mitte Aprils war ein Komet sichtbar, worauf eine große Hitze folgte (Crus.).

1557. Nasser Sommer. Gleichwohl Nothdurft an Früchten. Kernenpreis 2 fl. 12 kr. Wein, weil er spät geblüht, ziemlich sauer. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 49 kr., Lauffen 3 fl. 36 kr., Brackenheim 3 fl. 25 kr. 4 hlr. In den Niederlanden große Theurung und Hunger; daher starke Ausfuhr aus dem württemberger Land.

1558 ein gutes und fruchtbares Jahr; allein großer Raupenfraß, besonders am Capiskraut; Korn in großer Hitze sehr gereift, ehe es zu Kräften gekommen. Wein viel und sehr gut. Weinrechnung: Stuttg. 4 fl. 17 kr., Waibling. 3 fl. 52 kr., Brackenheim 3 fl. 56 kr. Es stand ein trüber Komet am Himmel.

1559 ein kaltes, spätes und nasses Jahr. Kernenpreis 3 fl. 24 kr. Wein wenig und sauer. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 21 kr., Lauffen 4 fl. 36 kr., Brackenheim 4 fl. 17 kr. Zunehmende Theurung. – Emanation der großen Kirchenordnung v. Herzog Christoph. –

1560. Geschlachter Frühling, da Alles schnell gewachsen. Um Johannis lang währendes Regenwetter. Viel Schaden von großem Gewässer; daher ziemlich schwache Erndte und sehr mittelmäßiger Herbst. Ziemlich viel, aber saurer Wein. Kernenpreis 3 fl. 24 kr. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 14 kr., Lauffen 2 fl. 54 kr., Brackenheim 3 fl. 13 kr. 2. Nov. und 28. Dez. Nordlichter. Sehr kalter Winter. (Todesjahr Phil. Melanchthons, 19. April 1560.) Am Ende des Jahres mancher Orten Pest.

1561 spätes, kaltes und nasses Jahr, mit vielen Nebeln und Honigthau, welche die Frucht- und Weinblüthe sehr verderbt; daher beides wenig und der Wein sauer geworden. Kernenpreis 3 fl. 40 kr. Weinrechnung Stuttgart 5 fl. 29 kr., Lauffen 5 fl. 48 kr., Brackenheim 5 fl. 16 kr.

1562. Obwohl Alles früh auf der Bahn war, um Laurentii grausames Hagelwetter auf einem Strich von 18 Meilen (das man damals einer Hexenversammlung auf der Feuerbacher Heide zuschrieb, weßwegen einige alte Weiber zu Stuttgart verbrannt wurden), wodurch Frucht, Wein und Obst, selbst die Vögel in der Luft erschlagen wurden; daher die Frucht noch theurer geworden. Großer Schaden durch Gewässer. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 11 kr., Lauffen 4 fl. 50 kr., Brackenheim 4 fl. 51 kr.

Herzog Christoph schrieb an die Wand eines Zimmers im Schloß: „Bahlingen hat dieses Jahr mehr Zehndwein geben, als Stuttgart mit synen vielen Reben; Nit Eine Kelter ist uffgangen ob Eva’s bösen Weiberschlangen.“ (Hexen, deren 9 in Stuttgart den Feuertod litten).

1563 ein spätes Jahr, später Schneeabgang. Blüthe erst um Ulrichstag (Juli). Darauf viel Regen und kalt. Daher wenig Frucht und saurer Wein. [129] Kernenpreis 5 fl. 40 kr. Weinrechnung Stuttgart 5 fl. 34 kr., Lauffen 3 fl. 29 kr., Brackenheim 3 fl. 37 kr. Steigende Theurung. Die Armen mischten Eichenrinde unter das Brod.

1564 ist das Rebwerk um Georgii so erfroren, daß diesen Herbst keine Keller umgegangen. 1 Maas Wein kam deßhalb in der Herberge auf 5 kr. An Früchten ist eine gute Nothdurft gewachsen. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 15 kr., Lauffen 7 fl. 16 kr., Brackenheim 6 fl. 37 kr.

Im October grassirende Pest in Stuttgart, vor der der Hof nach Tübingen floh. In Eßlingen starben 3000, in Waiblingen 700 Menschen.

1565 um Invocavit heftig anhaltende Kälte, wodurch die grassirende Pest nachließ. Großer Schnee, Überschwemmung (Crus.) Erfrieren der Bäume und des Rebwerks. Wenig und saurer Wein. An Frucht gute Nothdurft. Kernenpreis 4 fl. 12 kr., Dinkelpreis 1 fl. 52 kr. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 55 kr., Lauffen 7 fl. 7 kr., Brackenheim 7 fl. 20 kr.

Ausgabe des neuen, revidirten Landrechts, der Landes-, Bau- und Forst-Ordnung.

1566 ein kaltes und nasses Frühjahr. Sommer und Herbst trocken. Feine Erndte, auch ziemlich viel, doch saurer Wein. Kernenpreis 3 fl. 48 kr. Alter Wein kostete 10 fl., unerhört. Weinrechnung Stuttgart 4 fl. 56 kr. 3 hlr., Lauffen 3 fl. 23 kr. 2 hlr., Brackenheim 3 fl. 20 kr. 1 hlr.

Im November zog die Universität Tübingen mit 400 Studenten wegen der Pest nach Eßlingen.

1567. Außerord. viel Maienkäfer, welche das Laub von den Bäumen fraßen. Dürrer Sommer, der die Wiesen so ausdörrte, daß es wenig Heu und gar kein Öhmd gab. Daher kam die Wanne Heu auf 7 fl. Frucht und Wein ist viel gewachsen und der Wein gut worden. Kernenpreis 3 fl. 8 kr. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 4 fl. 20 kr., Lauffen 3 fl. 12 kr., Brackenheim 3 fl. 5 kr. 4 hlr.

               Württbg. Herzog Ludwig. 1568–93.

1568 mittelm. Jahr. Frucht ziemlich gerathen, Rebwerk von Reifen erfroren; daher wenig und saurer Wein. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung Stuttgart 5 fl. 3 kr., Lauffen 3 fl. 33 kr., Brackenheim 3 fl. 20 kr.

Herzog Christoph † 28. December.

1569 sehr strenger Winter, so daß über den gefrorenen Rhein, Neckar, die Donau etc. mit geladenen Wagen gefahren werden konnte. Die Winterfrucht erstickte unter dem spät abgehenden Schnee; die Sommerfrüchte wurden verhagelt. Daher schlechtes Fruchtjahr. Auch die erfrorenen Weinberge gaben einen schlechten Herbst; doch war der Wein ziemlich gut.

Die einfallende Theurung dauerte 7 Jahre. Kernenpreis 6 fl. 30 kr. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 15 kr., Lauffen 5 fl. 22 kr., Brackenheim 5 fl. 20 kr.

1570 ein unfruchtbares, kaltes und nasses Jahr. Früchte gar nicht gerathen; Wein wenig und sauer. Große Theurung. Roggen, den man von Straßburg holen mußte, galt 7 fl. 30 kr. bis 8 fl. pr. Schffl. Haber 2 fl. 30 kr. bis 3 fl. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 35 kr., Lauffen 7 fl. 13 kr., Brackenheim 5 fl. 14 kr.

Am 1. Advent große Wassersnoth im Neckarthale.

1571 war dem vorigen Jahr in Allem gleich. Ende Januars tiefer Schnee [130] und große Kälte. Am 12. März that ein Hagelwetter großen Schaden. Steigende Theurung und Hungersnoth. Pest. Kernenpreis 12 bis 13 fl. Roggen 10 fl., Gerste 8 fl. Wein wenig und sauer; Preis 10 fl. 30 kr.

Im Aug. d. J. mußte sich die Universität Tübingen wegen der Pest abermals nach Eßlingen begeben, wo sie bis zum Mai des folg. Jahrs blieb. Das Hofgericht retirirte sich nach Waiblingen. In Tübingen starben 950 Personen an der Pest.

Geboren wurden hier in diesem Jahr 57 Kinder.

1572 war ein so kalter Winter, daß das Wasser in den Brunnen, und am 24. Febr. zu Eßlingen der Wein beim h. Abendmahl im Kelch gefror. Die Weinberge erfroren – und zum zweitenmal am 17. April. Wer die Reben nicht abschnitt, hat noch einen guten Theil und köstlichen Wein gelesen. Die Früchte standen dick mit Gras, daher wenig Erndte und fortwährende Theurung. Kernenpreis 10–12 fl. pr. Schffl., nach der Erndte jedoch 5 fl.–4 fl. (Crus.). Weinrechnung Stuttgart 9 fl., Lauffen 7 fl. 41 kr., Brackenheim 7 fl. 20 kr.

Geboren 63 Kinder. (An Bartholomäi Pariser Bluthochzeit.)

1573 Weinberge abermals im sehr kalten Winter und Frühling erfroren. Üble Blüthe wegen Nässe; daher wenig und saurer Wein, kaum so gut als Essig. Auf den Äckern wuchs mehr Gras, als Frucht; daher schlechte Erndte. Nach derselben mähte man das Gras ab und machte Heu auf den Äckern. Haber und Öhmd wurde von der Nässe verdorben. Weil man in Straßburg kein Korn mehr haben konnte, mußte es aus Franken hergebracht werden, welches die Obrigkeiten selbst backen und auf den Rathhäusern nach Bedarf austheilen ließen. Der 4pfündige Laib Roggenbrod galt 8 kr. 4 hlr. Weinrechnung Stuttgart 9 fl. 20 kr., Lauffen 10 fl. 4 kr., Brackenheim 7 fl. 30 kr.

Vom November d. J. bis Ende Januars des folgenden Jahrs stand ein Komet hellfunkelnd, ohne Schweif, am Himmel (Crus.). Geboren 45 Kinder.

1574 abermalen ein nasses und klemmes Jahr, darin an Frucht eine ziemliche Nothdurft, aber wenig und saurer Wein gewachsen. Der alte Wein von 1572 stieg deßwegen auf 16 fl. 40 kr. Kernenpreis 10 fl. Weinrechnung Stuttgart 9 fl. 32 kr., Lauffen 7 fl. 45 kr., Brackenheim 8 fl.

Zur Herbstzeit wüthete auch die Pest wieder in etlichen Orten in Schwaben, auch in Wimpfen. Sie raffte in Württemberg bei 10,000 Menschen weg. Geboren wurden hier nur 28 Kinder.

1575 endlich wieder ein herrlich fruchtbares Jahr an Frucht, Wein, Obst etc. Doch, weil nicht Vorrath an Frucht war, wenig Abschlag. Kernenpreis noch immer 9 fl. Wein viel und gut. Weinrechnung in Stuttgart 6 fl., Lauffen 5 fl. 22 kr., Brackenheim 5 fl. 13 kr. Geboren wieder 49 Kinder.

Auffallend ist, daß in der Beschreibung Frischlins von der Hochzeitfeier Herzogs Ludwigs (1575) unter den besten Weinen Württembergs (Gewächswein genannt) neben denen von Lauffen, Beutelsbach, Heppach, Fellbach, Beinstein, Wangen, Stuttgart und Tübingen der Weinsberger nicht genannt wird. Dagegen s. J. 1704.

1576 an Frucht und allem Erdgewächs ein hochgesegnetes Jahr; daher schneller Abschlag. Kernenpreis wieder 2 fl. 30 kr. pr. Schffl. Der Wein wurde am Charfreitag Nachts durch Frost verdorben, daher wenig, aber ein Ausbund. Weinrechnung in Stuttgart 9 fl. 2 kr. 5 hlr., Lauffen 6 fl. 13 kr., Brackenheim 8 fl. Die Pest riß in diesem, wie im vorigen Jahr ein und raffte viele tausend Menschen [131] weg. (Das Todtenbuch von Weinsberg fängt erst 1589 an.) Geboren wurden 46 Kinder.

1577 war zwar ein kaltes und nasses Jahr, doch gab es eine feine Erndte. Nur mußte das Getraide naß eingesammelt werden, daher es sich nicht aufschütten ließ. Kernenpreis 4 fl. 30 kr. Üble Blüthe des Rebwerks; daher wenig und saurer Wein. Weinrechnung Stuttgart 8 fl. 35 kr., Lauffen 8 fl. 21 kr., Brackenheim 7 fl. 25 kr. 4 hlr.

Vom 7. Nov. an 2 Monate stand ein bartiger Komet. (Crus.) Vom Sept. bis 16. Jan. folg. J. starben in Reutlingen an der Pest 906 Personen. Geboren wurden hier 52 Kinder.

1578 ein gar dürrer Sommer, in welchem Frucht und Wein, eine gute Nothdurft, dazu ein Ausbund gewachsen. Kernenpreis 4 fl. 30 kr. Weinrechnung in Stuttgart 5 fl. 2 kr., Lauffen 4 fl. 39 kr., Brackenheim 4 fl.

1579 ein herrliches Fruchtjahr. Weil es aber im August und Herbstmonat viel Regenwetter gegeben, ist des Weines viel, aber derselbe ziemlich sauer geworden. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung in Stuttgart 4 fl. 45 kr. 4 hlr., Lauffen 4 fl. 9 kr. 1 hlr., Brackenheim 3 fl. 45 kr.

1580 ein unfruchtbares Jahr. Zwar eine feine Erndte, aber gar kein Obst. Üble Traubenblüthe durch langwieriges Regenwetter; daher wenig und saurer Wein. Kernenpreis 5 fl. 20 kr. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 20 kr., Lauffen 6 fl. 45 kr., Brackenheim 6 fl. 16 kr.

Von Anfang Oct. wieder ein Komet sichtbar 50 Tage lang, minder groß als der von 1577.

1581 warmer Winter, aber kalter Frühling, worauf ein gar nasser Sommer; mittelm. Erndte; wenig und saurer Wein. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung Stuttgart 5 fl. 17 kr. 3 hlr., Lauffen 4 fl. 6 kr. 5 hlr., Brackenheim 4 fl.

21. Dec. Nordlicht. An manchen Orten des Landes entstand die Pest.

1582 wuchs viel Frucht und Wein; allein die Frucht kam wegen Regenwetters naß in die Scheuern und die Trauben faulten davon. Daher der Wein ziemlich sauer worden. Frucht in vorigem Kauf. Weinrechnung zu Stuttgart 5 fl. 57 kr., Lauffen 4 fl. 2 kr., Brackenheim 4 fl. 7 kr.

Im Mai erschien ein großer Komet in NW. (Crus.) Zu Straßburg starben 2714 Menschen an der Pest. (id.) – In diesem J. wurde hier Isak Volmar, Sohn des damal. Stadtschreibers Volmar, geboren. Er studirte zuerst Theologie, kam aber nachher zum Grafen Joh. Ludwig von Nassau, mit welchem er convertirte. Nun wurde der Theologe Jurist, und als Rath zu Inspruck zum westphälischen Friedenswerke abgeordnet, wobei er durch seine politischen Talente seinen alten Glaubensgenossen den empfindlichsten Schaden zuzufügen suchte. Nach vollendeter Friedensexecution gieng er als Hofkanzler nach Inspruck zurück und starb 1662 als Gesandter auf dem Reichstage zu Regensburg.

1583 wieder ein gutes, fruchtbares Jahr. Wegen Überfluß des Weins Mangel an Fässern, daß man viel Wein in Züber und Bütten einschlagen mußte. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung Stuttgart 3 fl. 42 kr. 3 hlr., Lauffen 1 fl. 49 kr., Brackenheim 3 fl. 24 kr. 5 hlr. Qualität des Weins gut.

1584 wieder ein fruchtbares und dürres Jahr. Überfluß an Allem. Wegen des großen, schon in Mitte Septembers beginnenden Herbstes ein Faß theurer als der ziemlich gute Wein, wovon viel in Züber und Bütten eingeschlagen werden mußte. [132] Mißbrauch dieser Gaben Gottes wegen Unwerths. Man machte sogar Kalk damit an. (Crus.) Kernenpreis 3 fl. 45 kr. Weinrechnung Stuttgart 2 fl. 38 kr. 3 hlr., Lauffen 1 fl. 49 kr., Brackenheim 1 fl. 59 kr.

1585 rasches Wachsthum im Frühling, aber Verderben der Blüthe durch Regenwetter um Johannis. Doch noch feine Erndte, aber schlechter Herbst; Wein zwar ziemlich viel, aber sauer. Kernenpreis 3 fl. 45 kr., Dinkel 1 fl. 8 kr. Weinrechnung Stuttgart 4 fl. 50 kr., Lauffen 2 fl. 51 kr., Brackenheim 3 fl.

Grassiren der Pest in Nürtingen. 500 Menschen gestorben.

1586 so kalt und so viel Schnee, daß die Weinberge übel erfroren. Hernach 3 Monate dürr, großer Wassermangel. Juni und Juli sehr naß. Böse Blüthe. Taube Frucht. Wenig und saurer Wein. Der alte Wein von 84 kostete 25 fl. pr. Eimer. Kernenpreis 8 fl. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 35 kr., Lauffen 7 fl. 30 kr., Brackenheim 8 fl. – Pest um Tübingen.

In diesem Jahr kam Weinsberg, das seit dem Interim eine eigene Superintendenz gebildet hatte, welcher auch Neuenstadt und Möckmühl angehörten, unter die Superintendenz Möckmühl, wo M. Konrad Weick von 1586 bis 1612 das Amt eines Superintendenten bekleidete.

1587 wieder ein unfruchtbar und kaltes Jahr mit viel Mühlthau und Regen. Abfall der Träublein in der Blüthe. Wenig und saurer Wein. Der alte Wein kam deßhalb auf 33 fl. Kernenpreis 7 fl. Weinrechnung Stuttgart 7 fl. 15 kr., Lauffen 7 fl. 7 kr., Brackenheim 7 fl.

27. Dec. große Überschwemmung im Neckarthale.

1588 mittelm. Jahr; ziemliche Nothdurft an Korn, aber wenig Wein von mittlerer Güte, weil viel erfroren. Alter Wein galt 33 fl. 20 kr. Kernenpreis 6 fl. Weinrechnung Stuttgart 13 fl. 40 kr., Lauffen 12 fl. 12 kr., Brackenheim 12 fl. Im Juni Überschwemmung bei Heilbronn.

1589 wieder ein unfruchtbares Jahr. Im Sommer nahm die Frucht und der Wein durch vielen Regen während der Blüthezeit Schaden; Haber, Heu und Öhmd verdarben dadurch. Winterfrucht schwach und naß eingethan. Wein wenig und sauer. Kernenpreis 7 fl. Weinrechnung Stuttgart 18 fl. 30 kr., Lauffen 18 fl. 54 kr., Brackenheim 20 fl. 20 kr. Alter Wein bis 30 fl. (Crus.)

1590 Rebwerk im Winter erfroren, ebenso um Georgii. Dennoch bei nachfolgendem gutem Wetter Beiaugen getrieben, die bei dem dürren Sommer einen so köstlich guten Wein gaben, deßgleichen in 100 Jahren nicht gewachsen. Durch die Dürre des Sommers trockneten etliche Wasser, besonders die Rems, beinahe ein, daß man nicht mehr mahlen konnte. An Kreuzerhöhung (14. Sept.) hat man zu lesen angefangen und an Michaelistag (29. Sept.) wurden die Keltern geschlossen. Kernenpreis 5 fl. 24 kr. Weinrechnung Stuttgart 13 fl. 20 kr., Lauffen 14 fl., Brackenheim 13 fl. 30 kr.

Im Febr. d. J. Nordlicht; (Crus.) 25. Sept. Erdbeben.

1591. Die Mäuse, deren es viele gab, fraßen fast allen Saamen, der wegen dürren Wetters in der Saatzeit nicht aufgehen konnte. Der folgende nasse Sommer brachte viel Unkraut. So wuchs wenig Frucht und auch wenig Wein, und dazu saurer. Kernenpreis 7 fl. pr. Schffl. Weinrechnung Stuttgart 9 fl. 40 kr., Lauffen 7 fl. 16 kr. 2 hlr., Brackenheim 7 fl.

1592 erfroren die Reben an Exaudi; um Johannis fiel Regenwetter ein, daher die Trauben in der Blüthe abgefallen. Somit wenig Wein, doch von mittelm. [133] Qualität. An Korn wuchs eine gute Nothdurft. Kernenpreis 5 fl. 20 kr. Weinrechnung Stuttgart 13 fl. 48 kr., Lauffen 13 fl. 33 kr., Brackenheim 13 fl. 30 kr.

1593 war es um Lichtmeß so warm, daß man anfieng, Haber zu säen und die Weinberge zu hacken. Nach Fastnacht fiel aber wieder ein Schnee, worauf es so kalt wurde, daß das Grundeis 3 Wochen lang gieng und die Weinberge erfroren. Doch gab es eine gute Erndte und wenig, aber guten Wein. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung Stuttgart 13 fl. 10 kr., Lauffen 13 fl. 34 kr., Brackenheim 12 fl. 45 kr.

Herzog Ludwig † 8. Aug.

               Herzog Friedrich I. 1593–1608.

1594 ein kaltes und nasses Jahr. Noch am 10. und 11. Mai kalte Tage mit Schnee und Kieseln. Am 12. Mai, Sonntag Exaudi erfroren die Weinberge. Reifen noch vor dem Herbst. Daher saurer und wenig Wein. Auch die Erndte war schlecht. Wegen Einfuhr aus Baiern blieb der vorjährige Preis. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 40 kr., Lauffen 11 fl. 41 kr., Brackenheim 11 fl. 30 kr. Die Pest währte in Stuttgart bis in den Februar des folgenden Jahrs und raffte bei 2000 Menschen weg. In Weinsberg keine besondere Sterblichkeit.

1595 ein kaltes und spätes Jahr. Mangel an Viehfutter, vermehrt durch Wassergüsse um Pfingsten, die das Heu verdarben. Doch gab es eine gute und reiche Erndte, ziemlich vielen aber sauren Wein. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 4 kr., Lauffen 8 fl. 30 kr., Brackenheim 9 fl. 15 kr.

(Verbindung der Fil.Pfarrei Ellhofen mit dem Diaconat Weinsberg.)

1596. Warmer Frühling, aber 2monatlicher Regen um die Blüthezeit. Doch fiel Nichts ab, aber die Beerlein blieben klein. Nach 2monatlicher Dürre liefen diese auf einen geschlachten Regen noch auf, daß es doch, wider Verhoffen, noch einen halben Herbst und gar guten, dem 90er gleichen Wein gegeben, den man „den Beerleinswein“ genennet. Die Erndte war auch sehr gut. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung: Stuttgart 15 fl. 20 kr., Lauffen 15 fl. 30 kr., Brackenheim 15 fl.

1597. Vor dem Blühen schädliches Hagelwetter; dann viele Kaywürmer; nasser August und Herbstmonat. Deßwegen wenig und saurer Wein. Der alte Beerleinswein galt 34 fl. Korn ist eine gute Nothdurft gewachsen. Kernenpreis 4 fl. 12 kr. Weinrechnung: Stuttgart 9 fl. 15 kr., Lauffen 8 fl. 8 kr. 2 hlr., Brackenheim 8 fl. 3 hlr. Das Sterben, so im vorigen Jahr anfing, dauerte bis in diesen Herbst.

1598. Um Martini 1597 legte es einen so tiefen Schnee, daß die Früchte darunter erstickten und man das Feld mit Sommerfrüchten besaamen mußte. Um Bartholomäi verdarb durch Hagel und Regenwetter viel Öhmd und Haber; die Trauben verfaulten, und da 14 Tage vor dem Herbst schön Wetter einfiel, dorrten sie ein und wurden so schimmelig, daß man im Herbst, wenn man einen Butten in den Tretzuber geschüttet, vor Staub den Treter nicht sehen können. Von den Bütten ist der Wein zähe herunter geloffen. Kernenpreis 7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 38 kr. 3 hlr., Lauffen 7 fl. 9 kr., Brackenheim 8 fl. 45 kr. Im März d. J. starb hier Kilian Prendlin, 97 Jahre alt.

1599. Herrlicher, geschlachter Frühling. Korn und Wein haben um Pfingsten verblühet. Erdbeeren und Kirschen waren um diese Zeit schon reif. Es wuchs Alles genug, sonderlich viel und köstlich guter Wein. Nach dem Herbst eine solche Dürre, daß man nicht beziehen konnte. Die aber so gut als möglich bezogen, haben sehr gut [134] daran gethan. Denn hernach ist Berg und Thal erfroren. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung: Stuttgart 7 fl. 6 kr., Lauffen 7 fl. 30 kr., Bietigheim 6 fl. 6 kr. Viel Vieh ging in diesem Jahr an der Übergälle ab.

1600 war ein unfruchtbares, kaltes und spätes Jahr, da Berg und Thal, weil wenig bezogen war, erfroren. Kein Obst, Kraut u. dergl., aber vieles und gutes Korn. Kernenpreis 5 fl. Wein erst um Michaelis gezeitiget und war ein mittelmäßiger Trunk. Weinrechnung: Stuttgart 9 fl. 15 kr., Lauffen 7 fl. 55 kr., Brackenheim 8 fl. 45 kr.

*           *
*

In dieser Periode, von 1553 (der Wiedereinsetzung Weinsbergs in seine Stadtrechte) bis 1618 (dem Anfang des 30jährigen Krieges) lebten zu Weinsberg nach den an der Kirche und um dieselbe vorhandenen Grabsteinen folgende Männer:

als Stadt- und Amtsschreiber: M. Vollmar Renz, † 1617; – als Bürgermeister: Hermann Weimar, † 1589, 80 Jahr alt; Martin Renz, † 1606, 40 Jahr alt; – als Keller und Hofmeister zu Lichtenstern: Ulrich Renz, † 1585, 79 Jahr alt; – als Gerichtsschreiber, Schultheiß und geistlicher Verwalter: Johann Rittmüller, † 1596, 83 Jahr alt; – als Schulmeister: Beatus Wild, † 1596, hier seit 1576.

Nach den, erst mit 1571 beginnenden Kirchenbüchern und anderen Nachrichten waren in gedachter Periode 1553–1618 zu Weinsberg,

als Amtmann, 1571 und 1575 Oberamtmann genannt: Hanns von Massenbach, genannt Thalacker, weicht 1583 mit einem Gnadengehalt von 100 fl. dem folgenden; – als Vogt kommt 1583–1588, auch Oberamtmann genannt und Obervogt: Wolfgang, Graf von Löwenstein; – als Keller: Jerg Renz, 1576; Joachim Bayer, 1610; – als Schultheiß: 1571 Johann Riedmüller; 1594 Heinrich Oelinger; – als evangelische Stadtpfarrer: Johann Dieterich, zugleich Superintendent, s. oben; M. Wilhelm Binß, zugleich Superintendent bis 1572; M. David Bab, zugleich Superintendent 1573 bis 1586, vorher Stifts-Diac. in Stuttgart 1561–1564, Pfarrer in Ensingen 1564–1573; M. Jakob Erhard, unter der Superintendenz Möckmühl 1586, † hier 20. Juni 1596 nach Todtenbuch, vorher Stifts-Diac. in Stuttgart 1574–1576, Dechant in Güglingen 1576–1586; M. Alexander Bauhof, 1596–1617, vorher Stifts-Diac. in Stuttgart, dann Superintendent in Waiblingen 1588–1596, † hier 1625, 8 annos rudedon; M. Konrad Pfeil, 1617–1636, während des 30jährigen Kriegs, † hier 5. September 1636, vorher Repetent, dann Diac. in Cannstadt 1609–1617, siehe unten Reihenfolge der Geistlichen; – als Mitglied des größeren Landschafts-Ausschusses: 1571 Martin Sailer (nach Crus. u. Steinh.); – als Stadtschreiber: N. N. Volmar 1582, Vater des nachmaligen, apostatischen Hofkanzlers zu Inspruck, Is. Volmar, s. oben 1582; – Diacone waren hier von obengedachtem Christoph Kautz 1555 bis 1618 → 24, und zwar Christoph Kautz, Schweicker, Werner, Joh. Kautz, Lutz, Kantengießer, Gastspar, Kißmann, Wunderer, Geer, Kneller, Hainlin, Beerlin Isenmann, Stecher, Märklin, Christ. Kautz, Beer, Anatius, Braun, Wild, Lilienfein, Heß, Bernh. Dieterlein. (Binder Kirch. u. Lehrämter.)

Mehrere derselben waren nur 1 oder 2 Jahre hier, vielleicht als bloße Amtsverweser und es finden sich ihre Namen nicht in den Kirchenbüchern genannt.

Von dem Letzteren, Bernhard Dieterlein, 1617–1625, welcher zuvor Klosterpräceptor in Maulbronn gewesen war und von Weinsberg wieder als I. [135] Klosterpräceptor nach Blaubeuren und von da 1631 nach Bebenhausen kam, bekunden 2 noch vorhandene Epitaphien für Kinder, die er hier verloren, seine Latinität.

          I.     M. B. D. suae Reginae.
Ne flear, hîc cresco; quondam reditura putresco;
     Parvula membra sero; postea major ero.
Bima fui, vixi, vidi mala plurima, vici.
     Ante diem morior, sed moror ante diem. Marci 5.

          II.     M. B. D. suo filio.
Ne numerate meos, huc qui transibitis, annos!
     Namque puerperii mense puer perii.
Vix mundum intravi, sacro me flumine lavi,
     Ubere me pavi; mors mihi dixit: abi! Marci 10.

Präceptoren waren, von der Errichtung der Stelle bis 1618, nur 4 hier: Breit, Loser, Finger, M. Joh. Jak. Weiler, † 1635, s. unten. Finger † 1607, practicirte in seinen Freistunden viele Jahre lang Medicin und diente damit vielen Kranken; war 42 Jahre Präceptor. Als Schulmeister kommt vor 1579 Friedr. Finger.

Collaboratoren dagegen 17: Schumaier, Albrecht, Frank, Braunfels, Ahenarius, Stengelin, Knoll, Sturm, Schäufelin, Heinlin, M. Westermaier, Parsimonius, M. Calwer, Kienlin, Matthäus, Hecht. Zu Anfang des 30jährigen Krieges Magirus, 1616–1619.

*           *
*
Unter Herzog Friedrich I. 1593–1608.

In den ersten 2 Jahrzehnten des neuen, 17. Jahrhunderts, dauerte für Weinsberg die glückliche politische Stille der vorigen Periode (von 1553 an) noch fort – es war die schwüle Ruhe vor einem Gewitter –; und wir haben außer dem Verlauf der Jahrgänge, der Witterung, der Wohlfeilheit oder Theurung etc. wenig besonders Bemerkenswerthes zu berichten.

1601 war ein „ungeschlachter“ Frühling; der März gar naß mit Schnee, der April und Mai zu dürr, so daß die Früchte zurückblieben. Was noch vorhanden, kam naß heim. Demnach wenig und wieder theuer. Kernenpreis 7 fl. Weinblüthe naß, daher wenig und saurer Wein. Nur Obst, Kraut und Rüben geriethen. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 53 kr. 3 hlr., Lauffen 8 fl. 43 kr., Brackenheim 9 fl. 30 kr. Am 8. September um 2 Uhr nach Mitternacht wurde ein Erdbeben im ganzen Lande gespürt.

1602 erfroren am 12. bis 23. April Berg und Thal sammt dem Obst, so daß im folgenden Herbst zu Stuttgart keine Kelter gieng. Probst Magirus beklagte den Schaden in der Freitagspredigt folgenderweise: „Wir haben heute St. Georgentag, da leider! Gott erbarms! der Ritter St. Georg uff einem weißen Pferd mit solch Ungestümm und Grausamkeit bei Uns eingeritten, daß der Türkh, wenn er mit etlich 1000 Pferden in die Christenheit eingefallen, in so kurzer Zeit so großen Schaden nicht hätte thun können.“ Dagegen wuchs viel und gut Korn, Kraut etc. Kernenpreis wieder 5 fl. Weinrechnung: Stuttgart 0, Lauffen 20 fl. 40 kr., Brackenheim 20 fl. 20 kr.

1603. Auf einen kalten Winter folgte ein kalter und strenger Frühling; März trocken, aber 14 Tage dicker Nebel. Noch 4. Mai Frost, nachher aber geschlacht Wetter und wurde das Jahr noch ein gesegnetes an Frucht und Wein. Kernenpreis [136] 4 fl. 12 kr. Weinrechnung: Stuttgart 11 fl. 30 kr., Lauffen it., Brackenheim 11 fl. Am 10. September starkes Erdbeben zu Stuttgart.

1604. Nach einem langen strengen Winter später Frühling. Futtermangel, so daß die Wanne Heu 11 fl. galt. Sehr dürr. Honigthau, der das Obst, und Reifen, die den Wein verdarben. Doch noch vollkommener Herbst, aber mit saurem Wein, den man Doppelvierer nannte. Kernenpreis 4 fl. 15 kr. Kein Obst. Weinrechnung: Stuttgart 5 fl. 55 kr., Lauffen 5 fl. 48 kr., Brackenheim 5 fl. 24 kr. 5 hlr.

1605. Januar und Februar viel Regen und Überschwemmung; April Frost und Reifen. Mai Hagel und Gewässer. Darauf aber gut Wetter, so daß man vor Kreuzerhöhung lesen konnte, vielen und guten Wein bekam. Der Doppelvierer vom vorigen Jahr galt nur 5 fl. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung: Stuttg. 5 fl. 55 kr., Lauffen 4 fl. 16 kr., Brackenheim 4 fl. 30 kr. (Am 3. Februar d. J. starb hier Anna, Hans Forchheimers vid. 95 Jahr alt.)

1606. Anfang Januars viel Schnee auf einander, so daß man überall Bahn machen mußte. Viele Menschen, auch Obstbäume erfroren. An Lichtmeß Schneeabgang ohne Überschwemmung. Im März heftige Stürme. Um Johannis viel Regenwetter und schlechte Blüthe. An Laurentii schon Reifen. Wenig und saurer Wein. In Süddeutschland Seuche. Weinrechnung: Stuttgart 4 fl. 17 kr., Lauffen 3 fl. 56 kr. Brackenheim 5 fl. 20 kr.

1607. Wenig Schnee und warmer Frühling; Mai und Juni schwere Gewitter mit großem Gewässer. Üble Weinblüthe. Würmer. Wenig Wein, aber gut und stark. Gut Obst. Kernenpreis 5 fl. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl. 22 kr., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl. 15 kr. Erscheinen eines Kometen (nach Halley ident. mit dem von 1682).

Unter Herzog Johann Friedrich 1608–1628.

1608 sehr viel Schnee und so kalt, daß die Weinberge und Bäume erfroren. Anschwellen des Wassers, daß im ganzen Neckarthal Ein Eis von einem Berg zum andern war. Wein und Frucht blühte übel, daher Mißwachs und Aufschlag. Kernenpreis 7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 11 fl. 30 kr., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl. 30 kr.

Herzog Friedrich I., † 29. Januar.

1609 abermals ein kaltes Jahr, mit wundersamem Witterungswechsel. Um Lichtmeß so warm, daß man zeitige Erdbeere fand. Hernach wieder Winter, mit verderbl. Frost für die Reben. Um Johannis wegen vielen Regens schlechte Blüthe. Dann folgten viele, die Winter- und Sommerfrüchte verderbende Hagelwetter. Im Herbst gefror es so hart, daß Eiszapfen von 1′ Länge an den Bütten hiengen. Daher gab es wenig Wein, Kraut etc. und gar kein Obst. Nach der ziemlich guten Erndte kam der Scheffel Kernen auf 5 fl. Weil aber Alles nur über das Brod gieng, kam er bald wieder auf 7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 15 fl. 15 kr., Lauffen 16 fl., Brackenheim 16 fl.

1610 zu Ende des vor. J. so dürr, daß die Saat erst im Jan. und Febr. d. J. aufgieng bei vielem Regen. Die Kälte im März und April aber zog den Saamen aus. Im Mai groß Gewässer und verderbliche Hagelwetter, besonders um Heilbronn her. Die Frucht mußte also theuer werden. Kernenpreis 8 fl. Der Wein verblühte schon im Mai und die Lese begann schon am 22. Septemb. mit einem [137] ausbündig guten Trunk, aber wenig. Weinrechnung: Stuttgart 9 fl. 55 kr. 4 hlr., Lauffen 5 fl. 20 kr., Brackenheim 9 fl. Blatternseuche.

1611. Im Winter wenig Schnee; zu Anfang des Frühjahrs viel Regen, daher zweimalige Überschwemmung. Um Georgii fand man schon blühende Trauben an den Mauern. Es war so dürr, daß man nicht hacken und erst an Pfingsten, wo eine Durchfeuchte kam, pfählen konnte. Die Blüthe war 14 Tage vor Johannis vorbei. Ende Juni heftige Gewitter, die über 100 Mal einschlugen. Vor Michaelis Reifen, daß alles Laub abfiel. Erndte schwach. Wein ziemlich viel, aber sauer. Kernenpreis 9 fl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 17 kr., Lauffen 7 fl. 30 kr. Brackenheim ebenso. Hin und wieder grassirte im Lande die Pest und das Vieh gieng an der Übergälle zu Grunde. Der Hof und die Canzlei gieng wegen der Pest von Stuttgart nach Urach. 18. September.

1612. (Weinsberg wird in diesem Jahr der Superintendenz Neuenstadt zugetheilt.) Winter so kalt, daß die Weinberge erfroren. Noch an Matthiä tiefer Schnee, mit starker Kälte. Schneeabgang durch die Sonne. Hernach große Dürre. Im Mai und Juli Hagelwetter, welche Frucht und Wein verderbet. Nasse Blüthe und nasse Heuerndte. In den Hundstägen Hitze, welche Alles ausbrannte. Deßwegen Sommerfrüchte wenig. Wein deßgleichen, wurde aber sehr gut. Kernenpreis vor der Erndte 12 fl., nachher 9 fl. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl. 22 kr., Lauffen 14 fl. 30 kr., Brackenheim 14 fl. 28 kr. Am 6. April kam der Hof und die Canzlei, als die Pest nachgelassen, wieder nach Stuttgart. Hier große Sterblichkeit. Es starben 276 Personen; im August 53, im Sept. 67, Okt. 29. Oft 5–6 an Einem Tag. Im Todtenbuch die Bemerkung: Es sind über 22 junge Personen unangezeigt – wegen des Läuterlohns – hinausgetragen worden.

1613. Warmer Winter, trockener Frühling. Im Mai weitreichendes verderbliches Hagelwetter mit Gewässer. Wo das Wetter nicht hinreichte, feine Erndte, so daß die Früchte von 9 fl. (vor der Erndte) auf 5 fl. fielen. Wein ziemlich viel, aber sauer. Weinrechnung: Stuttgart 11 fl. 4 kr., Lauffen 8 fl. 20 kr., Brackenheim 8 fl. 28 kr. Seuche, die ungarische Krankheit genannt.

1614 fielen 36 Schnee auf einander und erstickten die Winterfrüchte, weil sie bei 18 Wochen gelegen, daß man Sommerfrüchte nachsäen mußte, welche aber mancher Orten übel geriethen. Die Frucht schlug daher schnell auf; vor Lichtmeß Kernenpreis 5 fl., um Ostern 10–12 fl. Äcker so mit Gras bewachsen, daß man es zu Heu mähte. Man mußte Getreide vom Rhein holen. Wein wenig und sauer wegen nasser Herbstmonate und Reifens. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 27 kr., Lauffen 8 fl. 30 kr., Brackenheim 8 fl.

1615. Große Wärme an Ostern; aber 13. und 18. April und 1–6. Mai so schädliche Reifen, daß das niedere und mittlere Feld erfror. Das nicht erfrorene blühte vom 8. Juni an. Am 6. Juli schon Anfang der Roggenerndte. 8 Tage vor Jakobi waren alle Winter- und Sommerfrüchte in den Scheuern, weil es dürr Wetter. Am 22. September war Herbst. Erndte gesegnet; Wein wenig, doch sehr gut. Die Eicheln geriethen so wohl, daß man noch im folgenden Frühling daran zu lesen hatte. Kernenpreis 5 fl. 30 kr. Weinrechnung: Stuttgart 16 fl. 40 kr., Lauffen 16 fl. 30 kr., Brackenheim 16 fl.

1616. Nach Wärme um Weihnachten, bei der man 4000 Klafter Holz den Neckar herabflößte, im Januar und Februar so große Kälte, daß alles unbezogene Rebwerk erfror. Das bezogene erfror den 1. Mai durch Reifen. 7. Juni Anfang [138] der Heuerndte. Um Johannis Dinkelerndte. Juli und August große Dürre, wovon Bäche und Bronnen versiegen giengen, die Wiesen verdorrten (ebenso die Trauben an den Stöcken) und großer Wassermangel entstand. Den 4. Oktober fieng man bei heißem Wetter zu lesen an und war in 3 Tagen fertig. Viel Frucht, aber wenig, doch köstlicher Wein. Kernenpreis vor der Erndte 5 fl., nachher 4 fl. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 40 kr., Lauffen 12 fl. 20 kr., Brackenheim 12 fl.

1617 sehr früher Jahrgang. Pflügen und Hacken schon Lichtmeß. Köstlich Wetter bis zur Blüthe, welche durch veränderlich Wetter und Regen verderbt wurde, daß sie 4 Wochen lang dauerte. Am 1. Oktober fielen Reifen ein. Die Lese dauerte bei 4 Wochen und des Weins wurde so viel, daß man ihn aus Mangel an Fässern in die Züber einschlagen mußte. Er war aber auch so sauer, daß er vor 3 Jahren nicht zu genießen gewesen.

Eine große Zahl von Mäusen, von allerlei Farben, that großen Schaden am Getreide, bieß die Halmen entzwei und schleppte die Ähren unter die Erde. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung: Stuttg. 6 fl., Lauffen 5 fl. 30 kr., Brackenheim 5 fl. 10 kr.

Nach der am alten Thor des äußeren Gottesackers stehenden Jahrzahl 1617 wurde dieser Friedhof um diese Zeit angelegt, der um die Kirche herum bestehende jedoch erst später (siehe 1807–1808) ganz verlassen und theils gepflastert, theils zu einer Baumschule angelegt.

Auf die glückliche Stille des letztbeschriebenen halben Jahrhunderts folgten nun die schrecklichen Stürme des 30jährigen Krieges, welcher

1618 in Böhmen zum Ausbruch kam und welchen der Herzog Johann Friedrich vergebens durch seinen Austritt aus der Union, durch Vertrag mit dem kaiserlich spanischen General Spinola etc. von seinen Grenzen fern zu halten suchte.

1618 bis 1622 blieb noch Ruhe im Lande.

1618 war ein gutes und fruchtbares Jahr, da an Frucht, Obst, Kraut etc. eine gute Nothdurft wuchs. Die Weinberge hatten im Winter Schaden genommen und es gab wenig und mittelmäßigen Wein. Kernenpreis 4 fl. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 27 kr., Lauffen 8 fl. 30 kr., Brackenheim 8 fl.

Schon am 5. Oktober der erste Schnee.

Zu Weinsberg wurde am 20. Nov. d. J. Johannes Zecht, gewesener Provisor allhier, mit dem Schwerdte gerichtet und dann auf das Rad gelegt, weil er seine eigene Hausfrau, Columna († 20. Nov. 1616), vergiftet.

eod. die ist seine Adhärentin, Maria Schreinerin, so ihm zu dieser That geholfen, hier enthauptet worden (Todt.-Bch.).

In diesem Jahr stund etliche Wochen ein Komet mit einem langen fächerartigen Schweif von 100 Graden am Himmel; für die damalige Zeit ein böses Wahrzeichen. (s. Schillers Wallensteins Lager).

1619 erfroren die Weinberge schon am Christfest zuvor und wieder durch einen Reifen am 20. April. Es gab demnach wenig, doch guten Wein; und war ein gesegnetes Fruchtjahr. Kernenpreis 3 fl. 45 kr. Weinrechnung: Stuttgart 9 fl. 12 kr., Lauffen 7 fl. 30 kr., Brackenheim 7 fl. 7 kr.

1620. Am 23. Februar 2 Nebensonnen am Himmel. Glimpflicher Frühling bis 2. Juni, wo es 30tägiges Regenwetter gab, worauf ein schrecklicher Sturm folgte. Am 19. und 23. Juli Hagel, Sturm, Platzregen, Überschwemmungen im Neckar- und Remsthale. Es wuchs übrigens viel gute Frucht und gab einen ziemlich feinen Herbst. Kernenpreis 6–7 fl. Weinrechnung: Stuttgart 10 fl. 21 kr., [139] Lauffen 13 fl. 20 kr., Brackenheim 12 fl. Verwirrung beginnt mit dem Steigen der Münzsorten. R.-Thaler von 1 fl. 48 kr. auf 2 fl. 4 kr., Goldgulden von 2 fl. 8 kr. auf 2 fl. 30 kr.

1621. Erfrieren der Weinberge am 4. Februar. Ziemlich mittelmäßiges Jahr; wenig und ein saurer Wein. Kernenpreis 12 fl. Weinrechnung: Stuttg. 14 fl. 30 kr., Lauffen 15 fl., Brackenheim 13 fl. 20 kr.

Der Krieg nähert sich dem Lande mit der Besetzung der Pfalz durch den spanischen General Spinola und der Eroberung Heidelbergs. Auflösung der Union. Unnatürliches Steigen des Münzpreises, welches bewirkte, daß auch alle Lebensmittel auf’s Höchste stiegen. Leichte und nichtswürdige Münzen von Kupfer. Der Herzog ließ unter anderen schlechten Münzen die berüchtigte ganze und halbe Hirschgulden schlagen, wovon der ganze Gulden kaum einen Werth von 10 kr. hatte. Unsägliche Verwirrung und Noth entstand aus dieser Maßregel, der Verschlechterung der Münze. R.-Thlr. galt im Dez. 6 fl. 30 kr., Goldgulden 8 fl., Ducate 12 fl.

1622 erfroren die Weinberge um Lichtmeß. Die Blühte litt durch Regenwetter. Die Früchte wurden durch Mühlthau verderbt und taub. Wein wenig und sauer. Kernenpreis vor der Erndte 4, nachher 6 Reichsthaler. Der Reichsthaler galt aber im August 4 fl. Weinrechnung in Folge der allgemeinen Geldsteigerung: Stuttgart 58 fl. 40 kr., Lauffen 80 fl., Brackenheim 64 fl.

Weinsberg mußte in diesem Jahre früher als andere Städte des Vaterlandes die Noth des 1618 ausgebrochenen 30jährigen Kriegs erfahren. In der Nähe von zwei Stunden, zwischen Heilbronn und Wimpfen bei Ober-Eisisheim ereignete sich Einer der entscheidenden Aufzüge des großen Trauerspiels. Es war am

26. April 1622, wo Tilly die Schlacht bei Wimpfen schlug und den Markgrafen Georg Friedrich von Baden besiegte; wo die 400 Pforzheimer Bürger unter ihrem Bürgermeister Deimling heldenmüthig gekämpft haben sollen, bis sie Alle gefallen waren *)[3]; wo der Bruder des Herzogs Johann Friedrich, Prinz Magnus von Württemberg auf dem Wahlplatze blieb, mit Wunden so bedeckt, daß sein Leichnam nur noch an einem Muttermale erkannt werden konnte. Furchtbar tönte der Donner des Geschützes nach Weinsberg herüber.

Von hier aus verbreiteten sich die Sieger unter Verwüstungen und Gräueln aller Art über die badische und württembergische Umgegend, zu welch letzterer auch Weinsberg gehörte. Insbesondere ging das benachbarte Neckargartach mit 519 Hofstätten im Rauche auf; die wenigen stehen gebliebenen Häuser wurden rein ausgeplündert, die nicht geflohenen Bewohner wurden erschlagen, erschossen, erstochen, die Fliehenden in den Bellinger Bach gesprengt und ertränkt. Und das war ein neutrales, zur Reichsstadt Heilbronn gehöriges Dorf!

Heilbronn sperrte und verschanzte die Thore, vor welchen am folgenden Tag noch eine Menge aus der Schlacht entronnene, verwundete, oder halb verbrannte Soldaten und andere Leute, welche nicht weiter konnten, von den verfolgenden Baiern und Spaniern niedergemacht, oder in den Neckar gesprengt wurden. Viele verwundete, an Heilbronn in jener gräßlichen Nacht vorüberpassirende Soldaten, welche im Höfenweiler nicht mehr Aufnahme finden konnten, sind über das Mühlwehr durchkommen und „uf Weinsberg.“ „Die Crabaten (Croaten) „dieß verfluchte Volk“ ist mit Würgen, Morden und Schänden nit zu erfüllen gewesen.“ (Heilbr. Arch.)

[140] Der lange Aufenthalt großer Heere in der Gegend von Heilbronn, die Plünderungen, die Furcht vor Beraubung, welche viele Auswärtige abhielt, Victualien nach Heilbronn zu bringen, wo eine Garnison von zwei Compagnien schwäbischer Kreistruppen lag, steigerte die Preise der Lebensmittel daselbst auf eine unerhörte Höhe.

Nach den Heilbronner Rathsprotokollen vom Mai bis September d. J. galt das Malter Dinkel 9 und 10 fl. Korn 18–20 fl. Haber 8 fl. Eine Gans am 28. Dezember 6 fl. 1 Pfund Schmalz im Oktober 2 fl. 30 kr. 1 Sri. Salz im November 16 fl. Eine Weinsberger Frau ließ sich im Oktober für 1 Pfund Schmalz 2 fl. 30 kr. bezahlen, worauf ihr die Marktmeister den Rest wegnahmen und in das Spital trugen.

Der Kriegsschaden Heilbronns in diesem Jahr wurde auf 164,326 fl., der vom verbrannten Neckargartach auf 103,218 fl. angeschlagen. Frankenbach wurde zweimal, am 27. April und wieder am 25. Nov. d. J. geplündert. (Folioband, im Heilbr. Stadtarchiv v. 1631 v. B.-Mstr. Orth.) Aufstellung einer Landmiliz von 4 Regimentern neben den angeworbenen Söldnern. Neutralitätsvertrag mit Tilly, 18. Juni, den aber Tilly schlecht beobachtete.

Die obenerrührte, auch ausser Heilbronn herrschende Theurung rührte weniger von Mißwachs und den Kriegsnöthen her, als zugleich von der berührten, ausserordentlichen Geldsteigerung, wobei schon im Dezember 1621 der Reichsthaler von 2 fl. 20 kr. auf 6 fl. 30 kr., der Guldenthaler von 2 fl. auf 5 fl. 30 kr., der Goldgulden von 2 fl. 30 kr. auf 8 fl., der Ducat von 3 fl. 30 kr. auf 12 fl. gestiegen war, die kupfernen Münzen aber in gänzliche Verachtung kamen, so daß nichts darum gekauft werden konnte. Diese Geldnoth dauerte noch bis zum Juli des folgenden Jahres, wo der fränkische, baierische und schwäbische Kreis in Augsburg zusammentraten und die bisherige Münzsteigerung abthaten.

1623. Korn in der Blüthe durch Mühlthau verdorben. Raupenfraß. Der Wein wurde vieler Orte verhagelt; daher es wenig und nicht den besten Wein gab. Kernen galt 12 fl. gut Geld. Weinrchg. Stuttgart 21 fl. 20 kr., Lauffen 20 fl., Brackenheim 18 fl.

1624 erfroren die Weinberge der Niederung am 9. Januar. Im Juni und Juli viele verderbliche Hagelwetter und Gewässer. Wo die Gewitter nicht hinreichten, hatte man ein fruchtbares Jahr an Sommer- und Winterfrüchten, Obst etc. Weniger an Wein, doch war dieser gut. Kernenpr. 12 fl. Weinrchg. Stuttgart 11 fl. 20 kr., Lauffen 14 fl. 26 kr., Brackenheim 10 fl. Ausserordentliche Menge von Schmetterlingen. Raupenfraß.

1625. Gewitter am 5. Januar Morgens 8 Uhr mit Regen und Schnee, wobei der Blitz in den Kirchthurm zu Ebersbach schlug, denselben anzündete und verbrannte. Überschwemmung im Neckarthal. Im Februar Erfrieren des Frühobstes. Nachher Mai und Juni Taubwerden der Winterfrüchte. Böse und nasse Blüthe des Weins. Kaiwürmer. Frühe Reifen im September. Nur ein halber Herbst und mittelmäßiger Trunk. Kernenpr. 12–16 fl. Weinrchg. Stuttgart 14 fl. 40 kr., Lauffen 16 fl., Brackenheim 14 fl.

Zu Weinsberg brach in Folge des Kriegsjammers und des Mangels die Pest aus, welche in diesem Jahr 334 Menschen wegraffte. Beginnend im Juli mit 12, August 34, September 111, Oktober 103, November 34, Dezember 20 Personen. [141] Diac. bemerkt: 17 sollen unangezeigt hinausgetragen worden sein. Diacon M. Altvatter setzt in dem Todtenregister bei: Scilicet hoc anno totam grassata per urbem praescriptos rapuit misera inclementia, pestis; quam velit á nobis in posterum abire Supremus, et dare defunctis aeternae gaudia vitae!

Bürger hatte die Stadt damals 290. Geboren wurden in diesem Jahr 55 Kinder. Früheres und späteres Mortalitätsverhältniß:

Gestorben 1620: 41 Personen.
1621: 45
1622: 58
1623: 49
1624: 50
1626: 60 Geboren 56.
1627: 38 70.
1628: 75 63.
1629: 43 75.
1630: 54 64.

1626 war das achte Jahr des Krieges und das sechste der Theurung. Weinberge, Roggen und Gerste erfroren. Der Dinkel kam naß heim, da es 10 Wochen lang, von Medardi bis Laurentii regnete. Daher große Theurung vor der Erndte. Kernenpreis 18–20 fl., nachher 7 fl. Hungersnoth, bei der Viele ihr Leben mit Gras, Disteln, Melten etc. bis zur Erndte zu erhalten suchten. In Folge davon raffte die Pest im ganzen Lande bei 28,000 Menschen weg. Herbstertrag gering und schlecht. Weinrchg. in Stuttgart 17 fl. 30 kr., Lauffen 17 fl. 17 kr., Brackenheim 16 fl.

1627. Schneeabgang erst im März, daher die Winterfrüchte darunter erstickten. Im Mai Erfrieren der niederen Weinberge. Heftige, weit verbreitete Hagelwetter. Im Juli ausserordentlicher Sturm, der Häuser einriß und viele tausend Bäume zu Grund richtete. Lang andauerndes Regenwetter. Daher geringe Erndte. Wenig und saurer Wein. Kernenpr. vor der Erndte 9 fl., nachher 8 fl. Weinrchg. Stuttgart 14 fl. 17 kr., Lauffen 14 fl., Brackenheim 11 fl. 25 kr.

1628. Wieder ein kaltes und nasses Jahr; auf der Alb fiel noch im Juli Schnee. Die Erndte spät und naß eingebracht, daher Vieles verdarb. Kernenpr. 8 fl. Die Trauben erfroren ehe sie weich wurden, daher man sie mit dem Stempel verstieß und den ganz sauren Wein „den Stösselwein“ nannte. Ist vieler ganz abgestanden und schwarz geworden. Weinrchg. Stuttgart 14 fl., Lauffen 17 fl. 30 kr., Brackenheim 14 fl. 40 kr. Der saure Wein des vorigen Jahres galt 30–40 fl., der drei- und vierjährige 105 bis 115 fl.

Am 18. Juli starb der Herzog Johann Friedrich. – Im September d. J. wurde zu Weinsberg ein 27jähriger Mensch von Bretzfeld wegen mit seiner eigenen Mutter begangenen Blutschande und mit Schaafen getriebener Sodomie enthauptet und sein Körper zu Asche verbrannt. Im November und den ganzen Winter hindurch lagen 40 Compagnien kaiserlicher Völker von Wallensteins ungezügelten Horden im Herzogthum im Quartier. Der gemeine Mann war mit Durchzügen, Schatzungen und Kriegslasten über die Maßen beschwert und die Soldaten trieben allen Muthwillen.

[142]

Unter Herzog Eberhard III. 1628–74. Administr. Vormünder: Ludwig Friedrich, † 1631 und Julius Friedrich, 1631–33.

1629. 6. März erschien das berüchtigte Restitutionsedict, wornach alle Kirchengüter, welche durch den Passauer Vertrag und den Augsburger Religionsfrieden in die Hände der Protestanten gekommen waren, den Katholiken zurückgegeben werden sollten. Zu dessen Exekution rückte der kaiserliche Feldherr, Wallenstein, Herzog zu Friedland,

1630. 18. Januar mit 52 Compagnien kaiserlicher Truppen im Lande ein, welche, wo sie hinkamen, Alles auffraßen, „wie die Heuschrecken,“ welche jeden Monat 120 bis 160,000 fl. kosteten und daneben sich gegen die „Ketzer“ Ausschweifungen aller Art erlaubten. Vergeblich reiste der Herzog Vormünder im Mai d. J. selbst zu dem stolzen Wallenstein. Seine Bitten hatten keinen andern Erfolg, als daß die alten Soldaten abgeführt wurden und neue „Ausgehungerte“ dafür in’s Quartier kamen, die erst wieder ausgefüttert werden mußten.

Zum Glück war 1629 ein guter Jahrgang, worin es eine treffliche Erndte und einen guten Herbst gab, der vor Matthäi anfing. Kernenpreis deßhalb vor der Erndte 9 fl., nachher 7 fl. Weinrchg. Stuttgart 15 fl. 38 kr., Lauffen 14 fl. 40 kr., Brackenheim 14 fl. Erdstöße am 27. Januar.

(1630 Landung Gustav Adolphs in Pommern)

Auch 1630 war ein frühes Jahr, da gut Korn, auch viel und besserer Wein als 1629 wuchs. Es wurde eine besondere Münze geprägt mit der Umschrift: „In diesem Jahr von Most sehr gut, all Kelter überlaufen thut.“ Kernenpreis 6 fl. Weinrchg. Stuttgart 7 fl. 20 kr., Lauffen 7 fl., Brackenheim 5 fl. 20 kr.

Aber es wäre sonst auch nicht möglich gewesen, den kaiserlichen Truppen monatlich 25,000 fl. zu contribuiren. An dieser allgemeinen Landeskalamität hatte Weinsberg bald entfernteren, bald näheren Antheil; näheren besonders Ende Novembers 1631 wo von dem kaiserlichen Heere unter Graf Egon von Fürstenberg ein lothringisches Regiment in die benachbarte Reichsstadt Heilbronn gelegt wurde, zu dessen Unterhalt die ganze Umgegend beitragen mußte.

Glücklicher Weise war 1631 abermals ein fruchtbares Jahr, wo vor Jakobi Erndte und vor Michaelis Herbst war, wo viele und gute Frucht und die Menge köstlichen Weines wuchs, also daß, wegen der drei aufeinanderfolgenden reichen Herbste, 1 Maas Wein, wie ein Ei, 1 kr. kostete und man aus Mangel an Fässern Vieles in Bütten und Zübern einschlagen mußte. Kernenpr. 4 fl. Weinrchg. Stuttgart 5 fl. 4 kr., Lauffen 4 fl. 20 kr., Brackenheim 4 fl.

1631. In den Sommer d. J. fiel der spottweise sogenannte „Kirschenkrieg,“ der kurze, vergeckte Feldzug des Herzog Vormünders Julius Friedrich – in Folge Beschlusses des Leipziger Convents gegen den mit 24,000 Mann heranrückenden kaiserlichen Feldherrn Grafen Egon von Fürstenberg, beendigt durch einen höchst demüthigenden, kostspieligen Vertrag, in dessen Folge 12 Compagnieen im Standquartier blieben und besoldet werden mußten. Daneben zogen Heeresabtheilungen des Herzogs von Lothringen, die räuberischen Horden des Tilly, Altringer, Ossa durch’s Land, welche auf’s Schlimmste hausten und die Unterthanen fast zur Verzweiflung brachten. Nach der siegreichen Schlacht bei Leipzig (7. Sept. d. J.) zog am 9. Dezember 1631 der, mit seinem großen König Gustav Adolph (24. Juni 1630) herübergekommene schwedische Feldmarschall, Gustav Horn, von Franken her in Weinsberg ein, berannte am folgenden Morgen die Reichsstadt Heilbronn, [143] nöthigte schon am 22. Dezember die dort unter General Ossa liegende kaiserliche Besatzung zur Übergabe und ließ bei seinem Abmarsch gegen Frankfurt am 25. Dezember eine schwedische Besatzung von 500 Mann unter dem Oberstlieutenant Schmidberger zurück, der die Stadt noch mehr befestigte und alle Vorräthe an Früchten und Wein aus den umliegenden Ortschaften dahin führen ließ *)[4]. Einer seiner Soldaten stach einen Weinsberger Bürger zwischen Heilbronn und Weinsberg so gefährlich, daß er zwei Tage darauf starb. 21.–23. Dezember.

1632. 22. Febr. verließen die kaiserlichen Truppen, als der Schwedenkönig vom Rhein aus gegen Baiern sich wandte, das Württemberger Land und ihrem Rückzuge folgten die Mönche und Nonnen, welche seit dem Restitutionsedict die württembergischen Klöster besetzt gehabt hatten.

Der Herzog Administrator verbündete sich nun offen mit den Schweden, ohne jedoch dadurch sein Land von den Kriegslasten frei machen zu können. Denn die Soldaten des neuen Freundes erlaubten sich nicht weniger Ausschweifungen, als die des Feindes, der auf der westlichen Seite, von Baden her, wieder eindrang und im August d. J. das Gränzstädtchen Knittlingen verbrannte und die Einwohner mordete. Auch hiebei zog sich der Schrecken des Kriegsgetümmels in große Nähe von Weinsberg. (Kampf von G. Horn mit Ossa bei Wießloch.)

Hier, in Weinsberg starb in diesem Jahr ein Soldat vom schwedischen Kanofzischen Regiment. (Todtbch.)

Im Juni d. J. wurde ein Corporal unter Bernhards von Gültlingen Comp. zu Pferd im Wirthshaus von einem Soldaten dieser Comp. erstochen und hier begraben.

Gustav Adolph endete am 6. Nov. d. J. sein Heldenleben in der Schlacht bei Lützen.

In diesem Jahr gab es eine gute Erndte. Kernenpreis 5 fl. Wein aber gab es wegen übler Blüthe und frühzeitigen Herbstfrostes wenig und sauren. Weinrchg. Stuttgart 6 fl. 25 kr., Lauffen 7 fl., Brackenheim 6 fl. 40 kr.

1633, wo Herzog Eberhard III. die Selbstregierung antrat, sah Weinsberg in seiner Nähe die große Versammlung von den evangelischen Ständen des ober- und niederrheinischen, des fränkischen und schwäbischen Kreises, nebst den Gesandten von England, Frankreich, Dänemark etc., welche der Kanzler des am 6. Nov. v. J. gefallenen Königshelden, Graf Axel Oxenstierna im Saale des deutschen Hauses zu Heilbronn veranstaltet hatte, um mit ihnen gemeinschaftliche Maßregeln gegen den Feind zu berathen und die erforderlichen Beschlüsse wegen enger Verbindung der vier Kreise mit Schweden zu fassen.

Hier trug Württemberg auch seine Beschwerden über die Ausschweifungen der schwedischen Truppen bei Durchmärschen und Quartieren mit schauderhafter Wahrheit vor. Aus der Weinsberger Chronik ist von diesem Jahr zu berichten, daß am 28. Febr. eine Magd von Widdern, welche zu Schwabbach diente, wegen Ermordung ihres unehelichen Kindes mit dem Schwerdt gerichtet wurde. Auch ward im Februar ein Soldat von Zittlingen, O.-A. Möckmühl, hieher geführt und begraben.

Die Erndte dieses Jahrs war gut. Kernenpreis 7 fl. Die Weingärten aber erfroren am 17. Mai und durch Frühfrost vor dem Herbst, in welchem man wegen Kälte Morgens vor 10 Uhr nicht lesen konnte. Daher gar wenig und saurer Wein. Weinrchg. Stuttgart 10 fl. 17 kr., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl.

[144] Wie bald zerstoben die schönen Hoffnungen auf Ruhe und Frieden, welche sich an die Heilbronner Zusammenkunft des vorigen Jahres anknüpfen mochten!

1634. Schon zu Anfang des Augusts d. J., als Ferdinand, König von Ungarn, an der Stelle des zu Eger am 24 Febr. d. J. ermordeten Wallenstein den Oberbefehl über das kaiserliche Heer übernommen, Regensburg erobert hatte und bei Nördlingen stand, kamen nach Weinsberg Flüchtlinge aus der Grafschaft Limpurg, welche vor einem in der Grafschaft eingefallenen Corps Croaten und dessen unmenschlichen Grausamkeiten ihre Heimath verlassen hatten und gegen ein Vierteljahr lang sich im Elend umtreiben mußten, ehe sie wieder mit einiger Sicherheit heimkehren konnten. Das Todtenregister von diesem Jahr zählt zwei Fremde katholischer Confession „so im Exil umzogen“ und ein Kind von Pfarrer Seyfferlein zu Sulzbach im Limpurgischen, die hier starben *)[5].

Nach der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen, 27. Aug. 1634, in welcher die Schweden unterlagen und auch gegen 4000 Württemberger fielen, überschwemmte das siegreiche kaiserliche Heer Württemberg und bezeichnete durch Rauben, Morden und Brennen die Bahn, welche es zur Verfolgung seiner Feinde wählte.

Der junge Herzog floh zu seiner Mutter nach Straßburg; ihm nach alle seine Räthe und Diener mit Weib und Kindern und aller beweglichen Habe. Niemand dachte an Widerstand, oder tractatenmäßige Unterwerfung. So hatte das arme Land wehrlos die grausamste und furchtbarste Rache des Siegers zu fühlen.

Während der König Ferdinand über die rauchenden Trümmer der Reichsstädte Giengen und Aalen, der Stadt Waiblingen und vieler anderer Dörfer Stuttgart zuzog, wo er am 10. September seinen Einzug hielt und sich huldigen ließ, fiel eine andere Heeresabtheilung von Hall her

Mitte Septembers d. J. in Weinsberg ein, plünderte die Stadt rein aus, und es wurden bei diesem Überfall zehen wehrlose Menschen ermordet, worunter der Collaborator M. Johann Jakob Weissing, dessen Stelle nachher lange unbesetzt blieb. Nürtingen, Böblingen, Herrenberg, Calw und viele Dörfer hatten das gleiche Schicksal und wurden überdieß noch eingeäschert, wobei Männer, Weiber und Kinder schonungslos ermordet wurden.

In dem benachbarten, befestigten Heilbronn lag noch eine schwedische Besatzung unter dem Befehlshaber Senger, welcher die Aufforderung zu übergeben abwies, 18. September d. J., worauf die Kaiserlichen die Stadt beschossen, so daß allein in dieser Nacht 100 Gebäude in Rauch aufgiengen. Die fortdauernde Beschießung nöthigte endlich den schwedischen Befehlshaber, mit den Kaiserlichen in Unterhandlung zu treten und die Stadt am 21. September zu übergeben, wobei die durch das Brückenthor abziehenden Schweden vor ihrem Abzug, ebenso wie die einziehenden Kaiserlichen plünderten. 6 Abtheilungen kaiserlichen Fußvolks blieben in der Stadt und wurden bei den Bürgern, welche entwaffnet wurden und 45,000 fl. Contribution bezahlen mußten, einquartiert. Der Schaden durch die Beschießung belief sich auf 200,000 fl.

[145] Mittlerweile setzten sich kaiserliche Truppen auch in das Weinsberger Thal, plünderten Alles rein aus, raubten selbst den Altären und Kanzeln ihre Bekleidungen, ruinirten die Orgeln und nöthigten durch Mißhandlungen aller Art die Einwohner zur Flucht.

Die Erndte war zwar gut gewesen und der Kernenpreis stand auf 4 fl. Die Weinberge versprachen einen herrlichen Ertrag. Aber dieser konnte wegen Mangel an Sicherheit und an Zugvieh nicht eingeheimst werden. Die Felder blieben aus den gleichen Gründen unbebaut, weil den Bauern alle Pferde genommen worden. Kaum daß Einzelne von den Soldaten um geringes Geld einen abgerittenen, krummen, hinkenden Gaul kauften, um mit demselben die Saat einzueggen.

Dieß und die muthwillige Zerstörung der Saaten, die Anhäufung von Menschen in der ausgesogenen Gegend etc. hatten Hungersnoth und große Theurung zur unausbleiblichen Folge, zumal da auch

1635 die Weinberge an Lichtmeß erfroren, die Blüthe vom vielen Regenwetter verdorben wurde, sofort wenig und saurer Wein wuchs, und der alte Wein in den Dörfern von den Soldaten ausgetrunken, in den Städten auf Abschlag an der Contribution genommen und weggeführt wurde, so daß den Bürgern gar nichts davon übrig blieb. In mehreren Städten gieng keine Kelter, wie in Tübingen, Waiblingen, Marbach, weil kein Wein gewachsen. Weinrchg. Stuttgart 16 fl. 7 kr., Lauffen 13 fl. 33 kr., Brackenheim 10 fl. 40 kr. Der Scheffel Kernen stieg auf 20 bis 21 fl.

Eine Folge dieser Hungersnoth, wobei viele Hunderte sich mit Nesseln, Schnecken, gemahlenen Eicheln, mit dem Fleisch gefallener Soldatenpferde, mit Hunde- und Katzenfleisch nährten, war eine pestartige Seuche, welche im ganzen Lande einrieß und schon zu Anfang des Jahrs 1635 nach Weinsberg kam, und in diesem Jahr 646 Menschen wegraffte. Unter diesen waren übrigens auch hieher geflüchtete Leute aus den benachbarten Orten Ellhofen, Eberstadt (worunter der dortige Schulmeister und ein Töchterlein des Pfarrers), Hölzern, Gellmersbach, Grantschen, Lehrensteinsfeld, Kochersteinsfeld (worunter des das. Pfarrherrn Magd), Eschach (die Frau des dortigen Pfarrers M. Regulus), Sulzbach im Limpurgischen, s. oben, u. s. f., so wie Soldaten vom Oberst Milheimischen Regiment, „so allhier gelegen,“ ein Sattler dieses Regiments, eine Soldatenfrau und ein Söhnlein von einem kaiserl. Artillerie-Feldzeugwart. Es starben im Januar 19, Februar 20, März 28, April 19, Mai 28, Juni 35, Juli 75, August 119 (oft 6–9 an Einem Tag), September 147, Oktober 124, November 26, Dezember 6 Personen. Das uneinsletzte Opfer dieser Seuche war der Todtengräber. † am 25. Dezember d. J.

Auch der durch bedeutende Stiftungen an Gütern, Geld und Büchern noch im Andenken Weinsbergs stehende, kaum ½ Jahr hier als solcher dienende Diaconus, M. Johann Michael Weiler, vorher hiesiger Präceptor von 1607 an, wurde ein Opfer dieser Seuche. † 13. Oktober d. J., sowie der Vicarius M. Johann Jakob Engelhard v. Biberach, 26 Jahre alt.

Die Einwohnerzahl, welche im vorhergehenden Jahre noch 1416 betragen hatte, wurde dadurch um mehr als den dritten Theil vermindert. Geboren wurden in diesem Jahr nur 38 Kinder, darunter auch von Auswärtigen, zwei von Soldaten des Oberst Milheimischen Regiments, und eins von Pfarrherrn M. Engelhard im Kraichgau zu Lichtersheim; während 1631: 68 und 1632: 54 Geborene vorkommen.

Auch im benachbarten Heilbronn raffte die Pest oft täglich 40–50 Personen weg. Zu Stuttgart starben in diesem Jahr 4379 Menschen. An Geistlichen und [146] Stipendiaten, die in diesem Jahr gestorben, zählte man 354, worunter 3 Pröbste, 5 Äbte, 233 Pfarrer, 29 Diacone, 46 Stipendiaten, 38 Klosteralumni. Die Geistlichen waren meistens der erste, der gesuchteste Gegenstand der Soldaten, und wer der ersten streifenden Partie entgieng, den traf gewiß die zweite. Jünglinge, welche kaum die Universität gesehen hatten, mußten zu Pfarrern bestellt werden. Innerhalb sieben Jahren, von 1634–1641 verloren sich 345,000 Menschen und das treffliche Land, das ehemals bei ½ Million Einwohner genährt hatte, zählte im Jahr 1641 kaum noch 48,000.

Der Verlust durch kaiserliche Winterquartiere und Brandschatzungen von der unglücklichen Schlacht bei Nördlingen bis zum Dezember 1638, wo der Herzog wieder nach Stuttgart kam, stieg über 45 Millionen, ohne den Verlust durch Raub, Plünderung und Brand, der auf 60 Millionen geschätzt wurde *)[6].

Von den Brutalitäten, welche sich die zügellose Soldateska erlaubte, gibt die Weinsberger Chronik folgende Beispiele:

1635, den 26. Mai, als auf dem Rathhause eine Amtsversammlung gehalten wurde, feuerte ein Soldat aus des Sattlers Jörg Grimmen Stube mit einer Pistole nach der Rathhausstube hinüber und erschoß den Schultheiß von Böhringsweiler, Paul Rebus.

eod. anno den 14. Juli wurde Jakob Mührlein, ein Bäcker von Weinsberg von einem Soldaten bei Neckarsulm erstochen. Auch wurden gegen 30 Gebäude hier muthwillig abgebrannt. Aber auch von der Demoralisation des Volks in dieser Zeit der Noth und des Elends liefert die Chronik ein Beispiel.

1635 lag in der Stadt und Gegend das kaiserliche Milheimische Reiterregiment, dessen Oberstwachtmeistern aus seinem Bagagewagen bei Nacht eine große Summe Geldes an Gold und Silber gestohlen wurde. Die beiden Diebe, der Eine von Bretich (Brettach), der Andere ein Knecht des hiesigen Wolf Rietmüller, wurden

am 10. März d. J. zu Weinsberg enthauptet. Durch Ausschließung Württembergs von dem am 30. Mai 1635 mit Chursachsen geschlossenen Frieden zu Prag hatte der Kaiser gezeigt, daß er im Besitz von Württemberg bleiben wolle und bald verschenkte er Theile desselben an seine verbündete Verwandte und an seine Diener, während dem Herzog nur aus Gnaden ein paar Ämter seines angestammten Herzogthums zum Lebensunterhalt ausgesetzt werden sollten.

Am 16. Oktober d. J. schenkte er Stadt und Amt Weinsberg seinem Liebling, dem Grafen Maximilian von Trautmannsdorf, dem er schon den 5. Oktober zuvor ebenso Neuenstadt gegeben hatte. Wegen der herrschenden Pestseuche ließen der kaiserliche Statthalter in Württemberg, Graf Ulrich von Wolkenstein und der abtrünnige Professor Besold, welchen seine neuen Glaubensgenossen nach seinem öffentlichen Übertritt 1634 mit der Stelle eines Regimentsraths in Stuttgart belohnt hatten, die Bürger und Amtsunterthanen von Weinsberg in einem Garten versammeln, um sie aus den kaiserlichen Pflichten zu entlassen und an den Graven von Trautmannsdorf zu überweisen. Auch der Weißenhof wurde an den Grafen in Erbbestand gegeben.

[147]

f) Stadt und Amt Weinsberg unter (östreich.) gräflich Trautmannsdorf’scher Herrschaft. 1635–1646.

Den evangelischen Pfarrern der neuen Herrschaft wurde der freie Abzug bewilliget, weil die Kaiserlichen überall mit ihrer Herrschaft auch die päbstliche Religion wieder einzuführen im Sinne hatten; wie denn auch bereits nach der Nördlinger Schlacht alle Stifter und Klöster im Land wieder von den geistlichen Ordensleuten in Besitz genommen waren. Die gedachte Maßregel scheint aber nur bei der Kirche vom vormaligen Kloster Lichtenstern durchgeführt worden zu sein, welche (nach Binders Kirchen- und Lehrämtern I. p. 333) von 1635 bis 1642 „wieder in katholischen Händen war.“ Der evang. Stadtpfarrer in Weinsberg M. Pfeil starb den 5. Septmbr. 1636 und wurde 1636 wieder durch den evangelischen Stadtpfarrer M. Oesterlin ersetzt. Der evangel. Diacon M. Weiler starb nach Obigem im Oktober 1635 und wurde 1636 durch den evangel. M. Heß ersetzt. Von 1640 bis 1662 war das Diaconat mit Christoph Kautz besetzt, welcher den 19. Februar 1662 hier starb. Übrigens ist es, in Beziehung auf obgedachte Absicht der neuen Herrschaft, nicht unbemerkt zu lassen, daß die Lichtensternsche Pfarrei Obereisisheim (damals Neuenstadter Superintendenz) von 1636–39, Untereisisheim von 1636–49 vacant, Lampoldshausen von 1636–48 „öde und leer“ stand, so wie daß in den Weinsbergschen Bezirkspfarreien Bitzfeld, Eberstadt, Horkheim, Schwabbach, Waldbach und Willsbach gerade im Jahr 1636 neue Besetzungen, wenn auch mit evangelischen Geistlichen vorkommen, ebenso bei den Diaconaten Neuenstadt und Möckmühl und bei den Neuenstadter Pfarreien Cleversulzbach, Gochsen, Roigheim, Siglingen und Widdern. Indessen kommt hier im Allgemeinen in Betracht, was Spittler in obengenannter Stelle über das sich Verlieren von über 300 Kirchendienern und von ihrer Ersetzung durch junge Leute, die kaum die Universität gesehen, und die oft mit einer Postille unterm Arm ausgesendet wurden, erzählt.

Wie die obengenannten sechs evangelischen Geistlichen der Superintendenz Weinsberg gerade in diesem Unglücksjahre von ihren Stellen weggekommen, was für Drangsale dieser schreckliche Krieg über sie gebracht, davon findet sich nur die Spur, daß dem Pfarrer von Eberstadt, M. Renz, im August d. J. ein sechsjähriges Töchterlein, dem Pfarrer von Obereisisheim, M. Oesterlin, am 27. Dezember als das letzte Opfer der Pest ein Kind in Weinsberg starb, beide also wohl mit ihren Familien auf der Flucht in Weinsberg waren. Beide verschwinden 1635 von ihren Stellen. Oesterlin kommt 1636 als Stadtpfarrer nach Weinsberg, s. oben.

1636 war abermals ein Hunger- und Theurungsjahr, darin zwar der Wein wohl gerathen, der Ackerbau aber aus Mangel an Pferden größtentheils wüste liegen geblieben. Denn wegen stetiger Unsicherheit konnte auf dem Lande Niemand Pferde behalten. Was hie und da mit der Haue bebaut wurde, war nicht von Bedeutung. Dazu eine neue Plage, zahlreiche Mäuse. Daher schlechte Erndte. Der Scheffel Dinkel galt 10 fl. Aus Hunger zankte man sich um Roß- und Hundefleisch; die Armen verzehrten Ratten und Mäuse. Niemand hatte noch Lust zu Feldgeschäften; Weinberge und Äcker blieben fast alle wüste liegen, weil es immer im Winter Quartier, im Sommer Parteien und Durchzüge gab, wo Niemand des letzten Laibs Brod, den er hatte, sicher war. Es starben übrigens in diesem Jahr nur 79 Personen, etwas über ⅓ mehr als in gewöhnlichen Jahren. Dagegen s. 1637. [148] Der Wein gerieth noch am beßten. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl., Lauffen 12 fl., Brackenheim 12 fl.

1637. Auf den Hunger des vorigen Jahrs folgte zu Weinsberg in diesem Jahr eine große Sterblichkeit. Es starben 192 Personen. Viele Fremde wurden todt auf der Gasse gefunden; so im Juli „ein armer Bub von Grantschen todt im Gras gefunden,“ „eine arme Bettelfrau auf der Gasse todt beim Mist gelegen;“ „im April und Juni 2 Arme – Name unbekannt – todt auf der Gasse gefunden;“ „im September ein Küfer von Beilstein todt auf dem Mist gefunden.“ (K.-Buch.) Weil die Parteien den Ochsen nicht so gefähr waren, wie den Pferden, so fieng man an, Ochsen zu kaufen, um den Ackerbau zu treiben. Vor der Erndte galt 1 Scheffel Dinkel 11 fl. 15 kr., nach derselben 8 fl. und nach Martini 6 fl. Das Rebwerk hatte gut Wetter zum Blühen und zur Zeitigung. In den wüstliegenden Weinbergen hieng Alles voll Trauben. Der Herbst aber war wegen Unsicherheit langwierig, an vielen Orten wurde erst um Martini abgelesen. Wein gab es vielen und guten. Gleichwohl war die Weinrechnung niedrig. Stuttgart 7 fl. 34 kr., Lauffen 9 fl. 20 kr., Brackenheim 6 fl. 40 kr. Auf dem Land galt der Eimer nur 4–5 fl. und doch wollte Niemand kaufen.

Kaiser Ferdinand II. starb am 15. Februar d. J. und sein Sohn Ferdinand III., welcher ihm auf dem Thron folgte, versprach dem vertriebenen Herzog Eberhard III. schon

im Mai 1638, daß er inzwischen den nöthigen Unterhalt aus seinem Lande beziehen dürfe, bis es die Umstände gestatten würden, dasselbe wieder in Besitz zu nehmen. Es stand aber noch bis zum

11. Oktober 1638 an, bis der Herzog nach 4jähriger Abwesenheit wieder nach Stuttgart kommen und von den Bevollmächtigten des Kaisers die Regierung übernehmen durfte.

Weinsberg und Neuenstadt aber blieben noch beinahe 8 Jahre länger im Besitze von Trautmannsdorf.

Auch in diesem Jahr dauerte die Noth noch fort. Im April wurde eine Frau von Vorhof todt in einem leeren Hause, eod. eine Frau von Heilbronn vor dem unteren Thore todt auf dem Mist gefunden.

Die Sommerfrüchte waren in diesem Jahr schlecht, die Winterfrüchte aber, wo Etwas angeblümt worden, gut gerathen. 1 Scheffel Dinkel galt 7–8 fl. Der theilweise im Mai erfrorene Wein hatte wegen Regenwetters um Johannis keine gute Blüthe; daher wenig, aber ein Ausbund gewachsen. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 30 kr., Lauffen 8 fl., Brackenheim 7 fl. 36 kr. (Sieg Herzogs Bernhard von Weimar über die Kaiserlichen am Rhein. Eroberung von Breisach.)

1639 war ein ziemlich nasses Jahr, darin jedoch wieder eine feine Erndte und gute Frucht gewachsen, weil man sich wieder ziemlich mit Ochsen und Pferden versehen und die Felder angebaut hatte. Vor der Erndte Dinkelpreis 4 fl., nachher 2 fl. 30 kr. Wein ziemlich viel, aber sauer. Am 4. Oktober wegen eingefallener Kälte allgemeiner Herbst. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl., Lauffen 10 fl. 40 kr., Brackenheim 7 fl. 36 kr. – Herzog Bernhard von Weimar † 8. Juli 1639. Fortdauernde Noth durch Contributionen, Durchzüge und schwere Winterquartiere. Im April starb hier das Kind eines Fouriers von der Kompagnie Oberst von Reinach.

1640 von Weihnachten bis Lichtmeß gelind und warm; hernach aber wieder Schnee und Kälte, wovon die Reben litten. Nach der Frühlingssaat große Dürre, daher langsames Aufgehen der Sommerfrüchte. Winterfrüchte wohl gerathen. [149] Dinkelpreis 2 fl. 8 kr. Vor Michaelis wieder Frost, daher saurer Wein, aber in ziemlicher Menge. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 35 kr., Lauffen 12 fl., Brackenheim 9 fl. 20 kr. In diesem Jahr ließen sich viele Wölfe sammt ihren Jungen sehen und um Martini war der Boden schon so gefroren, daß man die Weinberge nicht beziehen konnte. Auch in diesem Jahre hörten die Contributionen und häufige Winterquartiere noch nicht auf, wodurch Alles, was im Sommer gewachsen, wieder alsbald aufgezehrt wurde. Am 23. August starb der Diaconus Gottfried Heß, Success. Kautz.

1641. Nasser und später Frühling. Noch am 4. Mai Erfrieren der niederen Weinberge durch Reifen. Vor Johannis kaltes Regenwetter. Frost im September. Daher wenig und saurer Wein. Erndte zwar fein, aber naß heimgebracht. Dinkelpreis 2 fl. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 53 kr., Lauffen 17 fl. 20 kr., Brackenheim 13 fl. 20 kr.

1642. Erfrieren der Weinberge am 18. April. Regenwetter von Medardi an 4 Wochen lang, daher schlechte Blüthe und viel Futter auf dem Felde verdorben. Nach Kiliani bei warmem Wetter gute Erndte. Dinkelpreis 1 fl. 40 kr. Wein gut, aber wenig. Weinrechnung: Stuttgart 17 fl. 26 kr., Lauffen 18 fl. 17 kr., Brackenheim 18 fl. 40 kr. Außerordentlich viele Staaren zum Schaden der Weinberge. Starkes Erdbeben am 18. November.

1643. Nachdem Oxenstierna schon im Jahr 1635 Frankreich zum Verbündeten gegen den Kaiser bekommen hatte, gieng zu Ende des Jahrs 1642 der französische Marschall Guebriant mit einem starken Corps über den Rhein, um sich in Schwaben Winterquartiere zu suchen. Das ganze französisch-weimarsche Heer lag bei 6 Wochen hier und in der Umgegend, wobei Unordnungen aller Art vorkamen und gegen 30 Gebäude in Rauch aufgingen (W. J.-B. v. 47.).

Wie die Nähe der damals festen Reichsstadt Heilbronn für Weinsberg so oft unheilbringend gewesen, so auch dießmal. Als das französische Corps im Jan. d. J. von Heilbronn aufbrach und über Lauffen landaufwärts zog, wo es bei 3 Wochen lang stille lag, rückten ihm die Baiern nach und in Weinsberg ein, wo der Herzog Carl von Lothringen mit 3000 Lothringern, in 10 Schwadronen Reitern und 20 Compagnieen zerlumpten Fußvolkes bestehend, zu ihnen stieß. Weinsberg, damals noch Trautmannsdorfisch, war wohl für sie Freundesland. Dennoch raubte das Gesindel, wo es einfiel, Alles aus und erst, nachdem Alles rein aufgefressen war, rückten die beiderseitigen Heerhaufen landaufwärts gegen Rottweil, um den Franzosen diese, mit einem bayerischen Magazin in ihre Hände gefallene Stadt wieder zu nehmen, wobei Guebriant an einer erhaltenen Wunde starb.

Im Januar d. J. soll es hier Blut geregnet haben. Der Winter d. J. war leidentlich, aber der Frühling spät. Rebwerk noch am 6. und 7. Mai durch Reifen erfroren, ebenso durch Frühfrost im Herbst. Daher wenig und ein mittelmäßiger Trunk. Weinrechnung: Stuttgart 16 fl. 8 kr., Lauffen 17 fl. 20 kr., Brackenheim 16 fl. 21 kr. Erndte dagegen reich und trefflich. Dinkelpreis 1 fl.

1644 war ein rauher und kalter Winter mit – im Schwarzwald – mannstiefem Schnee, der bis Ende März gelegen. Am 29. und 30. Mai erfror das Rebwerk so, daß man auf Nichts mehr hoffte. Weil aber auf die Kälte gutes Wetter folgte, erholte sich noch Manches, daß man eine reiche Erndte – und zwar wenig, aber einen köstlichen Wein erhielt. Dinkelpreis 1 fl. 30 kr. Weinrechnung: Stuttgart 18 fl. 40 kr., Lauffen 10 fl., Brackenheim 18 fl. 40 kr.

1645, wo sich Spuren von einem hier gelegenen bayerischen Regiment im [150] Todtenbuche finden – s. unt. – brachte den Kriegsschauplatz wieder in die Nähe von Weinsberg, indem die mit Schweden verbündete Franzosen vom Rheine her, nach Gewinnung von Mainz, Mannheim, Philippsburg über Weinsberg, wo das Hauptquartier am 21. August blieb *)[7], unter Marschall Türenne am 22. August vor Heilbronn rückten (wo eine kaiserliche Besatzung von ca. 1500 Mann lag), sich in den Weinbergen verschanzten, ein Lager schlugen, in der Umgegend unerschwingliche Lieferungen ausschrieben und die Stadt Heilbronn beschossen. Regenwetter, Hungersnoth und das Anrücken eines kaiserl. bayerischen Heers nöthigten sie aber, die Belagerung wieder aufzuheben und weiter nach Hall zu ziehen. Am 30. September rückte das bayerische Heer unter General Gallas in die Gegend ein.

Außer einem vielfach verderblichen Sturm am 19. Jan. war es ein gar gutes und fruchtbares Jahr mit viel guter Frucht und einem stattlich guten Wein. Dinkelpreis 1 fl. 30 kr. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 40 kr., Lauffen 10 fl. 40 kr., Brackenheim 9 fl. 20 kr.

1646. Die ungünstige Wendung, welche der, auch während der fast 4jährigen Friedensunterhandlungen fortdauernde Krieg für den Kaiser genommen hatte, veranlaßte den klugen kaiserlichen Minister von Trautmannsdorf, sich gegen Württemberg nachgiebiger zu bezeigen und noch vor dem westphälischen Friedensschluß Ende Januars 1646 dem württembergischen Gesandten Varnbüler in Münster einen Befehl an seinen Amtmann über Weinsberg und Neuenstadt zuzusenden, daß er beide Ämter mit allen Rechten an Württemberg abtreten sollte, jedoch mit dem Vorbehalte, daß er auf andere Weise dafür entschädiget würde. Die wirkliche Zurückgabe erfolgte am 21. Febr. So kam also Stadt und Amt Weinsberg 1646 wieder

g) unter württembergische Herrschaft.
Unter Herzog Eberhard III. 1646–49.

Noch war aber auch für Weinsberg kein Ende dieses langen, unseligen Kriegsjammers. Denn am 13. August d. J. kam Türenne und der schwedische General Douglas mit 4000 Mann Reiterei in die Nachbarstadt Neuenstadt. Von da aus zogen sie, plündernd und verheerend, über Weinsberg, wobei am 23. August ein schwedischer Soldat und am 24. ein Soldatenweib zu Weinsberg begraben wurde (Todten-Register), vor die Reichsstadt Heilbronn, mit deren Angriff sie sich aber nicht aufhielten, da die bayerische Besatzung vorher verstärkt worden war **)[8]. Es gieng über Marbach gegen Schorndorf etc. Durch diese Plünderungszüge kam die Noth wieder auf’s Neue und nicht weniger stark als früher über die Umgegend, um so mehr, als durch die Dürre des Sommers ein Futtermangel eintrat, bei dem man die Wanne Heu um 5 fl. kaufen mußte. Frucht wuchs viele und gute. Dinkelpreis 1 fl. Das Rebwerk hatte um Georgii durch Frost gelitten. So wuchs wenig, jedoch guter Wein. Weinrechnung: Stuttg. 8 fl. 52 kr., Lauffen 9 fl. 20 kr., Brackenheim 8 fl.

1647 war wieder ein stattlich fruchtbares Jahr an Früchten, Obst, Wein, Futter etc. Dinkelpreis 1 fl. Köstlich Wetter zum Einbringen. Vieler und guter Wein. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl., Lauffen 10 fl., Brackenheim 8 fl. Im [151] Aug. d. J. starb das hier geborene Kind eines reformirten Lieutenants, Jerg Beckh, von dem hier gelegenen Rußwurm’schen Regiment.

Endlich gab der westphälische Frieden

1648, 24. Okt., dem armen, mit Blut getränkten, mit Trümmern erfüllten, ausgesogenen, entvölkerten und verwilderten Deutschland seine Ruhe wieder und auch Weinsberg konnte sich in den darauf folgenden Jahren allmählig wieder von seiner Verödung und Entvölkerung erholen. Aus der Schweiz kehrten ganze Schaaren flüchtiger Württemberger zurück, welchen sich Mancher der dort Eingeborenen anschloß. Von der schwedischen Armee blieben mit Einemmale 2000 Mann da; denn Weiber und Land mochten sie genug für sich finden und der lange Aufenthalt in Deutschland hatte wohl dieses Land schon Manchem zu seinem Vaterlande gemacht *)[9]. So gelten noch jetzt namentlich die Bewohner des sogenannten Burgfriedens (Maienfels, Neuhütten, Oberhambach, auch Finsterroth) für Abkömmlinge von hier damals angesiedelten Schweden, wofür zwar keine Urkunde, aber – außer der Sage – die Raçe derselben spricht. Von der Ab- und nachherigen Wiederzunahme der Bevölkerung zeugt die Zahl der Geborenen: im Jahr 1631. 68; 1635. 38; 1648. 43; 1653. 51; 1656. 56. Die Früchte geriethen in diesem Jahr wohl. Dinkelpreis 1 fl. 5 kr. Wein aber gab es wegen regnerischer Blüthe theils Orten wenig und insgemein sauren. Weinrechnung: Stuttgart 12 fl. 53 kr., Lauffen 13 fl. 20 kr., Brackenheim 10 fl. 40 kr. Am 10. Dec. heftiges Erdbeben.

h) Weinsberg unter Württemberg-Neuenstadter niedergerichtlicher Herrschaft. 1649–1742.

1649, 30. Sept. gab Herzog Eberhard III. durch brüderlichen Vergleich seinem jüngeren Bruder Friederich die Städte und Ämter Neuenstadt, Möckmühl und die halbe Kellerei Weinsberg, wodurch dieser die niedergerichtliche Obrigkeit zu Neuenstadt und Möckmühl, an Weinsberg aber den halben Theil bekommen, während Eberhard sich die hohe Obrigkeit vorbehielt (Steinh. Chron. I. p. 588). Auch der Weissenhof kam damit an die württ.-neuenstädter Linie (s. unt. J. 1733). Herzog Friedrich, der Sieger bei Kempen (1642) geehrt als tapferer Krieger und als geistvoller Fürst, wählte Neuenstadt zu seinem Wohnsitz und lebte dort den Wissenschaften bis zum 24. März 1682. Er hatte eine Bibliothek von mehr als 20,000 Büchern, auch eine vortreffliche Kunst- und Rüstkammer und eine große Münzsammlung. Vom Kaiser und Reich wurde er 1672 zum General-Feldzeugmeister und General der Infanterie bestellt.

Der Jahrgang war kalt und naß mit Früh- und Spätreifen, auch schädlichen Hagelwettern. Die Frucht kam wieder auf 2 fl. Es wuchs wenig und saurer Wein. Weinrechnung: Stuttgart 14 fl., Lauffen 16 fl., Brackenheim 13 fl. 20 kr.

Am Schalldeckel der Kanzel steht die Jahrszahl 1649, in welchem Jahr demnach die Kirche restaurirt worden. Die Truppen marschirten nach geschlossenem Frieden allmälig ab, namentlich Marschall Türenne am 6. Februar.

1650. Milder Januar, daß die Weingärtner zu hacken und aufzuziehen anfiengen. Aber 19. Febr. wiedereinfallende Kälte und am 17. Mai Erfrieren der niederen Weinberge durch Reifen. Starke Hagelwetter im Juni und Juli. Wo diese nicht hinreichten, reiche Erndte. Dinkelpreis 2 fl. Weniger, doch besserer [152] Wein als im vor. Jahr. Weinrechnung: Stuttgart 19 fl. 15 kr., Lauffen 22 fl., Brackenheim 20 fl. In Waiblingen ist keine Kelter umgegangen. Weinschätzung in den Wirthshäusern zu Stuttgart auf herzoglichen Befehl. Resultat: alten Wein die Maaß zu 14, 15 und 16 kr. in verschiedenen Wirthschaften. Neuen Wein durchweg 9 kr. 1650, 26. Juni, Publikation des Friedens und Friedensdankfest im ganzen römischen Reich mit Predigt über Psalm 65, 7 fgd.

1651. Auf tiefen Schnee Anfang des Jahres großes Gewässer im Neckarthal etc. am Dreikönigstag. Später Frühling. Frost vom 14–16. April. Doch noch gute Erndte, ziemlich ergiebiger Herbst mit mittelmäßigem Wein. Dinkelpreis 2 fl. 15 kr. Weinrechnung: Stuttgart 13 fl. 45 kr., Lauffen 16 fl., Brackenh. 15 fl.

Im März und April starke Erdstöße.

1652 wurden die während des 30jährigen Krieges geraubten und nach dessen Beendigung neuangeschafften 3 Kirchenglocken von Weinsberg zum erstenmal bei der Beerdigung des Hanns Jakob Häberlin geläutet. – General-Rescript, die Landesdefension und Auswahl betreffend vom 18. Sept. d. J. Wiederherstellung der Landmiliz. Eintheilung in 4 Regimenter. Weinsberg lieferte zu dem 4. (Pflaumerschen) Regiment 1 Mann zu Fuß und 1 zu Pferd. Einführung des Büchsenschießens an Sonn- und Feiertagen nach der Predigt zu Übung der jungen Mannschaft (v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kriegswesens. 311). Statt 1416 Seelen, wie im J. 1634 wurden jetzt nur noch 709 Seelen gezählt. Feiner Frühling; im Mai tägliche Gewitter. Frühe Weinblüthe, schon um Pfingsten. Frucht wohl gerathen. Weinlese am 1. Okt. Reicher Herbst und guter Wein. Dinkelpreis 1 fl. 12 kr. Weinrechnung: Stuttgart 8 fl. 8 kr., Lauffen 10 fl. 40 kr., Brackenheim 19 fl.

Am 24. Febr. bei Schneien Donner und Blitz. Einschlagen im Kirchthurm zu Eglosheim. Abbrennen desselben.

1653. Blühende Trauben überall am Pfingsttag; am 8. Juli beginnt köstliche Erndte; Weinlese am 26. Septemb., viel und guter Wein. Dinkelpreis 52 kr. Weinrechnung: Stuttgart 7 fl., Lauffen 9 fl. 20 kr., Brackenheim 8 fl.

1654. Nach Weihnachten fein und trocken Wetter. Baldige Feldgeschäfte. 7. März Nachts Erdbeben. Am 19. wieder Schneien und heftige Stürme. Im Brachmonat kalt, Regenwetter. Austreten des Neckars. Doch noch reiche Erndte. Dinkelpreis 48 kr. Wider Verhoffen durch herrliches Septemberwetter viel und noch sehr guter Wein. Weinrechnung: Stuttg. 10 fl. 20 kr., Lauffen 9 fl. 20 kr., Brackenh. 8 fl.

1655. 19., 24. und 30. März starkes Erdbeben, besonders in Tübingen heftig. 6. Mai heftiges Gewitter mit Gewässer. Reiche Erndte 10 Tage vor Jakobi. Dinkelpreis 48 kr. Wo der Hagel nicht geschadet, reicher Herbst, so daß es an Fässern fehlte und köstlicher Wein. Weinrechnung: Stuttg. 6–7 fl., Brackenh. 8 fl.

1656. Anfang des Jahrs drei Wochen lang scharfe, trockene Luft und harter Frost, wodurch das Rebwerk erfroren. Im März ungeschlacht Wetter mit Schnee und Frost und Regen. Bei Mannsgedenken währte das Hacken und Häbern nie länger. April fein warm. Herrliche Obstblüthe. Wein und Frucht 8 Tage vor Johannis in voller Blüthe. Brachmonat sehr veränderlich, so daß man mit dem Heu einen vollen Monat lang zu thun hatte. Im Juli große Hitze; in 4 Wochen nur 2mal Regen, daher trockene Erndte. Durch viele Nebel in der Weinblüthe fielen die Trauben ab. Doch gab es noch einen Drittelsherbst und mittelmäßigen Trunk. Dinkelpreis 40 kr. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 40 kr., Laufen 10 fl., Brackenheim 9 fl.

1657. Anfangs harter Winter. Hornung gar warm. März gelind bis zum [153] 21., wo es fast bis zu Ende hart gefroren. Traubenblüthe gar ungleich mit ziemlicher Kälte. Sommer feucht, daher Zuckerndte. September schon am 21. starker Reifen. Schon 25. Sept. Herbst. Rauher und saurer Most, der sich aber wider Verhoffen nach dem Ablassen in den Fässern gebessert. Dinkelpreis 32–45 kr. Weinrechnung Stuttgart 6 fl. 48 kr., Lauffen 8 fl., Brackenheim 7 fl.

1658 scheint die kleine, während des 30jährigen Krieges verödete Spitalkirche wieder hergestellt worden zu sein. Denn am 30. Nov. d. J. wurde das erste Kind in derselben getauft; Anna Barbara, des Endris Reuh. Sie wurde später bis in die 1770er Jahre noch zuweilen, besonders an Jahrmarkttagen, zu Kinderlehren gebraucht, gieng aber noch vor dem 1799 erfolgten Verkauf des städtischen Spitals ein.

Der Jänner ds. J. war sehr kalt mit vielem und tiefem Schnee, der erst am 10 Febr., doch ohne Schaden abgieng. Erfrieren von Wild, Vögeln, von Bäumen und von Rebwerk. Anhalten des Frosts bis 22. März. Mai und Brachmonat noch kalt. Juli starke Hagelwetter. September naß und kalt. 7. Okt. Herbst unter beständigem Regenwetter. Wein wenig, dazu herb und sauer. Dinkelpreis 56 kr. bis 1 fl. 4 kr. Weinrechnung Stuttgart 12 fl., Lauffen 14 fl. 40 kr., Brackenheim 13 fl.

1659. Vom Januar bis Mitte März kalt und naß. Am 12. April noch Frostschaden am Rebwerk. Honigthau in der Baumblüthe verdarb das Obst. Den Rest verzehrte eine Unmasse von Maikäfern. Im Mai und Juni theilweise verderbliche Hagelwetter mit Sturm und Gewässer. Gute, trockene Erndte. Dinkelpreis 1 fl. bis 1 fl. 20 kr., Roggen 2 fl., Haber 1 fl. Gute Weinblüthe, aber naßkalter August und Septbr. Wein nach Güte und Menge mittelmäßig. Weinpreis durchschnittlich 7 fl., höchster 16 fl.

1660. Abschaffen des Eintauchens beim Taufen. Der Taufstein ist noch jetzt – zum Zweck des früher üblichen Eintauchens – hohl. Eine Jahreszahl findet sich nicht daran.

1660 gab eben so vielen als guten Wein. Preise durchschnittlich zwischen 11 fl. und 12 fl. 15 kr.

1661. Rheinisches Bündniß. Theilnahme Württembergs. Steinhofer gibt von hier an nur die durchschnittlichen Weinpreise von Waiblingen (Remsthal), Güglingen (Zabergäu), und Tübingen (oberes Neckarthal); woraus er den gen. Leser auf andere Städte und Ämter und auf die Beschaffenheit des Jahrgangs schließen lassen will. (Leider hört auch die Angabe der Fruchtpreise auf; wogegen von 1673 an die Fruchtpreise des Stuttgarter Kornhauses gegeben werden können.) Nasser Sommer, daher mißrieth die Erndte. Überschwemmungen. Wein gab es in diesem Jahre sehr viel; Qualität mittelmäßig. Weinrechnung in Waiblingen 8 fl., Güglingen 6 fl. 40 kr., Tübingen 7 fl. – Türkeneinfälle in Ungarn.

1662. Auf einen milden Winter regnerischer Frühling. Erfrieren des Rebwerks im April und Mai; daher wenig und saurer Wein. Mißrathen der Erndte. Theurung. Weinrechnung Waiblingen 12 fl., Güglingen ebenso. In Tübingen ist kein Herbst gewesen.

1663. Regnerischer Sommer. Mißrathen der Erndte und des Weins. Güte so wenig zu loben, als die Menge. Weinrechnung Waiblingen 12 fl., Güglingen 11 fl. 15 kr., Tübingen 10 fl. 40 kr.

Württembergische Mannschaft nach Ungarn gegen die Türken, als rhein. Allianztruppen.

1664. Wein weder viel noch süß, weil die Reben im September erfroren. [154] Weinrechn. Waiblingen 8 fl. 40 kr., Güglingen 9 fl. 20 kr., Tübingen 9 fl. Von Jakobi an Regenwetter – nasse Erndte. 13. Nov. Dankfest wegen des Friedens zwischen dem Kaiser und den Türken.

1665. Sehr kalter Winter. Erfrieren der Reben und Obstbäume im Januar. Weinertrag doch noch bedeudend; Güte mittelmäßig. Weinrechnung Waiblingen 8 fl. 15 kr., Güglingen 8 fl., Tübingen 10 fl. 40 kr. In Heilbronn Pestseuche.

1666. Reifen am 16. und 17. Mai. Doch gab es noch ziemlich viel und sehr guten Wein. Weinrechn. Waiblingen 9 fl. 20 kr., Güglingen 10 fl. 40 kr., Tübingen ebenso.

1667. Im Januar starke Kälte; Reifen vom 24. April bis 2. Mai. Wenig Wein und von mittlerer Güte. Weinrechnung Waiblingen 10 fl., Güglingen 11 fl. 20 kr. Tübingen 10 fl. 40 kr. – Angriff König Ludwigs XIV. auf die spanischen Niederlande.

1668. Januar Tripple-Allianz. Mai Aachener Frieden. Warmer Frühling, heißer Sommer. Gedeihen aller Gewächse und aufhörende Theurung. Wein Qualität die vormjährige, der Ertrag aber reich. Weinrechnung Waiblingen 6 fl. 13 kr., Besigheim 7 fl. 30 kr., Güglingen 6 fl. 20 kr., Tübingen 7 fl. 28 kr.

1669. Günstiger Sommer. Gute Erndte. Ziemlich viel und sehr guter Wein. Weinrechnung Waiblingen 7 fl. 40 kr., Güglingen 8 fl., Tübingen 7 fl.

1670. Erholung der im December und Januar erfrorenen Reben durch günstigen Sommer. Ziemlich viel und sehr guter Wein, wie im vorigen Jahr. Gute Erndte. Weinrechn. Waiblingen und Tübingen 7 fl., Besigheim und Güglingen 8 fl.

1671. Gerathen der Erndte. Nasse Traubenblüthe. Doch noch ziemlich viel Wein, aber von mittlerer Güte. Weinrechn. Besigheim 8 fl. 30 kr., Güglingen 6 fl. 40 kr., Tübingen 6 fl. 30 kr. Am Martini schon so große Kälte, daß sich der Neckar ober der Heilbronner Brücke mit Eis zustellte und am 20. Februar des folgenden Jahrs die Küfer auf dem Eis Fässer banden und tanzten. (Heilbr. Chron.)

1672. Angriff Ludwigs XIV. auf die Republik Holland. Condé, Türenne. Vauban. Wilhelm III. von Oranien. Adm. Ruyter. Veranlassung zu dem Bündniß Kaiser Leopolds und Spaniens mit der Republick. Aug. 1673. dem sich das deutsche Reich anschloß. März 1674. So durfte Deutschland kaum etwas über zwei Jahrzehnte nach dem westphälischen Frieden der errungenen Ruhe genießen, als dieser neue Krieg mit Ludwig XIV. entbrannte s. 1674. Günstiger Frühling und Sommer. Gerathen von Obst und Frucht. Der Jahrgang gab vielen, jedoch sauern Wein. Von der Wohlfeilheit der damaligen Zeit zeugt das Rathsprotokoll der Reichsstadt Hall von 1672, demzufolge der Kanzlist Horlacher, welcher dem Ruggericht zu Böhringsweiler nomine civitatis anwohnte und über Nacht mit dem Pferde zu Bubenorbis 17 kr. verzehrte, wegen dieser großen Zeche einen Verweis erhielt. (Württ. Jahrb. v. 50. p. 144.) Weinrechn. Besigheim 5 fl. 20 kr., Güglingen 4 fl. 30 kr., Tübingen 6 fl. In Schwaben herrschende Ruhr, besonders unter Kindern.

1673. Ziemlich viel Wein von mittlerer Güte. Weinrechn. Besigheim 8 fl., Güglingen 7 fl. 40 kr., Tübingen 6 fl. Sehr mittelmäßige Erndte. Überschwemmungen. Fruchtpreise des Stuttgarter Kornhauses an Lichtmeß Kernen 2 fl. 30 kr., Dinkel 48–58 kr., Haber 52 kr. bis 1 fl., an Martini Kernen 2 fl. 10 kr., Dinkel 1 fl. 7 kr., Haber 48 kr. bis 1 fl. Im Februar d. J. schloß Herzog Eberhard von Württemberg mit dem Churfürsten von Bayern ein Schutzbündniß wider alle aus Veranlassung des holländischen Krieges zu besorgende Bedrängnisse durch Einquartirung, [155] Durchzüge u. s. w. und Ende Septembers näherte sich schon die durch die kaiserliche bedrängte französische Armee der württembergischen Gränze.

Unter Herzog Wilhelm Ludwig; 1674–1677.

1674, wo auch das deutsche Reich sich dem Bündniß des Kaisers mit Holland anschloß, und wo sich auch Herzog Eberhard mit dem Kaiser verband, standen dem großen franz. Feldherrn Türenne nach dem Sieg bei Sinzheim (16. Juni) die Gränzen Württembergs offen, und man zitterte vor ähnlichen Verheerungen, wie Türenne in der benachbarten Pfalz und in Lothringen sich erlaubt hatte, um den Feind aufzuhalten.

Da starb Herzog Eberhard III. am 2. Juli und sein Sohn, Wilhelm Ludwig, welcher ihm in der Regierung folgte, suchte durch strenge Neutralität, ohne Verletzung seiner Pflichten als Reichsstand, sein Land vor dem Ungemach des Krieges zu bewahren, widersetzte sich auch, wie sein Vater, der Vereinigung der Kreistruppen mit dem kaiserlichen Heere; aber die Truppendurchmärsche und Winterquartiere konnte er dadurch nicht verhindern, und letztere besonders lasteten nun um so schwerer auf dem kleinen Lande.

Hagelwetter zerstörten großentheils die Erndte d. J., daher Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 4 fl. 30 kr., Dinkel 1 fl. 40 kr., Haber 1 fl. 20 kr., an Martini Kernen 5 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr., Haber 1 fl. 24 kr. Der Weinertrag war gering, die Qualität aber gut. Weinrechn. Güglingen 10 fl. 40 kr., Tübingen 6 fl.

1675. Im Mai passirte die aus den Niederlanden kommende kaiserliche Armee bei Lauffen den Neckar und marschirte dem Rheine zu. Türenne kam bei Straßburg über den Rhein und stellte sich dem kaiserlichen Feldherrn Graf Montecuculi gegenüber, wo er bei einer Recognoscirung des deutschen Lagers bei Saßbach durch eine Stückkugel sein Leben verlor. – Den 27. Juli. – Sein Nachfolger Lorges wurde von Montecuculi über den Rhein zurückgetrieben. Doch sengte und brannte noch vorher ein fliegendes Corps im benachbarten Neckargartach und Frankenbach, obgleich der neue Herzog an die Gränzen, wie auch nach Heilbronn, Landesdefensionstruppen abgesendet hatte. Im November d. J. wurde hier das Kind eines Gefreiten vom Mannsfeldschen Regiment getauft.

Wein gab der Herbst dieses Jahrs nicht nur wenig, sondern auch noch sauren. Preis 12 fl. 45 kr. bis 18 fl. 40 kr. Steigende Fruchtpreise: Lichtmeß. Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber 1 fl. 48 kr., Mart. Kernen 6 fl. 16 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr. Haber 2 fl. 19 kr. maximum. Im Sept. d. J. brach die Influenza aus.

Im Winter 1675–76 hatte das Land wieder die schwere Last von Standquartieren zu tragen und der Herzog willigte jetzt in die Vereinigung des Kreiscontingents mit dem kaiserlichen Heere, auch schickte er im Mai 1676 Geschütze zu der Belagerung von Philippsburg, das sich am 8. Sept. den Alliirten übergeben mußte, wobei sich Herzog Friedrich Carl, nachheriger Obervormund und Regierungsverweser von Württemberg, als kaiserlicher Oberst auszeichnete.

Am 23. April ist die Frau des Pfarrers von Sulzbach, hieher vor den durchmarschirenden Soldaten fliehend, zu Weinsberg in die Kindbett gekommen. (Taufb.)

Mömpelgard wurde in diesem Jahr von den Franzosen besetzt, geplündert und verheert. Der Jahrgang war an Wein eben so reich, als die Qualität gut. Preis 14 fl. 40 kr. bis 16 fl. 50 kr. Fruchtpreise an Lichtmeß: Kernen 5 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl. 28 kr., Haber 1 fl. 56 kr. maximum; Martini: Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl. Haber 1 fl. 48. kr.

[156] 1677 stiegen die Kriegslasten Württembergs noch höher als zuvor. Die französische Besatzung von Freiburg brandschatzte das Land und die deutschen Truppen fielen ihm mit Durchzügen und Winterquartieren von 1677–78 äußerst zur Last. Im Mai marschirte die sächsische Armee durch das Land an den Rhein.

Tod Herzogs Wilhelm Ludwig, 23. Juni nach nur 3jähriger Regierung.

Der Weinertrag war sehr reich; die Qualität eine mittlere. Weinrechn. Besigheim 8 fl., Güglingen 7 fl., Tübingen 6 fl. Fruchtpreise an Lichtmeß: Kernen 4 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 4 kr., Haber 2 fl. maximum; an Martini: Kernen 5 fl., Dinkel 1 fl. 44 kr. Haber 1 fl. 36 kr.

7. Dec. Herzog Friedrich Carl, Bruder des verstorbenen Herzogs tritt als Obervormund die Regierung an.

Unter Herzog Eberhard Ludwig. 1677–1733.
Administrator Obervormund Friedrich Carl. 1677–1693.

1678. 10. August. Frieden von Nymwegen zwischen Holland und Frankreich, welchem 17. Septbr. auch Spanien beitrat und welchem

1679. 5. Febr., auch der Kaiser und das Reich beizutreten sich bequemten. Selbst nach dem Frieden durchzogen noch Marodeure schaarenweise das geplagte Land, plünderten und raubten, bis man die Landwehr aufbot, sie vertrieb und die Gränzorte und Pässe stark besetzte.

Der Weinertrag war 1678 nicht nur sehr reich, wegen des heißen und trockenen Sommers, sondern die Qualität auch gut. Preis 6 fl. 30 kr. bis 7 fl. 10 kr. Viel Getreide. Kernen an Martini 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 30 kr., Haber 2 fl. 4 kr.

1679 ebenfalls sehr reich, aber das Gewächs sauer. Preis 4 fl. bis 4 fl. 30 kr. Pest in Stuttgart, Tübingen, Ulm, während des kalten Winters abnehmend. Fruchtpreise steigend: an Lichtmeß: Kernen 5 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 16 kr., Haber 2 fl. 8 kr.; an Martini: Kernen 8 fl., Dinkel 3 fl. 24 kr., Haber 4 fl.

1680 ließ sich ein Komet sehen, dessen Länge 70 Grade hatte, vom 6. Novbr. bis in den Februar des f. J. Der Komet gieng bald nach der Sonne unter und doch blieb der Schweif noch die ganze Nacht durch über dem Horizonte (soll nach der Berechnung der damaligen Astronomen erst anno 2255 wieder erscheinen). Fruchtpreise fallend; an Martini: Kernen 6 fl., Dinkel 2 fl. 38 kr., Haber 1 fl. 44 kr. Wein gab es vielen und guten. Preis 6 fl. 20. kr. bis 7 fl. 30 kr. Starke Kälte von Martini d. J. bis Lichtmeß f. J. Viele Wölfe fanden sich ein.

1681 noch im März täglich Eis, Schnee und Kiesel bis zum 1. April. Vom 16. bis 20. April so warm, daß alles auf Einmal blühte, große Sommerhitze und Trockenheit. Erndte gut. Fruchtpreise am Ende des Jahrs: Kernen 4 fl. 40 kr., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber 1 fl. 52 kr. Wein zwar wenig, aber gut und stark. Preis 8 fl. bis 10 fl. 15 kr.

1682. 10. Jan. Erdbeben zu Tübingen verspürt. 24. März starb Herzog Friedrich von Württemberg-Neustadt, welcher im Jahr 1649 (s. oben) durch fürstbrüderlichen Vergleich die Ämter Neustadt, Möckmühl und die halbe Kellerei Weinsberg erhalten hatte. Ihm folgte sein Sohn Friedrich August, welcher bis zum August 1716 regierte (s. unten). Wiedererscheinen des Kometen von 1607 nach Halley, Astronom. Der Weinertrag dieses Jahres war reich, aber das Gewächs sauer und herb. Preis 5 fl. 6 kr. bis 6 fl. 20 kr. Obst und Getreide trotz nassen Sommers ziemlich gediehen. Fruchtpreise am Ende d. J. Kernen 2 fl. 18 kr., Dinkel 1 fl. 4 kr., Haber 1 fl. 1 kr. Ludwigs XIV. Reunionsbestrebungen [157] veranlaßten schon in diesem Jahre eine Allianz zur Aufrechterhaltung des Friedens von Nymwegen.

1683 näherten sich 200,000 Türken der Stadt Wien und der Kaiser begehrte auf dem Reichstage zu Regensburg (4. Juli) von den deutschen Reichsständen Hilfe gegen den Erbfeind. Herzog Vormünder, Friedrich Carl sandte eilends 100 Mann zu Fuß und zwei Reiterhaufen. Wien wurde (12. Sept.) entsetzt und die württemb. Truppen zeichneten sich dabei durch große Tapferkeit aus. Prinz Georg Friedrich wurde vor Caschau in Ungarn erschossen. Am 24. Sept. allgem. Dankfest wegen Wiens Befreiung.

Starker Frost vom 6. Januar an bis fast den ganzen März hindurch. Darauf trockener warmer Sommer. Die Erndte war reich. Daher große Wohlfeilheit. Fruchtpreise am Ende des Jahrs: Kernen 2 fl. 15 kr., Dinkel 52–56 kr., Haber 1 fl. maximum. Wein nicht nur viel, sondern auch gut. Preis 5 fl. 20 kr. bis 5 fl. 45 kr.

1684. Waffenstillstand mit Frankreich auf 20 Jahre mit Überlassung von Straßburg etc. Harter und kalter Winter mit darauf folgendem hitzigem und dürrem Sommer. Fruchtpreise am Ende des Jahrs: Kernen 2 fl. 56 kr., Dinkel 1 fl. 20 kr. maximum, Haber 1 fl. 36 kr. Wein nach Menge und Güte erwünscht. Preis 6 fl. 20–40 kr. Kälte im Spätjahr früh anfangend und bis März 1685 dauernd.

1685. Am 5. und 6. März noch grimmige Kälte. 20. März Erdstöße. Wein nicht viel und dazu sauer und schlecht. Preis 6 fl. 40 kr. bis 8 fl. 40 kr. Fruchtpreise im December: Kernen 2 fl. 32 kr., Dinkel 1 fl. 14 kr. maximum, Haber 58 kr. bis 1 fl. – Neue Ansprüche Ludwigs XIV. wegen der pfälzischen Erbfolge und Zunder zu neuem Krieg und zu neuen Allianzen gegen Frankreich.

1686. Regnerischer Frühling mit Überschwemmungen. Wenig Wein, aber sehr gut. Preis: 6 fl. 30 kr. bis 11 fl. 2. Sept. Dankfest wegen der Einnahme von Ofen. Früchte wohlfeil. Dinkel Ende Dec. 1 fl. 13 kr. max., Haber 1 fl. max.

1687. Januar bis April sehr hart gewintert. Noch im April täglich gefroren, geschneit und gekieselt. Spätes Frühjahr. Wein nach Quantität ebenso beträchtlich, als nach Qualität mittelmäßig und gering. Preis: 5–6 fl. Getreide mißrathen; doch nicht Theurung. Dinkel Ende Jahrs 1 fl. 37 kr., Haber 1 fl. 24 kr. max.

1688 in den ersten 4 Monaten, insonderheit im April harter Winter. Am 13. Juni folgte eine mittelmäßige Erndte. Daher steigende Preise Ende Jahrs Kernen 5 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl. 32 kr., Haber 1 fl. 48 kr. max. Wein ziemlich viel, minder gut. Preis; 6 fl. bis 9 fl. 20 kr. Im August und Septbr. Ruhrseuche in Weinsberg. 27 occubuere dysenteria, quae tum temporis omnes paene domos infestabat. (Todtenbuch.) Im Sept. d. J. brach Frankreich den 1685 geschlossenen Frieden mit dem Reich und griff die Reichsfestung Philippburg an. Der berüchtigte Mordbrenner, General Melac, brach über den Rhein und im Oct. d. J., wo die Franzosen unter General Montclar die benachbarte Reichsstadt Heilbronn einnahmen, ward diese Nachbarschaft für Weinsberg die Quelle neuen Kriegselendes. 30. Novbr. Besetzung der Festung Asberg. 8. Decbr. Abweisung von Schorndorf durch den Muth ihrer Weiber. 21. Decbr. Einnahme von Stuttgart. Brandschatzung. Plünderung. Bedrohung mit Anzünden. Am 23. Decbr. wurden die Franzosen eiligst durch ein anrückendes Bundesheer vertrieben. Aber die Kriegsbedrängnisse hörten damit nicht auf. Denn die Winterquartire und Durchzüge der verbündeten Heere von Östreich, Bayern und Sachsen belästigten das Land in den folgenden Jahren auf vielfache Weise.

[158] 1689. Im Juli näherten sich die Franzosen von Heidelberg her, dessen Belagerung sie aufheben mußten, wieder der Landesgränze unter Verheerung, Sengen und Brennen, wurden aber durch ein allgemeines Landesaufgebot abgehalten. Die Reben waren im Winter und Frühling erfroren, daher sehr wenig, doch guter Wein. Preis 13 fl. 30 kr. bis 16 fl. In Tübingen wuchs kein Wein. Erndte ungünstig. Kernen stieg Ende d. J. auf 10 fl., Dinkel auf 3 fl. 50 kr.

1690. Im Juli Durchzug der chursächsischen Armee, welche bei Lauffen und Heilbronn den Neckar passirte und zur alliirten Hauptarmee stieß. Herbstertrag ziemlich reichlich, doch mittelmäßiger Qualität. Preis: 8–11 fl. 30 kr.; ziemlich reiche Erndte, daher Preise sinkend, doch nicht weiter als auf 8 fl. beim Kernen; im Dec. auf 3 fl. 20 kr. beim Dinkel, 2 fl. 40 kr. beim Haber. – Am Aschermittwoch wurde hier in Weinsberg Elisabeth Hansin von Löwenstein, welche ihr 10wöchentliches Knäblein zu Hölzern in einer Scheuer aus Ungeduld der Armuth und Kälte ermordet hatte, mit dem Schwerdte hingerichtet.

1691. Im Juli ging der Churfürst von Sachsen mit seinen, wie auch den kaiserlichen, fränkischen, schwäbischen und württembergischen Truppen bei Mannheim über den Rhein. Übergang der Franzosen bei Philippsburg auf das rechte Rheinufer, weßhalb auch die alliirte Armee sich wieder herüberzog. Schädliche Kälte im Winter und Frühling, regnerische Witterung im Sommer. Daher Wein weder reichlich noch süß und angenehm. Preis 6 fl. 40 kr., 13–17 fl. Sehr mittelm. Erndte. Steigende Theurung; und zwar gegen Ende des Jahrs beim Kernen auf 9 fl., Dinkel 3 fl. 30 kr., Haber 2 fl. 56 kr.

1691. 27. Octbr. starb zu Heilbronn Tobias Maximilian v. Haugwitz, Oberst eines chursächsischen Reiterregiments, aet. 50 und wurde den 29. Oct. nach Weinsberg geführt, wo er nach einer im Altar gehaltenen Trauerrede, im Chor der Stadtkirche begraben wurde. Seine Erben bezahlten dafür an Weinsberg 60 fl., welche nach der Inschrift der großen silbernen Altarskanne zu deren Anschaffung verwendet wurden. Neben der Inschrift ist das Wappen der Stadt: Adler und Weinstock. Auch im Sept. und Oct. wurde ein in Erlenbach gestorbener Soldat vom fränkisch-Millendorf’schen Regiment und ein im Armenhaus gestorbener württembergischer Dragoner hier begraben.

1692. 1. Sept. Übergang der Alliirten über den Rhein bei Mannheim unter dem Markgrafen von Brandenburg-Baireuth. Dagegen giengen die Franzosen unter dem Herzog von Lorge bei Fort Louis herüber und bedrohten Württemberg auf’s Neue. Herzog Friedrich Carl bezog, um sie aufzuhalten, mit etlichen Regimentern ein befestigtes Lager bei Ötisheim, wurde aber, nachdem die Franzosen Pforzheim eingenommen hatten, am 17. Sept. von der überlegenen Macht angegriffen, zum Rückzug genöthigt und auf diesem von den Franzosen gefangen und nach Straßburg und Paris abgeführt. Mit Feuer und Schwerdt wütheten jetzt die Feinde in Vaihingen, Knittlingen, Neuenbürg, Calw, Liebenzell, Zavelstein und Kloster Hirschau.

Weinsberg wurde nur durch täglich neue Schreckensbotschaften von der Enz her geängstet.

Im April d. J. wurde hier nach empfangenem christlichem Unterricht ein junges Mädchen, eine geborne Türkin getauft, welche Herzog Carl Rudolph von Württemberg-Neuenstadt aus der Stadt Misitra auf Morea mit sich gebracht hatte. Sie erhielt die Namen Clara Christina, wurde nachmals die Gattin des hiesigen [159] Kaufmanns und Gerichtsverwandten Joh. Becker und starb als dessen Wittwe den 25. Jan. 1739 über 60 Jahre alt.

Schädliche Kälte im Winter und Frühjahr und regnerischer Sommer. Daher geringe Erndte und wieder hochsteigende Preise beim Kernen im December 14 fl., beim Dinkel 5 fl. 24 kr., beim Haber 2 fl. 44 kr. Nicht reichlicher Herbstertrag und kein süßes Gewächs; Preis 6 fl. 40 kr. bis 13 fl. (zu Besigheim).

1693. Herzog Eberhard Ludwig, erst 16jährig, wird vom Kaiser 20. Jan. für volljährig erklärt und tritt die Regierung an, 6. Febr.

In diesem Jahr kamen die Schrecken des Krieges Weinsberg noch näher. Denn am 7. Mai gieng ein französisches Heer von 70–80,000 Mann unter dem Herzog von Lorge bei Philippsburg über den Rhein, zerstörte Heidelberg und breitete sich gegen den Neckar aus. Die alliirte Armee sammelte sich bei Heilbronn, unter dem Markgrafen von Baden und Herzog Eberhard Ludwig, marschirte am 1. Juni von Heilbronn den Neckar hinauf und stand in einem verschanzten Lager zwischen Lauffen und Heilbronn fast 3 Monate unbeweglich, wobei die streitbare Mannschaft der Ämter Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl aufgeboten und Alles weit umher aufgezehrt wurde.

Am 8. Juni starb allhier an seiner von den Franzosen bei Horken (Horkheim) empfangenen Blessur Jak. Friedrich von Wangenheim, Lieutenant unter dem Sachsen-Gotha’schen Regiment zu Fuß, 28 Jahre alt, und wurde auf dem oberen Kirchhofe begraben.

Auch an Flüchtlingen fehlte es nicht. Am 21. Juli starb einem armen Mann von Walen (Wahlheim), der hier in der Flucht war, ein 8jähriges Töchterlein.

Inzwischen rückte ein zweites französisches Heer unter dem Dauphin von Pforzheim her gegen Württemberg und vereinigte sich am Fuße des Asbergs mit dem früher eingerückten unter de Lorge. Besigheim, das von 300 Kaiserlichen besetzt war, mußte sich ergeben. Das französische Heer gieng bei Neckarbeihingen über den Neckar und bezeichnete seinen Weg durch Raub und Brand. In wenigen Tagen lagen Marbach, Beilstein, Backnang und Winnenden nebst vielen Dörfern in Schutthaufen. Das französische Heer stellte sich, 60,000 Mann stark, zwischen Liebenstein und Ottmarsheim dem alliirten Heere gegenüber, wobei der Markgraf den General Soyer mit 8 Schwadronen in’s Weinsberger Thal zur Beobachtung der Franzosen aufstellte und Löwenstein besetzen ließ, verließ aber am 6. Aug. seine Stellung wieder, ohne die Alliirten anzugreifen, zog sich bei Pleidelsheim über den Neckar zurück und lagerte sich wieder zwischen dem Asberg und Kornwestheim. Von hier aus trat der Dauphin mit der Regierung Stuttgart wegen einer Brandschatzung in Unterhandlung und drohte mit Verbrennung der Hauptstadt und ihrer Umgegend, wenn seine Forderung nicht bewilligt werde. Am 13. Aug. kam endlich ein Vertrag zu Stande, wornach Württemberg 1,200,000 Livres in kurzen Fristen und bis zum Ende des Kriegs jährlich 300,000 Livres bezahlen und zur Sicherheit 6 Geiseln stellen sollte.

Am 18. August begannen die Franzosen, nach einem vergeblichen Angriff auf das Lager des Markgrafen von Baden, nach Verbrennung ihrer Feldbäckerei in Vaihingen (wobei die Stadt selbst in Rauch aufgieng), und nach Einlauf ungünstiger Nachrichten von anderen Gegenden des Kriegsschauplatzes, Württemberg zu räumen, wobei sie statt 6 Geiseln 15 mitnahmen und nach Metz in schwere Gefangenschaft führten. Ein beträchtlicher Theil des Landes hatte schreckliche Verheerungen erlitten, [160] wie im 30jährigen Kriege, die Bevölkerung war von 450,000 Menschen wieder auf 300,000 herabgesunken. Denn zu den Drangsalen des Kriegs gesellte sich dessen gewöhnliches Gefolge, Theurung, Hungersnoth und Pest. Die ohnehin nicht reiche Erndte wurde von den Franzosen völlig aufgezehrt, die Früchte auf den Kästen nahmen sie für sich weg. Das Landvolk, zumal der verbrannten Dörfer, verlief sich und das Feld blieb unbebaut. Der Scheffel Kernen galt in diesem und dem folgenden Jahr 23 fl., Dinkel an Georgii 5 fl. 30 kr., an Martini 7 fl. 15 kr. Die Noth wurde so groß, als im Jahre 1635. Viele arme Leute mußten unnatürliche Dinge essen, wodurch Krankheiten und Sterben erfolgten. Zu Weinsberg starben in diesem Jahr 121 Personen, worunter aber (s. oben) auch Auswärtige. Der Wein wurde vom Feinde weggenommen, oder in den Boden gelassen, so daß auch dieser sehr theuer wurde. Der Herbstertrag war ohnehin auch in diesem Jahr sehr gering, so daß in Stuttgart der Morgen kaum 4–6 Butten voll gab. Die Qualität war aber gut. Herbstpreis 17 fl. 20 kr. bis 22 fl.

Das Land blieb auch nach dem Abzug der Franzosen nicht frei von fremdem Volk. Denn der Markgraf nahm nun eine Stellung bei Herrenberg und verlegte von da aus sein Heer in die Winterquartiere.

1694 am 14. Januar erfroren in Heilbronn drei Soldaten auf der Schildwache. Im Mai sammelte sich die alliirte Armee wieder in Weinsbergs Nähe bei Heilbronn, brach den 2. Juni, als die Franzosen bei Philippsburg über den Rhein giengen, gegen Eppingen auf, und warf die Franzosen den 18. Januar über den Rhein zurück. Am 6. Oktober langte die alliirte Armee wieder in der Gegend von Heilbronn an. Wein brachte dieser Herbst ziemlich viel, ungeachtet die Reben im Winter erfroren waren, und von mittlerer Güte. Preis 17–24 fl. Fortdauernde Theurung und Hungersnoth, weil viele Felder wegen des feindlichen Einfalles ungebaut liegen blieben. Fruchtpreise sehr hoch; noch im Januar Kernen 20 fl. 36 kr., Dinkel 7 fl. 15 kr.; vor der Erndte Kernen 22 fl., Dinkel 7 fl. 20 kr., Haber 5 fl. 12 kr.; Ende dieses Jahrs Kernen 12 fl., Dinkel 5 fl. 10 kr., Haber 4 fl.

1695, 25. Mai. Übergang der Franzosen über den Rhein bei Philippsburg und Lager zwischen Unteröwisheim und Bruchsal. Die Alliirten lagerten bei Eppingen und Steppach. Im September und Oktober wurden die Linien von Eppingen bis Pforzheim gezogen. Am Rhein blieb man in diesem Jahr auf beiden Seiten nur in der Defensive. – Vom Oktober 1694 bis März 1695 sehr kalter Winter.

Die Erndte dieses J. fiel gut aus. Bedeutender Abschlag. Lichtmeß: Kernen 10 fl. 10 kr., Dinkel 4 fl. 40 kr., Haber 3 fl. 45 kr.; vor der Erndte: Kernen 7 fl., Dinkel 3 fl. 8 kr., Haber 2 fl. 8 kr.; Martini Kernen 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 30 kr., Haber 1 fl. 52 kr. Der Herbstertrag war der Quantität und Qualität nach mittelmäßig. Preis 9 fl. 20 kr. bis 18 fl., Besigheim 17 fl.

1696. Keine besondere Kriegsereignisse am Rhein, über welchen die Franzosen am 10. Mai giengen und bei Öwisheim sich lagerten. Am 19. Juni aber zogen sie sich bei Philippsburg wieder hinüber. Die Alliirten giengen im Monat August bei Mainz über den Strom, ohne daß es zu einer Hauptaction kam. Milder Winter und warmer Sommer. Gute Erndte. Preise an Martini: Korn 3 fl. 24 kr., Dinkel 1 fl. 40 kr., Haber 1 fl. 20 kr. Wein gab es wenig und von mittlerer Güte, weil eine starke Kälte am 25. März die Reben verdarb. Preis 14 fl. 40 kr. bis 20 fl. (Besigheim.)

1697. Im September und October d. J. wurde unter schwedischer [161] Vermittlung der Frieden zu Ryßwick geschlossen, jedoch unter lästigen Bedingungen für den Kaiser und das Reich, obschon Ludwig XIV. gegen früher staunenswerthe Mäßigung zeigte, der man, wie der Verfolg zeigte, nicht ohne Grund mißtraute. Denn die allseitig ersehnte Ruhe, welche dieser Frieden brachte, war eine nur allzukurzdauernde.

Im Januar und Februar strenge Kälte. Günstiger Sommer. Gute Erndte; doch erhöhte Preise im December: Korn 4 fl. 18 kr., Dinkel 1 fl. 52 kr., Haber 1 fl. 36 kr. Der Herbstertrag war nach Quantität zufriedenstellend, nach Qualität wegen ungünstiger Blüthe mittelmäßig. Preis 8 fl. bis 14 fl. 40 kr. (Besigheim.)

1698. Kalter Winter. Nasser Sommer. Schlechte Witterung während der Traubenblüthe; wenig Getraide; fast gar kein Obst. Daher steigende Preise. Um Georgii noch Korn 3 fl. 20 kr., Dinkel 1 fl. 32 kr., Haber 1 fl. 28 kr.; nach der Erndte Korn 6 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr., Haber 2 fl. 40 kr.; Ende Jahres Korn 11 fl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 54 kr., Haber 2 fl. 48 kr. Herbstertrag zwar ziemlich reichlich, Qualität aber theils mittelmäßig, theils gering. Preis 9 fl. 20 kr. bis 18 fl. 40 kr. Besigheim 20 fl.

Beibehaltung eines stehenden Heeres von 2000 Mann auch in Friedenszeiten trotz aller Remonstrationen der Landschaft.

21. August. Allgemeines Dankfest wegen des Friedens zu Ryßwick.

1699. Bevölkerungszuwachs durch die Ansiedlung der vertriebenen Salzburger und Waldenser im Maulbronner Oberamt. Frieden zu Carlowitz zwischen dem Kaiser und der Ottomannischen Pforte.

Milder Winter; warmer Sommer. Reichliche Erndte. Doch noch hohe Preise: an Lichtmeß Korn 10 fl. 30 kr., Dinkel 4 fl. 56 kr., Haber 2 fl. 48 kr.; Ende Jahres Korn 11 fl., Dinkel 4 fl. 15 kr., Haber 2 fl. 20 kr. Herbstertrag wenig, aber gut. Preis 12 bis 18 fl.

1700. Theilungsverhandlungen zwischen Frankreich, England und Holland wegen der spanischen Succession. Ansprüche Östreichs. Tod des Königs von Spanien. 1. Nov. Testament desselben zu Gunsten Herzog Philipps von Anjou, Enkels von Ludwig XIV. Veranlassung zum spanischen Successionskrieg im folgenden Jahr. Association des fränkischen und schwäbischen Kreises wegen des bevorstehenden Krieges.

Ziemlich langer Winter; im Sommer oft Regen, doch warm. Herbstertrag nicht sowohl viel, als gut. Preis 8 fl. bis 14 fl. 40 kr. Besigheim. Getraide und Obst gediehen gut. Daher fallende Preise: an Martini Korn 5 fl. 12 kr., Dinkel 2 fl. 28 kr., Haber 1 fl. 20 kr.; während vor der Erndte: Korn 9 fl. 4 kr., Dinkel 4 fl. 4 kr., Haber 1 fl. 44 kr.

*           *
*

Im Lauf dieses unheilvollen 17. Jahrhunderts, vom J. 1618, dem Anfang des 30jährigen Krieges, bis 1700 lebten zu Weinsberg nach den vorhandenen Grabsteinen:

als Amtsvogt (nach Gemälde rechts von der Kanzel): Johann Jakob Myller, † 1650, alt 40 Jahre. – als Stadt- und Amtsvogt: Joh. Nicolaus Ritter, Neuenstein’scher Hofrath; – als Amtmann: * * von Massenbach, um 1670; – als Stadtpfarrer (nach dem allegorischen Gemälde im Chor): M. Johann Ludw. Neuffer, † 1690.

(Auf diesem allegorischen Ölgemälde, welches Burg und Gegend von [162] Weinsberg darstellt, sind die Hauptpersonen des Alten und Neuen Testaments (Adam und Eva, David etc. – Christus – Luther, Constantin etc.) durch die Sulm geschieden. Über die Brücke tragen 2 Männer eine Calebstraube an einer Stange und dabei stehen die Worte:

Ein Paar den großen Trauben trägt;
Der vorn geht, trägt und sieht ihn nit;
Der nachfolgt, trägt und sieht ihn mit;
Dieß Alt und Neuen-Bund auslegt.
Messias kompt von Isacks G’schlecht.
Den g’neußt der Heyd und sieht ihn recht.

          Gestiftet v. Stadtpfarrer M. Johann Ludw. Neuffer.
          † 30. Mai 1690. aet. 50 J. 14 Kinder.)

nach Grabstein im Chor: M. Conrad Oesterlin † 1668, s. unt. – als Gerichtsherr und zugleich Almosenpfleger: Johann Michael Aff, † 1685, alt 65 J.

Nach den Kirchenbüchern und anderen Nachrichten waren hier in gedachter Periode 1618–1700 Vögte:

Joh. Jacob Myller (Müller), 1650 s. oben; Ludwig Albrecht Hauff, jur. utr. Lic. Vogt. kommt vor 1676; Johann Conrad Stigler, J. U. Lic. Vogt. † 1706.

Evangelische Stadtpfarrer zu Weinsberg: unter der Superintendenz Neuenstadt 1612–1710: M. Conrad Oesterlin, 1636 bis 1668, vorher Pf. in Ober-Eisisheim, † hier 5. Oct. 1668, im Chor der Kirche begraben; M. Joh. Georg Esenwein, 1669 bis 1680, kam 1680 als Superintendent nach Markgröningen; M. Johann Ludwig Neuffer (s. oben), 1680–90, † hier Mai 90, im Chor begraben; M. Joh. Ludwig Hochstetter, 1690–93, † hier 3. Sept. 1693; M. Alex. Rud. Wolfhard, 1694–1703, kam von hier als Stadtpfarrer nach Großbottwar 1703 bis 1715 (s. unten Reihenfolge der Geistlichen).

Keller und geistl. Verwalter (beide Verwaltungen waren bis 1807 getrennt): Joachim Baier, Keller, 1610 ff.; Wilhelm Sanwald, Keller, † 1. Nov. 1621; Georg Meißner, Keller, 1622 (Inschrift an der Kirche zu Bitzfeld); Zacharias Bechler, Geistl. Verwalter (nach Inschrift an der Kirche zu Bitzfeld als Bauherr) und Schultheiß zu Eberstadt, † 21. Jan. 1635, 52 J. alt; Hans Jörg Koch, Keller, 1637–60; Hans Jacob Müller, Geistl. Verwalter und Zoller, 1643.

Diacone waren: 1617 beim Ausbruch des 30jährigen Krieges bis 1625, der obengedachte M. Bernhard Dieterlen, von welchem die obigen lateinischen Epitaphien für 2 Kinder. Sein Nachfolger war 1623–35 M. Altvater. 1635 starb nach Obenerzähltem Diaconus M. Weiler an der Pest. Gottfried Heß, dessen Nachfolger, 1636–40, stirbt 23. Aug. 1640 unter der Trautmannsdorfschen Herrschaft (s. oben). (Der im J. 1670 als Pfarrer in Birkenfeld, Superintendenz Wildbad, vorkommende Gottfr. Heß war demnach ein Anderer.) Das Diaconat Weinsberg blieb nicht (wie Binder, K. und Lehr-Ämter) sagt, von 1640–62 unbesetzt, sondern wurde in dieser Periode von Christoph Kautz treulich verwaltet. Die Kirchenbücher dieser Periode sind mit Lust zu lesen wegen Kautz’s ausgezeichnet schöner und deutlicher Handschrift. Sein Tod ist im Todtenbuche folgendermaßen aufgezeichnet: 19. Febr. 1662. Horum librorum inscriptorem, Dn. M. Kauzium Parca, vivorum numero exstinctum, mortuis adscripsit et in superas sedes immotamque quietem vocavit, quam nunc insidere eum, beatum inter beatos, vitae integritas, eruditio et candor spondent.

[163] Von M. Friedrich Schickard, 1662, folgten sich noch 5 Diacone, nämlich M. Beyrlin, List, Esenwein, Walliser und Reinfelder, welch letzterer von hier 1708 als Special-Superintendent nach Schorndorf kam.

Präceptoren waren in dieser Periode hier 6. M. Weiler, von 1607–35, der nach Obigem im Jahr seines Vorrückens auf’s Diaconat an der Pest Gestorbene. Nach ihm Werner, welcher 1660 das Amt niederlegte und Mitglied des Stadtraths wurde; Kraft, M. Jäger, Frisen, und Kraft zum zweitenmal von 1689 bis 1711, pens. 1715. (Im 81. Jahre taufte man ihm noch 1 Kind. Nomen et omen!)

Collaboratoren: von Anfang des 30 jährigen Krieges – Magirus – bis zu dem nach der Nördlinger Schlacht 1634 ermordeten M. Weissing – 4. Magirus, Betz, M. Hornikel, M. Weissing. Die Stelle wurde zwar 1634 mit Gmelin wieder besetzt; aber er verschwindet sogleich wieder, wahrscheinlich unter den unglücklichen Flüchtlingen jenes Schreckensjahres und die Collaboratur blieb unbesetzt bis nach dem westphälischen Frieden. Von 1650 an functioniren noch 2, Raiz bis 1674 und Druckenmüller; von da bis 1709: Collaboratoren und Organisten.

Als deutsche Schulmeister finden sich in den Kirchenbüchern: Johann Jacob Aff, † 18. Juli 1625, aet. 46; Matthias Baum, † 21. Juni 1627; Tobias Gentschopf, 1627–40 im Amt; Michael König, † 6. Febr. 1663. aet. 72. im Amt 24 J.; Jörg Buchhorn, † 26. Nov. 1678. aet. 64,; Jerem. Hartmuth, † 14. Juni 1685; Joh. Jacob Luitle, war hier 1686; Simon Jacob Hammel, war hier 1690, † 1731.

*           *
*

Das neue 18. Jahrhundert begann mit fast gleichen Bedrängnissen, wie das alte geendet hatte, indem nach dem Tode Karls II., Königs von Spanien (s. oben 1. Nov. 1700)

der sogenannte spanische Successionskrieg zwischen Ludwig XIV., König von Frankreich und dem Hause Östreich ausbrach, 1701–2. Auf die Seite Frankreichs trat Churbayern; auf die Seite des Kaisers traten nach der Zusammenkunft zu Nördlingen (März 1702) die oberdeutschen Reichsstände und mit ihnen der junge, 1693 vom Kaiser für volljährig erklärte Herzog von Württemberg, Eberhard Ludwig. Dieser, vom Kaiser zum General-Feldmarschall-Lieutenant ernannt, zog mit seinen Truppen

schon im Juni 1702 zum kaiserlichen Heere bei Landau, und bewirthete

am 24. Juli 1702 den römischen König, Joseph II., auf dessen Reise zur Rheinarmee, in Weinsberg, mit seinem Gefolge.

Von feindlichem Überzuge der französischen und bayerischen Heere blieb zwar Weinsberg und sein Thal in diesem 13jährigen Kriege verschont; nicht aber von der Furcht vor nahe drohenden Einfällen,

wie gleich im J. 1702, wo die Bayern vom eroberten Ulm und von Heidenheim etc. her, die Franzosen von Offenburg her (zur Vereinigung mit den Bayern) gegen das Land andrangen;

ebenso 1703, wo 40,000 Franzosen im Februar bei Neuburg über den Rhein kamen und die Festung Kehl eroberten, und im April die Vereinigung mit Churbayern anstrebten, welche im Mai bei Tuttlingen erfolgte;

ferner 1704, wo der Herzog von Württemberg die Franzosen und Bayern bei Tuttlingen schlug und das Silbergeschirr des Churfürsten erbeutete;

1706, wo die Franzosen unter Marschall Villars von Philippsburg her drohten;

[164] und am meisten 1707, wo nach dem Tode des Markgrafen von Baden, der württembergische Herzog vor dem mit 40,000 Mann anrückenden Marschall Villars über Pforzheim bis Ellwangen sich zurückziehen mußte, die Franzosen im Juni Stuttgart besetzten, gegen das Remsthal vorrückten, das befestigte Schorndorf einnahmen und den Nachtrab des deutschen Heeres schlugen; worauf sich das französische Heer sengend und brennend über das unbedeckte Land verbreitete, bis Villars durch eine Seitenbewegung des deutschen Heeres, welches von Ellwangen aus über Gmünd, Hall, Öhringen, Weinsberg, Heilbronn, Sinzheim gegen den Rhein vorrückte, genöthigt wurde, das Lager bei Sontheim, von wo er bereits Heilbronn zur Übergabe aufgefordert hatte, zu verlassen und Württemberg mit der Hauptmacht zu räumen; und bis der Herzog auch einzelne französische Streifpartieen vollends, durch Besetzung des Schwarzwaldpasses von Hornberg, aus dem Lande vertrieb.

Noch näher drohte ein französischer Einfall 1712 von Ettlingen her, wo sich aber der Herzog in seiner festen Stellung gegen die feindliche Übermacht behauptete und

1713, wo Villars mit 100,000 Mann von Mannheim, Landau und Freiburg her gegen Oberschwaben und Württemberg vorrückte.

Der Frieden von Rastadt und Baden, März und September 1714, beendigte den unseligen Krieg, der das arme Land nur in der Periode von 1702–1709 15½ Millionen Gulden gekostet hatte.

An Durchzügen sah Weinsberg in der Nähe im Juni 1704 den von dem berühmten Herzog von Marlborough *)[10], welcher mit 30,000 Engländern, Holländern und Deutschen, aus den Niederlanden kommend, von Heilbronn aus in 3 Heerhaufen durch Württemberg zog, um dem verbündeten Heere unter Prinz Eugen von Savoyen und Prinz Ludwig von Baden zu Hülfe zu kommen.

1706–7 hatte Weinsberg Winterquartier von einem Dragonerregiments-Stab, welches nur für Stallmiethe die Stadt 150 fl. kostete. Von Flüchtlingen aus Offenburg und Enzweihingen wurden im Juni 1707 2 Kinder hier getauft.

Ebenso zog das deutsche Heer – s. oben – im August 1707 von Ellwangen aus über Hall, Öhringen, Heilbronn und Sinzheim gegen den Rhein vorrückend, hier durch.

*           *
*

Wir schieben hier den Weinertrag etc. von 1701–1706 ein.

1701 fiel die Weinlese und Getraide-Erndte nach Menge und Güte zufriedenstellend aus. Preis 8 fl. bis 14 fl. 40 kr. in Besigheim, in Güglingen 8 fl. Langer Winter, trockener Sommer. Fruchtpreise in Stuttgart: an Georgii Kern. 6 fl. 5 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr. Haber 1 fl. 52 kr.; Ende des Jahres Kernen 5 fl. 48 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 16 kr.

1702. Wein-Ertrag reichlich, Qualität mittelmäßig. Preis von 4 fl. bis 9 fl. 20 kr. Besigheim, Güglingen 6 fl. 30 kr. Langer Winter, kühler Sommer. Fruchtpreise Ende Jahres: Kern. 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 36 kr., Haber 2 fl. 30 kr.

[165] 1703 lieferte vielen und guten Wein. Preis von 4 fl. 20 kr., Güglingen, bis 10 fl. 30 kr., Besigheim. Später Frühling, unbeständiger Sommer. Ziemlich gute Erndte. Fruchtpreise December: Kernen 6 fl. 24 kr., Dinkel 2 fl. 44 kr., Haber 2 fl. 12 kr. Maximum.

1704. Wein-Ertrag gering. Qualität lobenswerth. Preis von 13 fl. 20 kr. bis 18 fl., Waiblingen; Besigheim 16 fl. Ziemlich kalter Winter, warmer Frühling. Nachtfröste im Mai. Obst wenig. Fruchtpreise steigend. Ende des Jahres Kernen 7 fl., Dinkel 3 fl. 8 kr., Haber 2 fl. 20 kr.

Mitten in den Kriegsläufen wurde

1705 den 13. October Dorothea Barbara Reyhin von Willsbach zu Weinsberg „umb begangenen Mariticidii willen“ (Ehmannsmords) auf der Schleifen an die Malefizstätte geführt und mit dem Schwerdte hingerichtet.

Ziemlich strenger Winter, am 25. und 26. Mai noch reichlich Schnee. Günstiger Sommer. Reiche Erndte. Preise fallend. Kernen 5 fl. 10 kr., Dinkel und Haber 2 fl. 24 kr. Wein gab dieser Jahrgang ziemlich viel von mittlerer Güte. Preis von 11 fl., Tübingen, bis 16 fl., Besigheim.

Küfer Erni von Eßlingen wurde in diesem Jahr zu Stuttgart decollirt, weil er den Wein durch Silberglätte – als guter Schöne – verfälscht und auch viele Leute zu Weinsberg verführt hatte, seinem Beispiele zu folgen, wovon mehrere Personen den Tod getrunken. Man ließ 100 Eimer solchen Weins in den Boden laufen und verbot den Gebrauch der Silberglätte bei Lebensstrafe (W. Jahrb. v. 1850).

1706. Ungewöhnlich trockener Winter. Sehr günstiger Sommer. Reiche Erndte. Preise fallend. Kernen im December 4 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl. 10 kr., Haber 2 fl. Wein der Quantität und Qualität nach ausgezeichnet. Preis 10 fl. 40 kr., Tübingen und Waiblingen; Güglingen 12 fl.; Besigheim 16 fl.

*           *
*

Zu den schweren Bedrängnissen des Krieges gesellte sich

1707 den 19. August das Unglück eines großen Brandes, welcher die Stadt innerhalb 4 Stunden – bis auf etwa 30 Häuser und die Kirche zerstörte. Manches, was die Landbewohner vor der Raubsucht der gerade in Stuttgart und im Remsthale hausenden Franzosen (s. oben) in die Stadt geflüchtet hatten *)[11], gieng bei diesem großen Brande zu Grunde, so namentlich die Bibliothek des Pfarrers M. Heidegger von Horkheim, damals Weinsberger Superintendenz **)[12].

Nach den vorliegenden Acten giengen bei diesem großen Brande im Rauche auf: 8 herrschaftliche Gebäude, worunter das steinerne Amtshaus, darin der Keller seine Wohnung hatte (das Schlößlein von Herzog Christoph), das Bandhaus mit allen seinen Materialien, der tiefe Keller oder Zehndscheuer, die große Kelter und Fruchtboden an des Kellers Wohnung, die Vogteiwohnung und herrschaftlicher Stall, das Helferathaus mit der Kelter und Scheuern, so der geistlichen Verwaltung (2 Gebäude); 3 städtische Gebäude: das Rathhaus mit der Registratur, weßhalb die städtischen Acten nur bis 1707 zurückweisen, die Stadtkelter und das Bandhaus; 125½ Bürgerhäuser, worunter Wilhelm Hessen, wo das Feuer entstanden, Herr Hauptzollers Reyschers Haus und Scheuer, H. [166] Apothekers Schweitzers Haus und Kelter, 2 Häuser und eine Scheune von H. Bürgermeister Bellon, welcher gerade wegen der französischen Contribution nach Frankfurt verschickt war, H. Bürg.Meisters Kilian Haus und Scheuer, 2 Häuser von H. Bürg-Meister Lutz mit Stall, H. Stadtschreibers Speidel Haus und Scheuer, 1 Kelter des Stifts Oberstenfeld, Organist Truckenmüllers Haus, H. Amtspflegers Heyland Haus und Scheuer, 2 Häuser und 2 Scheuern von H. Verwalter Fulda, 1 Haus des Herren von Schmidtberg, damaligem Besitzer von Lehrensteinsfeld, Herr Kammerraths Hofmann Haus und Scheuer, H. Dr. Biers Haus, 2 Häuser von Frau Pfleger Vischer; dazu 48½ Scheuern, 8 Ställe, 5 besonders gebaute Keltern, außer 10 Keltern in den Bürgerhäusern, 3 halb abgebrannte Häuser und 1 Scheuer, zusammen 197 Gebäude. Alles Keltern-, Faß- und Bandgeschirr, ein reicher Vorrath an Früchten, Heu, Wein und Branntwein gieng bei der Schnelligkeit, mit welcher das Feuer bei einem ungestümen Wind und bei Wassermangel um sich griff, innerhalb 4 Stunden unrettbar verloren. (Bericht des Vogts Ritter vom 24. Aug. 1707.) Nur die untere sogenannte Badstubenkelter blieb verschont.

Über die Entstehung des Brandes ließ sich vom Vogte Nichts ermitteln. Ein auf eine Magd von Gruppenbach erhobener Verdacht ergab sich als unbegründet.

Es dürfte die jetzige Generation interessiren, aus dem Verzeichniß der Abgebrannten von 1707 die Namen von ¾ der damaligen Bürger von Weinsberg zu erfahren, von welchen jetzt nur noch die mit * Bezeichneten vorkommen.

Wilhelm Heß, Hufschmidt, wo das Feuer entstanden; Heinrich Taag; Hans Jörg Huber *; Hans Jacob Häberlen *; Philipp Müller *; Hans Leonhard Wieland *; Hans Martin Gailing; Adam Eckstein; Frau Reyscherin; Hans Peter Vischer; Hans Michel Grimm *; Herr Amtspfleger Heiland; Hans Leonhard Beer; David Majer *; Herr Hauptzoller Reyscher; Martin Seibold; Albrecht Schuh; Elias Aff, Pflegkinder; Hans Georg Heussen Kinder: Hans Michel Ilg; Matthäus Hamm *; Andreas Netter; Paul Köber; Joh. Fehr, Pflegtochter; Georg Carl Käpplinger *; Leonhard Hüfftlen; Michael Müller *; Hans Raw; Johann Vocher; Johann Ziegler *; Herr Apotheker Schweitzer; Herr Bürgermeister Bellon; Heinrich Pleideckher; Johannes Spatz; Alt Heiligenmanns vid. *; Herr Scheuermann * (eingew.); Lorenz Neumann; Hans Leonhard Rueff; Michael Bischoff *; David Kurr; Dan. Ziegler *; Conrad Zoller; Abraham Ackhermann; Hans Balthas Renner; Friedrich Krell; Philipp Steinbrenner; Hans Georg Geisselmann; Paul Partsch; Herr Bürgermeister Lutz; Hans Jacob Hiemer; Herr Bürgermeister Kilian; Gottfried Apell. Chir., s. 1723; Philipp Holzbauer; Herr Stadtschreiber Speidel; Balthas Neeff; Hans Ulrich Häberlen *; Ludwig Schreibeisen; Hans Georg Altvatter; Lorenz Döbelin; Augustin Nördlinger; Hans Michel Ritter; Hans Georg Teuffel; Organist Druckenmüller; Hans Leonhard Göttler; Hans Michel Köber; Hans Michel Rauscher; Christoph Hopf; Hans Jac. Kützler; Hans Peter Schmidt *; Hans Georg Ahlinger; Michael Dürr (?); Lt. Jäger; H. Verwalter Fulda; Hans Stoll; Hans Leonhard Scholl *; Friedrich Aff; Johann Horn; Johannes Beckher; Hans Hohenstein; Hans Michael Raw (Rau); Michael Schweitzer; Hans Georg Schluchterer; Simon Hammel; Hans Jacob Altvatter; Hans Mich. Straub; Hans Georg Burkhardt *; Adam Schwab *; Hans Michael Leibbrand; Herr Hans Jac. Häberlen *; Michael Seeger * (eingew.); Reichard Rupp *; Ludwig Pretich; Nicolaus Horn; Peter Sammet; Daniel Leibprandt; Melchior König; Joachim Notter; Hans Jerg Rapp; Hans Jac. Wolff vid. *; Gottl. Engel vid.; Endriß Blind; Herr v. Schmidtberg; Johannes [167] Dübell; Thomas Kühner *; Christoph Arnold; Veit Bräunlen; Hans Leonhard Walther *; Mattheus Winter * (eingew.); Herr Kammerrath Hofmann *; Elias Beer; Peter Rueff; Vollmar Lang *; Herr Dr. Bier; Hans Georg Koch *; Heinr. Aeckher; Frau Pfleger Vischerin; Herr Weipprecht; David Schultheissen vid. *

Die officielle Schadensberechnung ist nach oberamtlichen Acten folgende:

An Gebäuden 97,454
fl.
kr.
1873 Eimer zu Grund gegangenen Weins 60,004
30
Früchte, Heu, Öhmd, andere Victualien und Mobilien 78,026
31
800 Ctr. Mehl (im Rathhaus), welches Stadt und Amt der franz. Armee auf Schorndorf liefern wollte, sammt den Stippichen 1,600

237,085
fl.
1
kr.

Viele von den ärmeren Bürgern, welche „Nichts davon gebracht“, verliefen sich – nach obenallegirtem Bericht des Vogts Ritter – und begaben sich auf die benachbarten Dörfer. Andere, die sich noch etwa Hoffnung zum Wiederaufbauen machen konnten, räumten den Schutt ab und säuberten die Keller. Die Vermöglicheren beabsichtigten den Neubau noch vor dem Winter unter Dach zu bringen. Vogt, Bürgermeister und Gericht baten deßhalb die Regierung, 2 Bauverständige abzuordnen, damit eine bessere Bauordnung, als in der abgebrannten Stadt bestanden, eingehalten würde.

In den ersten Tagen des Septembers erschienen hierauf die Bau-Deputirten, Jenisch und Vögele in Weinsberg, nahmen mit einem Feldmesser die nöthigen Abmessungen vor und machten den 19. September Vorschläge, wie „die ehemalige große Irregularität, als dergleichen anderswo nicht wohl zu finden, da man nicht 3 Häuser in Einer Linie nennen könne, völlig redressiret, die Haupt- und Nebenstraßen, auch Ab- und Quergassen gerad, gleich und besonders von rechtschaffener Breite angegeben werden möchten.“ Sie machten aber zugleich die Bemerkung, „daß sie deßfalls nicht nach Wunsch reussiren können, 1) weil viele, und zwar die vornehmsten Keller, wovon doch Weinsberg alle seine Nahrung habe, hätten zerstümpelt, oder gar ruinirt, mithin den Einwohnern größerer Schaden, als wenn ihr Häuser von Neuem abgebrannt würden, hätte zugefügt werden müssen; 2) weil die vom Brande übergebliebene Quartiers eine vollkommene Reformation nicht gestatten; 3) weil die Stadt an einem hohen, steilen, benebenst höckerigten und ungleichen Berge gebaut seye, so daß vorderist die Haupt- und Nebenstraßen sich nach der Lenkung desselben in die Rundung richten müssen und nicht gerade fortlaufen können; ferner um der Auffahrt willen die Querstraßen als eine Steig schräg und schief gehen, mithin die Häuserquartiere sich oben zusammenspitzen und wenn man solche Quergassen um ein Merkliches hätte erweitern wollen, Schied- und Widerlager-Mauern zum Ruin der Keller hätten angegriffen werden müssen“ etc.

Sie glaubten deßhalb sich begnügen zu müssen, „vorderist den Markt nicht nur durch Cassirung des ehemaligen Rathhausplatzes (wozu sich nun das abgebrannte Diaconathaus zum Beßten schicken würde) raumlich, sondern auch durch Regulirung der darauf künftig zu erbauenden Häuser ansehnlicher, gleichfalls die Hauptstraße und die obere Nebenstraße, so viel es die Lenkung oder Rundung des Berges zugelassen, wenigstens stückweise gerad und ohne schändliche Absätze, die Querstraßen aber durch Zurücksetzung der zu weit hervorgehenden Erker, Thürenstaffeln, Kellerhälse etc. zu dem Ausweichen, Ränken und Wendungen der Wägen bequemer anzugeben; welches sie auf solche Weise geschehen zu sein glauben, daß zwar an Malcontenten, Protestanten [168] und etwaigen Supplicanten kein Mangel – doch Keiner leichtlich sein werde, der über die Maas und Gebühr vernachtheiligt worden zu sein, erweisen könnte.“

Die Anträge der Techniker wurden den 27. Sept. von der herzogl. Regierung vorläufig genehmigt und verfügt: daß das Rathhaus auf dem Platze, wo das Diaconathaus gestanden, erbaut, dessen abgebrannte Hofstatt aber zur Vergrößerung des Markts leer gelassen, zu Wiedererbauung eines neuen Diaconathauses hingegen der fürstlichen Visitation von der Stadt ein anderer bequemer Platz ausersehen und eingeräumt werden solle. Von denen der fürstlichen Rentkammer zukommenden Gebäuden solle übrigens „wegen der obhabenden vielen und schweren Ausgaben“ vorerst nur die Vogteiamtsbehausung und Keller des sogenannten Neuen Baues vor und unter Handen genommen und auf solchen Keller der Fruchtspeicher gemacht, die übrigen Keller aber, so viel deren vor dem Winter nicht überbaut werden können, einstweilen zur Conservirung mit Ortdielen und Schwardten bedeckt werden. Das sämmtliche Bauwesen wurde unter Aufsicht des Pfleg-Scribenten Lehrens zu Heilbronn gestellt und mindestens alle 14 Tage vom Landbaudirector Jenisch visitirt. An die benachbarten Vögte zu Neuenstadt, Möckmühl, Brackenheim, Güglingen, Lauffen, Bottwar und Beilstein ergieng

den 3. Oct. eine Aufforderung, den abgebrannten Nachbarn aus christlicher Liebe – gegen Empfahung eines Gewissen an Brod, Wein und Haber – mit Hand- und Karrenfrohnen bei Beibringung der Baumaterialien zu Hülfe zu kommen; was auch geschah.

Zum Neubau wurde, auf eingereichte Bittschriften den 9. December gestattet, daß diejenige, so nach dem von gnädigster Herrschaft gemachten Modell bauen würden, die Steine von dem alten Schlosse, außer man selbst zum Herrschaftsbauwesen benöthigte, nehmen mögen; mit dem Auftrag an den Vogt, darauf gute Inspection zu tragen. Das benöthigte Bauholz wurde von Enzflößen und aus den benachbarten Forstrevieren abgegeben und den Unvermöglichen dabei von der fürstlichen Herrschaft unter die Arme gegriffen. Das Vogteiamtshaus wurde unter mancherlei Hindernissen im folgenden J. 1708 unter Dach gebracht. Übrigens fand die Durchführung der vorgeschriebenen Bauordnung von Seiten der Abgebrannten vielfache Renitenz, namentlich von dem Bürgermeister Lutz, welcher zu rebelliren drohte und den Vogt Ritter injurirte. Zwei Bürger verließen auch die Stadt, um sich dieser Bauordnung zu entziehen und suchten anderer Orten ein Bürgerrecht; weßhalb Vogt Ritter selbst den 11. Oktober auf Modification einiger dießfallsigen Vorschriften antrug.

Im October stellte der Magistrat nach dem Stadtraths-Protokoll vor: daß das Amt an hereingeflüchtetem Wein, Früchten und anderen Mobilien durch den hiesigen Brand großen Schaden erlitten, daß keine Fourage vorhanden seye, weil diesen Sommer durch die Marche und Remarche, sonderlich der Reichsarmee, Alles consumirt worden. Er bat daher, Stadt und Amt mit Winterquartieren zu verschonen, was aber nicht geschehen zu sein scheint. In der Stadt war es natürlich anfangs fast eine Unmöglichkeit, Quartier zu geben. Dagegen finden sich schon im Februar 1708 hier einquartierte chursächsische Offiziere, welchen nach herrschaftlichem Befehl ein Douceur gereicht werden sollte. (Stadtr.-Prot.) „Dabei Jedem Silentium auferlegt.“

Der abgebrannte Diaconus, welcher nach Stadtr.-Prot. nebst dem Stadtschreiber interimistisch im Spital eine Wohnung erhielt, nachdem der Antrag, ihn in Ellhofen unterzubringen, nicht durchgegangen war, war M. Joh. Leonh. Reinfelder, [169] und kam im folgenden Jahr 1708 als Special-Superintendent und Stadtpfarrer nach Schorndorf. Ihm folgte M. Joh. Thom. Friedr. Schütz 1708–27. – Stadtpfarrer war zur Zeit dieses Brandes, ohne davon zu leiden – weßhalb auch die Kirchenbücher bis rückwärts 1571 noch vorhanden sind – M. Joh. David Hermann, 1703–1710, von 1710–1714 zugleich Special-Superintendent der in diesem Jahr wieder errichteten Diöcese Weinsberg mit Zugabe des Klosteroberamts Lichtenstern. – Präceptor war damals, ohne von dem Brande zu leiden, Joh. Paul Kraft, II. vice bis 1711. – Der abgebrannte Organist (und Collaborator) Truckenmüller (oder Drackenmüller) verschwindet 1709. Ihm folgte Joh. Phil. Wagner 1709–14. – Vogt war der gleichfalls mit abgebrannte, oben oft genannte ** Ritter bis 1737. – Die Bürgermeister: Bellon, zugleich Landschaftsmitglied; Kilian, zuweilen Vogteiamtsverweser (Stadtr.-Prot.), und Lutz; der Stadtschreiber: Speidel; der geistliche Verwalter: Fulda; der Amtspfleger: Heiland; der Arzt: Dr. Bier oder Bürr; der Kammerrath: Hofmann; der Apotheker: Schweitzer; der Lict. Jäger – gehörten Alle zu den vom Unglück des Abbrennens Betroffenen.

Getraut wurden in diesem Unglücksjahre nur 3 Paare, während im folgenden 1708 10 Paare.

Der Herbst dieses J. 1707 gewährte ziemlich vielen und guten Wein; aber es fehlte an Keltern, Fässern und Kellern in der abgebrannten Stadt. Preis anderswo 7 fl. 30 kr., in Güglingen 8 fl., zu Besigheim 10 fl. – Fruchtpreise: im Juli Kernen 6 fl. 32 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 36 kr.; im December Kernen 6 fl. 12 kr., Dinkel 2 fl. 48 kr., Haber 2 fl.

1707/09 macht der Stadtrath, unter Berufung auf das große Brandunglück, Vorstellungen gegen den fürstlichen Befehl, „mit den Ludwigsburger Schanzgeldern zu continuiren.“ Bekanntlich mußten die Städte und Ämter des Landes in dem vom Herzog um diese Zeit gegründeten Ludwigsburg eigene Häuser bauen, welche der Herzog an seine Günstlinge verschenkte.

1708 wurde das jetzige Decanathaus an dem vergrößerten Markt neuerbaut von Kammerrath Hofmann, aber erst 1742 von den Hofmann’schen Erben zum Decanathaus erkauft (cfr. eiserne Zahlen am steinernen Giebel.)

eod. 1708 „ist eine Mannsperson von Waldbach, Namens Würth, die einen Anderen fürsetzlich auf dem Weg erschossen, anhero gebracht, in Ermanglung aber von Gefängniß und Band, die bei der entsetzlichen Brunst von 1707 zu Grund gegangen, in Ketten, welche Hufschmied Heß pro 48 kr. neu gemacht (nach Vogteirechnung), nacher Großbottwar geführt und daselbst lebendig gerädert worden.“

Dinkelpreis nach Stadtrathsprotokoll 1 fl. 52 kr., Roggen 4 fl., Haber 1 fl. 45 kr.; in Stuttgart Martini Dinkel 3 fl. 6 kr., Korn 7 fl. 10 kr., Haber 1 fl. 56 kr. Wein gab es wenig, weil die Reben stark durch den Frost gelitten, aber Qualität gut. Preis 10 fl. 40 kr., Güglingen 12 fl. 40 kr., Besigheim 15 fl.

1709. Grimmkalter Winter, am stärksten vom 6.–23. Januar. Vögel und Menschen erfroren, auch Wein in den Kellern und unbezogene Reben. (Eis acht Tage mannshoch an den Ufern). Noch am 10. und 11. März tiefer Schnee. Überschwemmung beim Abgang. Ganz wenig und saurer Wein. Preis: Waiblingen 16 fl., Besigheim 17 fl. 20 kr:, Güglingen 18 fl. Dinkelpreis nach Stadr.-Protokoll 2 fl. 15 kr., Roggen 4 fl., Haber 1 fl. 48 kr.; in Stuttgart Mart. Dinkel 3 fl. 46 kr., Kernen 11 fl. 30 kr., Haber 2 fl. Einführung der Tabacksregie.

[170] 1710. Wiedererrichtung einer eigenen Superintendenz Weinsberg mit den damaligen Amtsorten und den Orten des Klosteramts Lichtenstern nebst Löwenstein. Milder Winter. Hagelschaden im Juni. Wein nach Quantität und Qualität mittelmäßig. Preis: Güglingen 13 fl., Besigheim 16 fl. Fruchtpreise in Stuttgart an Georgii: Kernen 9 fl., Dinkel 3 fl. 24 kr., Haber 2 fl.; an Martini Kernen 5 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 1 fl. 44 kr.

1711. Sehr viel und guter Wein. In Stuttgart gab ein Morgen 7–9, sogar 12 Fahrten. Preis von 6 fl. 40 kr. (Tübingen) 7 fl. 30 kr., Güglingen bis 9 fl. 20 kr. Besigheim. Fruchtpreise an Martini: Kernen 9 fl. 12 kr., Dinkel 4 fl. 20 kr., Haber 2 fl. 44 kr.

1712. Wiederum viel und guter Wein. Preis von 6 fl. 40 kr., (Güglingen) 7 fl. 20 kr., (Waiblingen) bis 10 fl. (Besigheim). Steigende Fruchtpreise in Stuttgart an Georgii Kernen 10 fl. 30 kr., Dinkel 4 fl. 45 kr., Haber 3 fl. 12 kr.; an Martini Kernen 12 fl. 30 kr., Dinkel 5 fl. 20 kr., Haber 3 fl. 12 kr.

1713. Schon die Blüthe schlecht; daher wenig und saurer Wein. Preis von 5 fl. 20 kr., (Tübingen) bis 10 fl. (Besigheim). Desto gesegneter war die Erndte. Die Fruchtpreise an Georgii Kernen 11 fl. 30 kr., Dinkel 5 fl. 2 kr., Haber 2 fl. 56 kr.; fallen an Martini auf Kernen 9 fl. 45 kr., Dinkel 4 fl. 18 kr., Haber 2 fl. 50 kr.

1714. Der Rastatt-Badensche Frieden befreite das Reich für einige Jahrzehnde von der Furcht vor französischen Einfällen etc.; wodurch auch Weinsberg Zeit zur Erholung von seinem Brandunglück erhielt. Stadtpfarrer und Special-Superintendent M. Hermann starb hier am 13. April 1714. und wurde im Chor der Kirche begraben. Ihm folgte Joseph Malblank, bisheriger Hofkaplan zu Stuttgart (1706–14). Im Februar heftiger Sturm; kühler, regnerischer Sommer. Fruchtpreise an Martini: Kernen 7 fl. 10 kr., Dinkel 3 fl. 8 kr., Haber 1 fl. 52 kr. Der Herbst dieses Jahrs lieferte nicht blos sauren und rauhen Wein, sondern auch so wenig, daß man oft nur 6–8 Butten vom Morgen bekam. Preis von 10 fl. 40 kr., 12 fl. (Güglingen) bis 16 fl. (Besigheim).

1715. Sehr wenig Wein, weil viele Reben im Winter erfroren waren. Der Morgen gab oft nur 4 Imi. Aber Qualität gut. Preis von 13 fl. 20 kr., 15 fl. Güglingen, 16 fl. Besigheim, bis 17 fl. 20 kr. (Stuttgart). Heißer Sommer. Erndte sehr gut. Fruchtpreise von Stuttgart an Georgii: Kernen 5 fl. 22 kr., Dinkel 2 fl. 26 kr., Haber 1 fl. 44 kr.; um Martini Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl. 12 kr., Haber 1 fl. 36 kr.

1716. Sehr kalter Winter, in welchem die Reben Noth litten. Wein wenig, doch nicht schlecht. Preis von 10 fl. 40 kr. (Tübingen), 14 fl. zu Güglingen und Waiblingen bis 16 fl. (Besigheim). Fruchtpreise von Martini: Kernen 6 fl. 30 kr., Dinkel 3 fl., Haber 2 fl. 18 kr. max.

Ein württembergisches Regiment tritt vertragsmäßig in kaiserlichen Sold und kämpft gegen die Türken bei Peterwardein.

1717 wurde hier, wie allerwärts im Lande – und auch in der benachbarten Reichsstadt Heilbronn – das Jubelfest der Reformation gefeiert. Fruchtpreise um Georgii: Kernen 5 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 14 kr.; Ende Jahrs Kernen 5 fl., Dinkel 2 fl., Haber 1 fl. 36 kr. Herbstertrag gering und ungleich; Product gut. Preis von 12 fl. (Tübingen) 16 fl. Güglingen bis 18 fl. Besigheim. Theilnahme des württembergischen Regiments (s. vor. Jahr) an dem Siege bei Belgrad. Ohne Zweifel waren auch Einige aus Weinsberg und [171] dessen Bezirk unter diesem Regiment, das in diesem rühmlichen Feldzuge nicht unbedeutenden Verlust erlitt.

1718. Winter mild; Sommer ungewöhnlich heiß. Erndte dadurch gefährdet. Fruchtpreise vor der Erndte: Kernen 4 fl. 15 kr., Dinkel 1 fl. 52 kr., Haber 1 fl. 36 kr.; Oktober Kernen 3 fl. 45 kr., Dinkel 2 fl., Haber 1 fl. 20 kr., Herbst ausgezeichnet durch Menge und Güte, da neun Monate lang trockenes Wetter war. Gutedel schon am 24. Juli reif; am 8. Oktober waren bereits alle Keltern in Stuttgart geschlossen. Preis von 9 fl. 20 kr. (Tübingen), 12 fl. Güglingen bis 15 fl. (Besigheim).

1719. Ende Mai spürte man ein Erdbeben. Sehr heißer und trockener Sommer. Wenig Heu, aber wieder sehr viel und guten Wein. Die Maas kostete zu Stuttgart 6 kr. Preis von 7 fl. (Tübingen) und Güglingen, 8 fl. (Waiblingen) bis 9 fl. (Besigheim). Getreide und Obst geriethen auf’s Beßte. Dennoch Preise am Ende des Jahres steigend, Kernen 6 fl. 7 kr., Dinkel 2 fl. 56 kr., Haber 2 fl. Durch die Hitze entstanden Fieber und andere Krankheiten.

1720 wieder ein ziemlich guter Herbst; doch den zwei vorigen nicht gleichkommend. Obst sehr große Menge. Im März noch tiefer Schnee, doch ohne Schaden abgehend. Weinpreise von 5 fl. 45 kr. (Güglingen) bis 8 fl. (Besigheim).

Heißer Sommer. Fruchtpreise an Georgii: Kernen 7 fl. 30 kr., Dinkel 3 fl. 15 kr., Haber 2 fl. 24 kr.; an Martini Kernen 6 fl. 24 kr., Dinkel 2 fl. 50 kr., Haber 1 fl. 36 kr.

1721. Im Februar und März schönes Nordlicht. Kälte. Herbstertrag nicht reichlich; Qualität mittelmäßig. Weinlese wegen starken Frosts schon zu Anfang des Oktobers. Preis von 7 fl. (Güglingen) bis 10 fl. (Besigheim). Fruchtpreise an Georgii: Kernen 6 fl. 30 kr., Dinkel 2 fl. 52 kr. , Haber 1 fl. 36 kr., an Martini Kernen 4 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 7 kr., Haber 1 fl. 20 kr.

1722 im Febr. ist hier bei der Kopfstatt durch das Schwerdt gerichtet worden Joh. Dieterich „umb begangenen parricidii willen an seinem Stiefvater Göttler, welchem er Dom. Trin. 1721 eine Schusterkneipe in den Unterleib gestoßen.“ – Hans Bernhard Göttler kommt oben unter den Abgebrannten von 1707 vor. – Um der an ihm verspürten Schwermuth willen ist der Leichnam auf den äußeren Kirchhof (s. oben 1617) gebracht und am hintern Thor begraben worden.

Herbst: bei mittlerer Güte reichlicher Ertrag. Preis von 6 fl. 40 kr. (Güglingen) 7 fl. 20 kr., (Waiblingen) 8 fl., (Tübingen) bis 9 fl. (Besigheim). Es war ein gesegnetes Jahr. Auf die außerordentlich strenge Kälte des Aprils folgte erwünschte Witterung. Viel gutes Viehfutter, reiche Erndte, viel und köstliches Obst. Fruchtpreise an Georgii: Kernen 4 fl. 4 kr., Dinkel 2 fl., Haber 1 fl. 20 kr.; Ende Jahrs Kernen 4 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 1 kr., Haber 1 fl. 16 kr.

1723 den 16. November wurde Chirurg Gottfried Apell von seinem Sohne Gottfried, 23jährig, mit einer Holzaxt erschlagen. Der Thäter starb darauf als ein Wahnsinniger im Spital. (S. oben Verz. der Abgebrannten). In diesem Jahr, am Sonntag Quasimodogeniti wurde auch hier, wie überall im Lande, nach der Verordnung vom 11. Dezember v. J., die Confirmation zum Erstenmale vom damaligen Specialsuperintenden Joseph Malblank und Diacon M. Schütz mit den 14jährigen Kindern vorgenommen. Es waren aber nur 5 Knaben und 3 Mädchen, zusammen 8 Kinder.

Erndte bei heißem Sommer sehr gut gerathen. Herbstertrag nicht sowohl [172] viel, als gut. Preis von 8 fl. (Tübingen und Waiblingen) 8 fl. 30 kr. (Stuttgart) bis 11 fl. (Besigheim). Erndte herrlich. Preise im September: Kernen 4 fl. 20 kr., Dinkel 2 fl. 9 kr., Haber 1 fl. 36 kr. Erdbeben vom 7.–9. Jan. und 9. August.

1724 war bei trockenem heißem Sommer ein ausgezeichnetes Weinjahr; reichlicher Ertrag und gut. Preis von 7 fl. 30 kr., (Güglingen) 8 fl. (Tübingen und Waiblingen) bis 9 fl. (Besigheim). Feldfrüchte vieler Orten durch Hagelwetter erschlagen; doch wurde dieser Abmangel durch das Heu, Obst, Kraut und durch den edeln Wein etwas ersetzt, daß es keine Theurung gab. Brodtaxe von Weinsberg: 8 Pfund Kernenbrod galten im Juli 9 kr., August 10 kr., Oktober 11 und 12 kr., November 14 kr. (Stadtr.-Prot.) Weinpreis von 7 fl. 30 kr., (Güglingen) 8 fl. (Tübingen und Waiblingen) bis 9 fl. (Besigheim).

2. Oktober Erdbeben mehrerer Orten verspürt.

Confirmirt wurden in diesem Jahr schon 29 Kinder: 13 Knaben und 16 Mädchen. Die Kinderblattern grassirten in diesem Jahr sehr heftig fast in ganz Europa, so daß viele tausend Kinder daran starben.

1725. Auf trockenen Frühling und Sommer im August anhaltendes Regenwetter, daher öffentliche Gebete am 7. September. Der Herbst gab ziemlich vielen, aber sauren und rauhen Wein. Preis von 5 fl. 20 kr., (Tübingen) 6 fl. 30–40 kr. (Güglingen und Waiblingen) bis 8 fl. 30 kr. (Besigheim). 8 Pfund Kernenbrod galten im März 14 kr., im April und Mai 16 kr., im Juni 14 kr., nach der Erndte im August und September 8 kr., im Oktober 9 kr.

1726. Auf lang andauernden kalten Winter heißer Sommer. Wenig Wein in Folge weitverbreiteten Hagelschlags, und Erfrierens im Winter, aber Qualität ziemlich gut. Preis von 9 fl. (Tübingen) 10 fl., (Waiblingen und Güglingen) bis 11 fl. (Besigheim). Brodtaxe im Februar 8 kr. per 8 Pfund Kernenbrod Juni 9 kr., August 10 kr., Oktober ff. 11 kr.

1727. An Jakobi erstach Johann Dieffenbach, Hauptzoller und Acciser, auf der Straße zwischen dem Weissenhof und der Sägmühle, im Trunk mit dem Hirschfänger den Substituten Gideon Fulda und wurde am 3. März des folgend. Jahrs an der Kopfstatt enthauptet.

Am 30. Mai d. J. starb der Specialsuperintendent und Stadtpfarrer Joseph Malblank und wurde im Chor der Kirche begraben. Ihm folgte nach M. Friedrich Wilhelm Schmid, bisher (von 1708 an) Pfarrer in Rommelshausen, hier bis 1742. (s. unten.)

Sehr gelinder Winter, aber harter Frost gegen Ende Aprils. 18. Februar starkes Erdbeben um Tübingen verspürt. Gleichwohl noch gutes Weinjahr mit reichlichem Ertrag. Preis von 6 fl. 20 kr., (Güglingen) 6 fl. 40 kr., (Tübingen und Waiblingen) bis 8 fl. (Besigheim). Brodtaxe 8 Pfund Kernenbrod im Januar 10 kr., März 11 kr., Juni 10 kr., Juli 9 kr., August bis November 8 kr., Ende November 9 kr.

In diesem Jahre verlegte der Herzog Eberhard Ludwig seine Residenz von Stuttgart nach Ludwigsburg.

1728. 5.–6. August starkes Erdbeben durch ganz Württemberg, doch ohne Schaden. Ausgezeichnetes Weinjahr nach Quantität und an Qualität dem von 1718 nicht nachstehend. Preis von 4 fl. (Tübingen und Waiblingen) 6 fl. 30 kr. (Besigheim). Brodtaxe: April 8 kr., erst November und Dezember 9 kr.

1729. Veränderlicher Winter; ziemlich regnerischer Sommer. Herbstertrag [173] gering, weil im feuchten und kalten September die Trauben faulten. Wein von mittlerer Güte. Preis von 4 fl. (Güglingen) 5 fl., (Waiblingen und Besigheim) bis 5 fl. 30 kr. (Stuttgart). Brodtaxe constant 10 kr.

Im Dez. Influenza (Grippe) in Schwaben, doch ohne große Sterblichkeit.

1730. Wein nicht nur wenig, sondern auch gering, indem Feuchtigkeit und Kälte den Reben schadeten. Preis von 4 fl. (Güglingen und Waiblingen) 4 fl. 30 kr. (Stuttgart) bis 6 fl. (Besigheim). Dagegen reiche Fruchterndte und viel Obst und Kraut. Brodtaxe für 8 Pfund Kernenbrod Anfang und Ende des Jahrs 9 kr., März bis November 8 kr., 18 Loth Weck 1 kr. Im Winter grassirten viele Brustkrankheiten.

Am 25. Juni Feier des Augsburgischen Confessions-Jubiläums hier wie im ganzen Lande. Predigt-Text Morg.: Col. 1, 12–14; Abends: Jud. V. 20, f.

6. Juni d. J. wurde die jetzige Oberamtei durch die Herrschaft von Adam Kilian – und der Gräfin de la Contrey – erkauft.

1731 am 6. und 7. Februar legte es einen tiefen Schnee, daß seit 1709 kein solcher gefallen. Es folgte darauf eine solche Kälte, daß der Neckar ellendick zugefroren. Heißer Sommer mit vielen schädlichen Gewittern. Wein gab der Herbst ziemlich vielen und guten. Preis von 4 fl. 30 kr. (Güglingen) 5 fl. (Waiblingen und Besigheim) bis 5 fl. 30 kr. (Stuttgart). Brodtaxe: März 10 kr., Mai 11 kr., Juni 12 kr., August 10 kr., Ende Jahrs 9 kr.

Tod des Erbprinzen Friedrich Ludwig 23. November.

1732 wuchs nicht nur wenig, sondern auch saurer Wein. Preis von 5 fl. 20 kr. (Tübingen) 6 fl. und 6 fl. 30 kr., (Güglingen und Waiblingen) bis 8 fl. (Besigheim). Viele Gewitter schadeten auch dem Getraide und Obst. Gleichwohl Brodtaxe constant 8 kr.

1733. Frühlingsfrost und vielseitiger Gewitterschaden. Daher geringer Weinertrag von mittlerer Güte. Preis von 6 fl. 40 kr. (Tübingen) 8 fl. 30 kr., (Güglingen) bis 10 fl. (Besigheim). Heu, Getreide und Obst geriethen. Brodtaxe deßhalb nach der Erndte August 7 kr. und 22 Loth Weck 1 kr.

Tod des regierenden Herzogs Eberhard Ludwig am 31. Oktober d. J.

Herzog Carl Rudolph von Württ. Neuenstadt schenkt den Weißenhof als Fideikommiß der Gräfin de la Contrey.

Unter Herzog Carl Alexander 1733–1737.

1733. Ihm folgte, da sein einziger Sohn schon 1731 gestorben war, (s. oben) der Sohn seines Oheims, des früheren Administrators, Friedrich Carl, (s. oben 1677) der schon 1712 in Wien zur katholischen Confession übergetretene Herzog Carl Alexander, Winnenthaler Linie, damals als kaiserlicher Feldmarschall in östreichischen Diensten stehend. Dieser hielt am 16. Dezember d. J. seinen feierlichen Einzug in Stuttgart, bestättigte bei seinem Regierungsantritt den Tübinger Vertrag und versicherte wiederholt, daß er nicht die allermindeste Änderung im Religionszustande des Landes gestatten werde. Seine erprobte Kriegserfahrung war für Württemberg um so erfreulicher, als wenige Wochen vor seinem Regierungsantritt ein neuer Krieg wegen der polnischen Königswahl zwischen Frankreich und Östreich ausbrach und ersteres schon im Oktober d. J. ein Heer über den Rhein schickte, noch vor einer Kriegserklärung des deutschen Reiches Kehl wegnahm und Württemberg bedrohte. Doch wurde vorerst noch durch Unterhandlungen und Geschenke die Gefahr abgewendet.

[174] 1734 aber, nachdem das deutsche Reich am 26. Februar auf Andringen Östreichs den Krieg an Frankreich erklärt hatte, giengen die Franzosen 100,000 M. stark unter Marschall Berwick über den Rhein und erstürmten den 4. Mai die Linien bei Ettlingen. Großer Schrecken kam über ganz Württemberg, als sich sein tapferer Herzog mit seinem alten Kampfgenossen, Prinz Eugen von Savoyen, bis Heilbronn zurückziehen mußte, wo das kaiserliche Heer im Mai ein Lager bezog und die Erndte verderbte.

Von diesem Lager aus fouragirten nach dem Stadtr.-Protokoll „50 Mann Husaren und Dolpatschen im Weinsberger Sommerfeld auf Habern und Wicken,“ wogegen vergebens Beschwerden bei dem Mohrenfeld’schen Proviantcommissär in Heilbronn erhoben wurde. Nach ebendemselben Stadtr.-Prot. wird der Stadtmusikus von Weinsberg constituirt, daß er der Soldateska an drei Sonntagen zum Tanz im Lager aufspielte. Am 19. Juni wurde hier ein aus diesem Lager krank anhergebrachter, an einer Apoplexie gestorbener Wagenmeister vom Erbprinzl. Württemb. Kaiserl. Infanterieregiment aet. 49, begraben. Text. funebr. Ps. 24, 1. Johann Werner von Hilburghausen. Am 28. Juni wurde begraben ein katholischer Wagenknecht vom Kaiserl. Rath und Proviantcommissario von Mohrenfeld, welcher bei Sperrung eines Wagens beim hiesigen Hochgericht von den Rädern zerquetscht und todt in den hiesigen Spital gebracht worden. (Todtenreg.)

Nach erhaltener Verstärkung im Juni rückte Eugen wieder vor und drängte die Franzosen über den Rhein zurück. Übrigens wurde das Unterland im Juli d. J. nach der Übergabe von Philippsburg, auf’s Neue von französischen Streifcorps bedroht, denen aber der Herzog durch Verschanzungen bei Vaihingen, Lauffen, auf dem Schwarzwald und durch eine bei Bruchsal veranlaßte Überschwemmung Einhalt that.

Im August d. J. grassirte die Ruhr.

Der Jahrgang gab wenig Wein von mittlerer Güte. Preis von 10 fl. 40 kr. (Tübingen) 13 fl. (Güglingen) 13 fl. 30 kr. (Stuttgart) bis 15 fl. (Besigheim).

Auch mittelmäßige Erndte. Brodtaxe 8 Pfund Kernenbrod im Februar noch 9 kr. und 18 Loth Weck 1 kr., März 10 kr., Juni 12 kr., Juli 11 kr., bis September und Oktober 12 kr.

1735 wurden die Östreicher durch ein, das Land herabziehendes Hülfscorps von Russen unterstützt, wovon 1600 Mann nach Heilbronn in Besatzung kamen; wo auch der Weinsberger dieses noch nie gesehene Volk des Nordens und seine Sitten bewunderte. Im September starb hier ein Dragoner vom Markgräfl. Anspachschen Dragonerregiment Oberst von Linzing, Hauptmann von Wiesen, das hier durchzog. Die stets drohende Kriegsgefahr wurde endlich durch den Wiener Frieden 3. Oktober d. J. (definitiv aber erst November 1738) beseitigt.

Im Januar ausserordentliche Stürme, schadenbringend. Sehr reiche Erndte, bei trockenem Wetter eingebracht. Weinlese nach Quantität nicht beträchtlich, nach Qualität mittelmäßig. Preis von 12 fl. (Tübingen) 16 fl. (Waiblingen) 17 fl. (Besigheim) bis 18 fl. (Güglingen). Brodtaxe: März 13 kr., April u. s. f. 12 kr.

Im Mai vieler Orten Erdbeben verspürt.

1736. Herbstertrag viel von mittlerer Güte. Preis von 10 fl. 40 kr., (Tübingen) 11 fl. (Güglingen) bis 13 fl. 20 kr. (Besigheim). Brodtaxe: Januar 12 kr., Februar 11 und 10 kr., März u. f. 11 kr., Juli 10 kr.

1737. Drohender Gewaltstreich – unter Beihülfe des Juden Süß – gegen Verfassung und – mit Bischof von Bamberg und Würzburg, von [175] Schönborn – gegen protestantische Religion. Dumpfe Gährung im Lande. Von Obenher beseitiget durch den plötzlichen Tod Herzog Carl Alexanders 12. März. in Ludwigsburg.

Unter Herzog Carl Eugen 1737–93. Vormünder: Carl Rudolph 1737–1738 und Carl Friedrich 1738–44.

Da der älteste Sohn Carl Eugen erst neun Jahre alt war, so übernahm Herzog Carl Rudolph – von Neuenstadt, s. J. 1649 – die Vormundschaft und behauptete sich darin, trotz der gegen ihn erhobenen Umtriebe, gab sie aber im folgenden Jahr 1738 wegen hohen Alters, nach ruhmvoller Thätigkeit, an seinen Vetter Herzog Carl Friedrich von Württemberg-Oels ab.

Wein sowohl gut, als ziemlich viel, wo er nicht durch Hagel vernichtet war. Preis von 8 fl. (Tübingen) 10 fl. 40 kr. (Güglingen) bis 13 fl. (Waiblingen und Besigheim). Brodtaxe: 8 Pfund im April 9 kr., erst Oktober 10 kr., Dezember 11 kr.

Im Mai an verschiedenen Orten des Landes Erdbeben. Als Vogt kam in diesem Jahr an Ritters Stelle Hochstetter.

1738, 4. Februar. Jud Süß büßt für seine Betrügereien am Galgen. Am 1. Mai Schnee mit folgender Kälte, wodurch die Weinberge ziemlich erfroren. Herbstertrag deßhalb gering, aber Qualität vorzüglich. Preis von 13 fl. 20 kr. (Tübingen) 16 fl. (Waiblingen und Güglingen) bis 18 fl. (Besigheim).

Brodtaxe zwischen 10 und 11 kr. sich bewegend.

1739. Ein württemb. Infanterieregiment wurde in östreichische Dienste gegeben, zum Türkenkrieg. Ob unter den hiezu Angeworbenen auch Leute von Stadt und Bezirk Weinsberg waren, konnte bei der damals unvollständigen Führung der Kirchenbücher nicht ermittelt werden. Einwohner hatte die Stadt in diesem Jahr 1345. Herbstertrag reichlich – in Stuttgart über 12 Eimer per Morgen – Qualität mittelmäßig; doch wurde der Wein noch im Fasse gut. Preis von 5 fl. 20 kr. (Tübingen), 6–7 fl. (Güglingen und Waiblingen) bis 8 fl. (Besigheim). Schneller Aufschlag der Früchte. Brodtaxe: März 10 kr., Mai 11 kr., Juni 12 bis 14 kr., August wieder 12 kr., November 13 kr. Wegen Aufschlags und Brodmangels beschloß der Magistrat: die Bäcker sollen vor Mittags kein Brod an Auswärtige abgeben, Juden und andere Fremde aber gar abweisen.

Der Winter fing schon an Martini an und dauerte mit der heftigsten Kälte (durch ganz Europa) bis Ende März des folgenden Jahrs, am stärksten vom 24. bis 26. Februar.

1740. Baumblüthe erst Ausgang Mai’s. Es blieb aber von da an so gut, daß es fast in dreißig Jahren nicht so viel Obst gegeben, wie in diesem Jahr. Die Dinkelerndte ist erst um Bartholomäi gewesen. (Heilbr. Chron.) Der Wein aber ist im ganzen Lande so erfroren, daß keine Weinrechnung gemacht wurde und an den meisten Orten kein Tropfen unter die Kelter gekommen. Was man noch hin und her gesammelt, war so sauer, daß man es kaum genießen konnte. Nur von Waiblingen ist bekannt, daß daselbst ein Eimer um 4 fl. verkauft wurde. Brodtaxe: Januar 12 kr., Februar 13 kr., März 15 kr., Juni 16 kr., August 14 kr., September bis November 13 kr., Dezember 16 kr.

Am 12. Oct. d. J. wurde beim Galgen und Hochgericht neben der Heilbronner Straße „ob veneficium et parricidium in socru admissum et in socero attentatum“ (Vergiftung der Schwiegermutter und Versuch beim Schwiegervater) decollirt Michel Wieland von Hinter-Büchelberg. Sein Körper wurde hernach auf’s Rad gelegt.

[176] 1741. (Im Juli Überschwemmung im Neckarthal. August Hagel in Brackenheim.) Wein weniger durch Menge, als durch Güte ausgezeichnet. Preis von 13 fl. 20 kr. (Tübingen), 14 fl. (Waiblingen) bis 15 fl. (Güglingen und Besigheim). Brodtaxe: Jan. 12 kr., Febr. 11 kr., März 10 kr., 16 Loth-Weck 1 kr., April 11 kr., Mai und Juni 12 kr., Sept. 14 kr., Oct. 15 kr., Nov. 14 kr.

In Folge des in diesem J. ausgebrochenen östreichischen Successionskrieges, worin Baiern im Bunde mit Frankreich, nachmals auch mit Neapel, Spanien, Preußen und den Churfürsten von Cölln, Pfalz und Sachsen gegen die östreichische Maria Theresia kämpfte, marschirten im Aug. d. J. französische Hülfstruppen durch Schwaben und Württemberg in 4 Colonnen dem Churfürstenthum Baiern zu und ihr Anzug verbreitete großen Schrecken im Lande, daß Viele ihre Effecten in benachbarte Städte flüchteten. Der Herzog Administrator beruhigte aber durch ein eigenes Patent die Unterthanen, daß die Franzosen die schärfste Mannszucht halten werden, was denn auch wirklich überall der Fall war. 1 württ. Infant.Regiment und 1 Dragoner-Reg. wurden in preußische Dienste gegeben.

1742. Am 4. Jan. wurde der Churfürst von Baiern unter dem Namen Carl VII. zum Kaiser gewählt.

Zu Anfang d. J. stand ein Komet am Himmel bis zum März. – Strenge Kälte bis in den Februar.

Am 4. März starb der hies. Spec.Sup. und Stadtpf. M. Friedr. Wilh. Schmid. Ihm folgte der bisherige zweite Stiftsdiaconus M. Phil. Gottfried Faber, hier bis 1752. – Erkaufung des jetzigen Decanathauses, s. 1708. Erndte ziemlich gut. Brodtaxe für 8 Pfd. Kernenbrod Jan. 13 kr., April 15 kr., Juni 14 kr., Juli u. s. f. 13 kr.

Auf Antrag des neuen Spec. Faber wurde die Mauer an der Sacristei durchgebrochen und eine Thüre angebracht, um nicht durch die Kirche gehen zu müssen, sondern von außen in die Sacristei kommen zu können.

1742. Am 17. Nov. starb in Neuenstadt, 75½ J. alt, der edle Herzog Carl Rudolph, 1737/38 Herzog Vormund für den noch minderjährigen Herzog Carl. Mit ihm starb der Mannsstamm der Württ.Neuenstadt’schen Linie aus und seine Besitzungen, Neuenstadt, Möckmühl und halb Weinsberg, welche seit 1649, also nahezu ein Jahrhundert dieser Linie gehört hatten, fielen wieder an das regierende Haus Württemberg zurück. Also

i) Heimfall von Weinsberg an das regierende herzogliche Haus Württemberg.

Im Nov. d. J. 1742 wurde hier der sogen. Singer-Thomas, „ein Jaunergeselle, pontific., ob varia crimina“ lebendig gerädert. (Kirchbücher.)

Wein gab der Herbst nicht nur wenig, sondern auch sauren und herben. Preis von 9 fl. bis 9 fl. 20 kr. (Tübingen und Güglingen), 10 fl. (Waiblingen) und Stuttgart bis 11 fl. (Besigheim).

Die Seelenzahl betrug in diesem Jahr 1350;*)[13] darunter Bürger 216, Beisitzer 18, Officianten 18, Wittfrauen 50.

[177] 1743. Ende Januars Rückmarsch der geschwächten französischen Armee in 12 Colonnen durch das Reich nach Frankreich; ebenso im Juni, verfolgt von Östreichern s. Juli.

Im Februar abermaliges Erscheinen eines Kometen, doch nicht von großem Umfang.

8. Mai bedeutender Brand im benachbarten Heilbronn, welcher 50 Häuser zerstörte.

Im Juli d. J. näherte sich der Kriegsschauplatz unserer Gegend so sehr, daß 2000 Croaten und 500 östreichische Husaren am 10. in Weinsberg ankamen und am 11. Nachts bei Neckarsulm die dort liegenden Franzosen beschoßen, welche sich hierauf gegen den Rhein zurückzogen.

eod. Verkauf des alten Dekanathauses an den Kellereiküfer Gerock um 600 fl.

Der Herbst gab nicht vielen Wein und von mittlerer Güte. Preis von 10 fl. 40 kr. (Tübingen), 16 fl. (Güglingen), 17 fl. (Waiblingen) bis 18 fl. (Besigheim). Erndte gut, so daß, ungeachtet Württemberg große Armeen mit Proviant versehen mußte, die Lebensmittel nicht ausgegangen, noch viel theurer geworden. Brodtaxe: Febr. 11 kr. (16 Loth Weck 1 kr.), April 12 kr., Mai 13 kr., Sept. 12 kr., Oct. 13 kr.

Im Dec. d. J. bezogen die Kaiserlichen in der Umgegend Winterquartiere. Der Winter trocken und sehr kalt.

1744. Im Januar wurde abermals ein sehr bedeutender Komet sichtbar, dessen Licht am 1. Febr. schon heller als Sirius, am 8. Febr. heller als Jupiter und Anfangs März als Venus strahlte und der um 1 Uhr Nachmittags mit bloßem Auge gesehen werden konnte.

Am 17. Jan. erklärte Kaiser Karl VII. den jungen, 16jährigen Herzog Carl Eugen für volljährig und derselbe trat die Regierung am 10. März d. J. an.

Im April erhielt Weinsberg unverhofftes Quartier von Kön. Ungarischen Husaren und Croaten unter Commando des General von Wipps und Fürst Esterhazy (Stadtr.Prot.) – Im Mai dieses J., wo der Vogt Hochstetter (nach dem Stadtr.Prot. vom 11. Mai d. J.) wegen des Truppenmarsches zu Remonstrationen an die schwäbischen Kreiscommissaire nach Hall geschickt wurde, bezog die östreichische Armee unter Feldmarschall Traun ein Lager von Heilbronn über Neckarsulm bis Kochendorf, für welches auch in Weinsberg eine Fouragelieferung der Steuer nach eingezogen wurde gegen eine spätere Bonification von 2 fl. 30 kr. für 1 Schffl. Haber, 48 kr. für 1 Ctr. Heu und 3 kr. für 1 Bund Stroh. – Am 29. Juni wurde hier das Kind eines Gefreiten unter Hauptmann v. Bittenfelds Grenadiercompagnie, schwäb. Kreisregiments zu Fuß, das hier durchzog, getauft. Gevatter war der Feldscherer der Compagnie Henrichsen. Diese östreichische Armee schlug hierauf eine Schiffbrücke über den Neckar, gieng bei Neckargartach über den Fluß und zog gegen den Rhein.

Auf die Nachricht aber, daß Preußen (10. Aug.) in Böhmen eingefallen seie, zog sie wieder eiligst zurück und that in den Gärten bei Heilbronn auf diesem Rückzug vielen Schaden.

Am 3. Juni d. J. entstand in eines Becken, Dalmers Haus aus Achtlosigkeit Mitternachts eine Feuersbrunst, welche gegen das obere Thor sich ziehend 7 Gebäude verzehrte, darunter auch die Behausung des Diaconus M. Christlieb – wahrscheinlich da, wo das später Kaufmann Liesching’sche, jetzt Dietz’sche [178] Haus steht. – Es verunglückten dabei nach dem Stadtr.Protocoll auch 4 Stück Vieh. Dalmer durfte nach dem Stadtr.Prot. nicht mehr auf demselben Platz bauen und buck 1735 im Hause seiner Mutter.

Der abgebrannte Diaconus M. Christlieb war vorher Diac. in Sindelfingen, kam 1740 hieher, wurde 1752 Dekan Oetingers Nachfolger auf der Pfarrei Walddorf und 1760–80 Special-Superintendent in Heidenheim.

Im November und December d. J. logirte hier die verwittwete Herzogin mit ihrem Comitat. Kosten nach Stadtrechnung 234 fl. 25 kr.

Nach Stadtr.Prot. vom 22. Juni 1744 wurde dem Prof. Philos. J. U. Steinhofer, welcher 8 gebundene Exemplare seiner, bis 1744 gehenden württ. Chronik den hiesigen Stadt- und Amtsvorstehern dedicirt und zugesendet, aus der Amtspfleg zu einem Douceur zu übermachen decretirt 1 Carolin oder 9 fl. 30 kr., „dabei ihm aber zu vernehmen gegeben, wie man wünschen mögen, daß einestheils in solchem Buch die uralte hiesige Historie der berühmten Weibertreue nicht so schlechthin und ohne genügsamen Grund als eine bloße Fabel beschrieben und anderntheils auch des fatalen 1707er Brandes, der ja fast die ganze Stadt Weinsberg in die Asche gelegt, darin gedacht worden wäre.“

1745. Nach dem Abschluß des Friedens von Fuessen, 22. April, lagen die aus Bayern zurückkehrenden Franzosen mehrere Wochen lang zwischen Lauffen und Bietigheim und zogen dann durch Heilbronn nach Wimpfen, wobei das Brachfeld von ihnen verheert wurde. Am 25. Dec. d. J. folgte der Frieden von Dresden. Der blutige 8jährige Krieg endete aber definitiv erst im J. 1748, s. unt. Wegen obged. französ. Durchzuges lag im Juni d. J. eine Kreis-Infanterie-Compagnie unter Major Hermann zu Weinsberg „auf Postirung“ im Quartier.

Am 9. Sept. d. J. rückte Hauptmann von Kechler vom Kreis-Infanterie-Regiment mit seiner Grenadier-Compagnie auf fürstlichen Befehl, zur Bedeckung der Stadt, wegen des baierischen und französischen Durchmarsches unter v. Seckendorf und Grafen v. Segur, zu Weinsberg in’s Standquartier ein.

Eine Viehseuche richtete großen Schaden an. – Wein gab der Herbst dieses Jahres wenig wegen des harten, lang andauernden Winters, aber die Qualität war sehr gut. Preis bis 45 fl. – Brodtaxe: April 14 kr., Juli 12 kr., Aug. 10 kr. 18 Loth Weck 1 kr.

Über diesen Winter bis zum März des folg. J. hatte Weinsberg kaiserliches Winterquartier.

Sommer warm und trocken; ziemlich gute Erndte. Brodtaxe: Mai 13 kr., Juni 11 kr., Aug. 12 kr., Sept. 13 kr., Nov. 14 kr., Dec. 15 kr. Haberausfuhr verboten. Aber Herbstertrag wenig in Folge der Winterkälte, doch gut. Preis wieder bis 45 fl.

1746. Auf tiefen Schnee und große Kälte bis zum 17. März sehr trockener Sommer, welcher die Trauben so sehr destillirte, daß „der neue Wein wie Öl vom Biet lief.“ Herbstertrag ziemlich viel und gut. Preis 25 fl. 30 kr. Brodtaxe 8 Pfd. Jan. 16 kr., Febr. 15 kr., bis Juni 16 kr., Juli 17 kr., August 15 kr., Sept. ff. 14 kr.

1747. Weil die Reben im Winter und Frühling erfroren, sehr wenig Wein, aber gut. Preis bis 23 fl. 30 kr. Brodtaxe: Febr. 13 kr.. April 12 kr., Erndte 13 kr., August bis November 12 kr.

Obervogt von Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl, Oberst von [179] Bidenbach stirbt eines plötzlichen Todes auf dem Weißenhof 25. April und wird im Chor der Kirche beigesetzt.

1748. Der Frieden zu Aachen endigte den blutigen 8jährigen (östreich. Successions-) Krieg und es folgten nun 8 köstliche Friedensjahre.

Deponirung des Testaments der „seit 1743 allhier sejournirten Frau Reichsgräfin de la Contrey Excellenz in dero nächst dem Rathhaus stehenden Logis, obwohl Dieselbe indessen nach dem Willen Gottes in die Ewigkeit abgefordert worden.“

Der Sommer war sehr trocken. Der Herbst gewährte ziemlich vielen Wein von mittlerer Güte. Preis bis 10 fl. 30 kr. Im October Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. Brodtaxe: Mai 11 kr., Juni 10 kr., Aug. 9 kr. (16 Loth Weck 1 kr.)

1749. Starker Frost am 1. Mai, daher äußerst wenig, aber guter Wein. Preis bis 18 fl. Brodtaxe: Juni 12 kr., Juli 13 und 14 kr., August 12 kr., October 13 kr., November 14 kr.

Vom 1. Mai bis 30. Nov. lag hier ein Commando von der herzogl. Leibgarde zu Pferd unter Rittmeister v. Wöllwarth mit 1 Corporal und 6 Gemeinen. Ob Executions- oder Werbcommando, ist unbestimmt. Der Kosten dafür betrug nach Stadtr.Prot. 1036 fl. Große Heuschreckenschwärme in Süddeutschland.

eod. 1749. Der Weißenhof kommt nach dem Tode der Gräfin de la Contrey (s. ob. 1733) an die württemberg-neuenst. Prinzessinnen Eleonore Wilhelmine Charlotte und Friederike, in deren Besitz er bis zum Tode der Letzteren 1781 blieb.

1750. Anlegung von Kunststraßen und Bepflanzung derselben mit Maulbeer-, später statt deren mit Obstbäumen. Auch kalter Winter, sehr heißer Sommer. Wein sehr gut, aber nicht viel. Brodtaxe März 13 kr., April 14 kr., Juni 15 kr., Oct. 12 kr.

1751. Herbstertrag ziemlich reichlich; Güte eine mittlere, weil Frühling und Sommer kühl und feucht waren. Preis bis 16 fl. Brodtaxe vor der Erndte 13–14 kr. nach derselben 11–13 kr. Tod von Vogt Hochstetter, s. unten Grabsteine.

1752. Der berühmte Oetinger, bisher Pfarrer in Walddorf (1746/52), kommt als Special-Superintendent hieher. – Ziemlich viel und guter Wein. Preis 13 fl. 30 kr. Bei günstiger Witterung hatten die Trauben um Johannis verblüht. Brodtaxe Jan. 14 kr., März 13 kr., Juli 12 kr., August 11 kr.

1753. Quantität des Weins zufriedenstellend, da die im Mai erfrorenen Reben während des heißen Sommers nachtrieben. Qualität ausgezeichnet. Preis bis 20 fl. Brodtaxe März 10 kr., April 9 kr., Aug. 11 kr., Sept. bis Dec. 12 kr.

Vertrag mit Frankreich, 6000 Mann für Frankreichs Dienste bereit zu halten, welche Frankreich besoldete.

1754 gab nicht nur wenigen, sondern auch wegen des regnerischen Sommers und schlechter Blüthe herben und sauren Wein. Preis bis 14 fl. Brodtaxe von April bis Septbr. zwischen 13 und 14 kr. schwankend.

Gewaltsame Aushebungen zum Militär. Beschwerden der Landschaft darüber.

1755. Letzter Obervogt von Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl Oberst Baron v. Spitznas. Aus den bisherigen Vögten wurden nach Aufhebung der Obervogtstellen (deren Stellung eine ähnliche war, wie die der nachherigen Landvögte, s. 1810) Oberamtmänner gemacht. Letzter Vogt allhier war Rath Hochstetter, s. oben 1737. Als erster Oberamtmann erscheint Malblank, hier seit 1751. – Wein nicht sowohl viel, als gut. Preis bis 18 fl. 30 kr. Brodtaxe Jan. 13 kr., Febr. 14 kr., April 13 kr., Mai 12 kr., Juli ff. 11 kr. Der Winter war [180] sehr hart mit vielem Schnee bis Ende März. Baumblüthe in der Mitte Aprils durch einen kalten, starken Nebel verdorben.

(1. Nov. furchtbares Erdbeben in Lissabon.)

1756 den 22. Sept. sind hier zwei Jauner hingerichtet worden ob varia crimina; 1) Johann Michael Schlag, vulgo Pfeiffer-Michel, wurde gerädert. 2) Joh. Adam Fröhlich, Pontif., wurde mit dem Strange hingerichtet. – Zwei Compagnien kaiserl. Infanterie, v. Salm und Carl Lothringen waren in diesem J. auf dem Marsch von den Niederlanden nach Böhmen in Weinsberg über Nacht. – Herbstertrag wenig, weil der Weinstock schon in der Blüthe Schaden litt; mittlerer Güte. Preis bis 13 fl. Brodtaxe Jan. 9 kr., März 8 kr., Juli 10 kr., Oct. 11 kr., Nov. 12 kr.

Zu Ende d. J. Beginn des blutigen, siebenjährigen Krieges mit Friedrich II., König von Preußen, welchem

1757, den 17. Jan. auch das deutsche Reich, in Verbindung mit Frankreich, Östreich, Schweden und Rußland den Krieg erklärte. Herzog Carl mußte die Frankreich versprochenen 6000 Mann (s. 1753) stellen und zur Reichsarmee weitere 1728 Mann. Gewaltsame Aushebungen dazu. Auflehnungen vor und bei dem Ausmarsch. Desertionen. Der Herzog rückt selbst in’s Feld. Verluste bei Leuthen 5. Dec., bei Fulda 30. Nov. 1759.

Württemberg mußte zwar seinen Boden nicht zu den siebenjährigen blutigen Kämpfen hergeben, – nur Einmal kam die beunruhigende Nachricht, es sei ein preußisches Freicorps in der Nähe – wahrscheinlich Streifcorps von dem in Franken vordringenden Prinz Heinrich, oder Oberst v. Kleist. – Aber das Land litt vielfache Verluste an Leben, Blut und Geld; wozu auch Weinsberg sein redliches Contingent stellte.

Im März Fruchtsperre angeordnet. Brodtaxe stadträthliche: 8 Pfund Kernenbrod März 12 kr., April 13 kr., Mai 14 kr., Aug. 12 kr. Langwierige amtliche Differenzen zwischen Spec.-Superint. Oetinger und Vogt Malblank nebst Magistrat, bis zum folgenden Jahr sich hinziehend, von Oetinger auf die Kanzel und von Vogt an die höchste Behörde gebracht.

Mai. Med. Lic. Liesching von Marbach als Practicus recipirt. Apotheker war hier Irnsinger.

Am 28. October ist Johann Mich. Müller, Bürger und Bauersmann von Kochersteinsfeld, welcher obiger Jauner (s. 1756) Zutreiber gewesen und ihnen seinen leiblichen Schwager verrathen hatte, hier mit dem Schwerdte hingerichtet worden.

Herbstertrag ein mittlerer; Qualität ziemlich gut. Stadträthl. Weinrechnung 11 fl. 52 kr. Der Winter war gelind, der Sommer bis Mitte August warm, dann aber kam bis in den Herbst hinein dauerndes Regenwetter, wodurch die Trauben faulten. Hagelschlag im Zabergäu.

1758, Juli. Auf Antrag der Bürgermeister Ziegler und Renner wurde das bisher stücklensweise verpachtete sogenannte grasige Haag zu einem Stadt- und Baumgarten angelegt und ringsum mit Haag und Zaun eingemacht.

eod. im September schickt Rentkammersecretarius Oesterlen (als Auctor) seine Weinsberger Reimchronik in 30 Exemplarien an den Magistrat und erhält dafür „pro discretione“ 5 fl. aus der Amtspflege. (Stadtr.Prot.)

eod. wurden die Stadtgräben (auf der Bleiche?) noch gefischt und wieder besetzt.

eod. Streit mit der Reichsstadt Heilbronn wegen Waidgangs auf der Ebene. Repressalien. Beschluß: daß kein Brief unter dem Heilbronner Thor zur Bestellung angenommen, keine Heilbronner Advocaten hier zugelassen werden sollen. 1759 u. 60.

[181] eod. Juli. Hochfürstl. Befehl, „daß 2 Weibsbilder, Affin und Grimmin, wegen Versündigung durch ein gottloses Pasquill über die hiesige geistliche und weltliche Obrigkeit 8 Tage unter Abspeisung mit Wasser und Brod incarcerirt und das originaliter remittirte Pasquill durch den Stadtknecht publice verrissen werden solle.“ Nach Wiederbeifahung der Entflohenen exequirt (Stadtprot.).

Jahrgang: Sommer kühl und feucht. Erndte mittelmäßig. Stadträthliche Brodtaxe: 8 Pfd. Kernenbrod vor der Erndte 13 kr., im September 11 kr. Herbstertrag gering; Produkt von mittlerer Güte. Preis bis 15 fl. 30 kr.

1759, März. Nach dem Tode des bisher gemeinschaftlichen Stadt- und Amts-Physikus Dr. Faber in Neuenstadt wurde hier ein eigener Stadt- und Amts-Physikus aufgestellt in der Person des – oben J. 1757 – aufgenommenen Med. Lic. Pract. Liesching. (St.R.Prot). 12. März. Wiedererscheinen des Halleyschen Kometen vom Jahr 1682. Im Frühjahr wurden auf die sogen. Bleiche Maulbeerbäume gesetzt. Anordnung von Herzog Carl, um die Seidezucht in Aufnahme zu bringen (ibid.). Im Mai mußte sich auch die hiesige Jugend vom 16. Jahre an zur Auswahl in Marbach stellen, welche Serenissimus in eigener Person dort vornahm. Ebendahin mußten die tüchtigen Pferde vom 3. Jahre an gebracht werden.

eod. erscheint hier Oberstwachtmeister, General-Adjutant von Göllnitz – später s. unt. das herzogl. Guide-Corps – um die Gegend aufzunehmen und in eine Charte zu bringen. Von Letzterem hatte die Stadt langes Quartier. Im Herbst Durchmarsch herzogl. Truppen (gegen Preußen), denen Brod bis Möckmühl nachgeführt werden mußte. Fruchtpreise: Roggen 5 fl., Dinkel 3 fl. 20 kr. Stadträthliche Brodpreise: 6 Pfd. Kernenbrod im März 11 kr., Mai–Juni 10 kr., Sept. 11 kr.

Jahrgang 1759. Winter mild; 19. und 20. Mai Frost. 2. Hälfte des Sommers sehr heiß. Daher Wein ziemlich viel und gut. Preis 15 bis 20 fl.

Spec.-Superint. Oetinger als solcher nach Herrenberg versetzt. Nachfolger der bisherige Pfarrer in Ehningen, M. Steinhofer, hier nur 3 Jahre, s. unten 1761.

1760, 26. April. Samstag war allhier von früh 8 Uhr an ein mit Blitz und Donner und dazwischen gefallenem starkem Regen abwechselndes Ungewitter. Und da es schien, als wäre die Heftigkeit desselben bereits vorüber, ging man um halb 11 Uhr in die gewöhnliche Bibel- oder sogenannte Vesperlection, welche M. Süßkind hielt als Stadtpfarrvicarius (wahrscheinlich der nachmalige Diacon in Löchgau 1767 bis 1775 und Pfarrer daselbst 1775 bis 1791). Da er nun dieselbe fast absolvirt hatte und wirklich in dem Gebet der gewöhnlichen Collecte vor dem Altar begriffen war, fiel ein ganzer Feuerball mit großen Schlägen und Krachen auf die Spitze des Thurmes. Von da gieng der Schlag mit getheilten Strahlen in das Dach zu beiden Seiten, drang durch den Thurm herab und schlug an der Wand der Sacristei herunter. In die Kirche selbst fiel ein Klumpen Feuer bei den Glockenseilern, gleich hinter den Stühlen der Knaben herab. Gott hielt aber seine bewahrende Hand über ihnen, daß Keiner davon beschädiget wurde.

Ein anderer Feuerstrahl gieng auf die Stühle der 3 Schulbedienten, welche nebeneinander standen und afficirte alle 3 vornehmlich an den Füßen, daß sie sämmtlich aus der Kirche getragen werden mußten, worauf man an den Beinen rothe und blaue Striemen gewahr wurde. Der deutsche Schulmeister (Johann Lautenschläger, copul. 20. Nov. 1731, resignirt schon 1774) wurde davon am meisten angegriffen, indem derselbe auch auf dem Rücken viele rothe Striemen hatte, welche ihm bis in den 3. Tag viele brennende Schmerzen verursachten. Der Vicarius (Süßkind), welcher [182] nur 2 Schritte davon an dem Altare stand, blieb ganz unbeschädiget und unter seinem Gebet unerschrocken, daß er unter demüthigem Dank gegen Gott für seine gnädige Bewahrung getrost nach Hause gehen konnte. Auch die 3 Schulbedienten, ob sie schon nicht auf ihren Füßen stehen konnten, waren bei sich selbst und wohlgefaßt in ihrem Gemüthe. So erzählt die Sache ein altes, in der Stadtpfarr-Registratur vorliegendes Blatt von 1760.

Hiezu eine vorliegende Abschrift der im Jahr 1800, bei Reparatur des Kirchthurms und Knopfes in letzterem gefundenen und wieder dahin deponirten Schrift vom Jahr 1760, abgeschrieben von Spitalverwalter Knaus, vidim. v. Special Neuffer.

„Der lieben Posterität dient zur Nachricht, daß gegenwärtiger Kirchthumsknopf im Jahr nach der gnadenreichen Geburt unseres theuren Herrn und Heilandes Jesu Christi 1760 der Ursache reparirt werden müssen *)[14], weilen derselbe nebst dem Hahnen den 26. April, da ein lang anhaltendes schweres Ungewitter über hiesige Stadt ausgebrochen, durch einen Strahl ziemlich beschädiget worden war, welcher nebst diesem nicht nur die schwersten Quader aus dem alten, massiven Gemäuer heraussprengte, sondern auch, weil man just in der Betstunde war, den Präceptor, Provisor, Schulmeister und Zollbereiter nebst einem Schulknaben theils darniederwarf, theils so betäubte, daß sie nicht von der Stelle gehen konnten, sondern nach Hause getragen werden mußten, wo jedoch sämmtlich diese Personen nach wenigen Tagen restituirt worden seynd. Bei alle deme hat jedoch der große Gott noch mit sonderlicher Gnade und Verschonen über uns gewaltet, indem das Feuer, welches in dem Kirchthurm einen Balken ergriffen hatte, nicht weiter fortgeloffen, sondern leichtlich wieder zu löschen gewesen ist; wovor auch dieser gnädige Vatter im Himmel herzlich gepriesen und inständig gebeten seyn sollte, hieran ein gnädiges Genüge zu haben und in Zukunft dergleichen Unglück ferne von hiesiger Stadt abzuwenden. Wobei noch als eine göttliche Providenz nicht unberührt zu lassen, daß der dermalige Stadtpfarr-Vicarius, Herr M. Süßkind, bei dem Ausbruch des Ungewitters und geschehenem Strahlstreich noch hinter dem Altar nur etliche Schritt von obbemeldten Schulbedienten gestanden, aber nicht im mindesten beschädiget worden ist.“

Zu dieser Zeit waren folgende Geistliche und weltliche Vorsteher allhier bestellt: der Hochedelgeborne und hochgelehrte Herr Carl Ludwig Malblank, Sr. Herzogl. Durchlaucht zu Württemberg hochangesehener Oberamtmann; der Hochehrwürdig und Hochgelehrte Herr M. Friedrich Christoph Steinhofer, treueifriger Specialis und Stadtpfarrer (Nachfolger Oetingers seit vor. Jahr); der Hochwohlehrwürdig und Hochgelehrte Herr M. Johann Friedrich Baumann, Diaconus und zugleich Pfarrer zu Ellhofen; der Hochedelgestrenge und Rechtsgelehrte Herr Johann Eberhard Renz, not. caes. publ. auch Stadt- und Amtsschreiber. – Sodann beede Burgermeister und zwar Herr Johann Dan. Ziegler, Amtsburgermeister und Herr Johann Georg Renner, Bauburgmeister. – (Add. Präceptor war: Gottl. Adam Holland, 1738/61, vorher Präceptor in Rosenfeld 1735/38, nachmals Pfarrer in Lichtenstern 1761/62. – Collaborator: Johann Schwan 1714/63. – Schulmeister: Joh. Lautenschläger, s. oben).

[183] „Obwohl der seit anno 1756 sich in Europa entsponnene schwere Krieg, wobei das K. K. Haus Östreich, die Krone Frankreich und Schweden, die Kaiserin Elisabethe von Rußland, das Churhaus Sachsen und das ganze römische Reich sich gegen die beede königliche und churfürstliche Häuser Brandenburg und Braunschweig verbunden hatten, bis dato noch fortdauert und unter ernstlichen Zurüstungen fortgesetzt wird: so ist doch (dem Höchsten sei es gedankt!) nicht nur dieß Herzogthum Württemberg bis daher von allem feindlichen Überzug in Gnaden verschont geblieben, sondern auch hiesiger Enden noch keine sonderliche Theurung entstanden, massen ein 8pfündiger Laib Brod auf den heutigen Tag theurer nicht als vor 14 kr. (im Juni stieg der Preis auf 15 kr., fiel aber nach der Erndte auf 14 kr.), 1 Schffl. Dinkel 3 fl. 40 kr., 1 Schffl. Haber 3 fl. bezahlt wird. Der Wein hingegen ist in folgendem Preis: 1 Eimer guter Qualität 70 fl., 1 Eimer mittlerer Gattung 30–40 fl., 1 Eimer geringerer Gattung 20–24 fl.

Vorstehendes Promemoria hat auf oberamtlichen Befehl entworfen der allhiesig gemeiner Stadt viel wahres Glück, Heil und Segen anwünschende derzeitige Stadt- und Amtsschreiberei Substitutus juratus Friedrich Christoph von Berg, gebürtig von Gemmingen.“

Im Sommer dieses J. Quartier von 1000 Mann Wallonen, welche aus den Niederlanden nach Böhmen marschirten. Deßgleichen Quartier von Baron Glasenappschen Husaren, wozu Abstatt Haber, Heu und Brod liefern mußte. Im Juni d. J. Sammlung der herzogl. württemb. Truppen in einem Lager bei Heilbronn, welches am 29. Juli aufbrach und durch Weinsberg und Neuenstadt über Öhringen etc. – trotz des früheren ungünstigen Feldzuges – nach Sachsen gegen die Preußen zog. Erndte- und Herbstertrag ein reichlicher; Qualität sehr gut in Folge eines heißen und trockenen Sommers. Preis des neuen Weins bis 18 fl.

1761. Tod des Spec.-Superint. M. Steinhofer (s. unt. Grabst.). Nachfolger: M. Kapf, Diac. in Winnenden. Anschaffung der neuen Kirchenuhr um 500 fl. (ded. 30 fl. für die alte) von Hof- und Stadtuhrmacher Hafner in Stuttgart. Bei ziemlich reichlichem Weinertrag mittlere Güte. Preis 19 fl. Obst durch Raupenfraß verdorben, Reben durch Frost am 30. April. Brodtaxe stadtr. 8 Pfd. Kernenbrod durchweg 13 kr. trotz Frost-, Wasser- und Hagelschadens; steigend auf 14 und 15 kr.

1762. Einrücken eines Dragoner-Regiments zu Besetzung der Landesgränze wegen Einfalls des preußischen Obersts von Kleist in Franken. Steuernachlaß von 2500 fl. wegen vorjährigen Hagelschadens. Kirchenrathsrenovator Senkeisen zum Stadt- und Amtsschreiber ernannt mit Bedingung, dem bisherigen Stadtschreiber Renz den halben Theil von allem Verdienst zukommen zu lassen. In Folge der Promotion des Stadt- und Amtsphysikus Liesching auf das Landphysikat Bietigheim wurde die Stelle dem Med. Licent. Harsch von Kirchheim übertragen, welcher sie 44 Jahr lang bis zu seinem Tod im Jahr 1806 bekleidete.

Jahrgang: Jan. und Febr. sehr kalt. Nachtfrost vom 6–7. Mai. Im nachfolgenden sehr heißen Sommer zweimonatliche Dürre; ziemlich viel Wein von mittlerer Güte. Preis bis 16 fl. Dinkelpreis 4 fl. Stadträthliche Brodtaxe 8 Pfd. Kernenbrod im Okt. 15 kr., im Nov. 16 kr.

1763. 15. Februar endete der Frieden zu Hubertsburg den blutigen 7jährigen Krieg, aus welchem die Württemberger schon 1761 zurückkehrten. Von den nächsten 3 Decennien, während welcher Ruhe in Deutschland war, gibt es – außer [184] dem Herbstertrag etc. – wenig Erhebliches zu berichten. Weinsberg theilte das damalige allgemeine Loos des Landes und die Beschwerden des Landtages über Verfassungsverletzung, gezwungene Anlehen, Diensthandel u. s. w. und mußte sich insbesondere im April des Jahrs 1763 mit Stadt und Amt Neuenstadt und Möckmühl zu einem ihm vom Herzog angesonnenen Anlehen von 30,000 fl. verstehen, wozu Stadt und Amt Weinsberg selbst in Ermanglung von Geldmitteln für seinen Theil 15,000 fl. aufzunehmen genöthigt war. Für den Zins wurden ihm die Zollrevenüen des Bezirkes angewiesen.

Trotz der hier gezeigten Dienstwilligkeit bekam die Stadt eine Schwadron vom herzoglichen Gensd’armes-Corps in’s Winterquartier, zu welcher im folgenden Frühjahr auch das zu Aufnahme der Gegend commandirte herzogl. Guide-Corps mit Officieren, Weibern und Kindern kam, und welche den Winter 1765 über noch hier lagen; wogegen dann doch die Gensd’armen-Schwadron auf Vorstellungen des Magistrats im Novbr. 1764 der Stadt abgenommen wurde. Übrigens kam drei Jahre später 1766 ein zweites Anlehens-Ansinnen von 25,000 fl., welchem die Städte und Ämter Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl abermals nicht ausweichen konnten, ungeachtet die Landstände dagegen protestirten – wogegen die Hauptzölle der Bezirke und von Lauffen angewiesen wurden. Wiederholte Capital-Aufnahme. (Stdtr.Prot.)

Hofkammerath Bürgermeister Ziegler wurde 1763 zum Landtags-Abgeordneten für Stadt und Amt gewählt.

Der Januar und Februar von 1763 war zum Erstaunen kalt. Am Fastnachtstage so kalt, daß die Ziegel auf den Dächern zersprangen. Am 12. Febr. gieng das ellendicke Grundeis mit vielem Schaden. Heizen der Stuben fast bis Pfingsten nöthig.

Erndte und Herbstertrag wenig in Folge von kaltem Winter, Frühlingsfrost und Hagelwetter. Brodtaxe 8 Pfund Kernenbrod Jan. bis Mai 15 kr., Nov. 16 kr. Wein nur durch Mischung mit Obstmost trinkbar. Preis bis 14 fl. (Heilbr. Chron.)

1764. Kalt und naß während der Traubenblüthe. Daher Erndte- und Herbstertrag nicht viel und von kaum mittlerer Güte. Weinpreis bis 27 fl. Brodtaxe 8 Pfund vor der Erndte 18 und 19 kr., Aug. 17 kr., Sept. 16 kr., Nov. 15 kr.

1765. Oct. Trauergottesdienst wegen des Todes von Kaiser Franz I.

Anfang Februar kaltes Wetter; es gefror alle Tage bis Ende des Monats. Die härteste Kälte etliche Tage vor Fastnacht. Der Neckar fror zu; doch brachte der allmählig erfolgende Eisgang keinen Schaden. (Heilbr. Chron.) Herbst nach Menge und Güte mittelmäßig. Preis 28 fl. Besser gerieth das Getraide. Erndte ergiebig. Brodtaxe Jan. 13 kr., Mai 14 kr., Nov. 11 kr.

1766. Station eines Unterofficiers vom herzogl. Werbe-Commando in hiesiger Stadt, zugleich zu Desertions-Observation, zu welch letzterem Zweck in hiesigem Gränzbezirke 11, von Bürgern oft 5–6 Tage und Nächte lang zu besetzende Desertions-Observations-Posten waren. (Stdtr.Prot.)

April. Suspension des Oberamtmanns Malblank wegen verschiedener Delatorum. Untersuchungs-Commission. Amtsverweser Amtskeller von Olnhausen bis 17. Nov. d. J. wo Malblank wieder eintritt. (ibid.)

Frühjahr: Setzen wilder Bäume an die Straße unter den Schimmelsberg-Weinbergen zum Öhmden. (ibid.)

Beschluß: von jedem Stück Tuch, das auf der sogenannten Bleiche gebleicht wird, 2 kr. für das Bürgermeisteramt zu erheben. Als Einnehmer aufgestellt Unter-Thorwart Blum. (ibid.)

[185] Abbruch des bisher unbewohnbaren Schulhauses auf Andringen des bisher ein eigenes Haus bewohnenden Schulmeisters Lautenschläger. Neuerrichtung desselben (der Mädchenschulmeisters-Wohnung) mit einem kirchenräthlich moderirten Kosten von 326 fl. In Accordsbedingungen je 1. Imi Wein aus dem Stadtkeller von den Handwerkern einbedungen.

Im Juli Durchmarsch k. k. Truppen von Luxemburg her, des Regiments von Plunquet und Baden-Durlach; nur über Nacht. Stadt- und Amtsschreiber Senkeisen miethet das Hospitalverwaltungshaus ohne Kelter und Kelterstübchen um 25 fl. (Stdtr.Prot.)

Herbstertrag reichlich. Gewächs sehr gut. Preis bis 23 fl. Winter zwar sehr kalt und Frühling regnerisch; aber von Anfang Aug. bis Ende December große Trockenheit; Brodtaxe 8 Pfund Febr. 12 kr., April 10 kr., Nov. 11 kr.

1767. Conflikte wegen einer damals noch vor dem oberen Thor auf einem freien Gemeindeplatz stehenden Linde. (Stdtr.Prot.) Tod von Amtsbürgermeister, Hofkammerrath, Landschaftsmitglied Ziegler.

Wein nicht nur wenig, sondern auch sauer, da die Trauben kaum zur Hälfte reiften. Preis dennoch bis 22 fl. 30 kr. Winter streng, starker Schnee vom 19–21. April. Ungünstiger Sommer. Mittelm. Erndte. Brodtaxe: 8 Pfund März bis Mai 10 kr., Juni 11 kr., Sept. 13 kr., Nov. 14 kr.

1768. Wein nicht nur wenig, sondern auch gering. Preis bis 26 fl. Strenger Winter und regnerischer Sommer. Brodtaxe 8 Pfd. März 15 kr., April 16 kr., Juni 17 kr., Juli 16 kr., Sept. 14 kr., Nov. 15 kr. 1. Sept. bedeutenden Wetterschlag. Steuernachlaß 600 fl. Mittelm. Erndte.

1769. Erbauung eines Bettelhauses für Leprosi, epidemisch Kranke etc. – da der alte Spital nicht mehr Raum genug hatte – an der südwestlichen Stadtmauer, oberhalb des nachmaligen neuen unteren Thores (wurde nach Errichtung des neuen Spitals i. J. 1829 an einen Bürger verkauft). (Stdtr.Prot.)

Im Nov. Hofhaltung Herzog Carls allhier. Ehrenpforten. Aufwartung. Quartier von Leibhusaren und sonstiger Suite.

4. August Erdbeben. Erscheinen eines Kometen mit einem über 90 Grad langen Schweife.

Wein wenig und sauer, da die Trauben nicht gehörig reiften. Preis 20 fl. Brodtaxe stadträthl. 8 Pfd. Kernenbrod Febr. bis Mai 14 kr., Juni 15 kr., Aug. 12 kr., Nov. 13 kr.

Der Schloßberg gehörte in diesem Jahr durch Kauf dem Hofkammerrath Ziegler und seinem Vater. (Stdtr.Prot.) Die links vom alten Burgthor gelegene Wüstenei war zu Anfang dieses Jahrhunderts zu einem Weinberg angelegt und dem Unternehmer gestattet worden, einen Steinbruch innerhalb der Räume anzulegen, wobei aber auch Steine von der Burgruine zu den Weinbergmauern verwendet wurden.

1770. Tod des Spec.-Superintendenten Kapf; Nachfolger M. Klüpfel, bisher Pfarrer in Eberstadt. Erbvergleich zwischen Herzog Carl und dem Lande. Januar Beschluß, das Collaboraturhaus abzubrechen und neu zu bauen. (Stdtr.Prot.)

Witterung während der ersten 7 Monate fortwährend unfreundlich, naß und kalt. Daher geringer Herbstertrag und von mittlerer Güte. Weinpreis bis 25 fl. 30 kr. Schlechte Erndte. Brodtaxe 8 Pfund im Febr. 12 kr., Mai 14 kr., Juni 16 kr., Juli 17 und 18 kr., Aug. 20 kr., Sept. und Okt. 22 kr. Nov. 23 und 24 kr. Taxation der Früchte, von denen die Stadt 100 Scheffel aufkaufte: [186] 1 Schffl. Roggen nach Prop. des Dinkels 10 fl., 1 Schffl. Einkorn 5 fl. 15 kr., 1 Schffl. Gerste 8 fl., 1 Schffl. Haber 3 fl. 30 kr., 1 Schffl. Erbsen und Linsen 10 fl., 1 Schffl. Grundbirnen 4 fl.

Zur Sittengeschichte und zur Geschichte der Strafrechtspflege in diesem Jahrhundert gehört hieher: den 16. November wurde hier Eva Catharina Kühnölin von Willsbach, 26jährige Waise, wegen Kindsmords mit dem Schwerdte gerichtet.

Die allgemeine Theurung, eine Folge des Mißwachses in den vorhergegangenen nassen Jahren, drückte auch Weinsberg und die Umgegend so sehr, daß im Oktober eine Brodsperre gegen Heilbronn und sonstiges Ausland angeordnet und

1771 der auf Johannis fallende Krämermarkt nicht gehalten wurde. Übrigens jetzt häufigerer Anbau der bisher verachteten Kartoffel. Im März großer Brod- und Früchtemangel. Stadträthliche viele Verhandlungen zu Abstellung der Noth. Hülferuf an die herzogl. Früchte-Deputation um Anweisung von Früchten, etwa bei dem Heilbronner Pflegehof. Beschluß vom 20. März: Früchte von Oberstenfelder Stiftungspflege zu erkaufen und solche durch je zwei Becken verbacken zu lassen, so daß sie je für 1 Malter Dinkel 15 Leibe Brod auf das Rathhaus liefern, welche durch das Bürgermeisteramt bloß an hiesige Einwohner vertheilt werden sollten. Bitte an benachbarte Ämter um Verkauf von Früchten an hiesige Becken. Häufige Sitzungen und Deputationen an von Gemmingen, nach Stuttgart u. s. w. Sammlung bei hiesigen Einwohnern. Aufnahme von 8000 fl. hiezu. Weitere Aufnahmen, um von den im Juni aus der Pfalz und von Holland kommenden und in Heilbronn gelagerten Früchten kaufen zu können.

Brodtaxe sistirt bis nach der Ernde. Erst im Sept. 8 Pfund Brod wieder taxirt zu 20 kr., Ende Sept. 18 kr., Ende Okt. 20 kr. (Stdtr.Prot.)

Im Mai d. J. rückte das k. k. Lothringsche Infant.-Regiment und das Schogrische Grenadier-Bataillon, aus den Niederlanden kommend, in die Gegend ein. Weinsberg bekam aber, nach der Conferenz des Oberamtmanns Malblank mit dem Kreismarsch-Commissär, Hofrath Heugelin von Heilbronn, kein Quartier, sondern mußte nur starke Vorspann stellen. 11. August Erdbeben.

Herbstertrag nach Quantität gering, nach Qualität etwas besser als im vorigen Jahr. Preis bis 37 fl. Seelenzahl in diesem Jahr 1,261.

1772. Epidemische Fieber in Folge der vorangegangenen Theurung. Gestorben 85. Brodtaxe für 8 Pfund Kernenbrod Jan. 21 kr., Febr. 22 kr., März 28 kr., Mai 19 kr., Juni 20 kr., Juli 22 und 21 kr., Aug. 20 kr., Sept. 19 kr., Oct. 20 kr., Dec. 19 kr. Herbstertrag ziemlich reichlich; Güte mittlere. Offic. Weinrechnung von Weinsberg 27 fl. 12 kr. Preis bis 34 fl. Auf einen kalten Winter folgte ein heißer Sommer. Erndte gut. Apotheker war um diese Zeit Irnsinger.

1773. Im August d. J. wurde hier ein concessionirter Frucht-, Pfahl- und Holzmarkt errichtet und ein vereideter Fruchtmesser aufgestellt. Zum Meßplatz wurde der untere Rathhausöhrn, zu Aufstellung des Unverkauften die nächste Material-Kammer bestimmt. Beschluß: die Errichtung in die nächsten „ausländischen“ Orte: Heilbronn, Wimpfen, Kochendorf, Kirchhausen, Schwaigern, sodann nach Hall und Öhringen, und ausser dem hiesigen Oberamt in die benachbarten „ausländischen“ Orte: Weiler, Aichelberg, Affaltrach, Eschenau und Lehrensteinsfeld auszuschreiben.

Erndte zieml. gut. Brodtaxe 8 Pfund Kernenbrod Januar bis April 18 kr., Juni 17 kr., Juli und Aug. 18 kr., Sept 16 kr. Weit um Stuttgart herum verderblicher Hagel am 16. Juni. Im Zabergäu Schaden durch viele, außerordentlich [187] große Mäuse. Wein wegen regnerischer Blüthezeit wenig und von mittlerer Güte. Preis wie im vorigen Jahr 34 fl.

1774. Im Jan. übergibt Licent. und Hofgerichtsadvokat Malblank „seine jüngst cum maximo applausu abgelegte Dissertation der magistratischen Gewogenheit“ und erhält dafür „unanimiter“ decretirte communordnungsmäßige 2 Ducaten.

Vermöge Beschlusses vom Februar d. J. wurde das schadhafte Langhaus der Kirche reparirt und der Boden ob dem Kirchengetäfer neu belegt. Im März wurde der obere Kirchhof „gegen Eindringen der Schweine und Turbirung der Gräber“ sowohl vorn als hinten mit einem Gatter versehen.

Trockener heißer Sommer. Ergiebige Erndte; aber in Weinsberg und Amt Wetterschlag, weßwegen Stadt und Amt im folgenden Jahr 1,440 fl. Steuer-Nachlaß erhielten. Brodtaxe Jan. 15 kr., April 13 kr., Mai bis Juli 12 kr., August 13 kr., September 12 kr. Wein: Bei einem kleinen Ertrag ein gut Gewächs. Weinrechnung offic. 27 fl. 12 kr.; andd. Orte bis 31 fl. – Am 10. Sept. verspürte man ein Erdbeben. – Im December wurde das Collabor.Haus vollends ausgebaut.

1775. Im März Regulirung der Preise von den Stadtfrüchten des vor. J. 1 Malter Roggen 4 fl. 45 kr., 1 Malter Dinkel, wettergeschlagener 2 fl. 45 kr., nicht vom Wetter geschlagener 3 fl., 1 Malter Haber 2 fl. – Kalter Winter; Schnee noch am 20. Mai. Sommer veränderlich. Frucht brandig. Brodtaxe: 8 Pfd. Kernenbrod im Mai 14 kr., Juni 16 kr., Juli 14 kr., nach der Erndte August 12 kr. Herbstertrag sehr reichlich; Qualität mittelmäßig. Weinrechnung offic. von Weinsberg v. 29. Nov. 26 fl.

Im Juli Reparatur des Schieferdaches vom Kirchthurm. Im December verkauft Apotheker Irnsinger seine Apotheke an Apotheker Salzer.

1776. Juni. Errichtung einer Bleiche und Baumwollenfabrik nebst Walke auf der Herrschaftwiese unter dem Schemmelsberg durch den Handlungsbeflissenen Kleinknecht von Hölzern. – Das Gebäude des jetzigen neuen Spitals s. unt. J. 1828. – Die Fabrik hatte bald in vielen, selbst ausländischen Orten Factors.

eod. wird Ludwig Spring, Eberstatter Bürgerssohn, hier ansässig, erhält Concession zu Errichtung einer Tabaksfabrik und 6jährige Accisefreiheit 11. Nov.

2. Sept. wird das der Stadt zugestandene Privilegium eines Frucht-, Pfahl- und Holzmarktes (s. ob. 1773) auf 3 Jahre verliehen und bleibt dem Gerichtsverwandten Käpplinger um jährliche 17 fl. 30 kr.

Jahrgang: strenger Winter; ungünstige Witterung im Frühling und Sommer. Wetterschlag. Mißrathen von Obst und Wein. Wein wenig und schlecht. Weinrechnung offic. vom 29. Nov. 1 Eim. 16 fl., anderswo 18 fl. Brodtaxe: 8 Pfd. Mai 11 kr., Juli 10 kr., August 9 kr., September 10 kr., November 11 kr.

1777. Am 3. Febr. präsidirt dem Stadtgericht zum Letztenmale Oberamtmann Malblank († hier 1785). Als Oberamtsverweser erscheint Amtskeller von Olnhausen. Am 22. Sept. der neueingetretene Oberamtmann Hofrath Fetzer.

Am 3. März erhält die Stadt wegen im vor. J. erlittenen Wetterschadens 230 fl. Nachlaß von der Ordinaristeuer.

Am 17. Nov. ist Johann Peter Leisterer, 27jähriger Weingärtnerssohn von hier, welcher am 2. Juni 1774 eine ledige Dienstmagd, Catharine Dieterich in einem Weinberge mit einer Reuthaue umgebracht, und am 15. Juni a. c. an einer Bürgerstochter zu Hinterbüchelberg einen Mord versucht hatte, nach seiner Beifahung [188] mit dem Schwerdte hingerichtet, der Kopf auf einen Pfahl gesteckt und der Leib auf’s Rad geflochten worden.

Jahrgang: Heißer Sommer. Gedeihen von Heu und Frucht. Herbstertrag ein mittlerer; das Gewächs aber ausgezeichnet, da die wässerigen Theile durch starke Kälte am 9. Oct. ausfroren. Weinpreis bis 28 fl. 30 kr. Brodtaxe: 8 Pfd. Mai 12 kr., Juni 13 kr., September 14 kr., November 15 kr.

1778. Am 11. Febr., dem 51. Geburtstage Herzog Carls, Verlesung seines merkwürdigen Bußrescripts von der Kanzel (durch Spec.Sup. Klüpfel), wie von allen Kanzeln des Landes.

eod. mse. werden die 3, zur Fischzucht taugliche Stadtgräben auf 9 Jahre (später auf 18 Jahre prolongirt) gegen ein Pachtgeld von 32 fl. an David Hardten verpachtet. Derselbe besteht den sog. Stadtsee auf 18 Jahre bis 1796.

Die noch vorhandenen vielen Zieh- und Schöpfbrunnen werden mit bretternen Deckeln verwahrt. – Die durch das Gewässer gebrochene, in den unteren Stadtgraben gefallene Mauer am untern Thor wurde mit einem Kosten von 31 fl. wieder hergestellt.

Am 8. Mai sind puncto rapinae (Raubs) Johann Busch von Poppenweiler und Joh. Heinrich Müller von Öhringen mit dem Schwerdt hingerichtet und ihre Körper auf’s Rad geflochten worden. Im Ganzen wurden in diesem 18. Jahrhundert hier hingerichtet: 11 Männer, 2 Weiber. 13 Personen.

Heu und Obst geriethen gut, minder die Früchte. Brodtaxe: April 16 kr., August 14 kr., September 13 kr., October 14 kr., November 15 kr. Im October große Überschwemmung im Neckarthale. Wein gab es nicht vielen wegen Traubenfäulniß, doch ziemlich guten. Preis bis 28 fl.

1779. Im April starb der Metzgerzunftmeister Sieber am Biß eines wüthigen Hundes. Im Mai besaß die Stadt noch eine Gerbhütte vor dem unteren Thore, welche an einen Gerber verpachtet war. Weil dieser das Handwerk nicht mehr trieb, so wurde sie ihm abgenommen und dem Thorwart zu einem Stalle gegeben gegen Miethzins. Im September wurde die Verleihung des Pfahlmarkts an Rathsverwandten David Hardten auf 3 Jahre um jährliche 10 fl. genehmiget.

October. Das nachmals sog. Wolfshöfle gehörte in diesem Jahre noch der Stadt und wurde unter dem Namen Stadthöfle für Rechnung der Stadt verpachtet.

eod. wurden die „Seidenbäume“ (Maulbeerbäume, s. oben 1759) als abgängig abgehauen, um fruchtbaren Bäumen Platz zu machen. Bei ziemlich heißem Sommer geriethen Heu, Obst und Früchte. Spärlicher war der Herbstertrag, aber das Product gut. Weinpreis bis 28 fl. Brodtaxe: März 15 kr., Mai 14 kr., Juni 13 kr., Juli 12 kr., August 11 kr., September 10 kr.

1780. Januar. In Folge der vorangegangenen guten Erndte galt der Scheffel Dinkel zu Anfang d. J. 1 fl. 52 kr., 8 Pfd. Kernenbrod 9 kr., April sogar 8 kr., 16 Loth Weck 1 kr. (ein Gewicht, das von nun an nie mehr vorkommt) Juli schon wieder 10 kr., September 11 und 12 kr. Veränderlicher Frühling. Heißer Sommer. Ungeachtet der ergiebigen Erndte stieg der Dinkelpreis im September wieder auf 3 fl. 15 kr., das Brod wie oben auf 12 kr. Herbstertrag ziemlich viel von mittelmäßiger Güte. Weinrechnung offic. v. 29. Nov. 18 fl. pr. Eim., anderswo bis 20 fl.

Im April wurde die Bleiche von der Stadt um 4 fl. an einen Bürger verliehen. Amtsbürgermeister war: Auer. Stadtrechner: Käpplinger. Schulmeister, zugleich Meßner: Valet. – Ob die in diesem J. unter dem Namen „des Bundes der Rechtschaffenheit“ zu Heilbronn sich bildende geheime Gesellschaft, wegen [189] welcher Herzog Carl ein scharfes Decret in sein Land ergehen ließ, sich auch im benachbarten Weinsberg, wie bei anderen württemb. Unterthanen, Anhänger zu erschaffen und ihnen Geld abzuschwatzen wußte, – Jäger, Gesch. der Stadt Heilbronn, p. 263 – ist um der Nähe willen nicht unwahrscheinlich, kann aber nicht sicher ermittelt werden. Auf die Klage des Herzogs bei dem Rath Heilbronn wurden die Anführer eingethürmt und mit ihrem Anhange verjagt.

1781. Bei einem anhaltend warmen, gewitterreichen Sommer gab es nicht nur sehr vielen, sondern auch guten Wein. Weinrechnung, offic. vom 29. Nov. 34 fl. per Eimer, anderswo 20 fl. – Heu- und Getraide-Erndte gut. Brodtaxe: August 11 kr., October 12 kr. – Am 5. Decbr. Erdstöße – unschädlich.

1782. Der nach dem, zu Neuenstadt im J. 1781 erfolgten Tode der Prinzessin Friederike von Württemberg-Neuenstadt, dem regierenden herzoglichen Hause als Familiengut heimgefallene Weissenhof bei Weinsberg mit 270 Morgen Gütern wurde in diesem Jahre zum erstenmale von der Kellerei Weinsberg verpachtet.

Im März wurden die der Stadt gehörigen, einige Zeit her meist öde und wüst gelegenen Rappenwaidegüter, 48²⁄₄ Morgen, und 1 Morgen Stadtacker um 1663 fl. 30 kr. an den Hospitalbeständer Kolb verkauft. Kolb wurde sofort mit Weib und Kindern in’s Bürgerrecht aufgenommen und erhielt zu Erbauung eines Hauses und einer Scheuer, denen vom Magistrat der Name Rappenhof beigelegt wurde, eichene Schwellen aus dem Stadtwalde. Vom Erlös wurde ein bleibendes Kapital von 1000 fl. für die Stadt angelegt und der auch sonst vielfach um die Stadt verdiente Oberamtmann Fetzer erhielt für seine vielen Bemühungen mit höchster Genehmigung 4 Ducaten aus der Stadtkasse.

Der am 25. August durch Blitzstrahl abgebrannten Stadt Göppingen wurden am 4. September durch einen eigenen Wagen 2 Eimer 81er Wein und das Mehl von 10 Malter Früchten geschickt. Das Rathhausthürmchen wurde in diesem Jahr reparirt. – Ertrag des Herbstes ziemlich viel, aber Qualität gering. Weinrechnung, offic. vom 29. Nov. 12 fl. 48 kr. Anderswo bis 17 fl. Obst gab es nicht viel. Heu und Frucht geriethen besser. 1 Schffl. Dinkel galt zwischen Martini und Lichtmeß 3 fl. 30 kr. Brodtaxe im September 13 kr., November 14 kr. – Seelenzahl in diesem Jahr 1314.

1783. Bauten: Im Januar wurde mit einem Pflästerer accordirt, unter der Glückenhälden nach einem Steinbruch von harten Kalksteinen, zum Pflästern und zu Wegen nöthig, zu suchen. – Im Mai wurde aus Veranlassung des Göppinger (und Neuenbürger) Brandes beschlossen, da die vorhandenen 2 einzigen Thore nicht genügen, oben beim Kirchhof ein Loch in die Mauer zu brechen und ein Noththor einzusetzen; daher die noch jetzt übliche Benennung „Feuerthor“. Der Beschluß wurde im Juni folgenden Jahres abgeändert und ein solches Thor in die untere Stadtmauer, unweit des Säuthurmes, hier Kühthurm genannt, eingesetzt. Das obere Feuerthor (bei der Kirche) wurde erst später, im Jahr 1811, doch auch ausgeführt, s. unten. Zugleich wurde dem Stadtschreiber Zeller gestattet, in seinem Garten hinter seinem Hause (jetzt Diaconathaus) eine Öffnung machen und eine starke Thüre einsetzen zu lassen, mit der Bedingung, daß er den Schlüssel wohl verwahre und keinen Mißbrauch gestatte.

Jahrgang: warmer Frühling; heißer und gewitterreicher Sommer. Besonders starker Höhenrauch um den 19. Juni bei schwüler Hitze. Viel Obst und Getraide. Treffliches Weinjahr. Nicht nur reichliche Menge, sondern auch ausgezeichnete Güte. [190] Weinrechnung vom 29. Nov. 1 Eimer 13 fl. Anderswo bis 16 fl. Fruchtpreisregulirung im Nov. 1 Schffl. Roggen 4 fl. 30 kr., Dinkel 3 fl., Haber 2 fl. 30 kr. Brodtaxe: 8 Pfd. Kernenbrod im Februar 13 kr., im September 12 kr. Ruhr und hitzige Fieber folgten der Sommerhitze. Die Einwohnerzahl betrug in d. J. 1314.

1784. Der Zug einer östreichischen Armee gegen Holland äußerte nur insofern eine Rückwirkung auf Weinsberg und seinen Bezirk, als in der benachbarten Reichsstadt Heilbronn für diese Armee ein großes Fruchtmagazin von circa 300,000 Maltern Früchte angelegt wurde, was die Preise steigern mußte, aber auch viel Geld in’s Land brachte. Doch stieg die Brodtaxe nur um 1 kr. über die vorjährige. Sie war im März 12 kr., April 13 kr., Mai 14 kr., Juni 13 kr., September 12 kr., November 13 kr., December 14 kr.

Auf einen sehr kalten Winter vom 23. December vor. Js. bis 24. Febr. dss. Js. folgte eine Überschwemmung beim Thauen, aber ein trockener, warmer Sommer mit einer guten Erndte. Der Herbst ertrug vielen Wein von mittlerer Güte. Weinrechnung offic. vom 29. Nov. 13 fl. per Eimer. Anderswo 16 fl. – Am 29. November unschädlicher Erdstoß.

Am 1. December stürzte J. G. Eckard von Gellmersbach, Dienstknecht hier, in der Scheune, wo er Garben herabwerfen wollte, auf die Tenne herab, wurde wegen schwerer Kopfverletzung gleich sinnlos und starb nach 6 Stunden.

1785. Starke Winterkälte, mit Unterbrechung bis in den April dauernd. Nasser und kalter Sommer. Erndte spät, erst im September und schlecht. Wein eben so wenig als schlecht. Weinrechnung vom 29. Nov. 1 Eimer 12 fl., anderswo 14 fl. 30 kr. Brodtaxe: 8 Pfd. Februar 13 kr., April 14 kr., Juli 13 kr., August 14 kr. September bis December 13 kr.

Tod des quiescirten Oberamtmanns Malblank (s. unten Grabsteine).

1786. Winter kalt, schneereich, den Reben verderblich; Frühling spät; Sommer regnerisch. Erndte nur mancher Orten gut. Herbstertrag unbedeutend. Qualität gering. Preis bis 23 fl. – Im September einreißende Viehseuche. – Tod von Stadt- und Amtsschreiber Renz (s. unten Grabsteine). Seelenzahl in d. J. 1353.

1787. Unter den 2 Bataillonen, welche nach Vertrag des Herzogs Carl mit der holländisch-ostindischen Compagnie Ende Februars zur Besetzung des Caps der guten Hoffnung nach Vliessingen abmarschirten, war auch ein Freiwilliger (oder Angeworbener) aus Weinsberg, Namens Hamm. Aus dem Oberamtsbezirke war als Lieutenant darunter Gerold von Böhringsweiler, Sohn des dortigen Amtmanns. Jedenfalls machte die Sache auch hier, wie im ganzen Lande, großes Aufsehen. Schuberts Caplied wurde Volkslied.

Kälte vom October vor. Js. bis Februar dss. Js. Sommer heiß. Ziemlich gute Erndte. 26. August Erdbeben. Herbstertrag nicht viel, aber ziemlich gut. Preis 29 fl.

1788. Sehr warmer Frühling mit vielen Gewittern. Günstiger Sommer. Obst in Überfluß. Erndte und Weinlese ausgezeichnet gut. Treffliches Weinjahr. Herbstertrag nicht blos in reicher Menge, sondern auch bei vollkommener Zeitigung der welschen und anderer rothen Traubensorten von vorzüglicher Güte. Preis 18 fl. Sehr kalter Winter vom November an. S. folg. J.

1789. Gegen den Aufstand in Belgien sah man öfters östreichische Truppen, besonders auch Ungarn, durch Heilbronn nach den Niederlanden ziehen.

Ausbruch des Revolutions-Sturmes in Paris. Eroberung der Bastille 14. Juli u. s. f.

[191] Jahrgang: Strenge Kälte vom November vor. Js. bis in den März dss. Js. Erfrieren der Reben und Obstbäume. Sommer kühl und regnerisch. Verderbliches Hagelwetter in Weinsberg am 20. Juni. Überschwemmung bei Heilbronn. Mißrathen von Frucht und Wein. Herbstertrag weder reich noch gut. Preise des Weins 24–25 fl.

1790. Januar. Der Magistrat nimmt 8–9000 fl. zu Früchteeinkauf auf, weil der vorjährige Wetterschlag eine Theurung veranlaßt hatte. Im Febr. Abgabe dieser Früchte an die Bürger gegen 6 fl. 24 kr. für Dinkel, 12 fl. für Roggen, 16 fl. für Kernen, 12 fl. für Erbsen per Schffl. Im März erhält die Stadt wegen dieses vorjährigen Wetterschlages 830 fl. Steuernachlaß. Juni. Vierwöchiges Trauerläuten wegen Kaiser Josephs II. Tod. – Jahrgang: Winter mild, im Januar schon begannen die Bäume zu blühen. Sommer warm, Erndte gut. Brodpreise: 8 Pfd. Januar 20 kr., März 21 kr., April 23 kr. Nach der Erndte August 19 kr., September 18 kr., October 17 kr., November wieder 18 kr. Herbst: Bei etwas mehr als mittelmäßigem Ertrag ein gut Gewächs. Weinrechnung offic. v. 29. November 28 fl. per Eimer. – Seelenzahl in diesem Jahr 1348.

1791. Die bisherigen Allmandplätze an der Chaussee unter dem Schemmelsberg werden zu den Weinbergen hinzugefügt und am Chausseegraben mit Mauern versehen.

Herbstertrag in Folge von Frühlingsfrost wenig. Qualität wegen später folgender naßkalter Sommerwitterung nur mittelmäßig. Weinrechnung, officielle per Eimer 30 fl., anderswo bis 36 fl. Obst mißrieth. Getraide-Erndte nur ziemlich gut. Reiche Kartoffelerndte. Brodtaxe: Januar 16 kr., Februar 15 kr., Mai 14 kr., Juni 16 kr., nach der Erndte: August 13 kr.; September 12 kr.

1792. Der Revolutionssturm von 1789 und seine Folgen brachten am 27. Febr. dieses Jahres 400 emigrirte Franzosen, ausgewanderte Edelleute, nach Heilbronn, welche im benachbarten Flein und Böckingen untergebracht wurden, hernach Anfangs März weitere 1500 Mann, welche Alles baar bezahlten und gute Mannszucht hielten. Vereinigt unter dem Prinzen von Condé – daher auch Condéer genannt – wollten sie unter der weißen Fahne Frankreich wieder erobern. Von Heilbronn aus zogen sie über Weinsberg in das benachbarte Hohenlohe-Waldenburg, dessen Fürsten eine treue Anhänglichkeit an das bedrängte Haus Bourbon bewährten und die Emigrirten gastfreundlich aufnahmen. Hier organisirten sie sich zu einer Legion Mirabeau in Compagnieen von Jägern, Husaren, Dragonern und Chausseurs à cheval – welch letztere in der Gegend von Neudenau von einem Grafen Bissy gebildet wurden – und verstärkten sich mit 2 unter den Hohenlohern selbst angeworbenen Regimentern. Am 2. August zog dieses Corps, 1800 Mann und 400 Pferde stark, aus dem Hohenlohe’schen zurück nach Heilbronn und von da an den Oberrhein, wo sich die Schaaren der französischen Auswanderer so sehr vermehrten, daß bald hier und in den Niederlanden bei 60,000 Mann bereit standen, mit Hülfe der europäischen Mächte in Frankreich einzufallen. – 20. April Kriegserklärung der Franzosen gegen Franz II., Kaiser von Östreich. Kriegserklärung Preußens an Frankreich. 19. August Einrücken der beiden Verbündeten in Frankreich. Rückzug October. – Schon im September d. Js. verbreitete der Einfall des französischen Generals Custine mit 15,000 Mann und seine Eroberung von Speier, Mainz und Frankfurt um so mehr Schrecken in unserer Gegend, als die Kaiserlichen in Heilbronn Magazine hatten und bei der Nachricht von Custine’s [192] Vordringen abzogen. Es blieb aber für dießmal bei dem Schrecken, da Custine von den Preußen wieder über den Rhein zurückgeworfen wurde.

Jahrgang: Frühling warm, aber wieder Frost am 21. und 22. April. Sommer heiß; häufiger Hagel. Deßwegen Brodtaxe steigend: März 13 kr., Juni 15 kr., Juli 16 kr., August 15 kr., September 14 kr., December 15 kr. Der Herbst gab sehr wenig und schlechten Wein. Weinrechnung offic. 34 fl., besser in den vom Hagel verschonten Gegenden. Preis bis 42 fl. 30 kr. – Seelenzahl in diesem Jahr 1417.

1793. Im Januar und Februar zog eine kaiserlich königliche Armee durch die Umgegend von Heilbronn an den Mittelrhein und auch die Condé’sche Legion, gegen 800 Mann stark, zog im April hier durch – dem kaiserlichen Heere zu. – Das deutsche Reich erklärte am 22. März – nach der Hinrichtung Königs Ludwig XVI. am 21. Jan. d. Js. – dem nunmehrigen französischen Freistaate ebenfalls den Krieg und die württembergischen Truppen stießen zu denen des schwäbischen Kreises im Frühjahr d. Js. unter General von Stein. Gegen Ende dieses Jahres drohte ein neuer Einfall der feindlichen Republikaner, welche am Christfest die Rheinschanze, Mannheim gegenüber genommen hatten. – Am 24. October Tod des Herzogs Carl in Hohenheim nach nahezu 50jähriger Regierung.

Unter Herzog Ludwig Eugen 1793–1795.

Ihm folgte nach in der Regierung sein Bruder: Ludwig Eugen, schon 63jährig, verheirathet, Vater von 2 Töchtern. Aufhebung der hohen Carlsakademie etc.

Jahrgang: Schnee noch im Mai und am Anfang Juni’s. Doch der nachfolgende Sommer heiß und trocken. Herbst kühl. Obst und Getreide geriethen mittelmäßig. Daher steigende Preise. Brodtaxe 8 Pfd. Kernenbrod: Januar 16 kr., Februar 18 kr., März 19 kr., April wieder 18 kr., August 16 kr., September 17 kr., October 18 bis 20 kr., November 21 kr. – Herbstertrag nicht bedeutend; Qualität aber recht gut. Weinrechnung offic. am 29. November 1 Eimer 52 fl. In anderen Weinorten des Landes bis 58 fl. 30 kr.

1794. Januar. Stadt und Amt Weinsberg hat zur Auswahl, wegen der französischen Vorschritte am Rhein, 35 Mann zu stellen. Auf den Beschluß des schwäbischen Kreises, ein allgemeines Aufgebot zu veranstalten, wurde von Herzog Ludwig Eugen, neben der eingeführten Auswahl zum Militair, im Februar eine Landmiliz (von 14,000 Mann) errichtet, welche auch Stadt und Amt Weinsberg in große Bewegung setzte und häufige Waffenübungen veranlaßte. Das 10. Bataillon der 2. Brigade, unter Commando des Oberstlieutenants v. Buttler, führte den Namen: Bataillon Weinsberg. Der Brigadier v. Buttler wurde nach dem Stadtprotokoll vom Juli d. J. bei der Inspection des Bataillons freigehalten. Der Hauptmann von Weinsberg hieß Reinhard; Lieutenant war der nachmalige Notar Fraas. – Unter dem östreichischen Heere von 100,000 Mann, welches von der türkischen Grenze an den Rhein geschickt wurde und von welchem mehrere Abtheilungen auch durch Heilbronn und Umgegend zogen, machten sich besonders bemerklich die sogenannten Rothmäntel (Seressaner) durch Kleidung und Bewaffnung, sowie durch ihre Rohheit und Habsucht, so daß überall Schrecken vor ihnen hergieng, da die Mannszucht auch in Freundesland kaum bei ihnen zu handhaben war. – Am 14. Februar kam (nach Stadtrathsprotokoll) der k. k. Hauptmann v. Schellenhof mit einem herzoglichen Anweisungsbefehl hieher und verlangte erst für 6 bis 700 Mann, dann auf dringende Gegenvorstellungen für 250 Mann ein Lazareth [193] einzurichten, für welches man in gänzlicher Ermanglung anderer Räumlichkeiten die von ihm ausgewählten Häuser, das Rathhaus, das Decanathaus, Präceptorat- und deutsche Schulhaus einräumen mußte. Es war dieß eine Abtheilung des Lazareths am Oberrhein. Unterabtheilungen desselben lagen in Neuenstein und anderen Orten der Gegend. Das Haupt-Feldspital-Commando lag in der Stadt Weinsberg. Mit ihm kam ein Feldpater mit 2 Pferden und Kalesche. – Decan Klüpfel wurde in dem besonders dazu eingerichteten Hospital-Widdumshaus, der Kellereiamtsverweser Bauer in einem kleinen Sommerstübchen des Oberaccisers v. Olnhausen’schen Hauses, die Registratur in der Oberamtei, Präceptor Benz, Collaborator Röcker in Privathäusern gegen Hauszins untergebracht. Das Ausräumen der betreffenden Häuser hatte auf Kosten der Stadt zu geschehen, welche auch 2 besonders verlohnte Wasserträger aufzustellen hatte. Die Gegenvorstellungen durch eine eigene Deputation waren fruchtlos. Die deutsche Schule war während 18 Monaten in einem Saal von Conrad Kistners vid. Haus, der deutsche Schulmeister in Conrad Bipsen Haus, Präceptor Lang bei Fabrikant Kleinknecht außerhalb der Stadt. Da gleich im März 17 Soldaten starben, so wurde der äußere Kirchhof (n. Prot. v. 10. März) durch Ankauf von 16¼ Rth. von Beck Häberlen erweitert (s. ob. 1617). – Dem Spitalcommando, Rittmeister, Hauptmann, Kriegscommissär und Stabschirurgen wurden, „um sie bei gutem Willen zu erhalten (nach Prot. vom 25. April) je 12 Flaschen Beerwein“ zum Präsent gemacht. – Vom April bis Juni sind noch 11 gestorbene kaiserliche Soldaten im Todtenbuch eingetragen, die übrigen aber nicht mehr verzeichnet und nur am Schluß von 1795 bemerkt, daß im Ganzen 120–130 k. k. östreichische Soldaten in diesem Lazareth gestorben und hier begraben seien. Erst Ende Augusts des folgenden Jahres 95 wurden die noch übrigen Kranken nach Heidelberg gebracht, das Canzleipersonale aber und die meisten Chirurgen nach Villingen verlegt.

Seelenzahl in diesem Jahr 1418. – Der Herbst dieses Jahres 1794 lieferte vielen und guten Wein. Weinrechnung, offic. 29 fl. Anderswo bis 39 fl. Auch die Erndte fiel gut aus. Dennoch war die Brodtaxe im Mai 20 kr., Juni 21 kr., August 22 kr., September 23 kr., October 26 kr., November 27 kr., December 28 kr.

1795. April. Preußen sagt sich von der Coalition los und schließt Frieden mit der Republik Frankreich. – Amtmann Ans von Prestenek kauft den Rappenhof und wird Weinsberger Bürger. – Im März dieses Jahres wurde der sogen. Güßübel am verkauften Stadtzeughaus abgebrochen und an eine Stadthütte angebracht. – 20 Mai. Plötzlicher Tod des Herzogs Ludwig Eugen in Ludwigsburg durch Schlag. – Ihm folgt sein Bruder Friedrich Eugen, 63 J. alt, Gemahl einer Nichte Friedrichs des Großen, Stammhalter des württembergischen Hauses.

Unter Herzog Friedrich Eugen 1795–1797.

Gegen Ende dieses Jahres kamen gefangene Franzosen, von den für sie unglücklichen Affairen bei Handschuchsheim, Heidelberg, Höchst, Mainz und Mannheim her, nach und durch Weinsberg und Neuenstadt. Die Durchziehenden campirten auf dem Markt und um das Rathhaus, von wo – nach den Rechnungen – „der Unrath auf öffentliche Kosten aus der Stadt geschafft wurde.“ Ein gefangener Franzose starb auf dem Rathhause und wurde, in Stroh eingebunden, auf den äußern Kirchhof gebracht. Die Bleibenden lagen im Stadtmagazin und halfen (nach Titot) die Chaussee gegen Heilbronn anlegen. Der in Mannheim gefangene französische Divisionsgeneral Montaigu und einige andere Offiziere durften in Heilbronn bleiben. Ende Decembers trat Waffenstillstand ein. Durch die Anlegung östreichischer [194] Magazine in Heilbronn, wobei nach Titot mit östreichischen Mehlwagen aus Ungarn die Wanderratte (mus decumanus) als bleibender Gast bei uns eingeführt wurde, entstand eine außerordentliche Theurung der Früchte, so daß im Juni dieses Jahres ein Heilbronner Malter Korn (etwas weniger als 1 württ. Scheffel) 18 fl., Dinkel 12 fl., Haber 11 fl. galt. Daher fortwährend steigende Brodtaxe. Im Januar 29 kr., Februar 30 kr., März 32 kr., April 33 kr., Juni 36 kr., Juli 38 kr., September und October 36 kr., November 38 kr. Da die Östreicher damals noch Vieles baar bezahlten, so bereicherten sich dabei viele Lieferanten, Fuhrleute und Bauern und die Feldgüter erlangten einen nie erhörten Preis. Auf der andern Seite aber flößte die Nähe des Kriegsschauplatzes, von welchem man bei Westwind den Donner des Geschützes hören konnte, um so mehr stete Besorgnisse ein, als man von den republikanischen Heeren, ihren maßlosen Requisitionen und Plünderungen und Gewaltthätigkeiten aus den von ihnen besetzten Rheingegenden hörte. Im October hatte Weinsberg 77 Frohnfuhren zu Abführung des k. k. Monturdepots nach Heilbronn zu stellen. – Zu verwundern ist, daß das Lazareth von 94/95 nicht wie gewöhnlich mehr Seuchen mit sich brachte. Es starben in diesem Jahr nur 60 Personen, darunter besonders viel im Sommer an der Ruhr, und erst im folgenden Jahr 1796, wo die Blattern einrissen und vom October an 31 Personen wegrafften, 111 Menschen. Indessen kam mit diesen Durchzügen, bei welchen Weinsberg im November Einquartirung vom Depot des k. k. Regiments Erzherzog Carl hatte, ein anderes Unglück, die Viehseuche, welche durch ungarische, der kaiserlichen Armee zugetriebene Ochsen eingeschleppt wurde und sich so verbreitete, daß der Viehmarkt zu Heilbronn in den folgenden Jahren 96, 97 und noch 99 nicht gehalten werden konnte, und daß es nicht möglich war, die Vorspann von 1080 paar Ochsen zu stellen, welche die Östreicher im Juli 96 zum Weitertransport eines kaiserlichen Artillerie-Parks und einer Menge von eisernen Kugeln von Heilbronn nach Hall – neben 576 Pferden verlangten. – Strenger Winter bis Anfang Februar. Frostnacht 14/15. Mai. Sommer ziemlich warm. Mittelmäßige Erndte. S. oben Brodtaxe. Der Herbstertrag dieses Jahres war gering, die Qualität aber noch besser als voriges Jahr. Weinrechnung gestiegen. Preis 72 fl. bis 79 fl. 50 kr. – Decan M. Klüpfel † 10. Mai. Succ. Pf. Gratianus v. Ofterdingen.

1796. Im milden Winter von 95/96 lag hier 1 Compagnie vom Fürstenbergschen Kreis-Infanterieregiment nebst einer vom Regiment Wolfegg, um das zu Heilbronn stehende Belagerungsgeschütz zu bewachen. Von Ersterer starb hier den 27. Februar ein Soldat Kohn; und da – bemerkt das Todtenbuch – der katholische Hauptmann v. Braun beide Compagnieen, fast lauter Katholiken, den ganzen Winter alle Sonntage mit einer Wachtparade in die Predigt geführt, so wurde auch dieser Soldat ritibus nostrae ecclesiae mit Ehren beerdiget. Sie lagen noch am 2. Mai hier. – Die Theurung der Früchte hielt noch an, so daß an Georgii 1 Heilbronner Malter Korn 15 fl. 44 kr., Dinkel 9 fl., Haber 10 fl. 40 kr. kostete. Brodtaxe: Februar 37 kr., März 36 kr., Mai 34 kr., Juni 32 kr., August 26 kr., September 24 und 22 kr., October 24 kr., December 26 kr. – Vom 17. bis 21. Mai lag hier 1 kais. kön. Executionscommando von 1 Officier und 34 Mann wegen nicht geleisteter Holz- und Strohlieferung, was ausserordentliche Kosten verursachte.

Nach Aufkündigung des Waffenstillstandes (21. Mai), wo Erzherzog Carl 20,000 Mann von seinen Kerntruppen gegen Bonaparte nach Italien schicken mußte, und die dadurch geschwächte deutsche Armee am Rhein sich nur defensiv verhalten konnte, brach [195] General Moreau – den 24. Juni – bei Kehl über den Rhein, stürmte den 2. Juli den Kniebis und drängte die Östreicher und die Reichsarmee nach Schwaben zurück. Auf die Nachricht davon mußte auch die Landmiliz (s. 1794) mit den württembergischen Truppen gegen den Schwarzwald marschiren, erhielt aber schon im Hinmarsch die Nachricht, daß die Franzosen die Kniebisschanze genommen und die Östreicher ihnen Freudenstadt überlassen haben; worauf sich der sie commandirende General von Hügel nach Stuttgart zurückzog (7. Juli). Sie wurde in Folge des vom Herzog mit den Franzosen geschlossenen Waffenstillstandes (17. Juli) nach Hause entlassen und versah während des Waffenstillstandes und während der Durchmärsche fremder Truppen durch das Herzogthum in den Städten und Dörfern die Wachen. Diese Anstalt wurde aber im December 1799 wieder aufgelöst und ihre Waffen wurden dem regulären Militär übergeben. (v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kriegswesens. 1856. S. 468 ff.) Der Waffenstillstand mußte von Württemberg mit 4 Millionen Franken, 100,000 Ctrn. Brodfrüchten, 50,000 Säcken Haber, 50,000 paar Schuhen, 100,000 Ctrn. Heu und 4200 Pferden erkauft werden. An den Schuhen hatte das Oberamt Weinsberg im October 400 Paare zu liefern. Auch Baden und die übrigen Stände des schwäbischen Kreises erhielten um noch theureren Preis Waffenstillstand. Aber der Krieg zwischen den Östreichern und Franzosen dauerte noch fort. Doch zog sich Erzherzog Carl vor Moreau von Pforzheim aus nicht über Heilbronn und unsere Gegend, wie man fürchtete, sondern über Vaihingen, Cannstadt, Eßlingen, Geißlingen – fechtend nach Nördlingen und über den Lech zurück, worauf er sich gegen den, über Würzburg und Nürnberg vorrückenden General Jourdan wandte und diesen bei Amberg (24. August) und Würzburg (3. Sept.) zurückschlug, so daß sich auch Moreau aus Schwaben zurückziehen mußte.

Auf diese Art wurde unsere Gegend, deren Bewohnern das Oberamt bei vorkommender französischer Einquartierung „Geduld und Klugheit“ empfahl, in diesem Jahr von keinem Hauptcorps berührt und die Kriegsdrangsale, welche die plündernden Republikaner brachten, wurden nur vom Mittel- und Oberlande her vernommen, wo es selbst bei der Hauptstadt und noch mehr bei Cannstadt zu einem Zusammentreffen beider feindlichen Heere kam (18. und 21. Juli). – Im August grassirte hier das Schleim- und Nervenfieber. Herzog Friedrich Eugen, dessen ganzes Land nach dem Rückzug der Östreicher von französischen Truppen besetzt war, schloß am 7. August einen besonderen Frieden mit Frankreich, was sodann die im October wiederkehrenden und das Land überschwemmenden kaiserlichen Heere veranlaßte, das Land durch unerschwingliche Forderungen zu drücken. Sie hatten das Requiriren von den Franzosen gelernt, bemerkt Titot, auch in Beziehung auf die Reichsstadt Heilbronn, in seinen Beiträgen zur Geschichte Heilbronns, S. 26. – Im September d. Js. wurde Amtsbürgermeister Käpplinger als Deputirter zum Landtag gewählt. – Einwohnerzahl 1398. – Die Reben litten durch Frost im April. Im Mai deßhalb auf herzogliches General-Rescript Räuchern der Weinberge mit 10 Büscheln Rebholz per Morgen angeordnet. Sommer warm und trocken. Der Herbst dieses Jahres gab ziemlich vielen Wein von mittlerer Güte. Weinrechnung vom 20. Nov. 72 fl. Preis bis 82 fl. Reichliche Getraide-Erndte. Daher Sinken der Preise.

1797. Rückwirkung der großen Mund- und Futtervorräthe, welche die Östreicher schon im Januar zu Heilbronn anlegten, auf Weinsberg und seinen Bezirk. Früchte, auch Schuhe, Hosen, Holz etc. wurden nach Mannheim hinab [196] geliefert. – Brodtaxe: Februar 24 kr., Mai 23 kr., Juni 22 kr., Juli 24 kr., August 22 kr., October 23 kr., December 22 kr. – Einige 100 kranke und blessirte Östreicher kamen im Januar und Mai nach Heilbronn und wurden dort im Waisenhaus untergebracht. Auf östreichische Requisition wurde eifrig am Chausseebau von Heilbronn nach Weinsberg gearbeitet, so daß Heilbronn vom 14. Februar folgenden Jahres auf dieser Straße Chausseegeld erhob. April. Schulwesen: Nach dem Tode des Schulmeisters Valet Trennung der Knaben und Mädchen. Collaborator Rökher neben seiner Collaboratur zum Knabenschulmeister gewählt mit Auftrag, die älteren deutschen Knaben in Realkenntnissen zu unterrichten. Zugleich Beschluß: einen deutschen Provisor, der zugleich Meßner und Cantor ist, zu den jüngeren Knaben zu berufen; einen besonderen Mädchenschulmeister, der zugleich Musik und Orgel zu versehen hat, anzustellen; daneben eine Industrieschule zu errichten. (Gemeinschaftliches Oberamt. Fetzer. Gratianus.) Genehmigt vom Consistorio im Dezember l. J. – Im April bedrohte Moreau, nach seinem Rheinübergang bei Bischoffsheim, das Land mit einem neuen (wenn auch nach geschlossenem Frieden vom vorigen Jahr nicht feindlichen) Einfall und sein Vortrab unter General Vandamme stand schon an den Gränzen, als die Nachricht von dem durch Bonapartes siegreiche Fortschritte in Italien erzwungenen Präliminarfrieden von Leoben (18. April) eintraf, welchem der Frieden von Campo-Formio (17. Okt.) folgte, vermöge dessen die Östreicher Anfangs Dezember Württemberg, die Franzosen das rechte Rheinufer räumten. Der Schaden, den das Land nur in diesen 2 Jahren 96 und 97 erlitten, wurde auf nicht weniger, als 18 Millionen Gulden berechnet.

Jahrgang: Kalter, lange dauernder Winter; unfreundlicher Frühling. Nasser Sommer. Überschwemmungen. Herbstertrag ziemlich reichlich, Güte sehr mittelmäßig. Preis bis 77 fl. Weinrechnung hier 66 fl. – 23. Dec. Plötzlicher Tod des Herzogs Friedrich Eugen zu Hohenheim durch Schlag.

Unter Herzog Friedrich II. 1797–1803. Churfürst 1803–1806. König 1806–1816.

Regierungsantritt seines ältesten evangelisch erzogenen Sohnes, Friedrich II., Stifters des württ. Königshauses. – Eröffnung des Friedens-Congresses zu Rastadt für das deutsche Reich. Unglückliches Ende desselben erst im April 1799.

1798. Im Januar d. Js. Schulwahl hier. Unter 3 Competenten Weiß zum Mädchenschulmeister, Reuther zum Stadtprovisor, Cantor und Meßner gewählt. Ruhe in Deutschland, während Bonaparte in Ägypten und Syrien kämpfte und im November der Krieg wieder in Italien ausbrach. Neue Coalitionen gegen Frankreich. Schon hörte man vom Anzug Suwarows mit 60,000 Russen (Dezember) und mit Zagen sah man dem Schlusse des verhängnißvollen Jahrhunderts entgegen. – Im Dezember läßt Oberamtmann Fetzer die Heilbronner Chaussee mit Obstbäumen besetzen. Herbst: ziemlich viel und recht guter Wein. Preis 55 fl. Weinrechnung hier: 42 fl. Vom 9. Dez. an große Kälte. Erfrieren der unbezogenen Reben. Brodtaxe: Januar 20 kr., Februar 18 kr., April 20 kr., Mai 19 kr., Juni 20 kr., August u. s. f. 18 kr.

1799. 6. Jan. Tod des Spec.-Sup. M. Gratianus, s. 1795. – Im April dieses Jahres erbaut Schlossermeister Mall ein Haus vor dem obern Thore (Vorstadt), nunmehr Gasthof zur Traube, auf einen Gemeindeplatz von 12 Ruthen, wofür er 108 fl. bezahlt. it. im April wurde beschlossen, zu Abzug des stinkenden Wassers in den Stadtgräben, einen Graben von 8–12′ Breite zu ziehen, um [197] das Wasser in Fluß zu bringen. – Stadtvicar war nach dem Tode des Decans Gratianus M. Klein; Diaconus M. Neuffer rückt als Decan vor im Mai. eod. zieht der neue Diaconus, Repetent Vischer auf.

Der neuentbrannte Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, an welchem jetzt auch Württemberg thätigeren Antheil nahm, begann im März d. Js. zwischen der oberen Donau und dem Bodensee, wo die Heere des bei Straßburg über den Rhein gegangenen französischen Generals Jourdan und des von Augsburg herziehenden Erzherzogs Carl auf einander stießen. Jourdan wurde bei Ostrach, Stockach und Tuttlingen geschlagen und mußte sich mit den Trümmern seines Heeres hinter den Rhein zurückziehen. Aber als Erzherzog Carl sich, mit Zurücklassung eines Beobachtungscorps unter General Sztarray, meist aus schwerer Cavallerie bestehend, gegen die Schweiz wandte, gieng eine französische Heeresabtheilung am 26. Aug. bei Mannheim über den Rhein und rückte schnell gegen Heilbronn vor, wo ein Bataillon Würzburger Infanterie (über 1000 Mann stark) und eine Abtheilung östreichischer Cürassiere und Husaren lagen. Es war am 28. Aug. gerade Krämer- und Roßmarkt auf dem Schießplatze (der Rindviehmarkt war wegen der Viehseuche abbestellt worden), als sich auf einmal Vormittags das Gerücht vom Anrücken der Franzosen verbreitete. Da entstand eine beispiellose Verwirrung. Die Krämer packten eiligst ein; die Obsthändler stürzten ihre Körbe um, um desto leichter fortzukommen; das Zugvieh wurde mit Schreien und Schlagen fortgetrieben. Die Fremden, worunter natürlich auch Viele von Weinsberg, drängten sich durch die damals sehr enge Thore hinaus und brachten die Schreckensbotschaft mit in ihre Heimath. Die Einwohner von Heilbronn flüchteten in ihre Häuser und verschloßen alle Läden und Thüren. Die ausgeschickten östreichischen Husaren zogen sich nach kurzem Plänkeln in die Stadt zurück. Die Würzburger Infanterie gerieth so in Angst, daß ihr Commandant es nicht wagen konnte, sie dem Feinde entgegenzuführen. Unter dem Gespött der Czeckler, die sie „Herrgottssoldaten“ nannten, marschirten sie eiligst ab. Der östreichischen Cavallerie, die sich von der Infanterie verlassen sah, blieb nun nichts übrig, als die Stadt ebenfalls zu räumen, worauf General Ney mit seinem kleinen fliegenden Corps, aus elsässischen blauen Husaren, Grenadieren und Voltigeurs bestehend, Mittags zwischen 11–12 Uhr vor dem Brückenthor erschien und überrascht, daß man das Thor sogleich öffnete, vorsichtig und einen Hinterhalt fürchtend, in ganz kleinen Abtheilungen mit gespanntem Hahnen in die Stadt einzog. Ney quartierte sich im Gasthof zur Rose ein, legte 160 Grenadiere in die Schulen, die Officiere in Bürgerhäuser, und ließ seine Truppen an der Frankenbacher Höhe lagern. Nun gieng es an’s Requiriren. Außer Uniformen, Schuhen, Weißzeug etc. für die Soldaten, mußten 130,000 Frks., dem General selbst 5000 Frks., seinem Kammerdiener 10, dem Commissär 16, dem Commandanten 15 Louisdor bezahlt werden. Daneben erlaubten sich die Soldaten alle möglichen Bedrückungen und Gewaltthaten gegen die Einwohner und ihre Wirthe. Weinsberg sah nur einzelne Vorposten, welche gegen die Nachhut der abziehenden Szeckler-Husaren durch die Stadt plänkelten, aber sich gleich wieder auf Heilbronn zurückzogen, da Ney schon nach 2 Tagen (am 30. August) wegen des Vorrückens der württembergischen Truppen bis Lauffen (4 Infanteriebataillons, 1 Detachement Chevauxlegers und 1 Batterie von 8 Dreipfündern) unerwartet schnell über Frankenbach und Fürfeld nach Kirchhard abmarschirt war, wo er 8 Tage mit seinem Corps stehen blieb und von dort aus andere Gemeinden in Contribution setzte. Am 7. September griff er, [198] von Frankenbach über Böckingen ziehend, bei Nordheim und Lauffen die Württemberger an, die sich mit den unter Oberst Wolfskehl stehenden Östreichern und den obgedachten Würzburgern vereinigt hatten, wurde aber tapfer von ihnen empfangen und zog sich nach kurzem Gefecht wieder zurück, Heilbronn zum zweitenmal heimsuchend, wo er zum zweitenmale eine Contribution von 100,000 Frcs. in Geld, 5000 Ellen feine Tücher, 5000 Ellen Leinwand, 4000 Pfd. Brod, 4000 Pfd. Fleisch, 4000 Ctr. Heu, 4000 Rationen Haber, 50 Reit- und 100 Zugpferde binnen 24 Stunden verlangte; sonst lasse er 8000 Mann einmarschiren. Auf die Gegenvorstellungen des Senats wurden 9 der ersten Bürger um Mitternacht mit 1 Officier und 14 Mann in ihren Häusern abgeholt und als Geisel in einem Zimmer der Rose festgehalten mit der Bedrohung, wenn die ganze Requisition nicht bis Morgen geliefert sei, sie nach Landau abzuführen. Endlich hatte man 35,000 Frks. theils baar, theils in Silbergeschirren (à 1 fl. 12 kr. per Loth), theils mit Wechseln auf Mannheim, Straßburg und Frankfurt beisammen. Den Adjutanten und Officieren mußten überdieß gegen 400 Ellen blaues Tuch zu Röcken und Mänteln und dem General Ney 2 Zugpferde nebst einer Chaise geliefert werden. Was diesen williger machte, sich statt der verlangten 100,000 Franks mit 35,000 Frks. zu begnügen, war die in der Nacht vom 7/8. Sept. erhaltene Nachricht von dem Heranrücken des aus der Schweiz herbeieilenden Erzherzogs Carl, vor welchem er zurückweichen mußte und deßhalb in der Nacht vom 7/8. Septbr über Neckarsulm und Kochendorf, andererseits über Fürfeld und Sinzheim Heidelberg zu abmarschirte, wobei überall noch so viel als möglich erpreßt wurde; so in Kochendorf gegen 3 Geisel 1500 fl., in Bonfeld gegen 1 Geisel 440 fl. Zu Nordheim wurden viele Häuser geplündert und die Einwohner mißhandelt. Als hier die Reihe auch an das Pfarrhaus kam, und die Plünderer Alles, was Werth hatte, zusammenzuraffen anfiengen, that Pfarrer Hofer ganz dasselbe und plünderte für sich selbst; welcher originelle Einfall den Franzosen so wohl gefiel, daß sie lachend dem Pfarrherrn Alles ließen, was er einmal weggenommen hatte *)[15]. Der Erzherzog traf am 11. September in Vaihingen ein, entsetzte hierauf das schwerbedrängte Philippsburg, stürmte am 18. das verschanzte Lager der Franzosen bei Mannheim, drang mit diesen in Mannheim ein und jagte sie wieder über den Rhein; wobei sich die durch das Zusammenschießen der Schiffbrücke abgeschnittenen 1800 Mann mit 2 Generalen, 65 Offizieren und 23 Kanonen sammt vieler Bagage ergeben mußten. Von diesen Gefangenen kamen schon am 20. Sept. die 65 Officiere und am 22. September 1600 Soldaten nach Heilbronn zurück, worunter Viele, welche wenige Tage zuvor die Städter mit Siegesübermuth geplagt hatten. Doch hatten die Heilbronner Achtung vor dem Unglück und ein Knabe, der aus Franzosenhaß vor einem solchen Gefangenen ausspuckte, wurde sogar in der Schule dafür gezüchtiget. – So nahe dießmal das Ungewitter Weinsberg gestanden war, so kam die Stadt doch mit dem auf dem Heilbronner Markt am 28. August geholten Schrecken und einer leichten Vorpostenplänkelei durch die Hauptstraße (s. oben) davon, da der Verlauf ein so rascher war, und da die Franzosen sich beidemale nur 2 Tage in Heilbronn oder jenseits Heilbronn aufgehalten hatten, so daß der befürchtete [199] feindliche Besuch unterblieb. Dagegen war im September dieses Jahres bereits Ordre gegeben, das königl. kaiserl. östreichische Hauptfeldspital wieder hier einzurichten. Der k. k. Spitalverwalter Glöckner, der Regimentsarzt und der Spitalcommandant trugen aber, nach genommenem Augenschein, Vieles zur Abwendung bei und änderten das schon anbefohlene Einrücken des Spitalpersonals und der Spitalrequisiten ab. Der östreichische Feldspital wurde ohnehin plötzlich nach Rottenburg am Neckar zurückgezogen, weßwegen das schon beschlossene Weinpräsent an obige Personen von je 1 Dutzend Bouteillen unterblieb. – Aber die Niederlage des russischen Generals Korsakow bei Zürich (25. September) nöthigte den Erzherzog Carl, von Mannheim wieder der Schweiz zuzuziehen mit Hinterlassung eines schwachen Beobachtungscorps unter General Fürsten von Schwarzenberg. Diesen Abzug benützte der französische General Lecourbe, am 4. Okt. über den Rhein zu gehen, das Schwarzenberg’sche Corps zurückzudrängen, Mannheim und Heidelberg zu besetzen, Philippsburg zu blockiren und den General Ney wieder mit 6000 Mann gegen Württemberg vorzuschicken, um die östreichischen Magazine zu zerstören, Württemberg zu brandschatzen und das östreichische Heer in Oberschwaben in seinem Rücken zu bedrohen. Ney’s Colonne rückte am 31. Oktober von Fürfeld her (zum drittenmal in diesem Jahr) in Heilbronn ein, während viele Einwohner gerade mit der Weinlese beschäftigt waren. Abermals wurde sogleich eine Contribution von 150,000 Frs. und vielen Naturalien verlangt; abermals 12 Kaufleute als Geisel ausgehoben und in einem Zimmer des Gasthofs zum Falken eingesperrt. Die Contribution wurde aber von dem commandirenden Brigadegeneral Rouyes endlich auf 10,000 Franks ermäßigt, weil sich die Franzosen abermals nicht lange hier behaupten konnten und Rouyes auf die Nachricht von Ney’s Unterliegen und Rückzug in der Nacht vom 3/4. November abmarschiren mußte. Ney war nämlich bereits an die Enz bei Bietigheim vorgedrungen, als sich ihm die Östreicher unter dem Prinzen von Hohenlohe-Waldenburg-Bartenstein (demselben, der früher eines der Regimenter Hohenlohe bei dem Condé’schen Corps commandirte) mit den württembergischen Hülfstruppen unter den Generalen von Phull und v. Seeger entgegensetzten und ihm am 3. November bei Löchgau, Erligheim und Bönnigheim ein Treffen lieferten, in dessen Folge Ney (und der von ihm durch das Bottwarthal gegen Ludwigsburg detaschirte General-Adjutant Ruffin) mit großem Verlust gegen den Rhein fliehen mußten. Während die Franzosen bei diesem letzten, dritten Einfall Heilbronn schonender behandelten als früher, suchten sie um so mehr die benachbarten Orte, Neckarsulm, Wimpfen, Beilstein, Oberstenfeld, Großbottwar, Lauffen heim. Aus beiden letzteren Städten schleppten sie Geisel mit sich fort, bis diese von ihren Gemeinden mit Geld ausgelöst wurden. Das Bottwarthal lag ihnen – auf dem Zuge Ruffins gegen Ludwigsburg, wo er sich mit Ney wieder vereinigen wollte – auf dem Wege. Weinsberg war seitwärts gegen Franken und außerhalb ihres Strebeziels, das diesesmal im Herzen von Württemberg lag. So hieng bei dieser, von jeher gefährlichen Nachbarschaft das Damoklesschwerdt mit allen seinen Schrecken dreimal über dem Scheitel von Weinsberg, ohne verderbend niederzufallen. Doch wurden, außer der täglichen Angst, die Rückwirkungen, wie oben bemerkt, mehr oder weniger fühlbar. – Noch im November dieses Jahres, wo der französische General Lecourbe mit Verstärkungen die Östreicher unter Prinz Carl von Lothringen bei Bruchsal zurückdrängte und Ney fechtend nach Sinzheim und Eppingen zog, drohte die Gefahr eines vierten Einfalls. Aber der östreichische [200] Feldmarschalllieutenant Graf Sztarrai rückte von Oberschwaben mit einem starken Corps den Franzosen entgegen und schlug sie in den Gefechten bei Sinzheim und Nußloch (2. und 3. Dec.), von wo der Kanonendonner schreckend herüberscholl, so daß Württemberg von der Gefahr einer feindlichen Besetzung am Schluß des Jahrhunderts abermals befreit wurde. Seit dem 5. Nov. hatten die Östreicher Heilbronn wieder in Besitz genommen, wobei ein Commando Szecklerhusaren 12 Tage zu Weinsberg auf Vorposten lag. Die Stadt Heilbronn hatte die Magazine derselben zu füllen, ihre Kranke und Blessirte zu pflegen und zum Schleifen der Festungswerke von Mannheim 50–100 Handarbeiter zu stellen. Dec. 7. Abds. und 8. Einrücken eines sogen. Assistenzcommandos von k. k. Cürassieren in Weinsberg behufs der Einlieferung des neulich angesetzten Mehls und Fourage nach Cannstadt, welches sich als Executionscommando betrachtet. – Dec. Einführung der Sonntagsschulen auch im Winter. Heizung und 1 fl. Zulage für den Lehrer von der Stadt beschlossen. – Dec. Starke Spuren von der Viehseuche (Übergälle). Obrigkeitliche Maßregeln. Unkosten davon noch im August folg. Js. decretirt. Vom Dec. dss. Js. bis Mai folg. Js. hatte Weinsberg Standquartier von obgedachten Kaisercürassiren. – Jahrgang: Schnee und Frost noch im April. Sommer naßkalt mit wenig heißen Tagen. Der Herbst d. Js. gab nicht sehr vielen und sehr schlechten Wein. Weinrechn. hier: 38 fl. Sonstiger Preis 44 fl. Besser geriethen Frucht und Obst. Brodtaxe: 8 Pfd. Mai 22 kr., Juni 28 und 30 kr., Juli 28 kr., erst im December fallend auf 26 kr.

*           *
*

Im Laufe dieses denkwürdigen 18. Jahrhunderts lebten zu Weinsberg nach den noch vorhandenen Grabsteinen: als Obervogt in den drei Städten und Ämtern Neuenstadt, Weinsberg und Möckmühl: Herkules Felix v. Bidenbach von Treufels, fürstl. württemb. Oberst, Herr zu Osweil (installirt 31. August 1744), † 25. April 1747 auf dem Weißenhof (Grabstein im Chor); als Stadt- und Amtsvogt: Ferdinand Conrad Hochstetter, geboren 1692, † 1751; als Vogt, nunmehr seit 1755 Oberamtmann: Carl Ludwig Malblank, geb. in Stuttgart 1708, † 1785, (Grabstein im Chor.) Nach Kirchenbuch: „vir ingenio, eruditione, morum suavitate et animi liberalitate ad aliorum usque invidiam praestans.“ Als Special-Superintendent und Stadtpfarrer: M. Joseph Malblank, † 1727, M. Ferd. Christ. Steinhofer, † 1761, s. das Verz. der Geistlichen; als Stadt- und Amtsschreiber: Johann Eberhard Renz, geb. 1708, † 1786; als Kellereigegenschreiber und Amtsbürgermeister: Georg Jakob Kümmerlin, geb. 1708, † 1742; als Amtsbürgermeister, zugleich Hauptzoller, Hofkammerrath, Landschaftsmitglied: Johann Dan. Ziegler, geb. 1710, † 1767; als Verwalter des Stifts Oberstenfeld: Georg Friedr. Moser, geb. 1713, † 1750; als Bürgermeister und zugleich Apotheker: Johann Georg Werner (nach Epitaph. sr. Frau. Jahr fehlt); als Gerichtsherren: Johann Michael Reyscher, geb. 1654, † 1726, Johann Friedrich Auer um 1733, Johann Friedrich Scheuermann, zugleich Handelsmann, † 1735, alt 44 Jahre; Johann Renner, zugleich Sonnenwirth, geb. 1716, † 1776.

Nach den Kirchenbüchern und anderen Nachrichten waren in diesem 18. Jahrhundert evangel. Stadtpfarrer, von 1710 zugl. Specialsuperintendenten: (Über ihre frühere Anstellung s. unten Reihenfolge etc.) 1) M. Joh. David Hermann, 1703–10, Special 1710–14, im Chor der Kirche nach Grabstein begraben 1714; 2) Joseph Malblank, 1714–27, s. oben; 3) M. Friedr. Wilhelm Schmid, 1727–42, † hier 1742; 4) M. Philipp Gottfried Faber, 1742–52, verschwindet [201] 1752, scheint anderswo rudedonirt gestorben zu sein; 5) M. Friedr. Christoph Oetinger 1752–59, der Theosoph, kam von hier 1759 als Superintendent nach Herrenberg und starb 1782 zu Murrhard, wo er von 1765 an Abt (Prälat) gewesen war; 6) M. Friedrich Christian Steinhofer 1759–61, † hier 11. Febr. 1761. 7) M. Sixt Jakob Kapf, 1761–70, † hier 24. August 1770; 8) M. Johann Albrecht Klüpfel, 1770–95, † hier 10. Mai 1795; 9) M. Philipp Christian Gratianus, 1795–99, † hier 6. Januar 1799; 10) M. Franz Christ. Neuffer, 1799–1812 (war vorher Diaconus allhier, 1786–99).

Diacone waren zu Anfang des Jahrhunderts bis 1708: Reinfelder, s. oben 1707 unter den Abgebrannten. Dann: M. Johann Thomas Friedrich Schütz, 1708 bis 1727; M. Georg Friedrich Hopfer, 1727–40; M. Wilhelm Bernhard Christlieb 1740–52; M. Johann Friedrich Baumann, 1752–86 (Vicar bei diesem war M. Stang 1770, welcher nach dem Tode des Dekans Kapf 1770 mit Baumann die Amtsverweserei hatte); M. Franz Christian Neuffer, 1786–99, s. oben Nr. 10; M. Christian Friedrich Benjamin Vischer 1799–1806.

Präceptoren waren in diesem Jahrhundert zu Anfang: Johann Paul Kraft secunda vice; nach ihm noch 7: Frank; M. Weiß; Speidel; M. Oeffinger; Holland; Benz; M. Joh. Georg Adam Müller. 1796–1802.

Collaboratoren: von Druckenmüller an (abgebrannt 1707) noch Th. Wagner; Schwan; Lautenschläger; Röcker, 1785–1814. Letzterer zugleich von 1797 an Lehrer der deutschen Knaben.

Stadt- und Amtsphysikus: Liesching von 1759–62. Nach ihm Med. Lic. Harsch von Kirchheim bis 1806.

Von anderen weltlichen Beamten finden sich in den Kirchenbüchern etc.: Als Obervogt: Baron von Spitznas, Kammerherr, Oberst, Commandant des schwäbischen Kreisinfanterieregiments, siehe oben 1747, der letzte Obervogt; als Vogt: Johann Conrad Stigler, jur. utr. Lic., gestorben 30. Oktober 1706, Zur Zeit des großen Brandes 1707; Ritter von 1707–37 (Stadtraths-Protokolle); nach obenged. Grabmonument und Stadtrathsprotokoll: Hochstetter von 1737–51, † hier 1751; von 1751–85 Malblank, † hier 1785 (seit 1755 statt „Vogt“ Oberamtmann genannt), Vater des bekannten Professors der Rechte Dr. Malblank; von 1785 an 24 Jahre bis 1809: Oberamtmann Hofrath Fetzer, in den 1790er Jahren zugleich geistlicher Verwalter; als Stadt- und Amtsschreiber: Senkeisen 1762 (Stadtr.Prot.) neben dem bisherigen Renz, s. oben Grabstein; als Spitalhausmeister: Leonhard Kistner, 1759; als Keller: Carl Hofmann, Kammerrath, † 1714, Stifter des Abendmahlskelches nach Inschrift daran; Ludwig Friedrich von Ollnhausen, herzogl. Amtskeller, † 20. Dec. 1782; als geistl. Verwalter: Rentkammerrath Oesterlen um 1750 (wahrscheinlich Verfasser der Weinsberger Reimchronik (s. ob. 1758); als Apotheker: Dietrich Hasse, 1735, der Stifter einer großen Abendmahlskanne, nach Inschrift daran.

Als deutsche Schulmeister finden sich in den Kirchenbüchern und anderen Registern: Buhl, hier im December 1708; Wagner, Februar 1714 und noch März 1731, † 8. August 1732, cassirt, stockblind, in bitterster Armuth; Lautenschläger, cop. 20. Nov. 1731, resignirt im Herbst 1774; Valet, cop. 8. Oct. 1774 mit der Tochter seines Vorgängers; Weiß, cop. 3. Juli 1796, † 25. Nov. 1818.

*           *
*

[202] 1800. Im März. Starke Naturallieferung an Mehl, Haber und Heu in die kais. kön. Magazine zu Bruchsal und Cannstadt. eod. müssen 10 Mann Handlanger zum Auf- und Abladen bei dem kaiserlichen Magazin in Heilbronn – unter angedrohter Militärexecution gestellt werden gegen täglich 24 kr. per Mann. Kosten für Stadt und Amt durch Zulage 109 fl. 21 kr. und Verlust an den erhaltenen Bankozetteln 5 fl. 53 kr. – April d. 28. Beschluß: den alten Spital zu verkaufen. Anschlag 1500 fl. Vorbehalt: die Weingefälle des Spitals im dortigen Keller aufzuheben; die dortige Kelter nicht eingehen zu lassen etc. Verkauf den 5. Mai mit den Hospitalweinbergen an Leonhard Carl Lauer, Vater und Sohn, welche später (1805) eine halbe Stallung sammt Überbau an der Wette im Spitalhofe, so jetzo zu einer Wohnung eingerichtet, nebst Dunggrube und Hofraite an der Eich (Spitalbrunnen) an J. G. Eisenmann und Joh. Hieber verkaufen. eod. Das Oberamt läßt zu einer Execution bei Felddiebstahl einen Malefizstein statt eines Prangers, an das Rathhaus machen, dessen Kosten, nach Abweisung von Seiten des Magistrats, der herzogliche Fiscus übernimmt. August. Das obere Thorhäuslein mußte wegen des dahin gesetzten Mall’schen Hauses um 25′ vorwärts gewälzt werden. Kosten 17 fl. – Während Bonaparte, nun erster Consul, über die Alpen nach Italien zog, gieng Moreau im April d. Js. mit 100,000 Mann auf 6 Punkten über den Rhein gegen Deutschland und trieb die mit den Bayern, Württembergern und Mainzern verbundenen Östreicher durch mehrere glückliche Gefechte bei Engen, Stockach und Mößkirch 3. und 5. Mai, bei Biberach und Memmingen 9. und 10. Mai, und zum zweitenmal bei Biberach gegen General Kray, 5. Juni, vom Schwarzwald bis nach Bayern zurück. Vom kais. Magazin in Heilbronn wurden 500 Ctr. Heu hieher geflüchtet, welche die Stadt auf ihre Kosten abholen und aufbewahren mußte. Nach der Schlacht von Biberach mußten sich die Württemberger gegen Blaubeuren zurückziehen, von wo sie durch ein Gefecht mit den Franzosen nach Günzburg, Höchstädt, und von da durch das unglückliche Treffen vom 19. Juni bis Ingolstadt zurückgedrängt wurden, von wo sie sich mit den Östreichern nach Östreich zurückzogen. Während dessen überschwemmten die Franzosen mit einer Heeresabtheilung auch Württemberg und schrieben eine Brandschatzung von 6 Millionen Frs. aus, an welcher Stadt und Amt Weinsberg im August innerhalb 12 Tagen 20,750 fl. abschläglich einzusenden hatte. Vom August an, wo ein neues Corps unter dem Divisionsgeneral Colleaud vom Rhein her gegen Heilbronn zog, hatte diese benachbarte Reichsstadt und mit ihr jetzt auch Weinsberg, nachdem am 30. September noch das k. k. Graf Mikrische Streifcorps durchgezogen war und starke Vorspann in Anspruch genommen hatte, französische Besatzung und besonders vom 5. bis 7. September, Quartier und Durchzüge bis zum Frieden. Im October lag hier französische Artillerie à cheval in Cantonirung, für welche 600 Schffl. Haber, 600 Ctr. Heu, 2400 Ctr. Stroh umgelegt wurden. Viele Verdienste erwarb sich dabei um die Stadt der der französischen Sprache ganz mächtige vormalige Prinz Condé’sche Kapellmeister Ehrenfeld. Und wenn auch von den Franzosen da, wo keine Gefechte vorfielen, nicht gesengt, gebrannt und geplündert wurde, wie im vorigen Jahrhundert, so wußten es doch die Einquartierten durch Requisitionen und Anforderungen und Erpressungen aller Art fühlbar genug zu machen, daß sie in Feindesland standen.

Jahrgang: Sommer ausgezeichnet trocken und heiß. Futtermangel. Heuaufkauf für die Franzosen um 313 fl. Der Herbst d. Js. gab nicht viel, aber [203] guten Wein. Weinrechnung 77 fl. Sonstiger Preis 84 fl. Niederste Temperatur im Januar − 16,5,[ws 1] höchste im August + 26,0. Eistage mit 0 und − 0 hatte der Jahrgang 65, Sommertage mit + 20 und darüber 57. Brodtaxe: Januar 24 kr., April 22 kr., Mai 20 kr., Juli 20 kr., September 18 kr., November 16 kr.

Nach einem 45tägigen Waffenstillstande richtete Moreau bei Hohenlinden, 3. Dezember – in welcher Schlacht König Wilhelm, damals Erbprinz von Württemberg als Freiwilliger unter der Fahne des östreichischen Erzherzogs Johann mitfocht – das östreichische Heer zu Grunde, so daß es in wilder Auflösung in’s Innere des eigenen Staates floh, nachdem es 7000 Todte auf dem beschneiten Schlachtfelde liegen gelassen und 11,000 Mann an Gefangenen verloren hatte. Drei Wochen nach diesem Siege stand Moreau nur noch 20 Stunden von Wien, während das zweite Heer von Italien her andrängte. Östreich sah sich, da auch Erzherzog Carl die Unmöglichkeit ferneren Widerstandes erkannte, zu Unterhandlungen gezwungen, in deren Folge ein Waffenstillstand zu Steyer (25. Dez.) und mit dem Kaiser

1801 am 9. Febr. der Friede zu Luneville, zugleich im Namen des deutschen Reiches zu Stande kam. Hierdurch wurde zwar dem Blutvergießen, aber noch lange nicht den Bedrückungen der langsam zurückziehenden Sieger Einhalt gethan. Im Januar lagen noch 2 Compagnieen der 95. französischen Halbbrigade hier in Cantonirung. Wegen einer Rauferei mit einem französischen Soldaten dieses Corps wurde ein Bürger vom Oberamt in den sogen. Malefizthurm auf dem oberen Thor eingesteckt, der bei dieser Gelegenheit für ein bürgerliches (nicht infamirendes) Gefängniß erklärt wurde. Die Durchzüge begannen zu Weinsberg zu Ende März dss. Js. Am 24. März war viele Artillerie und Munition über Öhringen und Neuenstadt gegen Heilbronn gezogen. Dieser folgten am 30. März über Weinsberg 4 Compagnieen der 89. Halbbrigade nebst vielem Fuhrwesen, am 1. April etliche Compagnieen der 53. Halbbrigade. Vom 15. April an rückte die 10. Halbbrigade leichter Infanterie von der Division Molitor unter General Hudelats Befehl, von Füssen und Kempten her, größtentheils durch Stadt und Amt Weinsberg nach Heilbronn und Mannheim und dort über den Rhein. Charakteristisch ist, daß am 16. April statt des angesagten Stabs des 1. Bataillons dieser Halbbrigade mit 5 Compagnieen Chasseurs à pied nach magistratischer Verhandlung mit dem quartiermachenden Adjutanten und Bezahlung von 6 Louisdors an ihn und dessen Bataillonschef kein Stab und nur 2 Compagnieen nach Weinsberg kamen. Vom 20. bis 23. April lag dasjenige Bataillon der 84. Halbbrigade, welches im J. 1796 unter General St. Cyr Stuttgart besetzt hatte, in Weinsberg und den nächsten Dörfern im Quartier und marschirte von da heimwärts dem Rheine zu. Der Zahlungen an der Landescontribution und der Requisitionen von den heimwärts marschirenden französischen Truppen (auch nach geschlossenem Frieden) war kein Ende. Stadt und Amt Weinsberg traf im Aug. eine Umlage von 83,000 fl. an Kriegskosten und 40,000 fl. an Kriegsschulden. Aufrechterhaltung der Mannszucht oder Quartiererleichterung (wie oben) mußte gar oft mit Geschenken an die Commandirenden erkauft werden. Besonders drückend waren die geforderten Vorspannen, welche oft auf 12–20 Stunden gewaltsam mit fortgeschleppt wurden, so daß mancher Vorspanner am Ende lieber sein Gespann zurückließ und sich heimstahl. Heilbronn blieb noch das ganze Jahr hindurch von Franzosen besetzt. Am 11. Mai kehrten die württ. Truppen unter General v. Hügel nach Stuttgart zurück und bezogen ihre Garnisonen. 2 Tage darauf (13. Mai) kehrte der Herzog von Erlangen nach [204] Ludwigsburg zurück. – Im Frühjahr d. J. bösartige Masernepidemie. – Am 25. Mai wurde im ganzen Lande eine Friedensfeier veranstaltet und dabei zum Predigttext gegeben Ps. 147, 1–3. Hier wurde zur Festfeier in dem Spitalgarten vor dem obern Thore eine allgemeine Volkslustbarkeit gehalten, Sitze und Tische daselbst aufgeschlagen, Brod und Trunk gegeben, und die Kosten derselben übernahm die Stadtkasse.

Irrungen zwischen dem Herzog und den Landständen wegen Theilnahme des Herzogs an der französischen Kriegsschatzung.

Juni. Vor dem oberen Thore stand ein städtisches Pfahlmagazin, woran die Palisaden in diesem Monat reparirt werden. – Im Juli gründliche Reparatur des unteren Thorbrunnens. – Im Sept. gründliche Reparatur der Orgel. eod. Durchreise Herzogs Friedrich II. mit dem Erbprinzen zu einem eingerichteten Jagen bei Kochersteinsfeld. Ehrenpforte, Musik, Frühstück, Kosten 213 fl. 4 kr. – Im Nov. Viehwaiden gänzlich verboten, auf eigenen, wie auf fremden Gütern.

Jahrgang: Milder Winter. Frühling, außer den letzten Apriltagen, warm. Sommer ziemlich heiß und trocken, mit einigen verderblichen Hagelwettern. Brodtaxe: Jan. 15 kr., April 14 kr., Juni 13 kr., Juli 14 kr., Nov. 16 kr., Dec. 18 kr. Der Herbst d. J. gab zwar sehr vielen, aber der Qualität nach sehr mittelmäßigen Wein. Weinrechnung v. 29. Nov. 40 fl. Preis pr. Eim. 54 fl. 1 Heilbronner Fuder (= 2½ Eim. 8 Maas württ.) 86–90 fl. Höchste Temperatur im Juli + 27 °, tiefste im Febr. und Dec. − 9 °. Sommertage 37, Eistage 33.

1802 war endlich einmal wieder ein Jahr der Ruhe und Erholung von langen Kriegsbedrängnissen, nachdem am 27. März d. J. noch ein besonderer Friedensvertrag zwischen Frankreich und Württemberg zu Paris abgeschlossen war, nach welchem Würtemberg für Mömpelgard und die auf französischem Boden gelegenen Herrschaften ansehnlich entschädigt wurde.

Zu diesen Entschädigungen gehörte auch die benachbarte bisherige Reichsstadt Heilbronn, welche am 9. Sept. d. J. – wie Eßlingen, Reutlingen, Weil, Gmünd, Giengen, Aalen und Hall – vom Herzog militärisch besetzt wurde, noch ehe der Reichsdeputationsschluß von Regensburg (25. Febr. folgenden Jahrs) erfolgt war.

So war denn Weinsberg mit der Reichsstadt Heilbronn, mit welcher es in reichsstädtischer Zeit manche kleine Späne gehabt hatte, unter Einem Landesherrn vereiniget. Doch wurden die neuerworbenen Besitzungen dem alten Lande nicht einverleibt, sondern unter dem Namen Neu-Württemberg zu einem besonderen, vom alten Herzogthum und seiner Verfassung völlig geschiedenen Staate, unter einer besonderen Regierung, welche ihren Sitz in Ellwangen hatte, verbunden; s. unten Churfürstenthum. 1803.

Juli. Beschluß, den oberen Stadtgraben (d. i. von der Stadtmühle an) abgehen zu lassen und dafür einen 20′ breiten Graben bis zur Linde zu ziehen – den Arbeitern aber dazu die vorräthige Stadtstiefel zu geben.

eod. m. Einrichtung eines bürgerlichen Gefängnisses bei dem vorhabenden Thor- und Wachthausbau vor dem unteren Thor (Antrag des O.A.M. Fetzer). Kosten 318 fl., Rentkammerbeitrag 230 fl.

October. Rohrbrunnen am Adler mit Wasserreservoir errichtet.

Zur Partic.Geschichte der Stadt gehört noch das Aufsehen, welches am 13. Nov. d. J. der Selbstmord des schon betagten Regimentsquartiermeisters und Hauptmanns bei dem Besitznehmungscorps von Heilbronn Beutel verursachte, der [205] sich im Walde am Galgenberg mit einer, mit Pfosten so voll geladenen Pistole erschoß, daß diese zersprang und der Schuß ihm den ganzen Kopf zerschmetterte.

Nov. Tod Präceptors M. Müller; M. Becher von Eßlingen Nachfolger.

Der Herbst dieses Jahres gab sehr vielen und guten Wein. Weinrechnung von Weinsberg v. 29. Nov. 42 fl. pr. Eim. Das Heilbronner Fuder (= 2½ Eim. Württemb.) galt 200 bis 204 fl. Aber auch das Malter Korn (= mehr als 7 Sri. Württemb.) kam im October auf 12 fl. Dinkel auf 7 fl. 6 kr., Haber auf 4 fl.

Auf ziemlich strenge Kälte folgte am 20. Febr. Thauwetter mit Austreten der Gewässer. Sommer heiß mit vielen Gewittern. Obstertrag mittelmäßig. Getraideerndte vorzüglich. Brodtaxe: März 19 kr., April 20 kr., Mai 21 kr., Juni 24–26 kr., Juli 28 kr., August 26 kr., September 29 kr.

Höchste Temperatur im August + 28 °, tiefste im Januar − 20 °. Sommertage 78, Eistage 49.

Weinsberg unter churfürstl. württemb. Regierung 1803–06.

1803. Durch den Reichsdeputationsschluß vom 25. Febr. d. J. wurde der Herzog von Württemberg zum Churfürsten des Reichs erhoben (wie auch Salzburg, Hessen-Cassel und Baden). Sie kamen aber niemalen in den Fall, ihr Churrecht zu üben, da das deutsche Reich schon 3 Jahre später – Aug. 1806 – nach beinahe eintausendjährigem Bestand (von 843 bis 1806) zusammenstürzte. Die neue Würde wurde am 4. April d. J. dem Lande bekannt gemacht und eine allgemeine Feier dieser Begebenheit unterm 30. April angeordnet. Am 6. Mai Vorm. vor der Kirche Versammlung der Bürgerschaft auf dem Rathhaus. Rede des Oberamtmanns. Verlesung des churfürstlichen Manifestes. Huldigung der jungen Mannschaft.

Außer obgenannten Reichsstädten erhielt Württemberg durch diesen Reichsdeputationsschluß auch das benachbarte Stift Oberstenfeld, welches bisher einen eigenen Pfleger in Weinsberg gehabt hatte. Die Verwaltung wurde mit der churfürstlichen Kellerei verbunden.

Frühjahr: bedeutende Vergrößerung des städtischen Schaafhauses durch 50′ langen, 33′ breiten Anbau.

Im Juni d. J. wurde der Abbruch des Überbaus auf der Stadtmauer (bedeckten Ganges), wo er noch stand, beschlossen. Holz und Ziegel von diesem Abbruch wurden zu Erbauung einer Brechhütte mit 2 Dörröfen vor dem unteren Thor hinter der Linde verwendet. (Längst wieder abgebrochen und nun auf der Bleiche errichtet.)

eod. m. Juni 1803 wurde auf Antrag des thätigen Oberamtmanns Fetzer die Errichtung des Marktbrunnens beschlossen, Major Duttenhofer zu einem Gutachten beschieden, und seinem Rathe gemäß bestimmt, die Quelle des Stämmlensbrunnen an den Brunnen beim Adler und von da durch die mittlere Gasse in eisernen Deicheln zum Marktbrunnen zu führen. Ein eiserner Brunnenkasten und Stock wurde in Königsbronn bestellt mit Kosten von 1147 fl., Kitt 188 fl., eiserne Deichel 1100 fl. Die Ausführung wurde auf’s Frühjahr 1804 verschoben.

Im September erstmalige Anschaffung eines Trauerwagens (Chaisengestell) pr. 40 fl.

4. Oct. Trauung des Stabsamtmanns Fetzer von Plochingen, nachmals [206] Cameralverwalters – Quiescenten in Weinsberg – mit der Tochter des Oberamtmanns Hofraths Fetzer.

Jahrgang: Schneereicher, nicht besonders kalter Winter; anhaltend warmer Sommer mit häufigen Gewittern. Höchste Temperatur im August + 27 °, Sommertage 61. Niederste im Februar − 15 °; Eistage 50. Schädlicher Nachtfrost im September. Herbstertrag gering, Qualität mittelmäßig. Weinrechnung 52 fl. Getraide wuchs nicht so ergiebig, wie im vor. J. Brodtaxe: Jan. 26 kr., Febr. 24 kr., März 25 kr., April 26 kr., Juni 24 kr.. Aug. 20 kr., September bis December 19 kr.

1804 wanderten 3 Bürgersfamilien in das rauhe Podolien aus, ohne an den Abstand seines Clima’s und seiner Cultur von der schönen Gegend um Weinsberg zu denken, um welcher willen von jeher manche Adeliche und reiche Privatleute Weinsberg zu ihrem Wohnort wählten. Noch in diesem Jahre wohnte ein Fräulein Juliane Sabine von Degenfeld-Neuhaus hier. Auch die Armuth war nicht der Grund dieser Auswanderung, wenngleich die Lasten eines langen vorangegangenen Krieges den Wohlstand sehr herabgedrückt hatten. Denn aus Stadt und Amt Weinsberg erhielt die abgebrannte Stadt Tuttlingen neben mehreren Naturalien an baarem Geld eine Beisteuer von 705 fl. Mehrere der zur Auswanderung Entschlossenen kam übrigens die Reue wieder an und sie suchten und erhielten neue Bürgerannahme.

Am 18. Mai d. J. hatte sich der erste Consul Bonaparte unter dem Namen Napoleon die Kaiserkrone von Frankreich aufgesetzt und sich am 2. Dec. d. J. von Pabst Pius VII. salben lassen. – Der Krieg zwischen England und Frankreich hatte schon seit dem 18. Mai vor. J. wieder begonnen, und nun ward auch ein Bündniß zwischen Schweden, England, Rußland und Östreich gegen Frankreich geschlossen.

Jahrgang: Milder Januar und Februar, heißer Juni, Juli und September, October feucht und kalt. Herbstertrag ziemlich reich, bei guter Qualität. Weinrechnung 24 fl. Sonstiger Preis bis 29 fl. Höchste Temperatur im Juli + 27 °, Sommertage 60. Tiefste im März − 11 °, Eistage 46. Brodtaxe: Febr. 18 kr., April 19 kr., Mai 18 kr., August 19 kr., Sept. und ff. 20 kr.

1805. Napoleon eilte von der Küste von Boulogne mit dem großen, zur Landung in England bestimmten Heere gegen das südliche Deutschland, erklärte dem bereits in Italien und Baiern eingerückten Östreich den Krieg (1. Oct. 1805), überschwemmte Württemberg nach seinem Rheinübergang mit seinen Heeren, überraschte den Kurfürsten Friedrich in Ludwigsburg, 4. Oct., und nöthigte ihn mit einem „für oder wider mich!“ zu einer Allianz mit Frankreich und zur Stellung von 8–10,000 Mann, wie denn auch Bayern bereits auf seine Seite getreten war. Nach geschlossenem Bündniß zog das französische Heer durch das Fils- und Remsthal und von Heilbronn (wo auf dem Galgenberg bis gegen Neckarsulm ein paar Tage ein Lager war, in welches auch die Stadt Weinsberg Brod und Wein liefern mußte, während die als Vorposten im jetzt Kerner’schen Garten liegenden Chasseurs von der Stadt zu verpflegen waren), durch das Kocherthal (wobei der Durchzug durch Weinsberg ununterbrochen von Morgens 8 bis Abends 3 Uhr dauerte und alle Waffengattungen durchkamen) gegen Ulm, wo der östreichische Oberfeldherr Mack am 17. Oct. mit 25,000 Mann die Waffen streckte und von wo nur Erzherzog Ferdinand mit dem größten Theil der Reiterei nach Böhmen entkam. Etliche andere flüchtige Heerhaufen unter Werneck und Jellachich geriethen ebenfalls [207] in Gefangenschaft. 4 Abtheilungen gefangener Östreicher zogen durch unsere Gegend nach Frankreich. Das württemb. Corps folgte den Franzosen auf ihrer Siegesbahn nach, ohne früher als bei Linz einen Feind ansichtig zu werden. Napoleon aber rückte schon am 13. Nov. unaufhaltsam in Wien ein. Vergeblich war der Heranzug der Russen. Die Niederlage von Austerlitz, 2. Dec., entschied das Schicksal des Feldzuges. 20,000 Gefangene zogen bald darauf durch unser Land nach Frankreich und verbreiteten pestartige Krankheiten. – Zahl der hier Gestorbenen J. 1805. 58, dagegen J. 1806. 76, worunter aber 50 Kinder an rothen Flecken oder Halsentzündung. – Am 26. Dec. d. J. wurde der Frieden zu Preßburg geschlossen. Württemberg erhielt einen Länderzuwachs von 105,157 Seelen.

Bauten in d. Jahr 1805. Februar: Oberamtmann Fetzer trägt auf Erbauung von Scheuern an der unteren Stadtmauer an. – April: Abbruch des unteren, gefahrdrohenden Thorthurmes. eod. Abbruch des Thurmes hinter der Stadtschreiberei (Wolfthurmes) dem Stadtschreiber überlassen. eod. Schlossermeister Mall erhält zu einem Flügelbau unterhalb seines Hauses (s. 1799) eine Eiche. – Mai: Verkauf der städtischen Brennhütte vor dem unteren Thor, wo gegenüber dem Wachthause Gerber Haug hinbaut. Einrichtung eines Waschhauses im Säuthurme, wohin Wasser vom Brunnen in der unteren Gasse geleitet wird. – August: Abbruch von 18–20′ Stadtmauer gegen den Adler hinunter.

(Im Mai zeigten sich Spuren von Pferdeseuche, Rotzkrankheit.)

Jahrgang: Später kalter Frühling, kühler Sommer. Herbstertrag sehr wenig und sauer in Folge wiederholten Frosts im October. Höchste Temperatur im Juni + 25 °, Sommertage nur 30. Tiefste im Januar − 13 °, Eistage 58. Weinrechnung 12 fl. Brodtaxe: Jan. 21 kr., Febr. 22 kr., April 23–24 kr., Mai 26–28 kr., Aug. 31 kr., Ende 26 kr., Sept. 24 kr., Oct. 30 kr., Nov. 28 kr.

Weinsberg unter königl. württemb. Regierung von 1806 an.

1806. Vermöge des Staatsvertrags mit Frankreich vom 12. Dec. d. J. und der Anerkennung Östreichs im Preßburger Frieden nahm der Churfürst am 1. Jan. d. J. die Königswürde an und ließ diese Erhebung des Landes zu einem Königreich im ganzen Lande proclamiren.

Mit der Souveränetätserklärung des Fürsten verlor Württemberg das theure Kleinod seiner ständischen Rechte und Freiheiten und gleich am 2. Jan. ward das Kirchengut eingezogen, in dessen Folge 1807 die hiesige geistliche Verwaltung aufgehoben und mit der Kellerei vereinigt wurde. Nach Aufhebung der Verfassung des alten Landes stand der Vereinigung von Alt- und Neu-Württemberg Nichts mehr im Wege, welche dann auch am 18. März ausgesprochen und am 1. Mai vollzogen wurde. Das Königreich wurde in 12 Kreise eingetheilt und erhielt in jedem Kreis einen adeligen Kreishauptmann mit einem rechtskundigen Actuar. Weinsberg ward dem Kreise Heilbronn zugetheilt, welchem Geh.Rath von Bouwinghausen als Kreishauptmann vorstand.

Auf dem Rückzug der Franzosen starb hier am 9. Juni am Faulfieber Pierre Joseph Lacroix, Chef des tailleurs d’habit beim 12. franz. Lin.Infant.Regiment. Oberst Vergé; begraben am 10. ohne geistliche Begleitung.

Am 12. Juli d. J. stiftete Kaiser Napoleon den rheinischen Bund, von welchem Württemberg unter den 13 deutschen Staaten desselben das zweite Mitglied wurde und ein Bundesheer von 12,000 Mann aufzustellen hatte. Napoleon [208] erklärte sich am 1. Aug. für den Protector des Rheinbundes; die Mitglieder des Bundes sagten sich vom deutschen Reichsverbande los; Kaiser Franz II. verzichtete am 6/13. Aug. auf die deutsche Kaiserkrone und so nahm das deutsche Reich nach beinahe eintausendjährigem Bestand ein Ende.

Die in den Ländern des Bundes gelegenen Besitzungen anderer kleinerer Reichsstände, worunter das benachbarte Hohenlohe, wurden dem Bunde einverleibt, beziehungsweise der Landeshoheit der 13 Bundesglieder unterworfen; und die Gränzpfähle, zwischen welchen der Bezirk Weinsberg zur Zeit des deutschen Reiches gelegen, von Heilbronn, Neckarsulm (Deutsch-Ord.) (1809), Hohenlohe und Hall, stürzten um. Die Reichsritterschaft hatte schon 1805 ihr Ende erreicht. Fortan stieß die Stadt nicht mehr wie bisher an ihrer Markungsgränze auf „Ausland.“ (S. oben J. 1773.)

Eine Folge der Vereinigung von Alt- und Neu-Württemberg, in welch letzterem sehr Viele katholischer Confession waren, war das Religionsedict vom 15. Oct., wodurch jeder christlichen Kirche freie Religionsübung gestattet wird.

Auch erschien für die vereinigten Landestheile eine neue Milit.Conscriptions-Ordnung.

Vom nordischen, preußisch-russischen Kriege gegen Napoleon, der auf die vergeblichen Friedensunterhandlungen zwischen Rußland, England und Frankreich entbrannte – Kriegserklärung Preußens vom 8. Oct. d. J. – wurde Württemberg nur in so weit berührt, als es 12,000 Mann zum französischen Heere in der Eigenschaft eines Rhein-Bundes-Mitgliedes stellen mußte, die aber erst in denselben Stunden, in welchen das preußische Heer auf den Gefilden von Auerstädt und Jena gänzlich geschlagen und zertrümmert wurde – 14. Oct. – von Stuttgart ausmarschirten. Weinsberg hatte einen Theil dieser vaterländischen Truppen, welche über Heilbronn, Öhringen, Künzelsau, Langenburg, Rothenburg a. d. Tauber u. s. f. Dresden zuzogen, am 15. Oct. fgd. im Nachtquartier, wobei ein krank zurückgelassener Fußjäger von der Compagnie v. Hügel am 18. Oct. hier starb, und vernahm bald von ihnen, daß sie schon am 3. Dec. d. J. die Festung Groß-Glogau eroberten, von wo sie gegen Breslau rückten, die zum Entsatz andringenden Preußen in den Gefechten bei Strehlen (23. Dec.) und Ohlau (28. Dec.) zurückschlugen und auch diese Festung (4. Jan. folg. J.) zur Übergabe nöthigten. –

An die Stelle des nach Ludwigsburg versetzten Diaconus M. Fischer rückt als Diacon ein M. Binder 1806–14. – Im Juni Tod von Dr. Harsch, Oberamtsphysikus seit d. J. 1762. Wahl des seit 4 Jahren hier thätigen Practicus Dr. Wolf an seine Stelle.

Bauten des J. 1806. Februar: Abbruch des Thurms an der nördlichen Stadtmauer beim herrschaftl. Bandhaus. (Im J. 1725 Weibergefängniß.)

Juni. Schlossermeister Mall erkauft noch einen Streifen Allmandplatz längs seines neuen Baues vor dem oberen Thor (jetzt Gasthof z. Traube) um 10 fl. pr. Rth.

September. Oberamtmann, Hofrath Fetzer erkauft 25¼ Ruthen Allmandboden à 8 fl. pr. Ruthe vor dem oberen Thore, um ein Haus dahin zu bauen.

Jahrgang: Auf gelinden Winter kalter Frühling, heißer, gewitterreicher Sommer. Höchste Temperatur im Juni, Juli und September + 24 °, Sommertage 47, niederste im März − 7 °, Eistage 21. November und December so mild, daß Blumen und Bäume blühten, Erdbeeren reiften etc. 17. Dec. Erdbeben in Ulm verspürt.

Erndte ergiebig. Brodtaxe: Juni 22 kr., October 19 kr., November 20 kr., December Anfangs 18 kr. [209] Herbstertrag ziemlich viel und von mittlerer Güte. Weinrechnung hier 42 fl., anderswo 54 fl. – Die Seelenzahl der Stadt betrug in diesem Jahr 1517, worunter ein Katholik und zwei Reformirte.

1807. Nach der blutigen, aber unentschiedenen Schlacht bei Eylau gegen die Russen, 7. und 8. Februar, ergab sich die von den Württembergern belagerte Festung Schweidnitz (15. Febr.), worauf sie (am 22. Febr.) vor die Festung Neisse rückten und sie durch Muth, Geschicklichkeit und Ausdauer zur Capitulation zwangen (1. Juni). Durch den Sturm auf das verschanzte Lager bei Glatz nöthigten sie den Befehlshaber (23. Juni) zur Capitulation dieser Festung. Mittlerweile hatte eine detaschirte Abtheilung der Württemberger auch an dem heftigen Kampfe bei Heilsberg gegen die Russen und Preußen (10. Juni) und an dem hier errungenen Siege Theil genommen. Zuletzt erfocht Napoleons überlegene Kriegskunst am 14. Juni einen so entscheidenden, wiewohl theuer bezahlten Sieg über die Russen bei Friedland, daß Kaiser Alexander Waffenstillstand und Frieden begehrte. Der Friedensschluß wurde zu Tilsit mit Rußland am 7., mit Preußen am 9. Juli d. J. unterzeichnet. Nur mit England dauerte der Krieg fort und Napoleon verbot allen Handel und Briefwechsel mit ihm.

Im Juni d. J. wurde die Diöcese Weinsberg mit 15 Orten dem Generalat Adelberg zugetheilt, daher noch jetzt ihr Antheil an der Adelbergischen Stiftung.

Nov. Einführung der Familienregister im ganzen Lande. Einwohnerzahl 1,434. – König Friedrich errichtete in diesem Jahr zu besserer Handhabung der Polizei ein Landreiter-Corps, welches in die verschiedenen Oberämter vertheilt wurde, und wovon im Mai folgenden Jahrs 2 Mann hieher kamen, mit freiem Dach und Fach und freier Stallung für die Pferde. Anfangs waren sie von der Stadt im Gasthaus zur Sonne untergebracht; nachher wurde ein Contract von 44 fl. pr. Mann mit Bäckermeister Häberle geschlossen. – Es tritt zu Anfang d. J. eine Gypshandelsgesellschaft auf, welche um einen Allmandplatz unter ihrem Garten am Burgberg anhält; bei der aber nicht mehr von einer Caution von 700–1000 fl. für Wiederanlegung eines Weinbergs die Rede ist, wie noch im vorigen Jahr bei Commerzienrath Merklen von Neckarsulm, (s. dagegen Jahr 1811.) Kaufmann Plank und seine Gypshandelsgesellschaft erhält einen Allmandplatz beim Schützenhäusle unter dem Burgberg zum Hinlegen des Gypses gegen 1jährl. Recognitionsgeld von 1 fl.

Der Kirchhof an der Kirche wurde 1807–8 definitiv verlassen; die Gebeine wurden ins grasige Haag transportirt – eine Baumschule angelegt und die Mädchenschule auf dieser Stelle an der westlichen Stadtmauer erbaut (s. 1808).

Jahrgang: noch bis Georgii Schnee; heißer und gewitterreicher Sommer. Höchste Temperatur im Juli + 30 °. Sommertage 81. Niederste Temp. im Februar und Dec. − 11 °. Eistage 55. Brodtaxe: Mai Ende 16 kr., Okt. 17 kr. Herbstertrag reichlich und sehr gut. Weinrechnung hier 42 fl. anderer Orte bis 48 fl.

1808. Während der heftigen Kämpfe in Spanien Ruhe in Deutschland. – Erbauung der Mädchenschule an der Kirche. Im Febr. d. J. will Oberamtmann Fetzer einen Viehmarkt in hiesiger Stadt erzwingen. Die Amtsuntergebenen sollten „bei Strafe“ ihr verkäufliches Vieh hieher treiben. Nach seinem Abgang schlief die erzwungene Sache wieder ein. – Großer Fürstencongreß in Erfurt Ende Septembers und Anfang Oktobers, welchem auch König Friedrich anwohnte, wo er die Sendung seiner Truppen nach Spanien ablehnte. Die Nachgiebigkeit Napoleons gegen diese Weigerung mochte wohl zum Theil auch daher rühren, weil er bereits aus [210] den Rüstungen Östreichs einen neuen Krieg mit dieser Macht voraussah und die tapfere Vorhut der Württemberger für diesen neuen Kampf aufsparen wollte.

Jahrgang: Sommer veränderlich; abwechselnd heiß und kalt. Höchste Temperatur im August + 28 °. Sommertage 68. Niederste im Dec. − 16 °. Eistage 80. Brodtaxe Febr. 16 kr., März 17 kr., April 19 kr., Aug. 17 kr., Novbr. 16 kr., Dec. 15 kr. Weinrechnung vom 29. Nov. 20 fl. sonstwo 28 fl. Herbstertrag reichlich, weniger gut als 1807. – Seelenzahl d. J. 1,578, worunter 12 Katholiken.

1809 den 15. April erfolgte wirklich die Kriegserklärung Östreichs, das schon am 6. April mit 220,000 Mann unter Erzherzog Carl in Baiern eingefallen war. Beim Auszug des württemberg. Corps (von 13,000 Mann mit 2600 Pferden und 22 Kanonen) wurde dießmal Weinsberg nicht berührt – wie auch keine Durchzüge von dem aus dem Innern Frankreichs und aus Spanien nachrückenden französ. Heere vorkamen. Wohl aber hatten 10 Mann Veteranen von dem einberufenen Landbataillon an dem, im Juli d. J. unternommenen Zug gegen die von der neuen württemb. Herrschaft abfallenden, bis zum April d. J. deutschorden’sche Mergentheimer – und gegen die von dem Bodensee vordringenden Vorarlberger Theil zu nehmen. Die hinterbliebenen Familien der Einberufenen wurden mit wöchentlichen 4 fl. ex aerario publico, eine Braut mit 2 fl. 30 kr. unterstützt. Gegen Mergentheim marschirte ein Infanterieregiment hier durch.

April. Napoleon hatte mittlerweile mit den Württembergern und Bayern am 20. April die Östreicher bei Abensberg angegriffen und geschlagen, ebenso am 22. April bei Eckmühl. Nach dem blutigen, siegreichen Kampfe bei Ebersberg (3. Mai) – einen Monat nach dem Anfang des Krieges – zog Napoleon in Wien ein (13. Mai). Er wurde zwar von Erzherzog Carl am 23. Mai bei Aspern mit großem Verlust geschlagen (worauf eine 6wöchige Waffenruhe folgte, welche auch den siegenden Östreichern ein Bedürfniß war), gewann aber dagegen mit wieder gesammelten Kräften am 6. Juli die Schlacht bei Wagram, wornach Östreich Nichts übrig blieb als um Frieden zu bitten, welcher am 14. Oct. – unter sehr harten Bedingungen – zu Wien geschlossen wurde. Napoleon reiste am 23. Oct. über Stuttgart nach Paris zurück. Am 5. Novbr. d. J. wurde auch hier, wie im ganzen Lande, das Friedensfest gefeiert und über Luc. 2, 14. geprediget. Unsere Truppen kamen aus diesem für sie glorreichen Feldzuge erst am 7. Jan. folg. J. über Göppingen zurück.

In den December dieses merkwürdigen Jahres fällt die dem Vaterlande drohende Gefahr, seine angestammte Fürstenfamilie zu verlieren, indem Napoleon dem nach Paris eingeladenen Könige Friedrich anbot, gegen Abtretung seines väterlichen Erbes die glänzendere Krone Portugalls anzunehmen, was aber dieser eben so beharrlich ausschlug, wie er früher die Vertauschung seines Erblandes gegen das Churfürstenthum Hannover ausgeschlagen hatte.

Örtliches von 1809. Jan. Versuch des Oberamtmanns Fetzer mit Einrichtung des untern Thorhauses zu einem Arbeits- und Lehrinstitut im Wollenspinnen unter Leitung eines Spinnmeisters und Inspectors. – Nach seinem Abgang bald wieder erloschen.

Februar. Anlegung der neuen Straße nach Öhringen, in dessen Folge Abbruch des oberen Thorthurmes und des Hauses von J. G. Kolb.

März. Verkauf der unbrauchbaren Uhr des abzubrechenden oberen Thorthurms, „da die des unteren gut seie.“ – Benützung der untern Etage des Fetzerschen Hauses vor dem oberen Thore (welches wegen der neuen [211] Chausseeleitung abgebrochen werden mußte, da es, statt in der Mitte, auf der linken Seite der Straße stand) für den Thorwächter. – Der Ankauf des Fetzer’schen Hauses für die Stadt um 2600 fl., wie Fetzer anbot, wurde höheren Orts nicht ratificirt.

Juli. Commerzienrath Merkle von Neckarsulm überläßt seine Gypsgrube an Amtsschreiber Lang von Maulbronn.

December 4. nimmt Oberamtmann, Hofrath v. Fetzer, seit 30. November 1808 Ritter des Civilverdienstordens, schriftlichen Abschied vom Magistrat, weil er um seine Entlassung gebeten, sie in Gnaden erhalten habe und bald (nach Stuttgart) abziehen werde. – Nachfolger: Oberamtmann Dapp, s. Organisation des folgenden Jahres. Als Präceptor kam in diesem Jahre an M. Bechers Stelle M. Liesching 1809–1813.

Jahrgang: nasser und kalter Sommer. Höchste Temperatur im Mai + 26 °. Sommertage 58. Niederste Temperatur im Januar − 16 °. Eistage 49. Brodtaxe Jan. 16 kr., August 16 kr., Sept. 14 kr., Oct. 15 kr. Herbstertrag nach Quantität nicht bedeutend, nach Qualität gering. In diesem Herbst wurden bei der Weinrechnung zum Erstenmal dreierlei Preise nach drei Klassen gemacht und Weinsberg mit Eberstadt, Grantschen und Sülzbach in die erste Klasse gesetzt; Affaltrach, Eichelberg, Eschenau, Bitzfeld, Bretzfeld, Gellmersbach, Hölzern, Lenach, Willsbach und Weiler in die zweite Klasse; Lehrensteinsfeld, Reisach, Waldbach, Dimbach, Wimmenthal, Schwabbach, Siebeneich, Weislensburg, Rapbach, Scheppach, Ellhofen, Lichtenstern und Höslensülz in die dritte Klasse. Jetzt nach 50 Jahren, dürfte diese Classification eine große Modification erleiden. Preise der I. Klasse 24 fl., der II. 22 fl., der III. 20 fl.

1810. Äußerliche Ruhe nach den Stürmen des vorigen Jahrs. Am 20. März Reise der neuen Gemahlin Napoleons, Erzherzogin Marie Luise, durch Württemberg und Stuttgart nach Paris unter großen Festlichkeiten.

Vereinigung Hollands mit Frankreich 9. Juli.

Staatsverträge zwischen Württemberg, Bayern und Baden, wegen der durch den Wiener Frieden erhaltenen Gebiete. In deren Folge neue Eintheilung des Landes (dd. 27. Oct.) in 12 Landvogteien mit einem Landvogt (statt des bisherigen Kreishauptmanns siehe 1806) an der Spitze.

Das Oberamt Weinsberg (Oberamtmann Dapp) mit zwei Unterämtern, Mainhardt und Böhringsweiler (Amtmann Schäfer und Gerold) wurde der Landvogtei am untern Neckar zugetheilt, dessen Landvogt seinen Sitz in Heilbronn hatte. Landvögte waren daselbst v. Bouwinghausen, Graf Waldeck, Graf Bissingen, v. Welden. Die übrigen Landvogteien waren:

am oberen Neckar       Sitz Rottweil.
am mittleren Neckar          Rottenburg.
Schwarzwald          Calw.
Rothenberg          Stuttgart.
an der Enz          Ludwigsburg.
an der Jaxt          Öhringen.
am Kocher          Ellwangen.
an der Rems und Fils          Göppingen.
auf der Alb          Urach.
an der Donau          Ulm.
am Bodensee          Weingarten.

Dem Landvogt war beigegeben 1 Landvogtei-Steuerrath (in Heilbronn, Müller) und 1 Landvogteiactuar (in Heilbronn, Hauff).

[212] Die Diöcese Weinsberg wurde bei der kirchlichen Organisation ds. J. dem Generalat Heilbronn zugetheilt. General-Superintendent von Heilbronn war Prälat Duttenhofer 1810–1814.

Aug. Pumpbrunnen statt bisherigen Stangenbrunnens beim Schaafhaus errichtet.

Novbr. 8. Aufsuchung von Colonialwaaren und englischen Fabrikaten durch eine eigene, vereidete Commission in allen Häusern. Bei Verdacht Haussuchung. Untersuchung der Handelsbücher durch einen eigenen Commissär. Verbrennung englischer Waaren.

Jahrgang: Jan. und Febr. ziemlich kalt mit viel Schnee; Frühling rauh, Sommer kühl. Höchste Temperatur im Juli + 27 °. Sommertage nur 49. Niederste Temperatur im Jan. − 14 °. Eistage 35. Erndte und Weinlese mißrathen. Brodtaxe Mai 14 kr., Aug. 16 kr., Sept. 15 kr. Oct. 16 kr. Herbst bei einem geringen Ertrag mittlere Qualität. Preis des Weins bis 59 fl.

1811. Ruhe, jedoch schon drohende Gewitterwolken am politischen Himmel von Norden her.

Örtliches: Jan. Erweiterung des Friedhofes – außer obigen 16 Ruthen s. 1794 – um weitere 5 Ruthen und Mauerversetzung beschlossen. (Stdt. Prot.)

Im März stellen die Gebrüder Plank und Comp. 1200 fl. Caution wegen Wiederanlage der Gypsbrüche zu Weinbergen, deßgleichen Friedrich Bitzer 1000 fl.

April. Anlegung einer Chaussee nach Willsbach, deßgleichen einer neuen durch die untere Stadt nach Heilbronn, wo im Juni Mauer und Staketenthor am unteren Thor gegen Heilbronn, zwischen Armenhaus und Weingärtner Greiners Haus gemacht wurde. Erbauung eines kleinen Thorhauses mit 966 fl. Kosten.

August. Eisengeländer an die Rathhausstaffel gemacht. Am 26. August d. J. wurde der bisherige Oberamtmann Dapp zum Provincial-Justizdirektor bei dem Justizcollegium in Ludwigsburg, und am 13. Sept. der bisherige Oberamtmann von Neresheim Dr. Spittler zum Oberamtmann in Weinsberg ernannt. Cameralverwalter ist in diesem Jahr Hofrath Wullen. – 15. Aug. Bürgerannahme des Werkmeisters Hildt,[ws 2] gebürtig von Oppelsbohn mit 1200 fl. Vermögen. Sein Geschick als Werkmeister und Ökonom, sein vom Glück begünstigter Unternehmungsgeist, sein offener Sinn für Bildung und jeden Fortschritt, wie seine Rechtlichkeit und seine früheren merkwürdigen Lebensschicksale weisen ihm noch jetzt einen Ehrenplatz unter den ausgezeichneteren Bürgern Weinsbergs an.

Sept. Verhandlungen wegen Errichtung neuer Criminalgefängnisse nach Abbruch des oberen Thorthurmes (s. J. 1809). Ansinnen des Staats an die Stadt abgewiesen.

eod. Einrichtung einer Wohnung für den Hochwächter auf dem Säuthurm, wo derselbe Uhr und Glocke zu versehen hat. Wachtstube für die Nachtwächter ebendaselbst.

eod. Beschluß, Thor- und Wachthaus am oberen Thor zu erbauen. Vollendet erst 1813.

Novbr. Stadtmusikus Zinkenist Ehrenfeld †. Wahl eines neuen: Mensch von Marbach.

eod. Wiederherstellung des Badstubenbrunnens, „als des beinahe wasserreichsten der Stadt, der immer gut und brauchbar seie.“ Kostenanschlag 44 fl.

Ausgezeichneter Jahrgang in Rücksicht auf Witterung und Fruchtbarkeit. Auf mäßig kalten Winter schon im Februar Frühlingswärme bis Mai, wo schon voller Sommer war. Höchste Temperatur im Juli + 25 °. Sommertage 47. [213] Niederste im Januar − 12 °, Eistage 59. Im December trat ziemliche Kälte ein. Der im Oktober dieses Jahres erschienene große Komet erhellte die Nächte der schon am Matthäifeiertage beginnenden Weinlese, welche den beßten Wein dieses Jahrhunderts lieferte. Ertrag reichlich, Wein ausgezeichnet süß und geistreich. Weinrechnung I. Cl. 48 fl., III. Cl. 40 fl. Sonstiger Preis 56 fl. Die Getraide-Erndte fiel gut aus; doch wegen anhaltender Dürre Getraide weniger ergiebig, ebenso die Kartoffeln. Daher steigende Brodtaxe: Januar 15 kr., März 16 kr., Juni 17 kr., Juli 21 kr., August 23 kr., September 24 kr., Oktober 26 kr., Nov. 27 kr., Dec. 28 kr. – Im Herbst in mehreren Gegenden ansteckendes Nervenfieber.

1812. Mit trüben Ahnungen sah Weinsberg und Umgebung Anfangs März das vaterländische Heer, bestehend in 4 Reiterregimentern, 4 Infanterieregimentern, 2 Fußjäger- und 2 leichten Infanteriebataillonen, 2 reitenden und 2 Fußbatterien mit 30 Geschützen, zusammen 15,800 Mann und 3400 Pferden, bei Heilbronn sich sammeln, wobei Weinsberg die sogen. Königsjäger 1 Woche lang im Standquartier hatte. Nach einer vom Könige daselbst gehaltenen Heerschau brachen die Truppen in 4 Zügen am 11. März gegen Mergentheim auf, um mit dem großen Napoleon’schen Heere von einer halben Million Kriegern den denkwürdigen russischen Krieg zu beginnen. Am 25. Juni betrat das württembergische Corps den russischen Boden. Durch starke, anstrengende Märsche auf abscheulichen Wegen, große Hitze bei Tag, kühle Nächte ohne Obdach, Mangel an Lebensmitteln etc. vermehrte sich der Krankenstand und verminderte sich der ausrückende Stand so sehr, daß die württembergische Division schon beim ersten Zusammentreffen mit den beharrlich zurückweichenden Russen – bei Smolensk 17. Aug. – nicht viel über 3000 Mann zählte. Selbst der fürstliche Führer der Division, der Kronprinz, war von der Ruhr ergriffen worden und sah sich genöthigt, am 19. Juli zurückzukehren. Die heißen Tage von Smolensk lichteten die Reihen noch mehr, so daß an der Schlacht von Mojaisk im Ganzen nur noch 2636 Mann theilnehmen konnten. Die Schlacht verminderte diese kleine Zahl um 632 Mann. Während die Russen immer weiter zurückwichen, rückte das französische Heer am 15. Sept. in Moskau ein. Von den Anhöhen um diese Stadt, auf denen sie lagern mußten, sahen hier die württembergischen Truppen das gräßliche Flammenmeer, das von Graf Rostopschin angeschürt, ⅘ der Czaarenstadt verzehrte. Erst am 19. September durften auch sie, aber nur noch 900 Mann Infanterie und 245 Reiter stark, in die verheerten Trümmer einrücken. Hier in Moskau, wo der Aufenthalt einen vollen Monat dauerte, wuchs die Division durch Reconvaleszenten wieder auf circa 2400 Mann an. Dagegen erlitt das dritte Reiterregiment, welches den Russen gegen Kalugha gefolgt war, am 3. Okt. in einem Treffen bei diesem Ort einen solchen Verlust, daß es nach demselben nur noch 5 Officiere und 27 Mann zählte. Am Tage nach dem letzten vorwärts gelieferten Treffen bei Tarutino, am 19. Oktober, begann der allgemeine Rückzug von Moskau und mit ihm, beim Mangel an Lebensmitteln, bei eingetretenem ungewöhnlich strengem Winter, bei unaufhörlichen Angriffen der verfolgenden Feinde, mit welchen die Reiterei noch am 5. Nov. ein Gefecht bei Wiazma, das Fußvolk am 15. Nov. ein Gefecht bei Krasnoj hatte, das höchste Übermaß von Leiden. Am 26./27. Nov. überschritt der Rest der Division, nur noch 80 bewaffnete Mann, die Berezina und erreichte ebenfalls durch Kälte und Hunger seine Auflösung. In der Provinz Posen sammelten sich nach und nach 4–500 Mann, wovon 182 noch dienstfähige Mann in Posen als Besatzung zurückgelassen wurden. [214] Der Rest und die Übriggebliebenen kehrten in’s Vaterland zurück und wurden bei den neugebildeten Regimentern eingetheilt. (Nach v. Stadlinger, Gesch. des württ. Kr.Wesens.) – Auch Weinsberg, wie jede Stadt und fast jedes Dorf des Landes ward voll Trauerns durch die Kunde, daß fast Keiner seiner Söhne aus diesem unseligen Feldzuge zurückkehre, ja daß man von Tausenden nicht einmal wisse, wann, wo und wie sie gestorben. (Von 14 Söhnen der Stadt kam nur Einer, Namens Veit, zurück.) Aber so fest waren damals die französischen Fesseln noch angezogen, daß man nicht wagte, laut über Denjenigen zu klagen, der die Blüthe unserer Jugend auf den Eisfeldern Rußlands hingeopfert hatte. Karrikaturen wie diejenige, wo dem auf einem Schlitten allein und verlassen heimeilenden Feldherrn von ½ Million ein Kosack an der Schneegränze ein Vergißmeinnicht darreicht, liefen nur heimlich von Hand zu Hand, weil man noch immer vor Demjenigen bebte, der bereits neue furchtbare Streitmassen sammelte und von seinen Bundesgenossen die Stellung neuer Contingente verlangte.

Jahrgang: Später, veränderlicher Frühling; Juni und Juli rauh, erst August bis October warm. Höchste Temperatur im Juli + 25. Sommertage 39. Niederste im Januar und December − 16 °. Eistage 62. Der Herbst dss. Js. gewährte einen ziemlich bedeutenden Ertrag, aber das Gewächs war von nur mittlerer Güte. Weinrechnung I. Cl. 24 fl., III. Cl. 18 fl. Sonstiger Preis 34 fl. Die Erndte mißrieth. Brodtaxe: Februar 30 kr., April 32 kr., Mai 34 kr., Juni 31 kr., Juli 28 kr., August 29 kr., September 25 kr., Oktober 24 kr., November und Dezember 26 kr. – Die Seelenzahl betrug im J. 12: 1681, worunter 9 Katholiken. – An die Stelle des nach Hall beförderten Decans M. Neuffer kam in diesem J. der bisherige Special-Superintendent von Markgröningen, M. Heyd.

1813. Nachdem zu Anfang dieses denkwürdigen Jahres Preußen abgefallen, mit unbeschreiblicher Begeisterung gegen Napoleon sich erhoben und (d. 28. Februar) zu Kalisch mit Rußland ein Schutz- und Trutzbündniß geschlossen, den 16. März eine förmliche Kriegserklärung an Frankreich erlassen hatte: sah Weinsberg das mit bewundernswerther Schnelligkeit neuaufgestellte vaterländische Heer von 11,617 Mann und 2724 Pferden mit 24 Geschützen im März und April an die Gränze bei Mergentheim ziehen, von wo sie mit dem 4. französischen Armeecorps unter General Bertrand gegen Dresden rückten, wo sie Napoleon am 11. Mai auf der Elbbrücke Revue passiren ließ. Am 21. Mai halfen unsere Truppen den Sieg bei Bautzen über die Russen und Preußen erkämpfen, mit einem Verlust von 1211 Mann. Am 31. Mai hatten sie noch in Folge dieser Schlacht ein bedeutendes Gefecht bei Gros-Rosen zu bestehen, worauf sie während eines zweimonatlichen Waffenstillstandes in der Lausitz Cantonirungsquartiere bezogen. Wenige Tage nach Aufkündigung des Waffenstillstandes erklärte auch Östreich Napoleon den Krieg, 19. August, erlitt aber gleich am 26. und 27. Aug. bei Dresden eine empfindliche Niederlage. Nach diesem letzten Lächeln des Glückes erfuhr Napoleon dessen nunmehr entschiedene und beharrliche Ungunst – bei Großbeeren, 23. Aug.; an der Katzbach, 26. Aug.; bei Culm, 30. Aug.; wovon aber die württembergische Division nicht berührt wurde. Desto unglücklicher fiel für sie die Schlacht bei Jüterbock (Dennewitz), 6. Sept. aus, wo sie 2259 Mann verlor und sich in zerstreuten Haufen nach Torgau zurückzog. An der großen Völkerschlacht bei Leipzig (18. Okt.) nahm die auf 900 Mann zusammengeschmolzene württ. Division einen mehr untergeordneten Antheil, indem sie nach Weissenfels zu marschiren beordert wurde, um sich des [215] Übergangs über die Saale zu versichern. Nur die Reiterbrigade des Generalmajors Grafen v. Normann gieng am 18. Oktober auf dem Schlachtfelde zu der deutschen alliirten Armee über. Nach dem Einzug der Alliirten in Leipzig (19. Okt.) und bei dem Rückzuge Napoleons mit dem Rest seines geschlagenen Heeres hatte die württembergische Division den Artilleriepark des 4. Armeecorps zu decken, welchen General Franquemont am 27. Okt. bei Fulda einem französischen Offizier übergab, um mit seinen etwa 900 Mann in’s Vaterland zurückzukehren, wo sie am 31. Oktober bei Mergentheim ankamen und am 2./3. November durch unsere Gegend heimzogen. Es trat hier der eigenthümliche Umstand ein, daß das rheinische Bundescontingent noch in den französischen Reihen focht, während schon am 26. Okt. einige württembergische Truppen, 1 Reiterregiment, 2 Linieninfanterieregimenter, 2 Compagnien leichte Infanterie und 1 Fußbatterie nach Aschaffenburg marschirten, um sich dort mit dem östreichisch-bayerischen Heere zu vereinigen. Denn der König von Bayern hatte sich schon vor der Schlacht von Leipzig am 8. Oct. vom rheinischen Bunde losgesagt, durch den Vertrag von Ried mit Östreich, dem es bisher am Inn feindlich gegenüber gestanden, vereinigt und am 14. Oktober Napoleon den Krieg erklärt. König Friedrich hatte beim Anzug der feindlichen Heere an Napoleon das Ansuchen gestellt, die von allem Militär entblößten Gränzen zu schützen. Da er ohne Antwort blieb, und die verbündeten Heere sich den Gränzen immer mehr näherten, so sagte auch er sich vom rheinischen Bunde los, ließ am 26. Okt. von seinen Truppen einen Theil zu dem östreichisch-bayerischen Heere stoßen und schloß, 2. Nov., zu Fulda einen vorläufigen Friedens- und Bundesvertrag mit Östreich, welchem Bündnisse Kaiser Alexander, den 14. Nov., und der König von Preußen, 21. Nov., beitraten. Bei Hanau wollte das dahin gezogene östreichisch-bayerische Heer Napoleon den Rückweg versperren; aber er warf sich mit Löwengrimm und Löwenstärke auf sie (29. und 30. Okt.) und bahnte sich sieghaft seinen blutigen Weg, gieng sodann über den Rhein und betrat den deutschen Boden nicht wieder. Das zu der verbündeten Armee zu stellende Truppencorps wurde nun schleunigst organisirt. Nach Vollzähligmachung der Feldregimenter erfolgte die Aufstellung von 8 Landregimentern, jedes zu 5 Compagnien und 1019 Mann stark. Sie waren: Nr. 1 Ulm, Nr. 2 Hall, Nr. 3 Hohenlohe, Nr. 4 Ellwangen, Nr. 5 Schorndorf, Nr. 6 Heilbronn, Nr. 7 Stuttgart, Nr. 8 Ludwigsburg. Dann trat die Aufstellung eines Landsturms von 110,000 Mann Infanterie und 2000 Mann Reiterei ein. Oberbefehlshaber war Generalfeldzeugmeister von Cammerer. Zu Compagnieoffizieren wurden die in den Landvogteien angesessenen Fürsten, Grafen und Edelleute, sowie die Oberamts- und Cameralamtsaktuare und Substituten bestimmt. Die Bewaffnung bestand aus einer 8′ langen, mit einer 6″ langen eisernen Spitze versehenen Pike. Besondere Uniform war nicht vorgeschrieben. Eine handbreite gelbe Binde um den Arm, auf welcher der Name des Bataillons stand, diente zum Abzeichen *)[16].

Compagnie-Commandant von Weinsberg war Baron von Weiler zu Weiler. Es blieb aber bei der Eintheilung ohne Ausrücken. Piken kamen nicht hieher, wohl aber die gedachten gelben Binden. Die Fortschrite der Alliirten machten ein Ausrücken überflüssig. – Am 19. und 20. Dezember dss. Js. marschirte das Hauptquartier der württembergischen Truppen von Stuttgart ab – über Vaihingen, Pforzheim, das badische Land aufwärts bis Freiburg, Mühlheim, Schliengen. Am 31. Dez. [216] dieses ewig merkwürdigen Jahres überschritten sie bei dem Dorfe Märkt, unterhalb Hüningen, auf einer Schiffbrücke den Rhein, um unter dem Oberbefehl ihres Kronprinzen, als Feldmarschall, den Feind auf seinem eigenen Boden zu bekämpfen. Sie waren nach all dem bisherigen großen Verlust doch wieder 24,500 Mann und 2900 Pferde stark mit 24 Geschützen und bildeten mit einer östreichischen Heeresabtheilung das 4. Armeecorps des großen verbündeten Heeres, welches die Feldherrn Schwarzenberg, Barclay de Tolly und Blücher unter den Augen der beiden Kaiser, von Östreich und von Rußland und des Königs von Preußen über den Oberrhein, Mittelrhein und von Holland her nach Frankreich führten. – Im November und Dezember hatte Weinsberg fortwährende Durchzüge von Östreichern, Bayern und Russen, welche gegen Frankreich marschirten. Es war für diese ein Etappenplatz, wo Major von Reitzenstein als Commandant stationirt war. Am Advent dss. Js. mußte sogar der Gottesdienst wegen der einrückenden, übel hausenden Russen eingestellt werden. Eine von Heilbronn detaschirte Sauvegarde stellte die Ruhe her. Besser benahmen sich die nachrückenden, hier einquartirten Kosacken. Auch Kaiser Franz kam hier durch, wobei Feuer an der Landstraße brannten. Er übernachtete in Besigheim. – Zur Partikular-Geschichte dieses Jahres gehört: Am 6. Juni Nachts 11 Uhr wurde ¼ Stunde von hier der Landjäger Bort von Bretzfeld ermordet gefunden. Der Thäter wurde aller Bemühungen ungeachtet nicht ermittelt.

Im Juli überhandnehmender Wildschaden durch Sauen. Anordnung einer allnächtlichen Feldwache von 24 Mann unter 3 Obleuten. Eingestellt erst nach Leerung des Sommerfeldes am 6. Sept. Am 28. Oktober wurden zum Dienst der combinirten kaiserlichen und bayerischen Armee 100 Vorspannpferde gestellt, wovon 22 verloren giengen. Unter den Verlorenen waren 4 Pferde von Weinsberg, wofür die Stadt Entschädigung zahlte 473 fl.

Jahrgang: Strenger Winter bis Mitte März; naßkalter Sommer. Schlechte Traubenblüthe. Der Herbst war deshalb nach Menge und Güte sehr mittelmäßig. Weinrechnung I. Cl. 12 fl., III. Cl. 16 fl. Sonstiger Weinpreis 33 fl. 30 kr. – Höchste Temperatur im Juni, Juli und August + 23 °. Sommertage nur 27. Tiefste Temperatur im Januar − 14 °. Eistage 59. – Brodtaxe: 8 Pfd. Kbr. im Januar 25–26 kr., Februar 28 kr., März 27 kr., Mai 28 kr., Juni 29 kr., August 26 kr., sinkt auf 22 kr., September 21 kr., Oktober 22 kr., November 23 und 24 kr., December 26 kr.

1814. Nach unbedeutenden Gefechten zwischen dem Rhein und der Ill überschritten die Württemberger die Vogesen und lieferten am 11. Januar d. J. dem französischen General Rousseau das erste Treffen bei Epinal, schlugen ihn in die Flucht und nahmen die Stadt. Auch der General Mortier mit Napoleons alter Garde wurde am 18. Januar bei Chaumont, und am 24. Januar bei Bar sur Aube zurückgeschlagen. Gegen Ende Januars übernahm Napoleon selbst den Oberbefehl, nachdem er seine Gemahlin, Marie Luise, zur Regentin ernannt hatte, zwang durch hitzige Gefechte bei Brienne die Preußen unter Blücher anfangs zum Rückzuge, wurde aber am 1. Febr. nach heftigem Kampf bei Brienne vom Kronprinzen von Württemberg hinter die Aube zurückgeworfen, worauf Troyes, die Hauptstadt der Champagne, den Württembergern in die Hände fiel, 7. Februar. Neue Lorbeeren erwarben sie sich am 10/11. Febr. durch Erstürmung der von General Alix besetzten Stadt Sens; mußten aber bei Montereau vor dem mit großer Übermacht andringenden Napoleon – 18. Febr. – nach blutigem Kampfe [217] zurückweichen, wobei sie einen Verlust von 90 Todten, 716 Verwundeten und gegen 2000 Gefangenen hatten. Auch die mitkämpfenden Östreicher verloren gegen 2000 Mann an Gefangenen. Die Tapferkeit des Regiments Kronprinz als Nachhut rettete das Corps vor gänzlichem Untergange. Nach der Affaire bei Montereau zog sich das ganze Heer unter Schwarzenberg hinter die Aube zurück. Die Alliirten schloßen ein engeres Bündniß zu Chaumont (1. März). Die Unterhandlungen zu Chatillon wurden abgebrochen (19. März). Dem Kronprinzen gelang es, beim Vordringen Napoleon mit seinem Heere bei Arcis (20. März) über die Aube zurückzuwerfen. In diesen Tagen der steigenden Gefahr faßte Napoleon den kühnen Entschluß, den Krieg in den Rücken der Verbündeten, in die Länder zwischen der Mosel und dem Rhein zu spielen. Aber die Verbündeten, durch die neueren Ereignisse ermuthiget, folgten ihm nicht, wie er erwartet hatte, gegen die Gränze, sondern zogen vorwärts gegen Paris. Auf diesem Zuge stieß der Kronprinz (25. März) bei la Fère Champenoise auf eine Abtheilung des franz. Heeres unter Marmont und Mortier und schlug dasselbe, worunter die junge französische Garde war, mit einem Verlust von 4000 Gefangenen zurück, worauf die Straße nach Paris den Verbündeten offen stand. Noch in der Nähe von Paris hatten die Württemberger hitzige Gefechte bei Charenton, St. Maure und Vincennes zu bestehen, wobei sie 19 Todte, 126 Verwundete und 26 Vermißte hatten (30. März). Marmont bot einen Waffenstillstand an und die Verbündeten hielten am 31. März ihren siegreichen Einzug in Paris mit dem Kaiser Alexander, dem König von Preußen und dem Kronprinzen von Württemberg an der Spitze. Von den Württembergern rückte nur das Regiment Prinz Friedrich mit ein; das übrige Corps zog am 2. April durch die Vorstadt St. Antoine und lagerte sich in der Umgegend von Paris. Napoleon, zu spät in Fontainebleau angekommen, wurde vom Senate des Reiches entsetzt – Talleyrand und die Bevollmächtigten der Monarchen an der Spitze (2. April) – die Krone Frankreichs wurde „durch freie Wahl des Volkes“ dem Bruder Ludwigs XVI. übertragen und dieser nahm als Ludwig XVIII., von England zurückkehrend, am 25. April/4. Mai von dem Throne Besitz. Napoleon, endlich in die unbedingte Abdankung sich fügend, gieng auf die ihm als souveränes Fürstenthum mit Beibehaltung des Kaisertitels bewilligte Insel Elba ab und am 30. Mai wurde der Frieden von Paris geschlossen. Das württembergische Corps trat in der Mitte Mai’s den Rückmarsch in das Vaterland an, gieng bei Straßburg über den Rhein und wurde bei Vaihingen vom König gemustert. Der Kronprinz kehrte am 11. Juli über London zurück. – Zu Festsetzung der neuen Ordnung der Dinge trat zu Ende Septembers der Wiener Congreß zusammen, zu welchem die Kaiser von Rußland und Östreich, die Könige von Preußen, Dänemark, Bayern und Württemberg, viele Fürsten, Feldherrn und Staatsmänner zusammentraten. König Friedrich verließ Wien noch vor dem Schluß der langwierigen Verhandlungen und kehrte am Ende dieses Jahres in sein Land zurück.

Örtliches: Diacon M. Binder kommt als zweiter Helfer nach Ludwigsburg; an seine Stelle rückte Pfarrer M. Gundert von Ilshofen, 1814–22. An die Stelle des im März dieses Jahres gestorbenen Generalsuperintendenten Duttenhofer von Heilbronn rückt Decan Prof. Müller von Tübingen. – Erbauung des Stadtstalles an der Bleiche mit circa 1300 fl. Kosten, ursprünglich zu Unterbringung von Kriegsgefangenentransport. – An Collaborator Röckers Stelle kommt Collaborator [218] Beyttenmüller 1814–23. – Der Herbst gewährte nicht blos sehr wenig Wein in Folge von Frühlingsfrost, sondern auch herben und sauern. Weinrechnung I. Cl. 48 fl., III. Cl. 44 fl. – Niederste Temper. im Jan. − 17 °, höchste im Aug. + 26 °. Eistage (mit 0 u. − 0) hatte der Jahrgang 67, Sommertage (mit + 20 ° und darüber) 53. Der Winter war zwar nicht sehr kalt, aber durch lange Dauer ausgezeichnet. Noch zu Anfang des Mai Frost, Juni und Juli meist heiter, aber erst im August und September recht warm. Im Oktober schon empfindliche Kälte mit starken Nebeln. Brodtaxe: Januar 24 kr., März 22 kr., April 20 kr., Mai 21 kr., Juni 22 kr., Juli 23 kr., August 19 kr., Sept. 18 kr., Okt. 19 kr., Nov. 18 kr., Dez. 17 kr.

1815. Am 11. Jan. d. Js. wurde Weinsberg, wie das ganze Land durch das Manifest des Königs überrascht und erfreut, worin er, den Congreßbeschlüssen zuvorkommend, die Einführung einer landständischen Verfassung und die Vorlegung derselben bei den auf den 15. März einberufenen Ständen zusagte. Weinsberg war dabei vertreten durch Consulent Fetzer, einen Sohn des hiesigen vieljährigen Oberamtmanns Fetzer, und da Fetzer für einen andern Bezirk sich entschied, durch Stabsschultheiß Mauchard von Eberstadt (welcher die Verfassungsurkunde von 1819 unterzeichnete). Da aber die Stände auf Wiedereinführung der altwürttembergischen Verfassung beharrten, so wurde die Versammlung am 5. August entlassen. – Ihre Verhandlungen waren ohnehin, wie auch die des Wiener Congresses unterbrochen worden durch die unerwartete Rückkehr Napoleons von Elba (d. 1. März) und seinen Triumphzug nach Paris, 20. März, von wo Ludwig XVIII. nach Lille und Gent entfloh. Die noch in Wien versammelten Monarchen sprachen eine furchtbare Acht gegen Napoleon aus, erneuerten das Bündniß von Chaumont und boten eine Kriegsmacht von 1,365,000 Streitern gegen ihn auf. Der Congreß beschleunigte seine Geschäfte und beendigte sie am 11. Juni, nachdem am 8. Juni die deutsche Bundesacte unterzeichnet worden war. – Württemberg ließ zwischen dem 28. April und 10. Mai ein Heer von 29,766 Mann mit 3334 Pferden und 30 Geschützen über die Gränze gegen den Rhein rücken, welche zum 3. Armeecorps der Verbündeten unter dem Oberbefehl des Kronprinzen stießen. Auch die Aufstellung einer allgemeinen Landmiliz von 64,000 Mann wurde angeordnet. Im benachbarten Heilbronn kamen der Kaiser von Östreich und der von Rußland zu Anfang Juni’s mit dem Kronprinzen von Württemberg und den übrigen Feldherrn zusammen, um den Feldzugsplan zu verabreden. – Von hier aus kam Kaiser Franz incognito auch nach Weinsberg und besuchte mit einigen Adjutanten, worunter ein junger Graf v. Trautmannsdorf, ein Nachkomme des ehemaligen Landesherrn, s. 1635, welchem der Kaiser scherzend sein früheres Erbgut zeigte, die Burgruine. – Aber noch ehe die Württemberger den Rhein überschritten, hatten in Belgien die Schlachten bei Ligny (16. Juni) und bei Belle Alliance (oder Waterloo) 18. Juni unter Wellington und Blücher den Kampf entschieden. In wilder Flucht zerstreuten sich die geschlagenen Franzosen. Napoleon entsagte dem Throne zu Gunsten seines Sohnes, 22. Juni, was aber nicht angenommen wurde. Von allen Seiten her rückten die Verbündeten wieder gegen Paris – der Kronprinz von Württemberg nach einem siegreichen Treffen bei Straßburg (Suffelweihersheim) am 28. Juni – und hielten nach geschlossenem Waffenstillstand am 7. Juli ihren zweiten feierlichen Einzug in Paris; während die württemb. Truppen am 5. Juli über die Vogesen in’s Innere von Frankreich rückten und bei Nevers in Cantonirungen kamen. Die 3 Landwehrregimenter mußten mit einem hessischen und [219] 2 östreichischen Bataillonen den Rücken der Armee decken und die festen Plätze im Elsaß blokiren, wobei sie sich am 11. und 16. Juli vor Schlettstadt auszeichneten.

Ludwig XVIII. kehrte am 8. Juli in die wieder eroberte Königsstadt zurück. Napoleon aber schiffte sich an demselben Tage zu Rochefort ein und wurde als gemeinschaftlicher Gefangener aller Verbündeten von den Engländern in das ihm bestimmte Felsengrab von St. Helena gebracht, wo er am verhängnißvollen 18. Oct. eintraf und am 5. Mai 1821 sein thatenreiches Leben endete.

Umtriebe der ber. Frau v. Krüdener auf dem benachbarten Rappenhof. Verhältniß derselben zu Kaiser Alexander. Veranlassung zur heil. Allianz. (Sie zog i. J. 1824 von Liefland mit den Ihrigen nach der Krimm und starb daselbst zu Ende desselben Jahrs.)

1815. Während ihres damaligen Aufenthalts in Paris und der Friedensunterhandlungen schloßen die Monarchen von Rußland, Östreich und Preußen einen Bund, der auf den Grundsätzen des Christenthums beruhen sollte und deßwegen der heilige Bund genannt wurde, zu welchem alle europäischen Monarchen, außer dem Papst und Großsultan, eingeladen wurden und welchem Alle, außer England und den gleichfalls geladenen nordamerikanischen Freistaaten, beitraten.

Am 20. Nov. wurde der zweite Frieden von Paris geschlossen. Vermöge desselben blieben 3 württ. Infanterie- und 1 Reiter-Regiment mit einer Fußbatterie bei dem für 5, oder nach Umständen 3 Jahre in Frankreich stehenden Occupationsheere von 150,000 Mann, während die übrigen Truppen schon am 21. Oct. über Dijon, Epinal etc. zurückzogen und am 16. Nov. bei Enzberg den vaterländischen Boden betraten. Die obged. Landwehrregimenter waren aus ihren Standquartieren im Elsaß schon am 19. Oct. über Rottweil heimgekehrt und wurden sofort entlassen.

Von den 700 Millionen Frcs., welche Frankreich zufolge dieses Friedensschlusses als Kriegssteuer bezahlen mußte, erhielt Württemberg für seinen Theil 1,200,000 fl. Entschädigungs- und 3,947,284 fl. Brandschatzungsgelder.

So trat endlich die lang ersehnte Stille auf den furchtbaren Sturm ein, der seit etlich und 20 Jahren über Europa hingebraust und auch Weinsberg bald näher, bald entfernter, bald unmittelbar, bald mittelbar berührt hatte. An junger Mannschaft stellte die Stadt zu diesen Kriegen ein starkes Contingent, von welchen nur im russischen Feldzug blieben 14 Mann, während nur ein Einziger (Veit) zurückkam. Dierolf (s. unten 1840) war unter dem nachgeschickten Ergänzungs-Regiment und kam nur bis Thorn.

Angestellt waren hier in diesem Jahr: Oberamtmann Spittler, J. U. D.; Cameralverwalter: Götz; Stadt- und Amtsschreiber Endres; Stadt- und Amtspfleger: v. Olnhausen; Commun-Rechnungs-Revisor: Fraas, Notar; Oberamtsarzt: Dr. Niethammer; Oberamtschirurg: Knaus; Decan: M. Heyd; Diacon: M. Gundert; Praecept. Vic.: M. Oetinger; Collaborator: Beutenmüller; Bürgermeister: Plank; Stiftungspfleger: Walther; Schullehrer: Weiß und Reuter.

Jahrgang: Winter kalt vom Januar bis Mai. Mitte Aprils erfroren die Reben. Erndte mißrieth. Der Herbst dieses J. gewährte nur wenig und sehr geringen Wein. Gleichwohl stellte sich der Preis I. Kl. auf 80 fl., II. Kl. 72 fl. Niederste Temperatur im Januar − 16 °, höchste im Juni, Juli und August + 23 °. Eistage (mit 0 und − 0) 56, Sommertage mit + 20 ° und darüber 43.

Brodtaxe: Januar 18 kr., Februar 16 kr., April 18–20 kr., Mai 21 kr., Juni 23 kr., Juli 22–20 kr., August 21 kr., September 19 kr., October 21 kr. [220] 1816. Fortdauernde, fruchtlose Verhandlungen über eine ständische Verfassung – unterbrochen durch den am 30. Oct. d. J. unerwartet erfolgten Tod des Königs Friedrich, 7 Tage vor seinem 62. Geburtstag.

Unter König Wilhelm. 1816 bis jetzt.

Regierungsantritt Königs Wilhelm, vermählt am 24. Januar ebendieses Jahrs mit Katharina, Großfürstin von Rußland, Wittwe von Prinz Georg von Holstein-Oldenburg.

Der Sommer dieses Jahres war so permanent regnerisch und naßkalt, daß schon die Heuerndte fast nicht eingethan werden konnte und auch für die übrigen Feldfrüchte gänzlicher Mißwachs zu besorgen war, wozu auch noch der Bezirk am 8. August von Hagelschlag betroffen wurde, dessen Schaden in der Stadt auf 49,148 fl., im ganzen Bezirk auf 102,212 fl. geschätzt wurde. Zugleich verderblicher Sturm und heftige Gewitter nach jedem Sonnenblicke. – Der Herbst mißrieth gänzlich, da die Trauben nicht zur Reife gelangten. Der aus den ausgeschnittenen, weniger harten und sauren Trauben gewonnene Wein war nur durch Vermischung mit Obstmost trinkbar. Dennoch stellte sich die Weinrechnung vom Wein I. Kl. auf 40 fl., III. Kl. auf 30 fl. und der Preis zu Stuttgart auf 70–80 fl. Alter Wein stieg auf 100 fl. bis 250 fl. – In Folge hievon außerordentliche Theurung und Hungersnoth bis 1817. Fruchtpreise: Lichtmeß Kernen 15 fl., Haber 4 fl.; Martini Kernen 34 fl., Haber 7 fl. 15 kr.

Brodtaxe: 8 Pfd. März 24 kr., April 26 kr., Juli von 33 kr. auf 36 und 38 kr. steigend. Nach der Mißerndte: August 40 und 42 kr., September 40 und 48 kr., October 38 und 44 kr., December 43 und 46 kr. 3 Loth Weck 1 kr.

Im Juli wurden von der Stadt 100 Scheffel Dinkel angekauft und an die Bäcker allmählich abgegeben, welche von 1 Scheffel 120 Laibe à 8 Pfd. liefern mußten. Nach geschehener Aufnahme der hülfsbedürftigen Armen wurde 1 solcher Laib à 8 Pfd. abgegeben: an ganz Arme um 12 kr., an Mittelarme um 24 kr.

Zu Unterstützung der Armen und Verhagelten des Bezirkes kam im Aug. d. J. eine Anweisung von 218 Scheffeln Dinkel, 50 Schffl. Gersten, 20 Schffl. Roggen in gemindertem Preise, und für arme Weingärtner ein Steuernachlaß von 5000 fl.

Wegen der Theurung wurde schon am 8. Aug. der Ausfuhrzoll von Früchten erhöht und die Fruchtverkaufsaccise aufgehoben.

5. Nov. Eröffnung des deutschen Bundestags in Frankfurt.

Württemb. Bundescontingent sammt Reserve 20,934 Mann.

Niederste Temperatur im Februar − 17 °, 77 Eistage; höchste im Juli und August + 23 ° Reaumur. Nur 15 Sommertage mit + 20 °.

1817. Durch vorangehenden Mißwachs fortdauernde außerordentliche Theurung und Hungersnoth. Der Preis von 1 Scheffel Dinkel stieg auf 40 fl., Gerste auf 52 fl., Haber auf 24 fl., 1 Sri. Erbsen galt 7 fl., 1 Sri. Kartoffeln 4 fl., 1 Pfd. Brod 18 kr.

Die Brodtaxe für 8 Pfd. Brod war: im Januar 54 kr., Februar 56 kr., März 58 kr. bis 1 fl., April 1 fl. 2 kr., Mitte 1 fl. 4 kr., Ende 1 fl. 8 kr., Mai 1 fl. 10 kr., 1 fl. 8 kr., Juli 1 fl. 12 kr., nach der Erndte Aug. wieder 54 kr., September 36 kr., October 40 kr., November 44 kr. – Ochsenfleisch im Juli 15 kr. pr. Pfd., Rindfleisch 12 kr.

In dieser Zeit der bittersten Noth half die Königin Katharina (s. 24. Jan. 1816) durch eigene reichliche Gaben, durch Stiftung von Wohlthätigkeitsvereinen im [221] ganzen Land unter einer Centralleitung, an deren Spitze sie trat, durch Beschäftigung und Speisung der Armen, durch Sorge für die Erziehung armer Kinder, durch Gründung von Industrieschulen u. s. w.

Am 17. April wurde eine eigene Commission zu Ankauf ausländischer Früchte niedergesetzt.

Aus Veranlassung der Centralleitung wurde auch hier eine Kinder-Industrieschule und eine ausgezeichnete Suppenanstalt auf öffentliche Kosten errichtet, welche letztere ihren Sitz in einem Hause an der Bleiche hatte.

Berechnung der Kosten für täglich 100 Portionen Suppe auf 25 Wochen circa 1872 fl. – Berechnung der Kosten der zugleich errichteten Spinnanstalt: Einkauf von 281 Pfd. Hanf, 50 Pfd. Flachs; Spinnerlohn für Hanf 20 kr., für Flachs 28 kr., 304 fl. – Zugleich wurde eine öffentliche Backanstalt errichtet und der Antheil daran nach 3 Klassen folgenderweise bestimmt: Kl. I. erhielt den 8pfündigen Laib Brod à 1 fl. gegen 36 kr. baar, 24 kr. auf Rechnung, 39 Pers.; Kl. II. erhielt den 8pfündigen Laib Brod à 1 fl. gegen 24 kr. baar, 36 kr. auf Rechnung, 80 Pers.; Kl. III., 11 ganz arme Personen, erhielt einen oder ½ Laib ganz frei.

Die Regierung öffnete ihre Kästen und verkaufte den Schffl. Dinkel zu 10–12 fl. Schon im Mai wurden dem Oberamtsbezirk bei dem Cameralamt Heilbronn an sog. Sustentationsfrüchten angewiesen 11 Schffl. Kernen, 29 Schffl. Waizen, wovon die Stadt erhielt 11 Schffl. Kernen, 9 Schffl. Waitzen; sodann bei dem Cameralamt Vaihingen: 10 Schffl. Roggen und 110 Schffl. Dinkel; endlich bei dem Cameralamt Weinsberg: 15 Schffl. Roggen, 70 Schffl. Dinkel. Noch wurden von der Privatgesellschaft in Heilbronn erkauft: 100 Schffl. Waitzen. (Stdt. Prot.)

Die Preise der Lebensmittel wurden im Juni d. J., wo der Scheffel Dinkel auf 35 fl., der Kernen (zu Lauffen) auf 80 fl. gestiegen war, officiell folgendermaßen taxirt und durften nicht höher verkauft werden, als:

1 Scheffel Dinkel im Haus zu 14 fl. auf dem Markt 16 fl.
1
Roggen und Gerste
„ „ „
24 fl.
„ „ „
27 fl.
1
Kernen und Waizen
„ „ „
38 fl.
„ „ „
42 fl.
1
Haber
„ „ „
10 fl.
„ „ „
12 fl.
1
Simri
Erbsen, Linsen etc.
„ „ „
4 fl.
„ „ „
5 fl.
1
Kartoffel
„ „ „
2 fl.
„ „ „
2 fl. 30 kr.

Die besonders reiche Kartoffelerndte dieses Jahrs machte im September die Fruchtpreise sinken. Fruchtpreise an Lichtmeß 1 Scheffel Dinkel 11 fl. 10 kr., Roggen 24 fl., an Martini 1 Schffl. Dinkel 9 fl. 53 kr., Roggen 23 fl., Mittelpr. Gerste 18 fl. 28 kr. – Der Ertrag des Herbstes war gering; das Gewächs, wenn auch nicht gut, doch wenigstens trinkbar. Weinrechnung in Weinsberg I. Kl. 60 fl., III. Kl. 50 fl. Sonstiger Weinpreis 70 fl. – Niederste Temperatur im Dec. − 9 °. Höchste im Juni + 25 °. Eistage 52. Sommertage 39. – Außerordentliche Überschwemmung gegen Ende Mais, so stark wie im October 1778.

Am 23. Juli wurde endlich der erste Erndtewagen am Stadtthor von der Bürgerschaft und der gesammten, mit Blumen bekränzten Schuljugend empfangen und unter Musik und religiösem Gesang vor das Rathhaus begleitet, wo Dekan M. Heyd eine feierliche Dankrede hielt und die Gemeinde ein fröhliches „Nun danket Alle Gott“ anstimmte. In einem wegen der vorjährigen Noth unbesäeten Felde war ein reicher Segen aus Demjenigen aufgewachsen, was in der vorigen nassen Erndte ausgefallen und auf dem Boden zurückgeblieben war, in ungewöhnlicher Körnerfülle.

[222] Neue Verfassungsverhandlungen ohne Resultat.

Im Sommer d. J. wurde die Kirche wegen des eintretenden Reformations-Jubiläums unter Leitung des Landbaumeisters Abel restaurirt, neugeplattet, geweißnet. Der schadhafte westliche Giebel ward wieder hergestellt. Die Stühle wurden reparirt. Mittlerweile ward in der Schule gepredigt. Neue Einweihung am Jubiläum, wobei 282 Stücke Reformationsmedaillen, gefertigt von Bruckmann und Comp. à 20 kr. an die Schuljugend vertheilt wurden. Kosten 94 fl., woran freiwillige Beiträge 31 fl., Stiftungspflege 64 fl. (Stdt. Prot.)

Im Juli d. J. wurde der seitherige Oberamtmann Dr. Spittler pensionirt und im August der Oberamtmann von Tübingen, v. Wolf, nach Weinsberg versetzt. An die Stelle des Präc. Laux † pens. 2. Oct. kam M. Oettinger bis 1818.

Das vormals Stadtschreiber Zeller’sche Haus an den Kirchenstaffeln (1816 von Bürgermeister Plank erworben) wurde in diesem Jahr vom Staate zu einer Diaconatswohnung erkauft und von Diacon M. Gundert bezogen.

1818. Jahrgang: milder Winter; baldiges Frühjahr; schon im April ein Sommertag mit + 22 °, aber am 30. und 31. Mai schädlicher Frost. Im Juni Steigen der Temperatur bis + 25 °, im Juli bis + 28 °. Sommertage 67. Eistage 59. Tiefste Temperatur im Dec. − 10 °. – Die Noth gemildert durch diesen bessern Jahrgang. Brodtaxe sinkend: Jan. 36 kr., Febr. 32 kr., Mai 28 kr., Juni und Juli 28 kr., Aug. 26–24 kr., Oct. 22 kr., Nov. 21. kr. Preise der Lebensmittel herabgehend: an Lichtmeß Kernen Mittelpreis 22 fl. 17 kr. pr. Schffl., Dinkel 9 fl. Haber 5 fl. 27 kr.; an Martini Kernen 12 fl. 18 kr., Dinkel 5 fl. 18 kr., Haber 4 fl. 38 kr. Herbstertrag ziemlich viel und Qualität sehr gut. Die Weinlese begann am 9. October. Weinrechnung I. Klasse 68 fl., III. Klasse 60 fl., anderswo höchster Preis des Weins pr. Eimer 130 fl. Mittelpreis 60 fl.

Im Februar Aufstellung einer täglichen Bötin nach Heilbronn.

Im November d. J. erschien eine neue Organisation der Staatsverwaltung. Eintheilung des Landes in vier Kreise: Neckar-, Donau-, Schwarzwald- und Jaxtkreis mit vier Kreisregierungen, vier Gerichtshöfen und vier Finanzkammern. Trennung der Rechtspflege von Verwaltung und Polizei. Aufhebung der bisherigen Unterämter des Bezirkes. (s. oben 1810.)

In Folge dessen erhielt Weinsberg ein Oberamtsgericht und Oberamt und wurde dem Gerichtshof für den Neckarkreis (in Eßlingen) und der Regierung des Neckarkreises (in Ludwigsburg) untergeordnet; das Cameralamt (früher Kellerei) der Kreisfinanzkammer (in Ludwigsburg).

Erster Oberamtsrichter (vorher Regierungs-Assessor in Ulm) wurde im März folgenden Jahrs: Böcklen, in Anfangs gemiethetem Locale. Später (im J. 1821) wurde die Behausung des früheren Lichtenstern’schen Kellers Holzwarth am oberen Thor erkauft und zur Oberamtsgerichtswohnung eingerichtet.

Oberamtmann blieb der seitherige Oberamtmann von Wolff, März 1819. – Die Aufhebung der Stadt- und Amtsschreiberei erfolgte erst im Juni 1821 und die Organisation der Gerichts- und Amtsnotariate dafür erst 1826 s. u.

Freiere Gemeindeverwaltung durch Stadtrath und Bürgerausschuß 31. Decbr. d. J. und 1. März 1822.

Präceptor Oetinger als Prof. nach Ulm befördert. Nachfolger Walker. Sept. d. J.

Novbr. Tod des Mädchenschulmeisters Weiß. Amtsverweser resp. Nachfolger Winter.

[223] Am 11. Decbr. d. J. wurde der seitherige Oberamtsarzt von Gaildorf Dr. Justinus Kerner, der gemüthliche schwäbische Dichter und geistreiche Geistermann zum Oberamtsarzt in Weinsberg ernannt. Anfangs in Miethwohnungen sich behelfend, erbaute er sich später, s. 1822, das von L. Uhland besungene Dichterhaus am Fuße der Weibertreue, dessen getreues Bild in G. Schwab’s Schwaben (das malerische und romantische Deutschland. I. Leipzig 1847. p. 36.) zu finden ist. Das Areal dazu und zu einem kleinen anstoßenden Garten erhielt er von der Stadt. (s. unten 1822.)

Seiner Einbürgerung verdankt Weinsberg, daß es in den letzten vier Jahrzehnten, für längere oder kürzere Zeit, der Aufenthaltsort von berühmten Männern und Frauen aller Stände, von Dichtern, Gelehrten, Künstlern u. s. w. geworden ist, für welche seine Muse, seine liebenswürdige Persönlichkeit, sein Humor, sein idyllischer Sitz, seine magisch-magnetischen Kuren, s. unten J. 1826–33, u. s. w. ein weithin anziehender Magnet wurden. Wir nennen unter den öfter und oft für längere Zeit Wiederkehrenden: L. Uhland (seinen Jugendfreund), G. Schwab †, Carl Meier, Niembsch Lenau †, Graf Alexander von Württemberg †, G. Pfitzer, Ed. Mörike; unter den ephemeren: Tieck, Fouqué, Ladisl. Pyrker, (Patriarch, Dichter), Matthison, Wilhelm Müller (Verfasser der Griechenlieder), Mosenthal, Graf v. Auersberg (Anast. Grün), Achim v. Arnim (Gatte der Bettina), Willibald Alexis, Varnhagen, Rückert, Kobell, Lamey (franz. Dichter), James Henry (irischer Dichter), A. Knapp, Mor. Hartmann, Freiligrath, Geibel; die Frauen Rosa Maria, Amalia Schoppe, Helmina v. Chezy, Emma v. Niendorf, Ottilie Wildermuth. Sodann Dr. Schleiermacher, Schubert, Sternberg, Görres mit Familie, Frhr. v. Wangenheim, Dr. Eschenmaier, Dr. Wolfg. Menzel, Dr. David Strauß, Parrot, Dingelstedt, Berthold Auerbach, Franz Kugler, Fr. List (Staatsökonom), Dr. Passavant, Ennemoser, Dr. Schönlein, Friedrich v. Maier (von Frankfurt), Löben, Moysen, Graf Pozzi, Rugendas, Nägeli (der Schweizer Musikmeister), Fürst Pückler-Muskau, Rybinsky, (letzter Generalissimus der Polen), Herzog Max von Bayern (Vater der östreich. Kaiserin), Prinz Adalbert von Bayern, Gustavson, (vorm. König von Schweden), Löwe, Abert, Touret, Bruckmann u. A. m., besonders Künstler und Schauspieler.

1819. 9. Jan. unerwarteter Tod der allverehrten Königin Katharina (s. oben 1817). Große Landestrauer. Trauerläuten.

Im Juni wurde der bisherige Bürgermeister Plank als Stadtschultheiß (nach der neuen Organisation) von Oberamtmann v. Wolff auf dem Rathhause beeidiget, erkrankte aber schon im Juli d. J. und starb am 13. Aug.

Wie der bisherige Amtsbürgermeister von nun an Stadtschultheiß, so heißen die bisherigen Gerichts- und Magistrathsverwandte nun Stadträthe und das bisherige Stadtgericht hat ein Ende. Damit endigen auch die seit 1708 vorliegende Stadtgerichts-Protokolle. – Am 8. Sept. wurden die gewählten Bürger-Deputirte beeidigt.

Im Juni Finanzkammer-Assessor Dornfeld (I.) zum Cameralverwalter hier ernannt.

13. Juli Einberufung einer neuen Ständeversammlung nach Ludwigsburg, mit welcher der Abschluß des Verfassungs-Vertrags am 23. Sept. glücklich zu Stande kommt. (Ständ. Prot. vom 23. Sept. d. J.)

Unterzeichnung und Überreichung der Verfassungs-Urkunde am 25. Sept. Von Seite Weinsbergs unterschrieb der Abgeordnete Mauchard sen. von Eberstadt. Verkündigungs-Manifest vom 27. Sept. als dem Geburtsfeste des Königs.

[224] Feierliche Begehung des Verfassungsfestes im ganzen Land am 24., 28. und 31. October.

Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 9 fl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 44 kr., Haber 3 fl. 56 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 6 kr., Dinkel 3 fl. 46 kr., Haber 3 fl. 8 kr. Brodtaxe Febr. 18 kr., März 20 kr., Novbr. 15 kr., Dec. 14 kr. Der Herbst d. J. gab vielen und guten Wein. Weinrechnung offic. I. Kl. 36 fl., III. Kl. 28 fl. Anderer Orte Mittelpreise: 50 fl., theilweise aber auch verkauft zu 100 fl. und drüber. Niederste Temperatur im Jan. − 8 °, höchste im Juli + 29 °. Eistage 54. Sommertage 72.

Von 1820–30. Politische Ruhe und glückliche Friedensjahre. Ausbau der württemb. Landesverfassung. Der erste Landtag nach der Verfassung vom Jahr 1819 wurde gehalten vom 15. Jan. 1820 bis 26. Juni 1821. Abgeordneter für Stadt und Amt Weinsberg war auf diesem und dem zweiten Landtag Fetzer, Dr. Jur. in Stuttgart, Sohn des frühern hiesigen Oberamtmanns (nach §. 157. der Verfassung auf 6 Jahre gewählt.)

13. Febr. Oberamtgerichtsactuar Pfaff wird als gewählter Stadtschultheiß beeidigt; schon am 30. Sept. vorigen Jahrs zum Bürger angenommen.

Seelenzahl von 1820 1,744 worunter 29 Katholiken.

Herbstertrag von 1820 wenig und sehr schlecht in Folge anhaltender ungünstiger Witterung. Weinrechnung I. Klasse 36 fl., III. Klasse 28 fl., anderswo Preis bis 51 fl. – Niederste Temper. im Jan. − 15 °, höchste im Aug. + 27 °. Eistage 72. Sommertage 58. – Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 8 fl. 6 kr., Dinkel 3 fl. 44 kr., Haber 3 fl., Gerste 4 fl. 18 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 2 kr., Dinkel 3 fl. 14 kr., Haber 2 fl. 34 kr., Gerste 3 fl. 36 kr.

1821. An die Stelle des im Sept. vorigen Jahrs gestorbenen General-Superintendenten Müller von Heilbronn tritt als solcher der bisherige Decan von Neuenstadt M. Märklin.

Seelenzahl in diesem Jahr 1751 Evangelische und 32 Katholiken, zusm. 1,783.

Herbstertrag weder der Quantität noch der Qualität nach zufriedenstellend. Durchschnittspreis des Weins im Oberland 10 fl., im Unterland 25 fl. Letzte gerichtliche Weinrechnung I. Kl. 26 fl., III. Kl. 18 fl. – Niederste Temp. im Febr. − 8 °, Eistage 67, höchste im Juli und August + 25 °. Sommertage nur 37. Fruchtpreise an Lichtmeß Kernen 8 fl. 16 kr., Dinkel 3 fl. 25 kr., Haber 3 fl. 40 kr.; an Martini Kernen 8 fl. 16 kr., Dinkel 3 fl. 40 kr., Haber 2 fl. 24 kr., Gerste 5 fl.

1822. Diacon M. Gundert kommt als Stadtpfarrer nach Murrhard; an seine Stelle rückt Repetent Süßkind 1822–29.

Im Mai dieses Jahr wird die vorher verpachtete Bleiche den Einwohnern zum Selbstbleichen ihres Tuches unentgeldlich überlassen.

Am 31. Mai gibt die Stadt dem Oberamtsartzt Dr. Kerner ungefähr ein Vrtl. Boden im grasigen Haag zu Erbauung eines Wohnhauses unentgeltlich ab und schreibt es ihm als Eigenthum zu. Die nöthigen Schwellen dazu erhält er um die hälftige Taxe aus dem Stadtwalde.

eod. ertheilt sie ihm und seiner Gattin und Familie unentgeldlich das Bürgerrecht. (Stadt-Prot.)

Im Juli wurde beim Pflästern des Marktes an Hutmacher Schultheiß Haus ein vormaliger Pumpbrunnen aufgefunden und einstweilen mit einer Platte bezeichnet und hernach im August wieder als solcher eingerichtet.

Ein ausgezeichnetes Weinjahr. Reichlicher Ertrag und an Güte dem [225] Gewächs von 1811 nicht viel nachstehend. Niederster Preis 50 fl., höchster 100 fl. Mittelpreis 55 fl. Herbstsatz schon den 13. Sept.; am 1. Oct. alle Keltern geschlossen. Höchste Temperatur im Juli + 28 °. Sommertage. 80. Tiefste im Dec. − 13 °. Eistage 58. – Fruchtpreise: immer noch große Wohlfeilheit und Unwerthe. Landes-Durchschnitt Roggen 5 fl., Dinkel 3 fl. bis 3 fl. 30 kr., Haber 3 fl., Gerste 4 fl. Heilbronner Durchschnitt, Roggen 3 fl. 56 kr., Dinkel 3 fl. 3 kr., Haber 2 fl. 10 kr., Gerste 3 fl. 48 kr.

1823. 6. März Geburt des Kronprinzen Karl. Auch hier wie im ganzen Lande Dankgottesdienst. – Oberamtsrichter Böcklen wurde nach Backnang versetzt und am 25. Oktober Oberjustizassessor Heyd, bisheriger Oberamtsgerichtsverweser in Öhringen, zum Oberamtsrichter in Weinsberg ernannt.

Nov. Collaborator Beyttenmüller zum Präceptor in Murrhard befördert. Nachfolger s. folg. J. – Aus der Collaboraturschule wird bald eine Realschule.

Herbstertrag ziemlich viel, aber von geringer Qualität, da die Trauben nicht überall zur Reife gelangten. Niederster Preis 7 fl., höchster 50 fl. Mittelpreis 23 fl. – Höchste Temperatur + 26 °. im August. Sommertage 51. Niederste Temp. − 15 °. im Jan. Eistage 67. Fruchtpreise auf den herrschaftlichen Kästen Roggen 6 fl. 11 kr., Dinkel 3 fl. 28 kr., Haber 3 fl. 58 kr., Gerste 5 fl. 30 kr.

1824. Auf Anregung Dr. Kerners Bildung eines Frauen-(Weibertreue)-Vereins zur Restauration der Burgruine. Ankauf des innern Weinbergs. Besetzung mit Gesträuchen und Bäumen. Wege. Die zwei Thürme werden zugänglich gemacht. Aeolsharfen in die Öffnungen des runden Thurmes. Ringe mit geschliffenen Steinchen aus den Mauerruinen zum Verkauf.

Im Sept. kauft Dr. Justinus Kerner vom Cameralamt 1⁹⁄₁₆ Ruthen Platz, worauf der sogenannte Diebsthurm steht, um 7 fl. Dichterischer Einbau und Restauration desselben (s. unten Örtlichkeit).

Septbr. Tod Ludwigs XVIII. in Frankreich. Succ. Carl X. sein Bruder. – Emanation des neuen Pfandgesetzes und der Strafproceßordnung. – Collaborator an Beyttenmüllers Stelle Maute, nachmals Reallehrer hier.

Herbstertrag der Menge und Güte nach äußerst gering, da es an beständiger heiterer Witterung fehlte. Mittelpreis 21 fl. – Höchste Temperatur + 27 ° im August. Sommertage 56; niederste − 9 °. im Januar. Eistage 52. – Fruchtpreise im Oktober Kernen 6 fl. 25 kr., Dinkel 2 fl. 42 kr. bis 3 fl., Haber 2 fl., Gerste 3 fl. 19 kr. – Außerordentliche Überschwemmung im Neckarthal und in anderen Thälern; in Heilbronn 10–12″ höher als im J. 1817.

1825. Bauer Eytel vom Scheuernboden herab todtgefallen. – Zur Vollziehung des Pfandgesetzes vom vorigen Jahr wurde den 12. Decbr. als Pfand-Commissär für Weinsberg aufgestellt: Stadtschultheiß Pfaff. Für ihn den 4. März folg. Js. Kleinknecht, bisheriger Oberamtsactuar allhier.

Herbstertrag wenig, aber noch über Erwarten gut. Mittelpr. 21 fl. 24 kr. Fruchtpreise der Finanzkammer im Oktbr. Roggen 4 fl. 27 kr., Dinkel 2 fl. 50 kr., Haber 2 fl. 30 kr., Gerste 4 fl. 27 kr. – Höchste Temperatur + 26 ° im Juli. Sommertage 48.; tiefste im Febr. − 10,4 °. Eistage 56.

1826. Bildung der Gerichts- und Amtsnotariatsbezirke. Weinsberg Ger.-Not. II. Klasse. Amts-Not. Löwenstein und Eschenau. Ger.-Notar in Weinsberg: Endres, bisheriger Stadtschreiber. – Dritter ordentlicher Landtag. 1. Dec. Abgeordneter für Weinsberg Dapp s. 1809. Einwohnerzahl 1870. [226] Herbstertrag sehr viel von mittlerer Güte. Mittelpreis 21 fl. 24 kr. – Höchste Temperatur + 26,2 im Juli. Sommertage 57. Tiefste im Jan. − 13,2. Eistage 66. Der Januar allein 31. – Fruchtpreise am Ende des Jahrs 1 Schffl. Dinkel nur 2 fl. 17 kr., Landes-Durchschnitt 1 Schffl. Roggen und Gerste 4 fl. 27 kr.

Am 25. November dieses Jahrs kam Frau Hauffe die „Seherin von Prevorst“ (nach der bekannten Schrift von Dr. Kerner) nach Weinsberg und in die Behandlung des Dr. Just. Kerner. In den Schluß dieses und den Lauf der zwei folg. Jahre fallen die in gedachter Schrift erzählten, Weinsberg damals zu einem Wallfahrtsort Glaubiger und Unglaubiger machenden Erscheinungen und Geistergeschichten.

1827. Stadtschultheiß Pfaff wegen Beförderung der Reinlichkeit in den Straßen und Gassen, namentlich für Anlegung von Misthaufen, Gruben etc. im Regierungsblatt öffentlich belobt. – 4. April. Hinrichtung des Raubmörders Bauer von Rammingen, O.A. Ulm, kathol. Conf. wegen eines den 9. Okt. vor. J. an Friedr. Knapp von Knittlingen, seinem Reisegefährten, beim steinernen Tisch durch Erschießen begangenen meuchlerischen Raubmords.

Herbstertrag nach Quantität nicht bedeutend, nach Qualität gut. Höchster Preis 66 fl., Mittelpreis 20 fl. 13 kr. Höchste Temp. im Juli + 27,2. Sommertage nur 37. Niederste im Febr. − 20,2. Eistage 70. im Februar allein 26. – Fruchtpreise: Ldsdurchschn. Dinkel 3 fl. 58 kr., Roggen und Gerste 6 fl. 1 kr., Haber 2 fl. 42 kr.

Am 31. Decbr. wurde der neue Spital – unterhalb der Stadt – aus der Masse des Fabrikanten Kleinknecht um 1800 fl. vom Stiftungsrathe erkauft und später, Jahr 1828–29, ein Stock aufgebaut.

1828. Außerordentlicher Landtag für Gesetzesentwürfe vom 15. Jan. bis 4. April d. J. – Der verdiente Präceptor Walker wird den 25. Oktbr. als Oberpräceptor an das Gymnasium Heilbronn versetzt.

Herbstertrag über alle Erwartung und der reichste seit langen Zeiten. Güte des Weins mittelmäßig, doch im Keller noch gewinnend. Durchschnittsertrag des Morgens nahe an 5 Eimer. Niederster Preis 4 fl., höchster 50 fl. Mittelpreis 10 fl. 51 kr. – Höchste Temp. im Juli + 26,4. Sommertage 40. Tiefste im Jan. − 8,7. Eistage 72. Die meißten im Febr. 18. – Fruchtpreise: Durchschnitt Roggen 12 fl. 47 kr., Dinkel 5 fl. 42 kr., Haber 3 fl. 7 kr. In Heilbronn Roggen 12 fl. 35 kr., Dinkel 5 fl. 26 kr., Haber 3 fl. 43 kr.

In diese Jahre fällt der von Justinus Kerner in seiner „Seherin von Prevorst p. 472“ erzählte Geisterspuck in dem (vormaligen) Gefängnißzimmer des Rathhauses, von dem aber später – von 1836 an – nichts mehr verlautete; ebenso der Kelterspuck vor einer reichen Weinlese. p. 470.

1829. Präceptor Stoll von Güglingen den 18. Febr. an Walkers Stelle zum Präceptor in Weinsberg ernannt. – Im Aug. d. J. starb die Seherin von Prevorst (s. oben 1826) in Löwenstein. – Im Okt. d. J. wurde das Pfandbereinigungsgeschäft in der Oberamtsstadt Weinsberg – nach Reg.-Bl. – vollendet. – Am 9. Decbr. wurde der bisherige Diaconus Süßkind auf das Diac. Ludwigsburg befördert. An seine Stelle trat am 14. Juli des folg. J. als Diaconus der bisherige Repetent Maier. – Das im Jahr 1769 erbaute und nach Verkauf des alten Spitals (s. oben 1800) gebrauchte kleinere städtische Armenhaus zwischen dem neuen Heilbronner und dem unteren Thor wurde nach Acquisition des neuen Spitals in diesem Jahr an Weingärtner Bauer verkauft.

Der Herbst gab weder vielen noch guten Wein, da die Trauben bei der nassen Herbstwitterung nicht ganz reif wurden. Höchster Preis 36 fl.; niederster 3 fl. [227] Mittelpreis 9 fl. 57 kr. – Höchste Temperatur im Juli + 28. Sommertage nur 26. Niederste Temp. im Febr. − 16,3. Eistage 121, die meißten im laufenden sec.Fruchtpreise: Durchschnitt Kernen 11 fl. 50 kr., Dinkel 4 fl., Haber 3 fl. 35 kr., Gerste 6 fl. 52 kr. In Heilbronn Kernen 9 fl. 13 kr., Dinkel 3 fl. 59 kr., Haber 3 fl. 20 kr., Gerste 5 fl. 5 kr.

Mit 1830 Beginn neuer unruhiger Jahre, wenn auch ohne Krieg. – 27–29. Juli Juli-Revolution in Paris. Absetzung und Vertreibung Königs Carl X. Louis Philipp von Orleans, Regent 30/1. Juli, besteigt auf Aufforderung der Kammer den Thron. 9. August. – Rückwirkung auf deutsche Stimmung und Zustände. – Vierter ordentlicher Landtag vom 15. Januar bis 7. April.

Besonders strenger, langedauernder Winter; stärkste Kälte am 2. Febr. mit − 25 bis 26 °. Guter Frühling; kühler Sommer, günstiger Herbst; mittelmäßige Fruchtbarkeit, ausgezeichnete Menge von Äpfeln. Wein nicht viel und von mittlerer Güte. Niederster Preis 10 fl., höchster 70 fl., Mittelpreis 30 fl. – Höchste Temperatur im August + 27,5. Sommertage 45. Niederste Temp. im Febr. − 25. Eistage 96, im Jan. allein 31. – Fruchtpreise (Landesdurchschn.-Preise). 1 Schffl. Kernen 11 fl. 12 kr., Roggen 7 fl. 40 kr., Gerste 5 fl. 36 kr., Dinkel 4 fl. 32 kr., Haber 3 fl. 36 kr. – Seelenzahl von 1830 1,887, worunter, 31 Katholiken.

1831. Januar. 19. Neckaraustritt bei Heilbronn. – Bewegungen – in Folge der vorj. Juli-Revolution – bei den Neuwahlen für den nächsten Landtag. – Vaterländische Vereine. – Wahlausschüsse.

Septbr. Verhandlungen wegen Maßregeln für den Fall des Eindringens der Cholera. – Anschaffung von 10 weiteren Bettstätten im Armenhaus. – In dem neuen Spital wurde auf Antrag des Stadtschultheißen Pfaff in diesem Jahr eine Armenversorgungs- und Armenbeschäftigungsanstalt gegründet und die von Pfaff sorgfältig entworfenen Statuten von den betreffenden höheren und niederen Aufsichts-Behörden genehmigt.

Jahrgang: mäßig kalter Winter; ziemlich nasser Frühling. Sommer viel Regen, viele Gewitter. Herbst gut und heiter, zur Weinlese treffliche Witterung. Herbstertrag ein mittlerer nach Quantität und Qualität; letztere zum Theil sogar gering. Niederster Preis 10 fl., höchster 78 fl., Mittelpreis 34 fl. – Höchste Temp. im Juli + 23,7. Sommertage 46. Niederste Temp. im Jan. − 17,2. Eistage 64. im Januar 26. Fruchtpreise gegen Ende des Jahrs Kernen 20 fl., Roggen 13 fl. 38 kr., Dinkel 7 fl. 32 kr., Gerste 10 fl. 45 kr., Haber 5 fl. 12 kr.; frühere herrschaftliche Durchschnittspreise Kernen 20 fl., Roggen 8 fl. 36 kr., Dinkel 4 fl. 57 kr., Gerste 5 fl. 53 kr., Haber 3 fl. 53 kr.

1832. Fortdauernde Bewegungen der patriotischen Vereine. – Große Versammlung zu Boll im April dss. Js. – Bundestagsbeschluß gegen diese Vereine vom Juni d. J. – Wahl des (liberalen) Stadtschultheißen Pfaff zum Abgeordneten des Oberamtsbezirks Weinsberg.

Am 26. Nov. wurde Schwarzin, ux. des Bürgers Schwarz von Gellmersbach, welche ihren unehelichen fast 5jährigen Knaben ertränkt hatte, hier mit dem Schwerdte hingerichtet.

Jahrgang: mäßig kalter Winter mit wenig Schnee, erste Hälfte des Sommers viel Regen mit Gewittern und starker Abkühlung; zweite, gleichförmige warme Witterung; mancher Orten verderblicher Hagel. Herbst größtentheils heiter, aber für Traubenreife nicht hinreichend lang gelind. – Ausgezeichneter Obstsegen fast überall. [228] Herbstertrag ziemlich viel, aber gering, kaum trinkbar. Mittelpreis 19 fl. 30 kr. – Höchste Temperatur im Juli + 29 °. Sommertage nur 36. Niederste Temp. im Januar − 7,4. Eistage 108, im Jan. 24, im Febr. 21, im Decbr. wieder 20. – Fruchtpreise, Landesdurchschnitt nach württemb. Jahrbüchern, Kernen 20 fl., Dinkel 7 fl. 32 kr., Roggen 13 fl. 38 kr., Gerste 10 fl. 45 kr., Haber 5 fl. 12 kr. Schranne in Heilbronn 1832–33. Kernen 13 fl. 2 kr., Dinkel 5 fl. 10 kr., Roggen 8 fl. 21 kr., Gerste 7 fl. 40 kr., Haber 4 fl. 33 kr.

1833. Eröffnung des neuen Landtags im Jan. dieses Jahrs. – Auflösung der Kammer schon am 22. März wegen des Pfitzerschen Antrags gegen die Bundesbeschlüsse vom Juni vorigen Jahrs. – Neuer Landtag eröffnet am 20. März dieses Jahrs, bezeichnet als Steuerverwilligungs-Landtag. Opposition Römer etc. – Militair-Complott von Lieutenant Koseritz etc. 1833–35.

Herbstertrag: ziemlich viel, aber gering. Mittelpreis 19 fl. 30 kr. Jahrgang: mäßig kalter Winter, ziemlich guter Frühling, warme Sommerwitterung; bald aber zu viel Regen und kühl; Oktober wieder besser, Dec. gelind viel Regen. – Höchste Temperatur im Juni + 26,2. Sommertage 34, im Mai und Juni 15. Niederste Temp. im Jan. − 12,4. Eistage 67 , darunter im Jan. 26. – Neckaraustritt den 19. Dec. – Stetiges Wanken der Fruchtpreise, Landesdurchschnitt Kernen 10 fl. 35 kr., Roggen 7 fl. 40 kr., Dinkel 4 fl. 41 kr., Haber 4 fl. 19 kr., in Heilbronn 1833–34 Kernen 8 fl. 57 kr., Roggen 5 fl. 36 kr., Dinkel 3 fl. 49 kr., Haber 3 fl. 40 kr.

4. Juli. Gerichtsactuar Straub zum Assessor des Gerichtshofs Ellwangen, – Justiz-Referendär Eckard den 20. August zum Gerichtsactuar hier ernannt. – Andrang von sogenannten „dämonisch-magnetischen“ oder „Besessenen“ zur „magisch-magnetischen“ Heilart Dr. Kerners *)[17].

1834. 1. Jan. Beitritt Württembergs zum deutschen Zollverein. – Vorzügliches Weinjahr in Folge trockenen, heißen Sommers. Ertrag außerordentlich reich und vorzügliches Product. Mittelpreis 32 fl. 12 kr. – Höchste Temperatur im Juli + 28 °. Sommertage 88, darunter im Juli 28, im August 21. Niederste Temp. im Decbr. − 10 °. Eistage 90, darunter im Febr. 23, im März 17, im Decbr. 20. – Vom Mai fast bis zum Okt. seltene Sommerhitze nach mildem Winter. – Fruchtpreise, Landesdurchschnitt Kernen 10 fl. 10 kr., Roggen 7 fl. 10 kr., Dinkel 4 fl. 25 kr., Haber 4 fl. 3 kr. Heilbronn 1834–35 Kernen 10 fl. 32 kr., Roggen 7 fl. 4 kr., Dinkel 4 fl. 46 kr., Haber 4 fl. 36 kr.

Auch in diesem und dem folgenden Jahr mehrere sogenannte Besessene von allen Gegenden her in der ärztlichen Behandlung (magisch-magnetischen Heilart) des Oberamtsarztes Dr. Kerner. u. A. das Mädchen von Orlach.

1835. Im Septbr. Decan M. Heyd aus Veranlassung seines 50jährigen Amtsjubiläums zum Ritter der württembergischen Krone ernannt.

Jahrgang. Winter mit mäßig andauernder Kälte. Frühling in zweiter Hälfte Aprils; bald mit Sommertagen; Juni Stillstand der Vegetation; Juli starke Hitze bis Septbr.; zweite Hälfte Oktbrs. Winterkälte. – Herbstertrag viel und gut, doch dem vorjährigen nachstehend. Höchster Preis 75 fl., Mittelpreis 22 fl. – Höchste Temperatur im Juli + 28 °. Sommertage 61, darunter im Juli 25. Niederste Temp. im Decbr. − 11,8. Eistage 99, darunter im Jan. 22, Novbr. 22. Decbr. 20. –

[229] Getreide reichlich. Fruchtpreise: Kernen 10 fl., Roggen 7 fl. 22 kr., Dinkel 4 fl. 23 kr., Haber 4 fl. 22 kr. (Landesdurchschnitt) Heilbronn 1835–36 Kernen 8 fl. 12 kr., Roggen 6 fl. 12 kr. Dinkel 3 fl. 34 kr., Haber 3 fl. 36 kr. Vom 12. Sept. d. J. an bis zum Febr. des folgenden Jahres spielt die so vieles Aufsehen machende, von Dr. Kerner in der Schrift: Eine Erscheinung aus dem Nachtgebiete der Natur beschriebene Geistergeschichte im hiesigen Gefängniß.

Miterlebtes. Von 1836 bis 1857.

1836. Landtag vom 30. Jan. bis 18. Jul. Schulgesetz. Frohnablösungsgesetz. 27. Jan. Pensionirung des Decans von Heyd auf Ansuchen. Nachfolger 25. Aug. Decan von Blaufelden, M. Dillenius. Aufzug desselben am 29. Sept. Investitur am 9. Okt. (Sonntag Vormittag) durch Prälat v. Märklin. Testes: Decan v. Heyd, Ephorus Hauber. – Dermalige Angestellte: Oberamtsrichter Heyd, Oberamtmann v. Wolff, Cameralverwalter Dornfeld I., Gerichtsnotar Endres, Oberamtspfleger v. Olnhausen, Oberamtsarzt Dr. Kerner, Diac. Maier, Stadtschultheiß Pfaff, Präc. Stoll, Reallehrer Maute, deutsche Schullehrer: Winter und Reuther, Stiftungspfleger Weber. – Im Nov. wegen Ausbruchs der Cholera in München verschiedene Regierungserlasse und Vorbereitungen; doch zum Glück vergeblich. Jahrgang: Viele Ähnlichkeit mit 1834. Lange anhaltende Sommerwärme. Ungewöhnlich große Schneemenge zu Ende des Jahrs. Geringe Gewitterzahl. 2. Dezember Neckaraustritt bei Heilbronn. Herbstertrag nicht nur nicht viel, sondern auch schlecht. Mittelpreis 23 fl. 17 kr. Höchste Temperatur im Juni + 26,8. Sommertage 50, im Juli 19, im August 18. Niederste im Jan. − 16,4. Eistage 72, darunter im Jan. 23, Febr. 21, Dez. 11. – Getreide sehr gut gerathen. Fruchtpreise nach Landesdurchschnitt. 1 Scheffel Kernen 9 fl. 27 kr., Roggen 6 fl. 22 kr., Dinkel 4 fl. 4 kr., Haber 3 fl. 59 kr. In Heilbronn 1636–37 1. Juli 1 Scheffel Kernen 8 fl. 32 kr., Roggen 5 fl. 52 kr., Dinkel 3 fl. 44 kr., Haber 3 fl. 48 kr.

Seelenzahl von 1836 → 1807, worunter 30 Katholiken.

1837. Im Febr. Versuch mit einer nächtlichen Fortbildungsschule für confirmirte Jünglinge, wozu sich 40 freiwillige Theilnehmer meldeten. Dauer bis zum Anfang der Feldgeschäfte. – Reorganisation des städtischen Schulwesens nach dem neuen Schulgesetze. Pensionirung des bisherigen zweiten Mädchenlehrers Reuther wegen hohen Alters. – Aufstellung eines Unterlehrers an der zweiten Mädchenschule: Frohnmaier, bisher Lehrer in Lichtenstern. Juni. Combinirung der beiden Knabenschulen mit einer definit. Knabenschulmeistersstelle, wozu ernannt wurde Unterlehrer Lumpp von Eßlingen. 24. Okt. – Trennung der Meßnerei von der zweiten Mädchenlehrersstelle. Übertragung derselben an den Sohn des vorigen Meßners (und zweiten Mädchenlehrers), Buchbinder Reuther. 11. Nov. – Gründung eines Frauen- und Jungfrauenvereins zu Beaufsichtigung und Unterstützung der Mädchenindustrieschule und ihrer Lehrerin Reuther. März. – Restaurirung der Kirche, Weißnen, Erweiterung der Orgel für die Kirchenmusik. Verbesserte Heizeinrichtung in der Sacristei. – Wiedereinführung des Abblasens vom Thurme. – Constituirung eines Hülfsbibelvereins für Stadt und Amt. Vorstand: Decan Dillenius, Secretär: Diac. Maier, Kassier: Kaufmann Hardten. – Einführung eines Abendgottesdienstes am Sylvesterabend bei beleuchteter Kirche mit Altarrede von Decan. – Sept. Tod des Gerichtsnotars Endreß. Kath. Nachfolger im Nov. Oberamtsgerichts-Actuar Stierlen von Gaildorf. – 6. Sept. Neckaraustritt bei Heilbronn. – Jahrgang: Winter sehr lang, wenn auch nicht besonders kalt. [230] Gründonnerstag (23. März) und Ostern (26. März) noch weiß. Noch nach Belaubung der Gesträuche (7–10. April) Alles weiß. Tiefer Schnee noch am 17. April. Traubenblüthe zwar sehr gut, aber nachher minder günstige Witterung. Daher Wein zwar viel, aber sehr herb und sauer. Mittelpreis 12 fl. 38 kr. Brodfrüchte brandig. Obst meißt von Raupen zerstört. Landesdurchschnittspreise: Kernen 10 fl. 58 kr., Roggen 7 fl. 6 kr., Dinkel 4 fl. 54 kr., Haber 4 fl. 8 kr. In Heilbronn 1837–38 1. Juli Durchschnitt: Kernen 12 fl. 56 kr., Roggen 8. fl. 1 kr., Dinkel 5 fl. 21 kr., Haber 4 fl. 45 kr. Höchster hier beobachteter Thermometerstand + 25 ° 11. Aug. Sommertage 48, niederster − 13,5 am 5. Jan. Eistage 97 (Stuttgart sogar 101). Treffliches Nordlicht am 18. Februar Abends 8–12 Uhr. Höhenrauch vom 25–30. Juni und am 1. Juli.

1838. 17. Jan. bis 22. Okt. Außerordentlicher Landtag. Strafgesetzbuch. Eröffnung einer Kleinkinderschule für das Sommerhalbjahr vom 20. April bis 20. Okt. in der unteren Rathhausstube. – Mai 19. Tod des Cameralverwalters Dornfeld I. Nachfolger gegen den Herbst hin Cameralverwalter Lutz von Waiblingen. – Juni 1. Tod des seit einiger Zeit gemüthskranken Stadtraths und Feldwebels bei der hiesigen Bürgergarde, Esenwein, Küfermeisters. Militärischer Leichenconduct. – 16. Juni. Tod des resignirten Oberamtspfleger v. Olnhausen, an dessen Stelle schon vor Jahresfrist Oberamtspfleger Würth getreten war. – 23. Juni. Tod des Oberamtsdiener Maier, an dessen Stelle Oberwachtmeister Bechter trat. – September. Verlegung des Schulconferenzsitzes von Willsbach in die Amtsstadt. Conferenz-Director wird für den Bezirk Weinsberg Pfarrer Schiller v. Bitzfeld. – Dezember. An die Stelle des austretenden Landtagsabgeordneten Stadtschultheißen Pfaff (s. 1832) wurde zu Anfang dieses Monats für die nächsten 6 Jahre gewählt Oberamtsrichter Rümelin von Heilbronn. – Jahrgang: Winter nicht sehr streng, aber lang; noch nach Ostern am 18. März Morgens Alles weiß. Selbst am 29. April Schneegestöber. Heuerndte Ende Junius. Getreideerndte 6. Aug., ziemlich reichlich und gut. Herbstesanfang 18. Okt. Quantität und Qualität ziemlich gering. Preise 20–30 fl. Obst strichweise reichlich. Fruchtpreise im Landesdurchschnitt: Kernen 13 fl. 18 kr., Roggen 9 fl. 31 kr., Dinkel 5 fl. 22 kr., Haber 4 fl. 41 kr. Heilbronn 1838–39, 1. Juli, Kernen 13 fl. 49 kr., Roggen 8 fl. 38 kr., Dinkel 5 fl. 18 kr., Haber 4 fl. 2 kr. Höchster Thermometerstand hier + 26,5 14. Juli. Sommertage 45, in Stuttgart 47; niederster − 18,6 16. Jan. Eistage 93 (in Stuttgart 103). Früher Eintritt des Winters.

Einwohnerzahl mit Fil. 1912.

1839. Neuer Landtag vom 1. Febr. bis 9. Juli. Budget. Polizeistrafgesetz. – Jan. Tod des kaum eingetretenen Oberamtsdieners Bechter. Nachfolger Wachtmeister Merk. Beide kathol. Conf. – Febr. 7. Erderschütterung – auch in Heilbronn, Besigheim, Leonberg und auf dem Schwarzwalde wahrgenommen. 25. Überschwemmung bei Heilbronn. – April. Unterlehrer Frohnmaier kommt als Lehrer an das K. Arbeitshaus Ludwigsburg. Nachfolger Unterlehrer Gußmann. – Mai. Der led. Fuhrmann Küstner verunglückt auf der Löwensteiner Steige und wird todt hierher gebracht. – Juni. Theilnahme des hier neugebildeten Gesangvereins (Liederkranzes) an dem Öhringer Liederfeste. 24. Juni. Auszug dazu mit der ihm gestifteten, von Jungfrauen gestickten neuen Standarte. – Sept. Dr. Krell, prakt. Arzt, zieht ab nach Plieningen. – Okt. Tod des bisherigen Oberamtsgerichtsdieners Maier. Nachfolger desselben Dannenhauer.[231] Nov. Oberamtsrichter Heyd als solcher nach Ludwigsburg befördert, zu großem Bedauern des Bezirks. Abreise am 8. Decbr. Oberamtsgerichtsverweser: Akt. Eckard. Nachfolger Römer, s. Aug. folg. Jahrs. – Herbst durch regnerische Witterung und Fäulniß beschleuniget. Beginn 11. Okt. Quantität ziemlich stark. Qualität gering. Es fehlte an Geist. Preis niedriger als in der Umgegend, zwischen 19–27 fl. Mittelpreis 24 fl. Fruchtpreise nach Landesdurchschnitt: Kernen 14 fl. 50 kr. bis 15 fl. 25 kr., Roggen 10 fl. 34 kr., Dinkel 6 fl. bis 6 fl. 12 kr., Haber 4 fl. 10 kr., gefallen auf 3 fl. 38 kr. Heilbronn 1839–40: Kernen 14 fl. 41 kr., Roggen 9 fl. 34 kr., Dinkel 5 fl. 45 kr., Haber 3 fl. 56 kr. Im Winter starker anhaltender Frost mit bedeutendem Schnee. Spätes Frühjahr und ziemlich anhaltende Sommerhitze. Höchster Thermometerstand hier + 28, den 18. Juli. Sommertage 63, 10 mehr als in Stuttgart, im Juli 22; tiefster − 14 den 28. und 29. Jan. Eistage 69, in Stuttgart 81.

1840. März 12. Tod des pensionirten Decans, Seniors der evang. Geistlichkeit, Ehrenbürgers von hier, M. von Heyd, Ritter des Kronordens im 91. Lebensjahre. – Mai 25. Durch Oberamtmann v. Wolff Constituirung eines landwirthschaftlichen Bezirksvereins, welcher zu seinem Vorstand wählte den Decan Dillenius, zum Secretair Cameralamtsbuchhalter Pahl, zum Cassier Oberamtspfleger Würth, neben diesen einen Ausschuß (von 12 Personen), welcher die Statuten und eine Gesindeordnung zu entwerfen hatte. – Juni 7. und 8. Theilnahme des hiesigen Liederkranzes an dem großen Liederfest in Heilbronn; mit Nachfeier in Neckarsulm am 12. Juli Nachmittags. – August 14. Durchzug eines baierischen Linien-Infanterie-Regiments Herdtling, 1280 Mann, nach Rheinbaiern zur Ablösung des dort liegenden, in das Übungslager bei Nürnberg einberufenen Regiments. – Ankunft des zum Oberamtsrichter allhier ernannten Oberjustizassessors Römer von Eßlingen. – 24. Durchzug eines baierischen Jäger-Regiments von Landau nach dem Übungslager bei Nürnberg. – 25. Durchzug des baierischen Linien-Regiments Herzog Wilhelm, 1460 Mann, von Rheinbaiern ebendahin. – September. Mißlingen des vom Liederkranze beabsichtigten Singfestes am 6. Sept. zur Secularfeier der Weibertreue, weil die Kreisregierung ein solches am Sonntag nicht gestattete. – Beginn des großen Manövres des 8. Armeecorps bei Heilbronn mit einem Feste, das König Wilhelm im Saale des Aktiengartens am 7. gab. – 10. Sept. Einrücken des 1. badenschen Infanterie-Regiments und einer badenschen Fußbatterie in’s hiesige Quartier mit Rasttag am 11. Durchzug des 2. bad. Infanterie-Regiments in’s Weinsberger- und eines Dragoner-Regiments in’s Eberstadter Thal. – 11. Sept. Großes Feuerwerk auf dem Exercierplatz in Heilbronn in Anwesenheit König Wilhelms, des Großherzogs von Baden und des Erbgroßherzogs von Darmstadt. Ein württembergischer Soldat durch eine horizontalfliegende Rakete getödtet. – Sept. 12. Abzug des hiesigen badenschen Quartiers. Beginn des großen Manövres mit einem Neckarübergang oberhalb Heilbronn. Das sogen. Rheincorps wurde nach dem Plane vom sogen. Neckarcorps bis Frankenbach zurückgedrängt. Abends kam das 6. württ. Infanterie-Regiment und einige Schwadronen des 3. Reiter-Regiments mit der badenschen Fußbatterie wieder hieher in’s Quartier, um am 13. frühe zu Fortsetzung des Manövres von Frankenbach an wieder auszurücken. Abends Rückkehr des Hauptquartiers nach Heilbronn, wo dem König Wilhelm ein großer Fackelzug auf dem Markte gebracht wurde. Truppen kamen nicht mehr über den Neckar herüber und das Hauptquartier rückte am 14. nach Sinzheim. – 21. Sept. Erstes landwirthschaftliches Fest im [232] grasigen Haag mit Preisvertheilung durch den Vereinsvorstand Decan Dillenius. – Das an diesem Morgen vom Nürnberger Lager zurückziehende baierische Jäger-Regiment (s. 24. Aug.) begrüßte die am Hagthore aufgesteckte blau und weiße Stadtflagge – auch baierische Landesfarbe – mit einer Fanfare. – 23. Sept. Durchzug des 2. württ. Inf.Regiments auf der Rückkehr vom großen Manövre in seine Garnison Ulm. – eod. Durchzug des vom Nürnberger Lager zurückkommenden baierischen Regiments Herzog Wilhelm (s. 25. Aug.) nach Rheinbaiern. Quartier in Heilbronn und Umgegend. – Okt. 3. Veteranenfest. Über 300 Mann Veteranen des Bezirks erhalten auf dem Markt die vom König neugestiftete Kriegs-Denkmünze. Von hiesiger Stadt wurden damit decorirt 27 Mann: Biber, Färbermeister, gewes. Unteroffizier, jetzt 1859 †; Wolpert, Kübler, jetzt †; Holl, Unteroffizier, jetzt †; Stricker, Schreiner, ausgewandert; Müller, Weingärtner, jetzt †: Pressel, Kupferschmid, jetzt †; Scholl, Bäckermeister; Debold, Weingärtner, jetzt †; Merk, O.A.-Diener; Unteroffizier Dierolf, Weingärtner (kam 1812 im russ. Feldzug bis Thorn); Betz, Weingärtner, jetzt †; Hofmann, Chir. Unterarzt, jetzt †; Bischof, Stadtbote; Müller II., Weingärtner, jetzt †; Simon, Bauer, jetzt †; Hamm, (Feldzug von 1794,) jetzt †; Ihle, Todtengräber; Greiner, Weingärtner, jetzt †; Greineck, Weingärtner, jetzt †; Geiger, Weingärtner, jetzt †; Wirth, Weingärtner, jetzt †; Bernecker, Weingärtner und Bauer; Weiß, G., Zimmermann, jetzt †; Steck, Dreher, jetzt †; Paule, Weingärtner, jetzt †; Speckmaier, Weingärtner, jetzt †; Betz, Stadtrath, Waldmeister. Es leben also von diesen i. J. 1859 nur noch 8 Mann. – 4. Okt. Durchzug des baier. Regiments Herdtling (s. 14. Aug.) aus der Pfalz, nach seiner Garnison Neuburg zurückkehrend. Letzte Kriegsspielspur. – An Unterlehrers Gußmanns Stelle Greiß. – 13. Dec. Zahlreiche Theilnahme an dem Abschiedsfeste, das der Liederkranz dem nach Eßlingen beförderten Knabenschulmeister Lumpp (siehe 1837) giebt. – 25. Dec. Einweihung des in diesem Jahr erweiterten, zu Familiengräbern eingerichteten, äußeren Gottesackers bei der Beerdigung eines lateinischen Schülers, des älteren Sohnes von Kaufmann Knorr. – 31. Dec. wie seit 1837 gewöhnlich, Abendgottesdienst beim Jahresschluß. Der Herbst, für welchen vom Frühjahr her allerlei sanguinische Hoffnungen rege geworden und wieder verschwunden waren, begann am 18. Okt. Einige Reifen hatten in der vorhergehenden Woche das Laub und die unreifen Trauben genommen und nun trat häßliches Regenwetter und Fäulniß ein. Bei ziemlicher Quantität großer Mangel an Käufern. Qualität bei sorgfältiger Auslese nicht übel. Preis 20–26 fl. Landesdurchschnittspreise der Getreidefrüchte: (Ungewöhnliche gute Qualität.) Roggen 9 fl. 12 kr., Kernen 13 fl. 24 kr., Dinkel 5 fl. 21 kr., Haber 3 fl. 59 kr.; hier Roggen 6 fl. 30 kr., Kernen 9 fl. 53 kr., Dinkel 4 fl. 30 kr., Haber 3 fl. 45 kr. – Höchste Temperatur hier + 24 ° den 22. Juni und 19. Juli; Sommertage 42, im Juli nur 9, im Sept. 4, im Aug. 20; niederste − 15 den 16. Dez. Eistage 93 (in Stuttgart 102), die meißten im Dez. 29, März 23. – Obst gab es außerordentlich viel und gutes. Preis per Simri 16 kr. Heu wegen trockenen Aprils geringere Quantität. Preis 1 fl. 40 kr. per Ctr. Kartoffeln gut gerathen. 240 Sri. per Morgen. Preis 15 kr. per Sri. Winter mit stark anhaltendem, bis in den Mai dauerndem Frost – wenig Schnee; später Frühling. Wechselnde Sommertemperatur. Regnerischer Herbst. Anfang Dez. wieder starker, anhaltender Frost. Gewitter nur 23 und ohne Hagel.

1841. März. Eintritt des zum Knabenschulmeister ernannten bisherigen Schulmeisters von Abstadt, Bauer. – April. Staats-Chemiker Salzer baut und [233] bezieht eine an die Kirchhofmauer angelehnte Bretterbude, um dort zu laboriren, Alkohol aus Weintrestern zu bereiten etc. Das Geschäft kommt aber noch vor dem Herbst in’s Stocken und die Bude wird wieder abgebrochen. – 16. April erhängt sich der irrsinnige Sattler Bucher im oberamtlichen Verwahrungsgefängniß. – Mai 31. (Pfingstmontag.) Theilnahme des hiesigen Liederkranzes am großen Liederfeste zu Ludwigsburg. – Juni 18. Tod des General-Superintendenten Prälat v. Märklin zu Stuttgart bei der Gesangbuchssynode. Nachfolger im September Decan von Backnang, M. Geß. – Juli 19. Abends schlug der Blitz in den Giebel des Kaufmanns Müller am Markt, lief auf der Dachrinne vor, sprang am anstoßenden Hause des Bäcker Weber im Zickzack hin und her, riß Löcher in die Verblendung, fuhr an einem Drath neben der Hausthüre herab, zerriß deren Verkleidung und sprang von dem Schuheisen auf der Staffel in die Straße und den benachbarten Marktbrunnen. Glücklicher Weise war es ein sogenannter kalter Streich, der nicht zündete, was bei mehreren Pfunden Schießpulvers, welche unter Müllers Dache lagen, höchst gefährlich werden konnte. Im Laufe dieses Monats lagen sehr viele Kinder an den sogenannten rothen Flecken und mehrere wurden auch ein Opfer davon. – Sept. Manövre der hiesigen Bürgergarde an der Sulm hinauf bis Willsbach. – 21. Feier des landwirthschaftlichen Bezirksfestes in Willsbach, mitten im Dorfe vor der Kelter. Entfaltung der für das bevorstehende Königl. Regierungs-Jubiläum angeschafften Festfahne des Vereins. Erstmalige Vertheilung von Prämien an treue Dienstboten. Großes Mittagessen im Freien, im Garten des Gasthofs zur Linde. – Am 28. Sept. großes Regierungs-Jubiläumsfest zu Stuttgart, an welchem von hier aus Theil nahmen: der Oberamtsrichter und Cameralverwalter, im Zuge der Beamten; der Decan, als Vorstand des landwirthschaftlichen Vereines mit einer Deputation des Vereins von 10 Mann und der Festfahne, getragen von alt Schultheiß Häusermann; der Liederkranz in einer Deputation von 10 Mann; mehrere Gewerbsleute als Vertreter der Zünfte. Festwagen gemeinschaftlich mit Heilbronn – mit Wein und anderen landwirthschaftlichen Produkten.

Der landwirthschaftliche Verein nahm auch an dem landwirthschaftlichen Feste zu Cannstadt am 29. Sept. Theil und war mit seiner Fahne im Zuge und auf der eigenen Tribüne. – Okt. 31. Jubiläumspredigt wie im ganzen Lande.

Jahrgang: Starker, anhaltender Winterfrost. Im April rasches Steigen der Temperatur bis zur Sommerwärme. In den Sommermonaten Nachlassen derselben, dennoch häufige Trockenheit, Im Okt. rasches Sinken, Nov. und Dez. anhaltende milde Witterung. Höchste Temperatur + 26 ° am 24., 25., 26. und 27. Mai; Sommertage 68, Stuttgart 60; tiefste − 12 ° am 6. Febr. Eistage 47 (in Stuttgart 63), die meißten im Jan. 18. und Febr. 19. Nov. nur 3 und Dez. 2. Herbst wegen Nässe am Anfang Okt. und wegen Fäulniß beschleuniget. Weinlese recht mühevoll. Quantität gering; nur 2 Eimer per Morgen. Qualität bei sorgsamer Auslese noch ziemlich gut, besser als 1840. Mittelpreise hier zwischen 26½ und 33½ fl. Getreidefrüchte hier: Roggen 6 fl. bis 7 fl. 24 kr., Dinkel 5 fl. 12 kr., Qualität mittlere, Gerste 5 fl. 30 kr., Haber 2 fl. 42 kr. bis 3 fl., Kartoffeln sehr gut gerathen, 250 Sri. per Morgen, Preis 20 kr., Heu Quantität gering, 1 fl. 12 kr. per Ctr.

1842. Febr. Gerichtsactuar Eckard wegen Kränklichkeit als Gerichtsactuar nach Brackenheim versetzt. Nachfolger Gerichtsactuar Fecht von Öhringen, als erster, und im Juli d. J. Justizreferendär Kleinmann als zweiter Oberamtsgerichts-Aktuar.eod. Febr. An die Stelle des entlassenen Meßners Reuther wurde [234] Schneidermeister Wörner stiftungsräthl. zum Meßner gewählt. – April. Errichtung einer eigenen Postexpedition zu Weinsberg. Traubenwirth Maier zum Postexpeditor ernannt. Eröffnung der Post mit dem 1. Juli zu großer Bequemlichkeit des Publikums. – Mai. Zweimaliger Feuerlärm von Waldbach her. 8 Gebäude. – Juli. Dr. Lutz, Sohn des Cameralverwalters, setzt sich hier als praktischer Arzt. – Sept. 4–9. General-Visitation durch Prälat v. Geß. – 21. Feier des landwirthschaftlichen Bezirksfestes zu Schwabbach unter Theilnahme einer Öhringer Deputation. – Okt. Der vieljährige Oberamtmann v. Wolf wegen Kränklichkeit in den Ruhestand versetzt. Oberamtsverweser der bisherige Oberamtsactuar Haug.[ws 3] Nachfolger: Regierungsassessor Zais von Ulm, zur Zeit Abgeordneter für das Oberamt Blaubeuren, in welcher Eigenschaft er nach Übergabe des Amts durch Regierungsrath von Schmidlin – im Dez. d. J. – zum Landtag nach Stuttgart zurückkehrte. – Dez. 2. Tod der Frau des Cameralverwalters Lutz – und 15. des Kaminfegers, Oberamtsgerichts-Beisitzers Theurer.

Jahrgang: In den Wintermonaten stark anhaltender Frost. Ende Aprils rasche Erhebung bis zur Sommerwärme; im Sommer nachhaltige Hitze. Große Trockenheit und Wassermangel. Sept. noch trocken; zweite Hälfte schon Frost. Außerordentlich viele Mäuse im Sommer. Dez. ganz ohne Schnee. Höchste Temperatur hier + 27 ° am 18. Aug. Sommertage 85, die meisten im Aug. 28, in Stuttgart 76; niederste − 10 am 13. Jan. Eistage 98 (in Stuttgart 107), die meisten im Jan. 26 und Febr. 24, im Dez. 19. Allgemeiner Charakter: außerordentliche Dürre, daher großer Futtermangel. Herbstesanfang nach einigen Reifen am 12. Okt. Wein Quantität nur 2½–3 Eimer per Morgen. Qualität recht gut. Durchschnittspreise hier 30–35 fl. Absatz gut.

Wegen der außerordentlichen Dürre und Trockenheit höchst geringe Heu- und Klee-Erndte und wegen Ausbrennens der Wiesen fast gar kein Öhmd. Daher großer Futtermangel; allgemeines Verkaufen und Schlachten des Viehs. Tief sinkende Fleisch- und steigende Milchpreise. Heupreise 2 fl. 10 kr. per Centner, Stroh 100 Bund 18–25 fl. Winterfrüchte mittelmäßige Quantität. Qualität gut. Sommerfrüchte gering. Kartoffeln kaum die Aussaat. Preis 36–48 kr. Getreidepreise hier: Roggen 9 fl. 33 kr., Landesdurchschnitt 7 fl. 45 kr.; Dinkel 6 fl. 20 kr., Landesdurchschnitt 6 fl. 14 kr.; Gerste 9–10 fl., Landesdurchschnitt 7 fl. 14 kr.; Haber 1 Schffl. pr. Morg. Preis 6 fl. 20 kr., Landesdurchschnitt 4 fl. 51 kr.

Seelenzahl von 1842: 2028, worunter 22 Katholiken.

1843. März. Am 17. ff. herrlicher Lichtstreifen am westl. Himmel, als Schweif eines großen Kometen erkannt, dessen Kern am oder unter dem Horizonte liegt. – 25. Bei der Plenarversammlung des landw. Bezirksvereins in Willsbach Rücktritt des bish. Vorstandes Dec. Dillenius und Übertragung der Vorstandsstelle auf den neuen O.Amtm. Zais. – 29. Ein junger Mensch erschießt sich auf der Burg im Verließ, wird noch lebend in den Spital getragen und stirbt dort nach 3–4 Stunden, ohne über seinen Namen und seine Verhältnisse Auskunft zu geben. Am folgenden Tag kommt sein Bruder von Eßlingen und erkennt ihn als seinen Bruder, Buchbindergesellen und Soldaten Bodmer in Heilbronn. Liebschaft und Schulden bestimmten ihn zur unseligen That. – April. 29. Mittags geräth das jüngere Kind des Oberamtsrichters Römer, ein herrlicher Knabe, vor dem Hause unter einen schwerbeladenen Bretterwagen, während der Fuhrmann hinten sperrt und wird seinen Eltern zu deren unendlichem Jammer todt hinaufgebracht. – Mai. Großes [235] Reparationsbauwesen am Decanathaus. Verblendung desselben, sowie der Oberamtei und des Rathhauses. – Juni. Der bish. Cameralamtsbuchhalter Pahl kommt als fürstlicher Domänen-Assessor und Cassier nach Waldenburg. An seine Stelle rückt als Cameralamtsbuchhalter ein: Hintrager. Der bisherige Oberamtsactuar Haug kommt als Canzleiassistent zur k. Kreisregierung nach Ludwigsburg. An seine Stelle kommt 23. Aug. Referendär Hopf aus Balingen. – Apotheker Maier hat seine vor etlichen Jahren von Schnitzers Wittwe übernommene Apotheke an Apotheker Magenau von Ingelfingen verkauft, der jetzt hieher zieht. – September 18. Feuerlärm vom Gäßchen bei Theurers her. Das Feuer kommt aber nicht zum völligen Ausbruch. – 21. Bei der Plenarversammlung des landwirthsch. Vereins in Löwenstein Schultheiß Kleinknecht von Willsbach an Pahls Stelle zum Sekretär des Vereins gewählt. – 23. Durchzug des Heilbronner Regiments Nr. 8 auf der Heimkehr vom diesjährigen Herbstmanöver. – 25. Tod der erst 29jähr. trefflichen Gattin von Oberamtmann Zais, Luise, geb. Drescher, an Halsentzündung. – Decbr. 14. Vortrag des auf Besuch im Vaterlande anwesenden ostindischen Missionärs Weitbrecht in hies. Kirche. – 30. Tod des 12½jähr. Töchterleins von Diac. Majer nach nur 30stünd. Kranksein an Rückenmarksentzündung und Starrkrampf. – Beschluß der Ständeversammlung, auf Staatskosten eine Eisenbahn zu bauen.

Jahrgang: Wintermonate stürmisch und wechselnd ohne andauernde Schneedecke. Bis Mitte Aprils frostig; dann rasche Erhebung bis zur Sommerwärme, aber nicht nachhaltig. Häufige Abkühlung durch Gewitter. Herbst ziemlich mild ohne hohe Temperatur. Winter nicht andauernde Kälte. Herbstesanfang wegen eintretenden Frostes 18. October. Häßliches Wetter. Quantität mittelmäßig. Qualität sehr gering selbst bei Auslese. Wenige Käufer. Preis von den beßten Lagen 28 fl. Sonst 20 fl. bis 18 fl. Getreide durch lange anhaltenden Regen gelagert, brandig, rußig, taub. Daher geringe Ergiebigkeit; nur ausgezeichneter Strohertrag. Mittelpreise hier am Schluß des Jahres: Dinkel 6 fl. 14 kr., Landesdurchschnitt 7 fl. 15 kr.; Gerste 9 fl. 10 kr., Landesdurchschnitt 10 fl. 23 kr.; Haber 4 fl. 37 kr., Lndsdrchschn. 6 fl. 43 kr. – Höchste Temp.: + 24 ° im Juli. Sommertage nur 27. Stuttg.; niederste: − 8,6 ° im Febr. Eistage: 73., die meisten 19. Jan. und Dec.

1844. Jan. 27. Tod des Generalsuperintendenten Prälat v. Geß in Heilbronn. Nachfolger im März Decan M. Hafner von Knittlingen. – Febr. 28. Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. – März 4. Anfang mit Häuserabbruch für die neue Straße nach Heilbronn zu Umgehung des Stichs beim Stern. – 7. Tod des Stadtraths und Geometers Glessing im 46. Lebensjahre; für den Stadtrath ein bedauerlicher Verlust. – 11. Gefährliche Feuersbrunst in Heilbronn Nachts 11 Uhr beim Gasthof zur Rose bei heftigem Sturm. Doch wird man bald des Feuers Meister. – Oberamtswerkmeister wird in diesem Monat Bürk von Balingen. – Mai. Am 16. (Himmelfahrtsf.) Störung des Morgengottesdienstes durch Feuerlärm. Abbrechen, weil man anfangs glaubt, es brenne hier, und Alles hinausströmt. Bei der Nachricht, daß es in Flein brenne, Wiedereintritt und Fortsetzung. – Juni. Apotheker Magenau wird an des austretenden Stadtraths Mall Stelle Hauptmann der Bürgergarde; Lieutenant O.A.-Pfleger Würth, nach ihm Stadtrath Fahm. – Juli. 3. Visitation der latein. Schule durch Prof. Klumpp; Zufriedenheit mit bravem Anfang der Schüler im Turnen unter Unterlehrer Greiß. – 5. Tod des hier lebenden pensionirten Oberamtmanns von Wolff. Beerdigung am 8. Mrgs. – Sept. 1. Erschlichenes Liederfest am Sonntag; [236] gegen klare Regierungserlasse (s. ob. 1840) sub titulo einer Privatzusammenkunft von Liederkränzen nach den Gottesdiensten. R.C. Fraas.[ws 4] – 21. Solennes landwirthschaftliches Bezirksfest in der Stadt mit Festsäule und Festtribüne auf dem Markt; Rede und Preisvertheilung vom Vorstand, Oberamtmann Zais. – 26. Tod der Nählehrerin Caroline Maier, led. einzigen Tochter der Oberamtsdienerswittwe Maier. – Oct. 18. Tödtliche Erkrankung des Decan Dillenius an einer Rückenmarksentzündung, die ihn für den Rest des Jahres und noch bis in die Hälfte des nächsten vollkommen dienstuntüchtig macht, weßhalb er einen Vicar annehmen mußte, der in der Person des Predigtamtscandidaten Wächter von Stuttgart in der Mitte des Novembers eintrat. – Nov. 21. Neuwahl eines Landtagsabgeordneten für die nächsten 6 Jahre. Bewerber: der bisherige Abgeordnete Stadtschultheiß Pfaff, Rechtscons. Fraas, Oberamtsrichter Heyd von Ludwigsburg, welch Letzterer mit großer Stimmenmehrheit gewählt wird. – Dec. 24. Eröffnung der neuen Straße nach Heilbronn vom Markt aus bis zum Ipser Wägel’schen Haus durch einen eigenen Festzug von Wagen. – 31. Der gewöhnliche Jahresabendgottesdienst unterbleibt wegen Erkrankung auch des Vicars.

Jahrgang: Wintermonate rauh mit häufigem Temperaturwechsel und nicht unbeträchtlichem Schneefall. April gleichmäßige Hebung. Mai warm. In den Sommermonaten häufige Gewitter. Juli und August kühl. Herbst sehr mäßige Temperatur. Erster Frost am 30. October. – Höchste Temperatur + 25,5 im Juni. Sommertage nur 20 (Stuttg.), niederste − 10,2 im Januar. Eistage 80. Die meißten Februar und December 25. – Herbstesanfang 21. Okt. Quantität ziemlich gering. Qualität noch besser als man erwartet, dem von 1840 gleichgehalten. Verkauf langsam. Preise hier 38–44 fl. Durchschnittspreis 42 fl. Getreidepreise hier am Schlusse des Jahres: Dinkel Mittelpreis 4 fl. 58 kr., Landesdurchschnitt 6 fl. 31 kr.; Gerste Mittelpr. 6 fl. 46 kr., Landesdurchschn. 10 fl. 37 kr.; Haber Mittelpr. 3 fl. 29 kr., Landesdurchschn. 4 fl. 57 kr.; Roggen nach dem Landesdurchschnitt 11 fl. 33 kr.

1845. Februar. Der bisherige Diaconus Majer – hier seit 1830 – zum Decan und Stadtpfarrer in Geißlingen ernannt, zieht am 5. April dahin ab. Nachfolger: Repetent Schelling, der von einem Besuche seines Vaters in Berlin, am 14. April ankommt und am 27. April (für den kranken Decan) durch Decan Denzel von Heilbronn investirt wird. – März 29. Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. Juni. Während der Wildbadkur des Decans Vicar Wächter als Stadtvicar nach Stuttgart berufen und durch Predigtamtscandidaten Stählen von Eberdingen ersetzt. – eod. Der zweite Gerichtsactuar Kleinmann als Gerichtsactuar nach Neckarsulm versetzt. An seine Stelle kam provisorisch Justizreferendär Hörner von Ludwigsburg, nach ihm definitiv Gerichtsactuar Weizsäcker von Langenburg.

30. Bei dem Liederfeste in Künzelsau verunglückte daselbst durch Umstürzen des Gesellschaftswagens der hiesige Knabenschulmeister Bauer, so daß er in der folgenden Nacht starb. Amtsverweser wurde a. A. der hiesige Unterlehrer Greiß. Als Unterlehrer kam hieher Sannwald, bis zur Wiederbesetzung der Knabenschulstelle – s. Okt. – wo Greiß wieder als Unterlehrer zurücktritt. – Juli. Am Jacobitag Beerdigung des vieljährigen verdienten Stadtraths Hardten.eod. Nachm. auf der Burg Fahnenweihe des Urbaner (Weingärtner-) Singvereins mit Rede von Decan und Oberamtsrichter Römer in Versen. – Septb. 19. Landwirthsch. Bezirksfest in Willsbach unter dem neugewählten Vorstande, [237] Gerichtsactuar Fecht mit Rede und Preisvertheilung. – Oct. Am 5. hielt Decan, nach Entlassung des Vicar Stählen und nach gerade einjährigem Aussetzenmüssen, wieder seine erste Predigt und übernahm damit wieder das ganze Kirchenamt in der Stadt. – Schulmeister Wegmann von Friedrichshall wird auf die hiesige Knabenschulstelle befördert. – Novbr. 5. Der ber. Deutschkatholik Ronge besucht von Heilbronn aus Justinus Kernern und die Burg. – 19. Wegen Überfüllung sämmtlicher deutscher Schulen Anordnung des Abtheilungsunterrichts in der Elementarschule des Unterlehrers Greiß für beide Geschlechter. – 23. Tod des verdienten Stadtschultheißen Pfaff nach kurzem Krankenlager. Großer Verlust für die Stadt, für seine Familie und für seine Freunde. 25. Beerdigung. Amtsverweser Rathsschreiber Käpplinger. Bald beginnen die Wahlumtriebe und Wahlversammlungen. Bewerber: Rechtsconsulent Fraas, Oberamtsactuar Hopf. Andere in’s Auge gefaßte Männer: Kaufmann Plank desavouirt die Wahl. Stadtrath Mall desavouirt sie nicht, aber will sich nicht bewerben. Ebenso Rathsschreiber Käpplinger. Dec. 9. Stadtschultheißenwahl. Rechtsconsulent Fraas, durch die Rührigkeit seiner Partei, mit großer Majorität gewählt, aber erst im März folgenden Jahres von der Kreisregierung bestättiget, bis wohin Rathsschreiber Käpplinger die Amtsverweserei beibehält (s. März 1846 unten).

Jahrgang: Kalter Januar mit − 15 ° bis − 19 ° am 20. Andauernde sehr gute Schlittenbahn bis Ende Januars. Noch im März − 10 ° − 11 °, am 14. sogar − 14 ° und Schlittenbahn. Am 16. (Palmtag) geht der Bahnschlitten. Am 20. (Gründonnerstag) neuer Schnee und Schlittenrollen. Am 22. − 10 °. Erst am 28. starkes Thauen und Überschwemmung. Erst mit dem 1. April Beginn trefflichen Frühlingswetters. Kühler Mai. Juni häufige Gewitter mit vielem Regen. Juli anfangs ungewöhnliche Höhe der Temperatur. August nur 4 Sommertage. September günstig, 14 Tage mit + 15 und darüber. Am 15. Okt. erster Frost. Die Weinlese begann am 21. Oktober. Quantität circa 2 Eimer 4 Imi pr. Morgen. Qualität gleich dem von 1836 und 38, entschieden besser als 1840. Preis 42–50 fl. Steigen der Fruchtpreise wegen unergiebiger Erndte und einreißender Kartoffelkrankheit. Landesdurchschnittspreise von Kernen 15 fl. 15 kr., Roggen 11 fl. 38 kr., Dinkel 6 fl. 16 kr., Haber 5 fl. 16 kr. Heilbronn Durchschnitt von 1845/46: Kernen 17 fl. 36 kr., Roggen 12 fl. 27 kr., Dinkel 7 fl. 2 kr., Haber 5 fl. 38 kr. Mittelpreis am Schlusse des Jahres hier vom Dinkel 7 fl. 23 kr., Gerste 11 fl. 28 kr., Haber 5 fl. 9 kr. – Höchste Temp. des Js. + 26 ° im Juli. Sommertage nur 29.

1846. 12–19. Jan. Generalatsvisitation durch Prälat v. Hafner. – Der bisherige Präceptor Stoll, zum Pfarrer in Friolzheim ernannt, zieht am 24. Febr. dahin ab. Als Amtsverweser kommt Cand. Schmoller, bish. Privatlehrer. – Musikdirektor Ritter kommt als Kapellmeister zu der Brigademusik in Ludwigsburg. Der Stadtrath spricht das Recht der Wiederbesetzung an, welches aber die Kreisregierung dem Stiftungsrath zuspricht, worauf am 17. April öffentliche Prüfung durch eine Commission und Nachmittags Wahl durch den Stiftungsrath stattfand. Rau, Trompeter bei der Artillerie mit 7 gegen 3 Stimmen gewählt. – Am 18. Febr. Luther’s 300jähriger Todestag, wie überall im Lande bei festlich gefüllter Kirche gefeiert. – 11. März. Einsetzung des von der Regierung bedingt (wegen der Rechtspraxis) bestättigten Rechtsconsulenten Fraas (s. oben) in das Stadtschultheißenamt. – Mai. Visitation des Oberamts durch Regierungsrath Ehrmann. – Cameralamtsbuchhalter Hintrager a. A. als solcher nach Göppingen versetzt. A.Verweser [238] Refer. Böhm. Nachfolger definitiv Ref. Schweickle von Stuttgart. – Der zweite Gerichtsactuar Waizsäcker wird a. A. als Gerichtsactuar nach Ellwangen versetzt. Nachfolger d. d. 18. Juni Ref. Heim. – 24. Jun. Das erledigte Präceptorat wurde dem Helferats- und Präceptoratsverweser Irion von Leutkirch übertragen, der nach der Erndtevakanz in’s Amt eingewiesen wurde. – Steigende Theurung der Lebensmittel wegen um sich greifender Kartoffelkrankheit, weßhalb man der Erndte und mit ihr einem Abschlag der Früchte sehnsüchtig entgegenblickt. Die Erndte fällt bei einem heißen und trockenen Sommer frühe ein und ist nicht unergiebig. Aber die Preise halten sich in der Höhe. Daher Maßregeln zu Einführung ausländischen Getreides. Vom Staate kommen 480 fl. außerordentliche Unterstützung an Mehl und Brod für unsere Arme, besonders für die Mainhardter Waldorte. – Landesdurchschnittspreise von Kernen 21 fl. 22 kr., Roggen 16 fl. 12 kr., Dinkel 8 fl. 47 kr., Haber 6 fl. 20 kr., Gerste 14 fl. 17 kr.; in Heilbronn 1846/47 über denselben: Kernen 24 fl. 9 kr., Roggen 18 fl. 16 kr., Dinkel 9 fl. 40 kr., Haber 7 fl. 8 kr., Gerste 17 fl. 1 kr. – 24. Juli Abds. 10–11 U. bei ruhiger Luft Erderschütterung. – August d. 2. Beginn des großen Heilbronner Turnfestes mit Turnfahrt auf hiesige Burg, die aber verregnet wird. Am 3. Turnfest in Heilbronn, zu welchem auch eine Partie hiesiger kleiner Turner geladen ist. Am 4. Vor- und Nachmittags Partie von fremden Turnern auf hiesige Burg. Gesang, Toaste. – Am 24. solennes landwirthschaftliches Fest in Schwabbach. präs. G.Act. Fecht. – September. Rüstungen für den Einzug des von Petersburg zurückkehrenden Kronprinzen mit seiner neuen Gemahlin, Großfürstin Olga. Erbauung einer geschmackvollen Ehrenpforte durch Oberamtswerkmeister Bürk am oberen Thore mit einer großen, schwarzen Calebstraube, Decoration der Straßengasse. Am 22. Sept. Nachmittags Empfang an der Ehrenpforte durch Bezirksbeamte, Decan mit 5 Diöcesangeistlichen, Stadtrath und Bürgerausschuß, Deputation von Schultheißen des Bezirks, Bürgergarde, Liederkranz und Turner. Glockengeläute und Böllerschüsse. Anrede von Oberamtmann, Decan und Stadtschultheiß. Festfräulein überreichen einen Weibertreu-Ring und Kerner’sches Gedicht, s. Anhang 4. Sie verweilen freundlich über ¼ Stunde vor dem Thore, ehe sie nach Heilbronn weiter ziehen, wo übernachtet wird. – Am letzten September und in den ersten Tagen des Oktobers war in Heilbronn die Versammlung der deutschen Wein- und Obstproduzenten unter dem Präsidium des Oberamtsrichters, Oberjustizrath v. Rümelin, die am 2. Oktober mit einem Banket auf dem Wartberg schloß. – November. Gerichtsnotar Stierlen auf das Gerichtsnotariat erster Classe in Heidenheim befördert. Abzug erst im Mai folgenden Jahres.

Jahrgang: Januar ziemlich kalt mit 17 Eistagen bis − 11 °. Ende Februars schon sehr milde Witterung zu Arbeit in Gärten und Weinbergen. Am 1. März schon blühende Veilchen, Schneeglöckchen, Crocus etc. Am 28. April nach Gewittern und Tagen mit + 16 und 17 ° Morgens Reifen mit 0, der auf die treffliche Baumblüthe und selbst auf niedere Weinberge verderblich wirkt. Anfang Juniis sehr gute Traubenblüthe. Sehr heißer und trockener Sommer mit seltenem kurzen Regen. Am 19. Juni + 26 °, desgleichen am 9. Juli. In der Mitte Juliis schon die erste weiche Trauben. Am 24. Juli + 26,5 °. Anhaltende Trockenheit bis zum 30. Aug., wo ein starkes Gewitter einen erquickenden, reichlicheren Regen brachte, als den ganzen Sommer über gefallen war. Von da schnelles Schwellen und Reifen der Trauben, so daß am 12. Sept. schon neuer, trefflicher Clevnermost zu haben war, [239] und in die letzte Woche des Septembers die allgemeine Clevnerlese fiel. Die Behörden wollten, da jeder der fortwährend schönen Tage eine Zunahme an Gewicht versprach, die allgemeine Weinlese weiter hinausschieben. Die Producenten ruhten aber nicht, weil Überreife und Fäulniß drohe, bis die Vorlese auf den 5. Oktober anberaumt wurde. Trotzdem zeigte sich die Wirkung des trockenen heißen Sommers in dem Gewicht auch des früher Gelesenen. Ruländer 102 °, Clevner 98 °, Sylvaner 96 °, Trollinger 96 °, gemischtes Zeug 92 °. Noch am Stock wurde eine Menge verkauft von 46 bis 60 fl. Beim Beginn der Weinlese war schon das Meiste verkauft mit täglichem Aufschlag. Hier und im Thal gieng Alles reißend ab, so daß der Herbst im Fluge vorüber war. Was an Quantität fehlte, die übrigens auch nicht gering war, wurde reichlich ersetzt durch die ausgezeichnete Qualität und die hohen Preise, so daß man überall trotz der Getreidetheurung fröhliche Gesichter sah. Mittelpreise 53–54 fl. Sommertage hatte der Juni 25, Juli 20, August 13, September 9, zusammen 67. Eistage: Januar 17, Februar 8, März 5, November 11, December 25, zusammen 66. Am 12. December fiel schon tiefer Schnee, so daß am 13. Alles in Schlitten fährt und der Morgen des 14. − 13 ° Kälte bringt. Am 17. bei 0 ° tiefer Schnee. Bahnschlitten am 17. und 18. bei − 12 °. Am 21. (Thomastag) starkes Thauen und schneller Schneeabgang. Regen und Stürme folgen vom 22. bis 24. December. – Am Schlusse des Jahres Dinkelpreis bis 9 fl. 48 kr., Kartoffel, nicht kranke, bis 1 fl. 12 kr. pr. Simri steigend.

1847. Januar. Dr. Betz, hiesiger Bürgerssohn, setzt sich hier als praktischer Arzt im elterlichen Hause. – Februar. Wegen fortwährender Theurung wird auch in hiesiger Stadt, wie anderer Orten, eine Suppenanstalt für Arme errichtet, wozu freiwillige Subscription gesammelt wurde. Die Köchin war die Frau des Küfermeisters Wörner, die Küche ein gemiethetes Locale bei Kaufmann Lieschings Haus. Oberaufsicht, mit Hülfe eines Frauenvereins, und Verrechnung führte Stiftungspfleger Weber. – 19. Febr. Neckaraustritt bei Heilbronn. – März. Constituirung eines Bezirkswohlthätigkeitsvereins in Willsbach, wozu Stadtpf. Maier von Löwenstein als Vorstand gewählt wird und das gemeinsch. O.A. mit dem Oberamtsrichter im Ausschusse mitwirkt. Ende Aprils von einem eigenen k. Armencommissär, Direktor von Mohl visitirt. – April. Am 24., dem Charfreitag, Abends 6–7 Uhr, bei + 8½ ° ungewöhnlich heftiges Gewitter mit anhaltenden, stark röthlichen Blitzen, heftigen Donnerschlägen und sehr starkem Regenguß, doch ohne Schaden. – Mai. Nachricht von anderweitigen Korntheurungsunruhen und Cravallen in Ulm, Stuttgart, Tübingen. Organisation einer Sicherheitswache von täglich 4 Mann. – Am 8. Abzug des Gerichtsnotars Stierlen (s. oben Nov. 46) und Eintritt des neuen Gerichtsnotars Bröhm von Welzheim. – In der Mitte dieses Monats wunderherrliche, noch nie so gesehene Baumblüthe, welche einen reichen Obstsegen verspricht und die Hoffnung im Sept. auch erfüllt. Daher eine Fülle von Obstmost à 8 fl. per Eimer. – Juli. Am 21. Abends nach glücklich überstandenem Mangel Empfang der ersten, bekränzten Erndtewägen am oberen Thor von Geistlichen, Lehrern, Stadtrath, Bürgerausschuß, Bezirksbeamten, Schuljugend, Turnern und Liederkranz mit Fahnen. Einzug unter Glockengeläute und mit Musik auf dem Markt. Nach Chorälen Dankrede des Decans von der decorirten Rathhausstaffel aus mit Responsorien nach Ps. 136. Schluß mit einem allgemeinen „Nun danket Alle Gott!“ etc. August. Am 15. konnte denn auch die bisher so wohlthätige Suppenanstalt wieder geschlossen werden. – Oberamtsgerichtsactuar Fecht kommt als Oberamtsgerichtsverweser [240] nach Backnang, worauf Oberamtsgerichtsactuar Heim die Stelle eines Vorstands des landwirthschaftlichen Vereins von ihm übernimmt und das landwirthschaftliche Fest in Löwenstein am 27. September präsidirt. Als provisorischer Gerichtsactuar tritt ein Referendär Wunder. – September. Der praktische Arzt, Dr. Betz (s. oben Januar) kommt fort als Assistent am Clinikum zu Tübingen. Oktober. Am 3. Orgelconcert von Schulmeister Rinker vom Vorhof zum Besten der Armuth, besonders für die vielen Hagelbeschädigten dieses Jahres. – Am 4. wird die in Stuttgart verstorbene 18jährige Tochter des vormaligen Stadtschultheißen Pfaff von den Ihrigen hieher gebracht und neben ihrem Vater beerdigt. – Finanzreferendär Jaritz, bisher Amtsverweser an des abgekommenen Schweickle’s Stelle, wird definitiv Cameralamtsbuchhalter allhier. – November. Gerichtsactuar Heim zum Gerichtshof nach Ulm als Assistent, resp. Assessoratsverweser abberufen. Abgang 19. November. An seine Stelle rückt als provisorischer Gerichtsactuar ein Ropsy von Altona. – Errichtung einer Winterabendschule für ledige Bursche unter Unterlehrer Greiß in wöchentlich 4 Stunden findet Anklang und viele Theilnahme. Von Decan eröffnet und fortwährend beaufsichtigt. – Die Vorstandsstelle des landwirthschaftlichen Vereins übernimmt Rentamtmann Höring von Löwenstein.

Jahrgang. Rauhe Winde im März. Regnerischer April und naßkalt. Mäusefraß. Nur Roggen gute Erndte; weniger günstig der Dinkel. Kartoffeln ¾ krank. Obst dagegen, s. oben Mai, ausgezeichnet. Ertrag des Roggens 2½ Schffl. pr. Mrg. mittelm., Dinkel 5½ Schffl. mittelm., Gerste 3½ Schffl. gut, Haber 4½ Schffl. gut. Obst circa 450,000 Sri. vorzüglich. Landesdurchschn. Preise von Kernen 24 fl. 35 kr., Roggen 17 fl. 34 kr., Dinkel 10 fl. 16 kr., Gerste 15 fl., Haber 6 fl. 59 kr.; fällt in Heilbronn 1. Jan. 1848/49 Kernen 12 fl. 28 kr., Roggen 7 fl. 31 kr., Dinkel 4 fl. 57 kr., Gerste 6 fl. 47 kr., Haber 4 fl. 5 kr.

Herbstes Anfang: 25. Oct. Gewicht: Clevner 90 °, Traminer 85 °, weiße Gutedel 76 °, Trollinger 72 °, Gemischtes 78 °. Wein viel, aber gering, sauer. Preis 19 fl., 28 fl. bis 30 fl. Der Verkauf ging aber vortrefflich. Schneller Absatz.

Höchste Temp. des J. + 26,1 °. Sommertage 46.

1848. Febr. Eintritt eines neuen pract. Arztes, Dr. Schöner von Ludwigsburg, derzeit beurlaubten Bataillonsarztes.

26. Febr. Erste Nachricht von der Pariser Revolution, von provisorischer Regierung, Vertreibung des Königes Louis Philipp und Constituirung einer französischen Republik.

5. März. Manifest unseres Königes an sein Volk, hier wie aller Orten von den Kanzeln verlesen. Aufhebung der Censur.

10. März. Nachricht von Ministerwechsel und liberalem Ministerium: Römer, Goppelt, Pfitzer, Duvernoy.

Unruhen im benachbarten Odenwalde, Brandstiftungen, Vertreibung der edelmännischen Rentbeamten.

Den 12. Aufregung im Hohenlohe’schen gegen die Fürsten und ihre Beamten, Brandstiftung zu Niederstetten. Ankunft des 7. Inf.Regiments zu Heilbronn zum Marsch in’s Hohenlohe’sche.

Den 13. Morgens 5½ Uhr Feuerlärm von Weiler her, wo 4–500 rebellische Neuhütter Amthaus und Schloß nach dem Beispiel der Odenwälder überfallen und die Acten verbrannt haben, nachdem sie am Abend zuvor die Acten des v. Gemmingen’schen Beamten im Kreuzle erpreßt und verbrannt hatten. Gleich [241] darauf fährt das 7. Regiment auf Wagen hier durch gegen das Hohenloh’sche. Zurückbehalten einer Compagnie für Weiler. Nachrücken von Reiterei. Die Compagnie rückt nach kurzem Aufenthalte gegen Weiler und von da, den heimgekehrten Bauern nach auf den Berg, nach Neuhütten. Neues Militär von Heilbronn her in der Nacht durchziehend gegen Löwenstein, wo der Rentamtmann verjagt worden ist. Große unruhige Aufregung auch hier in der Amtsstadt.

Oberamtsrichter auf Untersuchung in Neuhütten, wo trotz des aufgestellten Militärs ohne Feuern keine Verhaftung möglich ist, weßhalb der selbst insultirte Oberamtsrichter abgeht und auf seinen Antrag ein anderer, eigener Commissär dahingeschickt wird, während der Ort von der Compagnie besetzt bleibt, bis zum 4. April.

16. März. Überschwemmung bei Heilbronn durch Eisgang.

21. März. Nachricht von Unruhen in Wien und Berlin. Kammerauflösung vom 27. März. Gesetz über Volksbewaffnung. Errichtung einer Bürgerwehr, welche am 2. April mit der bisherigen Bürgergarde zu den ersten Exercitien ausrückt. Spannung auf Republik, welche ein gewisser Maier von Stettenfels in Heilbronn proclamiren will, der aber unverrichteter Dinge fliehen muß. Überall Gemeinderaths-Cravalle zu Vertreibung der alten Gemeinderäthe und Einsetzung neuer. Auch hier Neuwahlen. Theobald Kerner etc. zum Stadtrath gewählt.

3. April. Gerüchte von Attentaten unruhiger Wälderbauern (Burgfrieder) auf hiesige Stadt wegen vorliegender Feudalacten. Nachtwachen der Bürgerwehr deßhalb. Truppenmärsche vom Hohenloh’schen zurück. Bewegungen durch die Frankfurter Verhandlungen. An jedem Sonntag früh Ausrücken der 4 Bürgerwehrcompagnien unter den gewählten Hauptleuten Magenau, Apoth.; Wirth, Adlerwirth; Haug, Waldmstr.; Th. Kerner, Arzt. Trommelgelärm. Exercieren.

16. April. Auf den Palmtag große Volksversammlung auf hiesigem Marktplatze veranstaltet. Rathhaus mit Fahnen decorirt. Rathhausstaffel als Rednerbühne. Einzug von Heilbronnern mit Fahnen. Wohl 3000 Menschen auf dem Markte mit der Intention, wenn es regne, in „unsere“ Kirche zu ziehen. Rede Th. Kerners mit Erinnerung an den hiesigen Bauernkrieg von Ostern 1525. Ankündigung einer neuen Versammlung auf den Ostermontag wegen Wahl eines Abgeordneten zur Frankfurter Nationalversammlung. Rede des Heilbronner Hentges.

18. April. Bürgerversammlung auf dem Rathhaus wegen Parlamentswahl. Tumultuarisch wegen vorgeschlagener Abgeordneten Rob. Mohl, Prof. Märklin etc. Abhebung auf Prof. Fischer von Tübingen.

20. April. Volksversammlung in Spiegelberg zu Besprechung mit dem zum hiesigen Wahlbezirke gehörigen Backnang, wo sich das Zünglein für Schlossermeister Nägelin von Murrhardt neigt.

24. April. Wieder große Volksversammlung auf hiesigem Markte, Präsid. Präc. Irion. Reden der Wahlcandidaten auf decorirter Rathhausstaffel. Pf. Bruckmann von Weissach (vorher Wüstenroth) kühl aufgenommen. Schmückle Stadtschultheiß von Backnang, deßgl. Gutsbes. Käfer. – Schimpferei. Schlosser Nägelin – ernst, ansprechend. Pf. Krais von Steinsfeld, zurücktretend und Nägelin empfehlend. Just. Kerner tritt aus dem Rathhause mit dem Vers hervor:

„Nicht Doctors, nicht gelehrte Geister,
Wir wählen einen Schlossermeister;
Der reckt die Hämmer klein und groß,
Schlägt mächtig Deutschlands Fesseln los.“

[242] Das neigt das Zünglein vollends ganz für Nägelin. Umtriebe wegen eines Stellvertreters. Fraas, Candid., ohne Resultat.

26. April. Wahl eines Abgeordneten für die Nationalversammlung in Frankfurt, wo der Bundestag abgetreten. Die Stimmen werden in Backnang abgezählt und ergeben Nägelin als Abgeordneten, Schmückle als Stellvertreter.

Mai, den 11. Neue Auflehnung der Neuhütter gegen den Untersuchungs-Commissär, Ger.Act. Klemm von Canstatt, dem sie die Untersuchungsacten abnehmen und der sich hieher retiriren muß, weßhalb am 13. spät Abends ein ganzes Bataillon vom Inf.Regiment Nr. 4 von Heilbronn aus im Stillen hier durchmarschirt, um am Sonntag den 14. früh 4 Uhr Neuhütten zu überrumpeln und die Rädelsführer zu verhaften, welche eod. nach der Morgenkirche mit einem militärischen Detachement in das hiesige Criminalgefängniß gebracht werden. Als neuer Untersuchungsrichter rückt dort ein Ob.Just.Rath, Oberamtsrichter Hammer von Eßlingen mit bleibender Milit.Besatzung.

25. Mai. Schlossermeister Nägelin – s. ob. 26. April – auch zum Abgeordneten in die neue württemb. Kammer für den hies. Oberamtsbezirkcontra Mitbewerber Stadtsch. Fraas – gewählt.

Juni, den 1. Himmelfahrtsfest. Große Volksversammlung beim Schießhause zu Heilbronn mit Volksreden. Zeit der Fahnenweihen beginnt.

Den 15. Abends Allarm durch Heilbronner Soldaten vom 8. Regiment und einen Haufen Arbeiter, welche die Freigebung der Neuhütter Gefangenen verlangen. Aufstellung der Bürgerwehr auf dem Markt. Zweideutige Haltung besonders der 3. Compagnie. Parlamentiren der beiden Bezirksbeamten mit ihnen. Th. Kerner bestimmt den Oberamtsrichter zu Freigebung der Gefangenen, während eben die 4. Compagnie Haug das Gefängniß besetzen will. Kerner escortirt die Freigelassenen selbst und allein in der Nacht nach Neuhütten, läßt dort früh Morgens Einen springen und die Anderen in ihre Wohnungen gehen, wo sie von dem wachehabenden Militär wieder arretirt und sodann auf den Asberg gebracht werden.

Der Zuzug der Erlenbacher Bürgerwehr beschämt die Weinsberger, die am folgenden 16. durch Gerüchte von neuem Anzuge der Heilbronner allarmirt wird und Pikete ausstellt; wo aber, nach erreichtem Zweck der Befreiung, kein Feind mehr kommen will.

Den 17. Das cravallirende 8. Inf.Regiment wird durch ein anderes Regiment von Heilbronn nach Ludwigsburg abgeführt. Unruhige Schwingungen bis hieher.

Den 29. Der Ausschuß des landwirthsch. Vereins überträgt dem Decan Dillenius die durch die Vertreibung des Vorstandes, Rentamtm. Höring – s. ob. 13. März – erledigte Vorstandsstelle provisorisch, und die von diesem berufene und geleitete Generalversammlung beschließt das Fortleben des durch die bisherigen Bewegungen gelähmten landwirthsch. Vereines und wählt auf dessen Antrag den Gerichtsnotar Bröhm zum Vorstand.

30. Juni. Nachricht, daß Erzherzog Johann von Östreich von der Nationalversammlung zum Reichsverweser gewählt ist – von der Demokratie kühl aufgenommen.

9. Juli. Feuer auf den Bergen, Steinkniggle, Gaißhölzle etc., zu Ehren des neugewählten Reichsverwesers. Hier auf der Burg soll dabei – von einem Republikaner – statt der deutschen, eine schwarze Fahne eingeschwärzt und eine [243] Zeitlang aufgesteckt worden sein. – Gründung eines im Gasthof zur Sonne unter Präsidium von R.Cons. Plank tagenden Volksvereins – nach Heilbronner Muster.

An die Stelle des krank in einen Kurmonat gehenden Ger.Actuars Ropsy von Altona wird Just.Referendair Hufnagel als provisor. Gerichtsactuar hieher beordert. Ropsy † einen Monat später in der Schweiz.

Den 27. Juli Nachmittags erste feierliche Probefahrt auf der neugebauten Eisenbahn von Heilbronn aufwärts.

August, 24. Landwirthschaftl. Bezirksfest in Eberstadt unter Präsidium von Gerichtsnotar Bröhm.

September. Durch die neuen Collegialmitglieder veranlaßter Beschluß: den von † Stadtsch. Pfaff errichteten Spital wegen Kostspieligkeit aufzuheben und die Hospitaliten in Privatkost zu geben.

10. Sept., Sonntag Nachmittag. Wieder Volksversammlung zu Heilbronn. Die hies. 3. Comp. (Kerner) rückt, in französische Blousen (blau mit roth) gekleidet und bewaffnet – trotz der hies. obrigkeitlichen Abmahnung – dazu hinein, muß aber am dortigen Thore die Waffen ablegen.

Viel Stadtgespräch macht in diesem Monat ein 11jähriger, armer, in die Kost gegebener Knabe, welcher behauptet, hexen lernen und allnächtlich zu Hexen-Rendezvous auf’s Feld ausrücken zu müssen, wobei er bestimmte Personen namhaft macht. Decan, welcher Albdrücken, vielleicht sogar Onanie dabei vermuthet, verwendet sich für seine Aufnahme in die Rettungsanstalt Lichtenstern auf Kosten der Stiftungspflege und dort hört die Geschichte sogleich auf. Aber es offenbart sich hier noch eine Masse von Aberglauben, der in der Gemeinde spuckt.

Sonntag 17. Sept. Große Volksversammlung in Hall, zu welcher auch der Hauptmann der 3. Comp. mit Heilbronnern zieht. Die neue Aufregung datirt sich von dem Waffenstillstande von Malmöe mit Dänemark.

Sonntag 24. Sept. Fahnenweihe der hiesigen Bürgerwehr auf dem Markte, wozu 300 Mann der Neckarsulmer Bürgerwehr kommen. Musikdirectors Frau übergibt die Fahne der 1. Compagnie, Festfräulein den übrigen Comp. mit Rede. Gegenrede der Hauptleute. Trinkgelag im grasigen Haag, wo die Sache im Kleinen von Schülermädchen gegen Turnschüler nachgespielt wird. Abends Festball der 4. (Jugend-) Compagnie. Brüllende „Hecker-Hoch’s!“ vor der Oberamtei Nachts zum Schluß. – Montag den 25. Schützenball in der Post, wo laut von einer entdeckten Proscriptionsliste die Rede ist, auf welche die sogenannten Aristokraten, die Beamten der Stadt und Glieder der 1. Comp. (Conservative) gesetzt worden seien, voll Hoffnung auf das Gelingen des Struve’schen Zugs in Baden. Die Schützen hatten zur Versicherung ihrer treuen Gesinnungen auch die Beamten und sogar die Geistlichen geladen. – Th. Kerner ist an diesem Tag vor der ihm drohenden Untersuchungshaft entwischt und nach Straßburg geflohen. Er wird kurz darauf mit Steckbriefen verfolgt. – Am 27. Oberamtmann warnt die auf’s Rathhaus berufene Bürgerschaft vor Theilnahme an dem projectirten Zuge des G. Rau von Rottweil nach Canstadt am Volksfesttage, da die Regierung zu kräftigen Maßregeln gerüstet seie. – 29. Sept. Nachricht von vergecktem Struve’schen und Rau’schen Zug und von ruhig vorübergegangenem Canstadter Volksfeste.

Nov., den 21. Zu der Todtenfeier für den in Wien standrechtlich erschossenen Robert Blum, Parlam.Glied, welche diesen Abend in Heilbronn mit [244] Glockengeläute, Trauermarsch, Fackelzug und Rede auf dem beleuchteten Markte gehalten wird, rücken circa 80 Mann der hiesigen Bürgerwehr aus und viele Andere als Zuschauer. – Den 24. Wieder Winterabendschule für die ledigen Söhne.

Dec. den 1. Militär. Leiche des led. Fritz Esenwein, als Mitglieds des bürgerlichen Jägercorps – mit Trauermarsch. – Den 13. An die Stelle des nach Balingen bestimmten provisor. Ger.Actuars Hufnagel rückt als neuer Gerichtsactuar ein Just.Referendair Pfeilsticker.

Jahrgang. Mai und halber Juni für Weinberge günstig; zweite Hälfte des Juni dagegen regnerisch. Juli bis September dem Wachsthum nicht förderlich. Herbstes-Anfang den 10. Oct. Product übrigens nach Quantität und Qualität besser als im vor. J. Mittlere Güte. Gewicht 60 bis 70 °. Preise 16 bis 24 fl. Mangel an Käufern wegen der unruhigen Zeiten. Daher vieler Wein eingekellert. Höchste Temperatur: + 25,2. Sommertage: Mai 5, Juni 10, Juli 15, Aug. 9, Sept. 5, zusammen 44. Eistage: Jan. 30, Febr. 11, März 6, Nov. 11, Dec. 16, zusammen 74. – Landes-Durchschn.Preise vom Kernen 13 fl. 29 kr., Roggen 8 fl. 25 kr., Dinkel 5 fl. 27 kr., Haber 4 fl. 23 kr., Gerste 7 fl. 15 kr., Heilbronn s. oben 1. Jan., 1848/49. Mittelpreise am Schluß d. J. hier: Roggen 5 fl. 13 kr. Dinkel 4 fl. 36 kr., Haber 3 fl. 31 kr., Gerste 5 fl. 3 kr.

Als Seelenzahl wird in diesem J. angegeben: 2,127, worunter 24 Kathol.

1849. Jan. den 3. Militär. Leiche eines an Schlundverengerung gestorbenen Landwehrmanns, Sailers Graf, mit Tambours und Leichen-Piket und Geleit von sämmtl. 4 Compagnien. Grabrede v. Decan. – Das Reichsgesetzblatt promulgirt die in Frankfurt erschienenen Grundrechte des deutschen Volkes. – 15. Neckaraustritt bei Heilbronn. – Febr. den 11. Dilettanten-Concert in der Post für die Armen, bes. Hagelbeschädigten. Chor von Männern und Frauen der Stadt ausgeführt unter Mus.Dir. Rau. – März den 5. Beerdigung des nach langer Krankheit gestorbenen, älteren, 12jährigen Knaben von Oberamtmann Zais. – Den 29. Nachricht von der in Frankfurt geschehenen Wahl eines deutschen Kaisers in der Person des Königs von Preußen, – der aber die Wahl nicht annimmt. – April, den 7. (am Charsamstag) Th. Kerner kehrt von der Flucht nach Straßburg zurück und wird gegen Caution auf freiem Fuß gelassen. Untersuchungsrichter Oberamtsger.Actuar Ruoff in Besigheim. S. Aug. v. 1850. – Neue Aufregungen in Stadt und Land wegen Annahme oder Nichtannahme der in Frankfurt erschienenen Reichsverfassung. Ständische Verhandlungen darüber. Ministerkrisis. – 22. April, Sonntag. Die complet auf dem Markt ausgerückte Bürgerwehr erklärt sich – nach Anrede des Commandanten Magenau – für die Reichsverfassung und bringt ihr ein stürmisches Hoch! – eod. Beerdigung der verwittweten Oberamtmann Wolff. – 25. ejusd. Nachricht von Annahme der Reichsverfassung durch unsern König beschwichtigt die neue allgemeine, in Adressen und Deputationen sich kundgebende Aufregung bei uns, während in Dresden und bald in Baden darüber neue Unruhen ausbrechen. – Mai, den 13. Der bisher. Unterlehrer Greiß wird auf die Schulstelle Lehrensteinsfeld nominirt und bestättiget. An seine Stelle rückt der von hier gebürtige Provisor Frank. – Den 28. Pfingstmontag. Neue Bewegungen durch die heutige große Volksversammlung in Reutlingen, von den demokrat. Vereinen beschickt, wo Allianz mit dem insurgirten Baden u. dgl. verlangt wird. Versendung dieser Beschlüsse auch hieher. Terrorismus der Meinungen. Zerrissenheit. – Juni, den 2. Von dem nach Stuttgart übersiedelnden Frankfurter Rumpfparlament passiren 7 [245] Reichstagsdeputirte auch hier durch – zu nicht geringer Bewegung der Stadt. – Den 6. Man hört auf unserem Gebirge (beim Kreuzle) Kanonendonner von dem Gefechte der Hessen gegen die badischen Insurgenten und Freischaaren. – Den 9. Kunde vom Treiben des Rumpfparlaments in Stuttgart, das eine Reichsregentschaft einsetzen will. Erklärung des Ministeriums dagegen. Die Heilbronner Demokratie erbietet sich zur bewaffneten Unterstützung des Stuttgarter Rumpfparlaments, worauf am 12. Militär dort einrückt, das 4. und 7. Inf.Regiment, das 4. Reiterregiment und ½ Batterie Artillerie, um die Bürgerwehr zu entwaffnen. Abends 6 Uhr zog sich das Militär von Heilbronn wieder zurück, noch bevor die Entwaffnung vollzogen war, was die Wehrmannschaft benützte, indem sie sich auf Generalmarsch sammelte und gegen 9 Uhr Abends über die Neckarbrücke der badischen Gränze zu marschirte.

Im Laufe der Nacht änderte sie jedoch ihre Richtung und rückte theils gegen Wimpfen, theils früh Morgens 3–4 Uhr durch hiesige Stadt gegen Löwenstein.

eod. Nachts gegen 12 Uhr wurde, auf erhaltene Botschaft von Heilbronn, allhier plötzlich – ohne Wissen und Ordre des Bataillons-Commandanten Magenau – Generalmarsch geschlagen, der Bataillons-Commandant, welcher die Tambours zur Rede stellte, insultirt und bedroht und die Sammlung auf dem Marktplatze forcirt. Die 1. und 2. Compagnie (Bürgergarde und ältere Bürger), verlief sich nach einer Stunde wieder, ohne anzutreten, indem sie keine Lust zeigte, ihre Familien zu verlassen und, wie es hieß, „den Heilbronner Brüdern gegen das Militär zu Hülfe zu ziehen.“ Die 3. Compagnie dagegen in ihren republikanischen Blousen und die 4. (der Ledigen, zum Theil Turner) verlangte mit Ungestüm und Drohungen aller Art von dem, zum Fenster herausschauenden Hauptmann der 4. Compagnie, Waldmeister Haug, die Herausgabe von scharfen Patronen (der 3. wurden sie von der Frau des abwesenden Hauptmanns ausgefolgt). Nach fast zweistündigem Getümmel, bei welchem der abmahnende Oberamtmann insultirt und in sein Haus zurückgedrängt wurde, zogen die 4. und Mehrere von der 3. Compagnie unter Trommelschlag ohne Hauptmann Heilbronn zu ab. Was von der 3. Compagnie da blieb, oder von der 1. und 2. aus Neugierde noch zusah, parlamentirte noch lange unentschieden mit dem wieder unter sie getretenen Oberamtmann, bis sich endlich bei Tagesgrauen die Menge verlief.

Am 13. früh nach 3 Uhr bei Tagesanbruch und Nebel rückten, mit der jetzt zurückkehrenden 4. hiesigen Compagnie, gegen 400 Mann der Heilbronner Bürgerwehr in geschlossenen Gliedern hier durch vor das obere Thor. Dort wurden die Gewehre in Pyramide gestellt, hier in der Stadt neuer Generalmarsch durch die Straßen geschlagen (wobei aber sehr wenige neue Mannschaft erschien), von den Führern Kriegsrath gehalten, und endlich mit den sich anschließenden Hiesigen das Thal entlang Löwenstein zu marschirt, indem sie in den Thalorten neuen Zuzug zu erhalten suchten – was aber fast überall gänzlich mißlang – auch nach Öhringen Deputirte sandten, um von dort Verstärkung auf den Mainhardter Bergen zu erhalten. Durch die Öhringer, Burgfriedler, Neuhütter und andere Wäldler und durch die Haller verstärkt – beabsichtigte man, im Rücken des Militärs über Backnang gegen Stuttgart zu ziehen, dem Parlament zu Hülfe etc. Der Zug kommt aber nur bis Löwenstein, wo ein Versuch, die Bürgerwehr an sich zu ziehen, mißlingt – und gedenkt Anfangs, auf der bezogenen Burgruine sich zu halten.

Gegen 7 Uhr Morgens zieht ein Cavalleriepiket von den, diesen Morgen wieder in Heilbronn eingerückten Regimentern hier durch gegen Ellhofen u. s. f. Auf den [246] Mittag rücken vom Galgenberg, wo sie auf Piket gestanden, 2 Compagnien Infanterie und eine Schwadron Cavallerie hier ein, ziehen Nachmittags wieder auf’s Piket und kommen zum Übernachten im Rathhaus und in den größeren Wirthshäusern hieher zurück, mit Aussendung von Patrouillen gegen Ellhofen und den Jägerhausberg. Heilbronn ist in Belagerungsstand erklärt und die Waffen müssen abgeliefert werden.

Bald nach Mittag kehren, von der durch den Nachtmarsch und Nahrungsmangel erschöpften, auf Burg Löwenstein, beim Anblick der anrückenden Reiter entmuthigt sich auflösenden Heilbronner Bürgerwehr Einzelne, ohne Waffen, ohne Uniform, zum Theil verkleidet und entbartet, durch hiesige Stadt zurück in die Heimath, oder werden von Militär-Patrouillen als Gefangene – Einer, der noch das Gewehr angelegt hatte, sogar am Strick – eingebracht. Andere suchen waffenlos Umwege über Waldbach, Eberstadt, Erlenbach. Die hiesigen Turner etc. schleichen sich, nach Wegwerfung oder Versteckung der Gewehre, durch Weinberge, Gärten und Nebenthore in die Stadt ein. Das Drohende des frühen Morgens löst sich in ein Ridicule des Abends auf; und von diesem Tage an wird auch hier keine Trommel mehr gehört.

Am 14. Morgens. Das hiesige Militär rückt wieder auf’s Piket. Weitere Einbringung von Gefangenen und von Gewehren, welche in Kartoffeläckern weggeworfen oder versteckt waren. Ein Bäuerlein bringt ein einspänniges Wägelchen voll solcher Gewehre vor die Hauptwache im Rathhaus, obenauf die Lanze, Sattel und Zeug eines bürgerlichen Uhlanen, und an der Seite dessen Säbel tragend, mit dem er zum Gaudium der Soldaten das Pflaster wetzt. Nachricht vom Vordringen badischer Freischaaren bis Wimpfen und Rappenau – gegen welche aber unsere Gegend durch das vorhandene Militär gedeckt ist. eod. 14. Beerdigung des resignirten Cameralverwalters Fetzer, in Anwesenheit Eines der milit. Pikets, das beim Kirchhofe lagert und den Jägerhausweg beobachtet. Der Sohn, Pfarrer Fetzer von Adolzfurth, resignirt und zieht hieher zur Übernahme seines Erbes. – Untersuchung wegen des obenged. Auszuges. Mittlerweile bleibt eine Compagnie Militär noch hier bis zum 18. Mittags, wo sie in die Gegend von Vaihingen zu ihrem Regiment abzieht, das die Grenze gegen Einfälle der badenschen Freischaaren deckt. – 18. Abends. Nachricht von heutiger Sprengung des Rumpf-Parlaments in Stuttgart und Ausweisung der Reichs-Regentschaft, welche das Volk für die Badener bewaffnen wollte. – Einführung der Geschworenen-Gerichte. Weinsberg zum Bezirk Ludwigsburg. – 21. Juni folgd. Man hört, sogar in der Stadt, Kanonendonner von den im Badischen bei Hirschhorn, Aglasterhausen etc. vorrückenden Hessen und Baiern, von Waghäusel – Preußen. Nachricht von Abreise des Rumpfparlaments. – 24. Nachricht vom Einrücken der Preußen in Heidelberg und Mannheim ohne (die befürchtete) Schlacht. – Am 25. Einzug der Preußen in Carlsruhe. Das badische Drama naht seinem Ende. – Juli 1. Gesetz wegen Creiirung von 3 Mill. Papiergeld. – 2. Erscheinen eines demokratischen Wahlgesetzes für eine neue constituirende Landesversammlung. – 25. Als Wahlcandidaten treten bei Wahlversammlungen in Willsbach etc. auf: Theob. Kerner, Gegencandidat Stadtschultheiß Fraas. Die Lichtensterner operiren für Weingärtner Stöckle von Stuttgart. Wahlcandidat auch Revierförster Kommerell, Vorstand des Mainhardter Volksvereins. – Aug. 1. und 2. Wahltage. Umtriebe zu Stimmenzersplitterung gelingen, so daß Fraas Majora, aber nicht das vorgeschriebene ⅓ der Stimmen erhält, daher 10. Sept. wiederholte Wahl, bei welcher Fraas siegt. – 21. Sept. (Matth.-Feiertag.) Landwirthschaftliches Bezirksfest hier bei den Linden unter Leitung des Vorstandes [247] Gerichtsnotar Bröhm. – 25. Sept. Abzug des nach Gmünd beförderten Oberamtsrichters Römer (s. Aug. 1840). Amtsübergabe an den von Nagold hieher versetzten Oberamtsrichter Berner. – Vom 24. Sept. bis 4. Okt. General-Visitation durch Prälat v. Hafner. – Okt. 28. Abtritt des sogen. März-Ministeriums. Neues Ministerium: Schlayer, Inneres; Herdegen, Finanz; Bauer, Krieg; Häulein, Justiz; Wächter-Spittler, Äußeres. – Nov. 20. Beerdigung der verwittweten Oberamtspflegerin v. Olnhausen. Wiedereröffnung der Winterabendschule für ledige Söhne. – Dez. 1. Eröffnung der neuen Landesversammlung unter ungünstigen Auspicien. Alsbaldige Reibungen wegen Eidesleistung. Auflösung derselben schon nach 23tägigem Leben am 23. Dez. Amtsverweser für den dazu abgereisten Stadtschultheiß Fraas ist für diese kurze Zeit Verwaltungsactuar Oesterlen. Trennung der republikanischen und constitutionellen Partei.

Die Koch’sche Schauspielergesellschaft gibt diesen Winter über Theater, erst im Stern, dann in der Post – wobei auch hiesige junge Dilettanten mit auftreten.

Jahrgang: Januar und Februar mild. Frühlingsmonat frostig; erst Ende Mai’s Sommertemperatur; in den Sommermonaten häufig durch Gewitterregen erniedrigt. Ende Oktobers Frost, der im November und December anhielt. Starke Überschwemmung 14. Jan. u. f. bei raschem Thauen. – Höchste Temperatur + 25,5 den 9. Juli. Sommertage nur 36.; tiefste Temp. − 12,5 den 29. Nov. Eistage 84. Außerordentlicher Obstertrag, an Qualität über 1847. Winterfrüchte gut bis sehr gut. Sommerfrüchte befriedigend. Kartoffelkrankheit bei andauernder trockener Witterung im Juli und August nachlassend. Preis pr. Sri. 18–30 kr. Landesdurchschnittspreise: Kernen 10 fl. 41 kr., Roggen 6 fl. 41 kr., Gerste 5 fl. 47 kr., Dinkel 4 fl. 19 kr., Haber 3 fl. 46 kr.; hier am Schlusse des Jahrs Gerste 4 fl. 56 kr., Dinkel 3 fl. 32 kr., Haber 3 fl. 13 kr. – Wein: Traubenblüthe Ende Juni, Anfangs Juli schöne Hoffnungen; aber Juli und August unbeständig, rauh. Kühle Nächte. Langsames Reifen. 20. Oktober Beginn der Weinlese. Gewicht 66 bis 70 und 77 °. Qualität zwischen dem 1847r und 48r in der Mitte. Mangel an Käufern, deßwegen Sinken der Preise von 20 auf 18, 17 bis 12 fl. Verkauf stockt am Ende ganz. Vieles eingekellert.

1850. 20. Jan. Neue Abgeordnetenwahl ausgeschrieben. Neue Agitation. – Posthalter Maier verkauft den Gasthof zur Traube an August Esenwein und kauft dagegen das neue Haug’sche Haus an der Marktecke und Heilbronner Straße. Der Umzug mit der Post in die Stadt erfolgt erst am 2. April. – Febr. 3. Gegen die demokrat. Partei vereint sich eine Wählerversammlung in Löwenstein für die Wahl des Revierförsters Kommerell.eod. Neckaraustritt bei Heilbronn. – 20. Stadtschultheiß Fraas mit 1900 Stimmen gegen 900 von Kommerell wieder zum Abgeordneten gewählt. – Nachtmusik etc. – Von Heilbronn her lange Böllersalven für Ruoff. – März. Auf den 15. die neue – eigentlich alte – Kammer einberufen und vom Könige selbst eröffnet. – 25. Tod des Stadtraths und Schaumweinfabrikanten Mall, eines der erfahrensten und einsichtsvollsten Mitglieder des Stadtraths, ehemaligen Hauptmanns der Bürgergarde. Beerdigung am 27. mit Trauermusik. – 27. Oberamtsarzt Dr. Just. Kerner auf Ansuchen wegen Augenleiden in den Ruhestand versetzt und mit dem Orden der württemb. Krone decorirt. Als Amtsverweser für die Oberamtsarztstelle rückt bald darauf ein Dr. Paulus, pract. Arzt. – Auch Kameralverwalter Lutz a. A. pensionirt, muß aber bleiben, bis sein Nachfolger ernannt ist und einrückt. – Mai. 13. Auf Rathhaus erstes öffentliches Gerichtsverfahren in hiesiger Stadt gegen [248] Dr. Elsner, Redakteur der Ulmer Chronik wegen Preßvergehen. – 16. Nach vielen unerquicklichen Verhandlungen Errichtung einer vierten deutschen Schule für die jüngste Klasse (Elementarschule) in dem Locale der bisherigen Realschule (unter Mädchenschulmeister Winter’s Wohnung). Für die Realschule wird ein Locale bei Bauer Sigle gemiethet. Provisor Schäfer tritt bei dieser vierten Schulklasse ein. – Juli 4. Abermalige Auflösung der verfassungsrevidirenden Kammer; sog. Restaurations-Ministerium: von Linden, Inneres; v. Miller, Krieg.; Knapp, Finanz.; v. Plessen, Justiz. Anklage bei dem Staatsgerichtshofe gegen Minister von Wächter-Spittler; freigesprochen. – 22. Abgang des pensionirten Kameralverwalters Lutz. Ankunft des neuernannten Kameralverwalters Dornfeld II., bisher in Heidenheim, hier schon seit längerer Zeit begütert. – Nachrichten vom Krieg in Schleswig-Holstein. – August. 21. Anordnung einer neuen Abgeordnetenwahl für den 20. Septbr. nach dem neuen Wahlgesetze. Neue Wahlbewegungen. – Bruckmann von Eisenlautern wird als Gegen-Candidat gegen Fraas aufgestellt. – Sept. 7. Theob. Kerner, „wegen Aufforderung zum Hochverrath“ vor das Schwurgericht in Ludwigsburg gestellt, erhält ein „Schuldig“ und wird zu 10 Monaten Festungsarrest verurtheilt, den er sodann am 1. Novbr. d. J. antritt. – 20. Abgeordnetenwahl: Stadtschultheiß Fraas siegt abermals mit 1,396 gegen 340 Stimmen (Bruckmann), und der Sieg wird am 21. Abends durch eine 1stündige Böllerkanonade der Stadt und Umgegend angekündigt. – Am 21. Landwirthschaftliches Bezirksfest in Willsbach unter Leitung des Vorstandes Gerichtsnotars Bröhm. Referend. Hörlin als Kameralamtsbuchhalter eingetreten. – Oktbr. Auf den 4. Einberufung der neuen Landesversammlung, die aber, wegen Nichtvereinbarung mit der Regierung – Novbr., am 6. abermals aufgelöst wird. Conflikt wegen Nichtanerkennung des gewählten Ausschusses etc. §. 89. – Marsch der Östreicher und Baiern nach Kurhessen. Einberufung und Rüstung auch in Württemberg. Große Spannung, bis Vereinigung zwischen Östreich und Preußen erfolgt ist. Neuerwachter Bundestag. Dresdener diplomatische Conferenzen. – Nov. 22. Diaconus Schilling eröffnet im Locale der Mädchenschule eine Privaterbauungs-Stunde (Bibelstunde) Abends 7–8 Uhr, mit circa 40–50 Theilnehmenden, vorzüglich vom weiblichen Geschlechte. Winterabendschule für ledige Söhne wie bisher von Decan. – Decbr. 16. Amnestirung der minder Gravirten vom Heilbronner Auszug und von der Reutlinger Versammlung. s. oben. Wegen vom Stadtrathe (in Opposition des Vorstandes mit dem Studienrathe) beschlossener Aufhebung der Sonntagsgewerbeschule des Reallehrers, Eintheilung der Gewerbeschüler in die gewöhnliche Sonntagsschule bei Knabenschulmeister Wegmann und bei den Provisoren.

Jahrgang: Winter wechselnd. Auf anhaltende Kälte im Jan. ungewöhnlich mild im Februar. Zweite Hälfte März wieder winterlich. April, erste Hälfte mild, zweite merkliche Temperaturerniedrigung. Mai noch nicht bis zur Höhe der Sommertage. Im Sommer häufige Gewitter mit schroffer Abkühlung. Der Herbst erhob sich nicht mehr zur Sommerwärme. Ende Oktobers schon erster Frost. Novbr. mild. Decbr. nicht andauernde Kälte. – Höchster Therm.-Stand + 24,2 am 6. August. Sommertage nur 25 in den drei Monaten, Juni 10, Juli 8, August 7. Niederste Temp. − 15 °, den 22. Jan. Eistage 82. – Ertrag des Winterfeldes gut, mittelmäßig; Sommerfeld befriedigender. Kartoffelkrankheit bei den im Juli eingetretenen Regentagen fast allgemein. Landesdurchschnittspreise von Kernen 10 fl. 45 kr., Roggen 7 fl., Gerste 6 fl. 6 kr., Dinkel 4 fl. 17 kr., Haber 3 fl. 13 kr.; hier am [249] Schlusse des Jahres Mittelpreise, Kernen 9 fl. 58 kr., Gerste 6 fl. 25 kr., Dinkel 4 fl. 25 kr., Haber 3 fl. 40 kr. Wein: sehr ungünstige Blüthe, spät und ungleich. Weil die Trauben wegen ungünstiger wechselnder Witterung nicht reiften, Verschiebung der Lese bis 27. Oktober, nachdem am 24. Nachts schon Schnee gefallen war. Gewicht von 50 bis 71 °. Rückschlag der Ertragsschätzung fast um die Hälfte. Qualität sauer. Fast gar kein Verkehr. Vieles eingekellert wegen Mangels an Absatz. Käufe von 10–11 fl., anderswo 8–12 fl. – Seelenzahl 1,951, worunter 24 Katholiken.

1851. Januar. 1. u. folg. Stadtmusikus Rau, bisher als solid wohlgelitten, geht, wegen Schulden und mit Contrahirung neuer zur Reise, unter Zurücklassung seiner Frau und Kinder durch – über Mainz nach Amerika. Verfolgung mit Steckbriefen. Gant. Buchbinder Hardten von hier wird Amtsverweser und später Stadtmusikus. – Baptistische Sectirerei reißt, außer in Eberstadt, auch in Brettach und Neuhütten ein. – Februar. Der bisherige Rechtskonsulent Plank zieht ab nach Ludwigsburg, wo er sich setzt und verheirathet. – März. Am 23. (Sonntag Oculi). Nach vorangegangenen Vorarbeiten und Vortrag des Decans im Altar Wahlhandlung für den neuerrichteten Pfarrgemeinderath, an der sich aber die Demokratie nicht betheiligt, wie auch Stadtschultheiß F. dieses Collegium als inconstitutionell! – nicht anerkennen will. Die Wahl fällt dessenungeachtet auf tüchtige, kirchliche Männer. – April den 6. (Sonntag Judica). Öffentliche Verpflichtung der neuen Kirchenältesten. Erste Sitzung in der Sacristei. – Fröhlich definitiver Oberamtsgerichtsactuar. – 17. Für den schwererkrankten Präceptor Irion tritt als Amtsverweser Cand. Gneiting ein. – 23. Theob. Kerner auf Vaters Fürsprache vom Könige begnadigt und des Asbergs entlassen. – 25. Bei der Wahl für den neuberufenen Landtag wird Stadtschultheiß Troll von Löwenstein zum Abgeordneten des hiesigen Bezirks gewählt. Zusammentritt des Landtags am 6. Mai. – Juni. 3. Tod des Präceptors Irion. Amtsverweser der bisherige Cand. Gneiting s. oben. – Unteramtsarzt Dr. Maurer von Löwenstein zum hiesigen Oberamtsarzt ernannt; zieht mit Jakobi auf. – 9. Großes Liederfest im benachbarten Heilbronn. – 30. G. Schwab zum letzten Mal auf Besuch bei J. Kerner und Dec. Ds. † 14. Nov. dss. Js. – Ein Sprachlehrer Rehfuß von Heilbronn hält diesen Sommer an Sonntag Nachmittagen auf der sogenannten Viehwaide (gegen das Jägerhaus hin) Waldbergpredigten in methodistischem Geiste, wozu viel Volks aus der Umgegend, mit Versäumung des Sonntagnachmittagsgottesdienstes zusammenströmt und wobei bald gar nichtgeistliche Rendezvous stattfinden. Schritte dagegen mit Heilbronn, s. Mai folgenden Jahrs. – Juli 24. Der sogen. Reiseprediger, G. Werner von Reutlingen, welchem ein Cons.-Rescript vom 31. März vor. Js. wegen verweigerter Unterzeichnung der symbolischen Bücher etc. die Einräumung der ev. Kirchen zu seinen Vorträgen untersagte, kommt durch eine eigene Adresse von hiesigen Demokraten und Antikirchlichen berufen – von Heilbronn aus auch hieher und prediget in dem ihm vom demokratischen Theile des Stadtraths eingeräumten und decorirten Rathhaussaale in einer Abendstunde vor einer Versammlung von circa 100 Neugierigen und Oppositionellen. Sein Kommen soll von 4 zu 4 Wochen wiederkehren. – August 2. Neckarüberschwemmung bei Heilbronn. – Septbr. Aufhebung der Grundrechte. s. Juni 1849. – Die Missionspredigten von Pater Roder, Schlosser und Fürst Zeil ziehen in diesem Monate auch eine Menge von Protestanten nach dem benachbarten Neckarsulm, das in großer [250] Bewegung und religiöser Aufregung ist. – Das erledigte Präceptorat mit Lehramts-Candidat Müller wieder besetzt. Einführung desselben am 10. Nov. – Reallehrer Maute hat wieder, als Collaborator, neben den Realien, lateinischen Elementarunterricht zu ertheilen. – Okt. Am 20. Beerdigung des alten Revisors und Notars Fraas, Eines der ältesten Bürger. – Novbr. Am 8. erhängt sich der langjährige Wachtmeister Haag, dem am 9. Morgens seine Entlassung angekündigt werden sollte wegen in der Noth begangener Unterschlagung einiges Geldes. – 25. Wiedereröffnung der Winterabendschule. – Decbr. 4. Telegraphische Botschaft von Pariser Contre-Revolution, Coup de main von Napoleon. – 10. Nachts erhängt sich in einem Anfall von Tiefsinn der geachtete Apotheker Magenau an seinem Gartenhäuschen und wird am 13. mit Grabgebet beerdigt. – Die steigende Theurungsnoth macht viele Arbeit zur Armenfürsorge. Der Pfarrgemeinderath will sich der Sache thätig annehmen, wird aber desavouirt, s. März.

Jahrgang. Auf ziemlich gelinden Winter im März noch empfindliche Kälte. April mild, aber Mai kalt und naß. Am 31. Juli und 1. August starke Überschwemmung im Neckarthale durch Wolkenbrüche; wiederholt in zweiter Hälfte Septembers, welcher, wie der August für den Wein sehr ungünstig war. Nov. und Dec. mild. – Wegen häufig regnerischer Witterung heftige Kartoffelkrankheit und Kartoffelmißwachs. Der Morgen gab circa 32 Simri, worunter 18 Simri gesund, 14 Simri krank. Getreide-Erndte nur mittelgut. Steigen der Fruchtpreise. Ertrag: Dinkel 4 Schffl. 6 Sri., Haber 4 Schffl. 4 Sri. per Morgen. Landes-Durchschnittspreise von Kernen 14 fl. 45 kr., Roggen 10 fl. 40 kr., Gerste 9 fl. 7 kr., Dinkel 5 fl. 49 kr., Haber 4 fl. 27 kr.; hier am Schluße des Jahrs Mittelpreise Gerste 11 fl., Dinkel 6 fl. 34 kr., Haber 4 fl. 33 kr. – Höchste Temp. + 23,5 den 21. Juni. Sommertage nur 23. Juni 7, Juli 6, August 10. Tiefste Temp. − 11,8. den 3. März. Eistage 54, im Nov. und Dec. 0. – Wein nach Quantität seit 1847 am dürftigsten; Qualität kaum dem vom vorigen Jahre gleich. Clevnerlese beginnt am 24. Okt. Gewicht 68–70 °. Preis 3 kr. pr. Pfund. Gewicht des gewöhnlichen Gewächses 50–66 °. Mangel an Absatz. Verkäufe (bei Traubenkeltern) von 16 fl., 17 fl. bis 20 und 23 fl., wegen fehlender Käufer viel eingekellert.

1852. Jan. Wegen steigender Theurung statt Suppenanstalt, wie 1847, wird Vertheilung von Reis und Gerste – im Ankaufspreise des p. C. und bei minder Armen auf späteren allmähligen Ersatz beschlossen und ausgeführt. Verwalter Stiftungspfleger Weber unter Kirchenconvent. Die Kinderindustrieschule wird erweitert, mit Zwang für arme Kinder zu Abstellung des Kinderbettels, auch arme Knaben zum Stricken aufgenommen. Die Fabrikate werden den Kindern mit Brod oder Geld bezahlt. Frauen und Jungfrauen der Stadt übernehmen die Inspection. Monatliche Beiträge von Vermöglichen zu Brodvertheilung. – Febr. 16. und 26. Regierungs- und Gerichtshofs-Commissär, Reg.-Rath Ehrmann und Ober-Justizrath v. Seybothen hier zur Untersuchung gegen Oberamtmann Zais und Oberamtsrichter Berner, in dessen Folge – April 18. und 20. Oberamtmann Zais auf das Oberamt Spaichingen, Oberamtsrichter Berner auf das Oberamtsgericht Freudenstadt, Oberamtsger.-Actuar Fröhlich auf das Oberamtsger.-Actuariat Riedlingen versetzt werden. Abzug derselben am 22. und 24. Mai. – März 25. Bei der Plenar-Versammlung des landwirtschaftlichen Vereins in Eberstadt tritt Gerichts-Notar Bröhm als Vorstand ab und Cameralverwalter Dornfeld wird zum Vorstand, Decan Dillenius zum Vicevorstand gewählt. – April 27. [251] Mädchenschulmeister Winter erhält wegen verminderter Diensttüchtigkeit einen Hülfslehrer in der Person des Lehrgehülfen Blöth und tritt damit in den Quiescentenstand. – Mai. 1. Oberamtsrichter Zimmerle von Gaildorf auf das hiesige Oberamtsgericht ernannt. Eintritt am 21. – Als Oberamtsverweser tritt eod. ein Oberamtsverweser Drescher, verheirathet. Als Oberamtsgerichtsactuar kommt Oberamtsgerichtsactuar Fischer. Als Oberamtsactuar an die Stelle des als Ablösungscommissär nach Heilbronn gezogenen Actuars Hopf Oberamtsactuar Schmidt von Hall. – Juni. Methodist Nippert sucht hier und in der Gegend einzuschleichen. Sprachlehrer Rehfuß beginnt seine Waldpredigten wieder (siehe oben Juni 1851) mit Zuziehung Nipperts. Abtreibung derselben in Gemeinschaft mit Pfarrgemeinderath Heilbronn. – Juli am 24., nach überstandener Theurungsnoth, Einführung des ersten Erndtewagens vom Thor an mit Procession, Fahnen und Kränzen auf den Markt. Von Rathhausstaffel (wie 1847) Rede von Dekan mit Responsorien. Gebet von Diaconus. Schluß, allgemeiner Gesang: „Nun danket Alle Gott.“ – August. Es setzt sich hier ein neuer Rechtsconsulent, Gmelin von Tübingen. 24. Missions- und Dankfest in Waldbach. – Septbr. 9. Beerdigung des alten Stadtraths und Stadtpflegers Müller. 12. Sonntag. Nach Trauung von drei nach Australien auswandernden Paaren Privat-Communion derselben in der Sacristei. 19–25. General-Visitation durch Prälat v. Hafner. – 21. Landwirthschaftliches Bezirksfest in Eberstadt, Präsident C.V. Dornfeld. Ankunft des hieher ernannten Oberamtmanns Bürger von Aalen. Vorstellung desselben bei dem Festmahl im Hirsch durch den von Jaxtfeld her anwesenden Regierungsdirektor, Frhr. v. Linden. Oberamtsverweser Drescher kommt in gleicher Eigenschaft nach Leonberg. – 30. Aus Veranlassung der Generalvisitation Synodalgottesdienst mit Altargebet von Pfarrer Naumann; Predigt von Stadtpfarrer Maier. Pfarrgemeinderaths-Versammlung auf dem Rathhaus. 32 Kirchenälteste. Festessen mit den weltlichen Beamten in der Traube. – Oktober. Sonntag den 3. Decan wegen eines an seinem Schwager, dem pensionirten Major von Glaser, durch einen ehemaligen Bedienten auf seinem Zimmer gestern Nacht begangenen Raubmords zu dessen Leiche nach Stuttgart berufen. – Novbr. 5. Gen.-Superint. Prälat v. Hafner „wegen vorgerückten Alters“ pensionirt; tritt schon am 8. aus. 10. Garnisonsprediger Sigel von Stuttgart zum Prälaten und General-Superintendenten von Heilbronn ernannt; vorerst bei Landtag und Synode in Stuttgart bleibend. – 8. Bezirkspolizeiliche Ausweisung eines in Eschenau verhafteten 19jährigen methodistischen Predigers Wallon aus Hessenhomburg, der in Wißlensdorf nächtliche Versammlungen, besonders mit jungen ledigen Mädchen (hinter dem Pfarrgemeinderath) hielt. – 22. Die treffliche Frau des neuen Oberamtsrichters Zimmerle stirbt in Folge der Geburt eines todten Knäbleins am Kindbettfieber und wird am 24. unter allgemeiner großer Theilnahme beerdigt. – 3. Dec. Wiedereröffnung der Winterabendschule im neuen Locale der Realschule. – Nachricht vom neuen Kaiserthume Napoleons III. 21. Thomasfeiertag. Die beabsichtigte, auf proselytenmacherische Conscription angelegte Methodisten-Versammlung in Eichelberg wird vom Oberamt durch abgeordnete Landjäger verhindert.

Jahrgang. Jan. bald nachlassender Frost, am Ende Febr. wieder eintretend und durch den März fortdauernd; April kühl. Erst in Mitte Mai’s Sommerwärme; unterbrochen bis Ende Juni durch häufige gewitterartige Abkühlungen. Blos Juli constante Sommerwärme. Auch viele gewitterartige Abkühlungen. Sept. nicht mehr [252] Sommerwärme. Oktbr. schon erster Frost. Novbr. und Decbr. ungewöhnlich mild. Höchster Thermometerstand + 26,7. Sommertage 40; niederster − 7,5. Eistage 62. – Erndteertrag: Roggen 3 Schffl., Gerste 5 Schffl., Dinkel 8 Schffl., Haber 7 Schffl. per Morgen. Landesdurchschnittspreise von Kernen 17 fl. 19 kr., Roggen 13 fl. 52 kr., Gerste 11 fl. 12 kr., Dinkel 6 fl. 39 kr., Haber 5 fl. 5 kr.; hier am Schlusse des Jahrs, Durchschnittspreise: Gerste 7 fl. 22 kr., Dinkel 5 fl. 46 kr., Haber 3 fl. 55 kr. Wein: Clevnerlese beginnt am 12. Oktbr. Gewicht 80–83 °. Käufe 50 fl. Auch 3 kr. per Pfd. Stockender Verkauf des übrigen Gewächses. Preise von 26 fl. bis 19 fl. Im Allgemeinen weder reicher Ertrag, noch viel bessere Qualität als im vorigen Jahre.

1853. Brandjahr mit drei Brünsten am 17. Januar, 5. Mai und 22. Sept. Jan. den 17., Abends 8 Uhr Feuersbrunst in der Scheuer der Wittwe Glessing, hinter dem vormaligen Pfauschen Hause; gefährlich zwischen zwei Wohnhäusern. Doch wird man des Feuers Meister, daß es nicht weiter greift. Um 10 Uhr gelöscht. Veranlassung unbekannt. Man vermuthet Brandstiftung. – März. 15. Constituirung eines Seidenbauvereins mit Actien auf Veranlassung des Vorstandes vom landwirthschaftlichen Bezirksverein, Cameralverwalter Dornfeld. 24. Gründonnerstag. Leiche des Kaufmanns Liesching, gestorben am 22. d. M. Morgens.

April. 17. Zur Confirmation wird von Frau Postmeister Wirth vid. ein von den älteren Fraas’schen Töchtern sehr kunstreich gearbeitetes weißes Altartuch, von Mathilde Niethhammer ein deßgleichen Taufsteintuch, von Gerichtsnotar Bröhms ux. ein Fußteppich in den Altar gestiftet. – 21. Der provis. Oberamtsactuar Schmidt kommt als Commissär nach Gmünd; der frühere, bisher als Ablösungs-Commissär in Heilbronn functionirende und daselbst verheirathete Oberamtsactuar Hopf tritt in seine hiesige Stelle als Oberamtsactuar zurück. – Mai. Am 5. (Himmelfahrtsfest) gleich nach der Abendkirche Feuerlärm von einem Waldbrande bei Hölzern, fast an gleicher Stelle, wie am Sonntag den 25. April vor. Jahrs. eod. Abends 8 Uhr, nach dem Nachtessen zweiter Feuerlärm, mit welchem sich Tageshelle über die obere Stadt und Kirche und Burg verbreitet. Das städtische Holzmagazin an der Bleiche und untern Stadtmauer, 300′ lang steht zu beiden Seiten der ganzen Länge nach zugleich in lichten Flammen, so daß man nicht mehr dazwischen hineinkommen kann und sich begnügen muß, von innen innerhalb der Stadtmauer die anstoßenden Gebäude zu schützen. Die Flammen lecken bald über die Mauer herein und ergreifen die untere Staffelthüre des Wachthurms, so daß die armen Bewohner desselben zu den Fenstern heraus an Leitern in die Stadt herabsteigen müssen unter Zurücklassung ihrer Habseligkeiten. Sodann ergreifen die von außen höher steigenden Flammen das hervorstehende Dach des Thurmes und er brennt nun von oben herab, so daß das obere brennende Stockwerk mit der Stiege auf das innere zweite und so fort fällt, wie auch das weißglühende Glöckchen im Herabstürzen durchschlägt und weiter zündet. Das Spritzen von einem benachbarten Dache aus durch die ausgebrannten Fensteröffnungen will wenig wirken. Eine kleine, auf der unteren Stadtmauer stehende Scheuer wird gleichfalls ein Raub der Flammen; ebenso ein angränzendes Haus halb. Zum Glück gieng der Wind von Norden gegen Süd-Süd-Westen, also von der Stadt nach außen. Bei umgekehrter Richtung hätte diese bei 300 Fuß breite, fast ⅓ der Stadt eingränzende Flamme den größten Theil der untern Stadt zerstört, da Alles so eng zusammenhängt. Auf der Bleiche, jenseits des Baches, war vor Hitze kaum zu passiren. Pfähle, Brennholz, Bauholz, Latten, [253] Bretter, Pflüge, Eggen, auch Heu und Stroh, die da miethweise aufbewahrt wurden, loderten mit reißender Geschwindigkeit in die Höhe. An ein Retten und Löschen war nicht mehr zu denken, da man nicht beikommen konnte. Und hoch in der Mitte des Feuermeers, aus den Steinmauern heraus sandte der brennende Thurm seine Flammen in den Nachthimmel. Erst gegen Mitternacht wurde man des Feuers so weit Meister, daß keine weitere Gefahr für die Stadt zu fürchten war. Die Löschwerkzeuge mußten aber bis Tagesanbruch fortarbeiten, da aus dem außerhalb der Stadtmauer Niedergebrannten und aus dem Innern des Thurmes immer wieder neue Flammen aufloderten. Die Angst der unteren, von einem so breiten Feuerwall umlagerten Stadt war groß. Die Feuerwehr von Heilbronn leistete wesentliche Dienste, was denn auch Veranlassung gab, daß von da an auch in hiesiger Stadt sich eine Feuerwehr nach dem Heilbronner Muster bildete. Daß hier eine Brandstiftung stattfand, lag, da die beiden Gebäude der ganzen Länge nach zugleich in Flammen standen, ziemlich klar am Tage und es wurde auch ein derselben wegen geführter zweideutiger Reden verdächtiger, junger Bursche verhaftet. Die Untersuchung mußte aber wegen fehlender zureichender Indicien eingestellt werden. Andere sprachen von, mit Zündhölzchen an dem Lattenverschlage spielenden Kindern, was aber nicht erhoben werden konnte. Den größten Schaden hatte bei diesem Brande das städtische Gemeindewesen, dessen Eigenthum die Magazine waren und das erst vor einem Jahre den Wachthurm mit einem Kosten von 4–5000 fl. neueingebaut hatte, ohne daß der neue Thurm höher in die Brandversicherung gelegt worden war als der alte. Der Verlust der den Wachthurm bewohnthabenden Armen wurde durch eine Collecte des gem. Amts für sie gedeckt. Da viele Bürger Raum in den Magazinen gemiethet hatten, so war der sonstige Verlust auf Viele vertheilt. Noch am 6. Qualm und Spritzenarbeit am Innern des Thurmes den ganzen Tag bis in den späten Abend. 13. Mai. Beerdigung des hochbetagten resignirten Schultheißen und Chirurgen Höring von Willsbach, Schwagers des † Not. Fraas s. Okt. 1851. – 16. Provisor Schäfer versetzt. Nachfolger an IV. Schule Babel von Bitzfeld, interimistisch bis zu seinem Eintritt der an dessen Stelle beorderte Prov. Häußler. – 21. Kaufmann Knorr erschießt sich im Delirium und wird am 23. mit Grabgebet beerdigt. – Juli 9. Landwirthschaftliche Excursion von einer Partie Mitglieder des landwirthschaftlichen Vereins mit dem Vorstande desselben nach Hohenheim, Scharnhausen und Weil. – 14. Stilles Durchpassiren Sr. Majestät des Königs von Wasseralfingen her. – Cameramtsbuchhalter Hörlin als provis. Bahnhofinspector nach Bruchsal versetzt. Abgang am 10. Provisorischer Nachfolger in Buchhaltersstelle Ref. Grunsky. – 16. Stadtschultheiß Fraas abdicirt in Stadtrathssitzung, kommt aber schon am folgenden Morgen im Staatsanzeiger als – vom geheimen Rath nach §. 87.[ws 5] der Verfassung von seinem Amt entlassen. Amtsverweser Stadtpfleger Eisele. 21. Mathäusfeiertag. Landwirthschaftliches Bezirksfest hier. Musterung bei den Linden. Preisvertheilung von Tribüne vor dem Rathhause. Rede vom Vorstand, Cameralverwalter Dornfeld und vor Preisvertheilung an Dienstboten vom Vice-Vorstand, Decan Dillenius. Festmahl in der Traube. – 22. Morgens 2 Uhr Feuerlärm. Die große Hildt’sche Scheuer in der untern Gasse steht schon in vollen Flammen. Gefahr für die anstoßenden Häuser durch Windstille und Emsigkeit der neuen Feuerwehr glücklich beseitiget. Gegen Tagesanbruch wird man des Feuers ohne weitere Verbreitung Meister. Der Verdacht einer Brandstiftung steht, bei diesem nun dritten Brand innerhalb 8 Monaten, so nahe, daß der Stadtrath und [254] Werkmeister Hildt 250 fl. auf sichere Anzeigen aussetzen, jedoch ohne Erfolg. – Oktober. 17. Nachts Feuerlärm von Waldbach her. – Novbr. 3. Nachts reist der vormalige Stadtschultheiß Fraas, bei welchem eine Vermögens- etc. Untersuchung angeordnet ist, in aller Stille solus nach Amerika ab. Steckbrief erscheint erst, nachdem er sich in Havre eingeschifft hat. Vergantung absentis. – 25. Wiedereröffnung der Winterabendschule, deren Inspection jetzt dem Diaconus übertragen ist. – 28. Stadtschultheißenwahl. Parteiungen. Die Weingärtner für den früheren Waldmeister, nun Schultheißen in Döffingen, Haug, der denn auch vier Stimmen über ⅔ erhält. 2. Compet. Rathsschreiber Käpplinger; 3. A.Verw. Stadtpfleger Eisele. 4. Verwaltungsactuar Oesterlen. – Dec. In der vierten Woche rückt als Rechtsconsulent an die Stelle des entwichenen Fraas hier ein Theodor Tafel, von Öhringen, Sohn des dortigen Rechtsconsulenten Dr. Tafel. – Die zunehmende Theurung macht wieder außerordentliche Maßregeln für Armenfürsorge nöthig. Theilung der Stadt in vier Quartiere zu Beaufsichtigung der Armen durch die Kirchenälteste: Vorberathungen wegen Suppenanstalt etc.

Jahrgang: Jan. sehr gelind. Febr. kalt. März kalt – viel Schnee, Schlittenbahn vom 20–27. Febr. dßgl. 3. März folg. Am 20. März (Palmtag) empfindliche Kälte mit − 4½ °. Frühling erst am 38. April nach vielem Regen. Mai und Juni viel trüb und Regen. Wolkenbruch im Filsthale, verheerend in Rechberghausen. Erst Juli trocken und warm. August und September sehr günstig für Erndte und Reifen. Okt. günstig. Novbr. Große Trockenheit und Wassermangel bis zweite Hälfte Decbr. Leichte Schneedecke. – Getreide: viel Stroh, aber weniger Körner. Obst guter Ertrag. Kartoffeln meißt krank. Mittelpreise vom Heilbronner Fruchtmarkt: an Martini Kernen 23 fl. 13 kr., Gerste 14 fl. 10 kr., Dinkel 9 fl. 15 kr., Haber 6 fl. 17 kr., Kartoffeln 1 Sri. 38 kr.; am Schluße des Jahrs Kernen 24 fl. 59. kr., Gerste 14 fl. 25 kr., Dinkel 9 fl. 42 kr., Haber 6 fl. 16 kr., Kartoffeln 50 kr. – Wein: gute, schnelle Blüthe, daher viele Hoffnung, aber ungünstiger Vorsommer – Brenner – theilweise auch Traubenkrankheit. Langsames und ungleiches Reifen. Clevnerlese den 10. Okt. Gewicht 74–76 °. Ausländ. Fabrikanten zahlen pr. Pfd 3½ bis 4 kr. Der übrige Herbst wird, wegen mangelnder Reife, bei trefflicher Witterung verschoben bis 25. Okt. Bei sorgfältiger Auslese der vormjährigen Qualität nahekommend. Preise 30 bis 32 fl.

1854. Januar d. 2. Installation des neugewählten, von Kreisregierung bestättigten Stadtschultheißen Haug. – Wegen steigender Theurungsnoth Kernenpreis 26 fl. 7 kr., Dinkelpreis 9 fl. 52 kr. Errichtung einer Suppenanstalt durch Accord mit Lindenwirth Christ. – 16. Abends spät Feuerlärm von Lehrensteinsfeld her. – Reiseprediger G. Werner stellt seine hiesigen Besuche ein. 25. Das hiesige Oberamtsgericht wird in die erste Besoldungsklasse vorgerückt. 26. Beerdigung des vieljährigen Oberamtswundarztes Kreuser, † an den Folgen eines unglücklichen Falles vom Wagen und Verletzung der Zehen. Von seiner Leiche hinweg bricht Wundarzt Hofmann auf dem Eis den Schenkelknochen und stirbt an dessen Folgen ebenfalls am 8. Februar a. c. – März. Mittelpreis vom Kernen 25 fl. 29 kr., Dinkel 9 fl. 28 kr. – 10. Frauenlotterie zum Besten der Armen in der Traube gezogen, deren Ertrag zur Abreichung einer Morgensuppe für arme Schulkinder verwendet wird. Accord mit Lindenwirth Christ. – Prälat v. Kapf sendet ein Geschenk von 4 Ctr. Linsen für die Armen des unteren Bezirkes. Für die des oberen Bezirkes (Mainh. Waldes) reichliche Unterstützung von [255] Centralleitung. – 17. März. Abds. Neue Feuersbrunst allhier. Eine Scheuer unterhalb des Sterns steht in Flammen und brennt mit einer zweiten nieder. Das anstoßende Grav’sche Wohnhaus halb zerstört. Nachts 11 Uhr ist gelöscht. Auch hier Brandstiftungsverdacht. Untersuchung ohne Resultat. – 20. Decan feiert im Stillen mit einigen Nachbarcollegen seine nun 40jährige Amtsführung. – 25. Landwirthschaftliche Plenarversammlung in Ellhofen. – April. Der Frauenverein veranlaßt, behufs der Beschäftigung der Armen, Reparatur der Wege, Staffeln etc. auf der Burg. 4. Sichtbarwerden eines Kometen am westlichen Himmel, nur wenige Tage dauernd. 16. Am Osterfest Morgens 1 Uhr stirbt Dr. Justinus Kerner’s Frau, Friederike, geb. Ehmann und wird am Osterdienstag Morgens 7 Uhr in der Stille mit Grabgebet beerdiget. – 17. (wie auch früher) Versammlung des Bezirksarmenvereins in Willsbach, in Anwesenheit des Armencommissärs, Assessors Claußnitzer. Vertheilung von Unterstützung für verschämte Armen. Überhaupt bringt dieser Winter endlose Berathungen und Geschäfte im Armenwesen. An Georgii Mittelpreis von Kernen 25 fl. 38 kr., Dinkel 9 fl. 31 kr., Heilbronn. – 23. Mit Georgii tritt an die Stelle des bisherigen, jetzt pensionirten Reallehrers und Collaborators Maute als Collaboratur-Amtsverweser Lehramtscandidat Bacmeister von Eßlingen. – Der provisorische Buchhalter Grunsky kommt nach Güglingen. Als definitiver Buchhalter kommt zum Cameralamt Ref. Rümelin. – 25. Beerdigung der Frau des alten Stiftungspflegers Weber, welcher auf sein Amt resignirt und mit dem 1. Juli davon abtritt. – Juni 15. Der pensionirte Reallehrer Maute wird auf 3 Jahre zum Stiftungspfleger gewählt und tritt 1. Juli ein. – Mittelpreise des Kernen in der Mitte Juniis zu Heilbronn 32 fl. 12 kr., des Dinkels 11 fl. 27 kr. – Juli 31. Einholung des ersten Erndtewagens wie 1852. Auffahrt auf dem Markte vor Rathhausstaffel. Rede von Decan. Gebet von Diaconus. Allgemeiner Gesang: Nun danket Alle Gott. Mittelpreise noch am Ende Juliis von Kernen 23 fl. 19 kr., von Dinkel 8 fl. 49 kr. – August. Abschaffung des Klingelbeutels in der Kirche. Einführung der Opferbüchsen an den Thüren. – Am Schluß dieses Monats Herabgehen der Mittelpreise von Kernen auf 18 fl. 13 kr., vom Dinkel auf 7 fl. 3 kr. Dagegen wieder Steigen derselben am Schluße des Sept. auf 20 fl. 12 kr. von Kernen und 8 fl. 35 kr. vom Dinkel. – 21. Landwirthschaftliches Bezirksfest in Willsbach mit Preisvertheilung und Rede des Vorstandes C.V. Dornfeld und vor der Preisvertheilung an treue Dienstboten mit Rede des Vicevorstandes Decan Dillenius. – Vom 30. September bis 10. Okt. Generalvisitation durch den neuen Generalsuperintendenten Prälat v. Sigel, wobei den 3. Oktober solenner Visitationsgottesdienst mit Procession vom Rathhaus aus von Geistlichen (in Chorröcken) und Kirchenältesten. Altar-Rede vom Visitator. Durchgang auf Rathhaus. Gemeinschaftliches einfaches Mahl in der Traube. – 21. Unglücklicher Fall des Unterlehrers Frank bei einem Herbst in Heilbronn, macht die Aufstellung eines Hülfslehrers für ihn nöthig. Als solcher rückt am 6. Nov. ein Hülfslehrer Schöttle. – Am Schluße des Oktobers Mittelpreise auf Heilbronner Fruchtmarkt von Kernen 20 fl. 12 kr., vom Dinkel 8 fl. 35 kr., vom Haber 6 fl. 7 kr., Kartoffeln 48 kr. per Sri. – November 12. Pfarrgemeinderathserneuerungswahl günstig. – 16. Diac. Schelling erhält auf sein Ansuchen zur Herausgabe von seines Vaters schriftstellerischem Nachlaß 1jährigen Urlaub gegen Bezahlung eines Diaconatsverwesers, als welcher am 29. Nov. an seine Stelle einrückt Diaconatamtsverweser Fleischmann von Oberstenfeld. [256] 26. Zum Oberamtswundarzt wird ernannt der israelitische praktische Arzt, Dr. Mainzer von Weikersheim, welcher am Ende dieses Monats einrückt. – 30. rückt ein dem Decan auf sein Ansuchen (mit Vicariatsbeitrag) beigegebener Vicar, Cand. Schleich ein.

Mehrere Auswanderungen nach Australien machen wieder Heirathsdispensationen und frühere Confirmation nöthig. Privatcommunion der Auswandernden vor Abreise in der Sacristei.

Mittelpreise am Schlusse Novembers auf Heilbronner Schranne von Kernen 22 fl. 46 kr., Gerste 13 fl. 14 kr., Dinkel 9 fl. 37 kr. Haber 7 fl. 20 kr., deßgleichen am Schlusse Decembers Kernen 21 fl. 33 kr., Gerste 11 fl. 58 kr., Dinkel 8 fl. 59 kr., Haber 6 fl. 33 kr.

Erndteertrag: Roggen 2¼ Schffl. pr. Mrg. gefallen, mittelmäßig; Dinkel 7½ Schffl., gut, 1 Schffl. gibt 3¼ Sri. Kernen; Gerste 4 Schffl., gut; Haber 5½ Schffl., sehr gut; Heu und Öhmd 30 Ctr., gut; Klee 36 Ctr. pr. Morgen, mittelmäßig; Kartoffeln 75 Sri., mittelmäßig. Obst fehlte gänzlich. – Herbstertrag: sehr gering, 3–4 Butten vom Morgen. Qualität etwas unter mittelmäßig. Preise 52 fl. Wegen des geringen Ertrags war der Herbst stiller und freudenloser als seit Langem; und zu dem Wenigen fehlte es noch an Käufern.

Jahrgang: Januar gelinder Frost; Ende Thauwetter. Februar Frost mit Schnee, Ende Thauwetter. März Nachtfröste, selbst noch am Ende des Monats April mit Schaden an Frühobst und Reben. Mai. Mehrfache Abkühlung durch Gewitter, daher noch keine Sommerwärme. Auch Juni kaum 3 Sommertage. Juli und August durchaus gewittriger Charakter. Erst September und Anfang Octobers constant wärmere Witterung. 7. Oct. letzter Sommertag. Höchste Temper. + 25 ° 25. und 26. Juli. Sommertage 30. Tiefste − 15 ° den 15. Febr. Eistage 77.

1855. Januar. Am Schluß desselben noch immer hohe Mittelpreise in Heilbronn von Kernen 21 fl. 7 kr., Gerste 11 fl. 57 kr., Dinkel 9 fl. 10 kr., Haber 6 fl. 36 kr.

Februar 3/16. Abkommen des Vikars Schleich. Nachfolger Theol. und Lehramtscandidat Wintterlin von Stuttgart, der am 27. März eintritt und als Stadtpf.-Vikar den 5. April nach der neuen Ordinationsordnung am Altare von Decan ordinirt wird. Zeugen: Diac. Schelling und Diaconatamtsverweser Fleischmann. Auch das Kirchenältestencollegium um den Altar stehend.

März d. 11. Außerordentliche Confirmation von 4 mit ihren Eltern nach Neubraunschweig auswandernden Kindern. Nachher Privatcommunion der Auswanderer, welche die Stadt zur Auswanderung unterstützt. – 25. Unterbringung von 12 bettelnden Kindern in ehrbaren Familien gegen ein kleines, von freiwilligen Beiträgen zu bestreitendes Kostgeld, womit der verderbliche Kinderbettel abgestellt wird. – Mittelpreise am Schlusse des März noch immer Kernen 20 fl. 34 kr., Gerste 12 fl. 15 kr., Dinkel 8 fl. 46 kr., Haber 7 fl. 4 kr.

Juni. Durch Professor Heideloff Plan zu einer weiblichen Walhalla in der zu restaurirenden Burg Weibertreue, von Dr. Justinus Kerner ergriffen und in öffentlichen Blättern ventilirt. Schläft allmählich wieder ein, da es an Nichts fehlt, als am – Geld.

Juli. Anfangs dieses Monats Abzug des zum Pfarrer in Reichenbach im Schwarzwald ernannten bisher. resignirten Pfarrers Fetzer auf seine neue Stelle (s. Juni 1849). – Rechtsconsulent Dr. Bierer von Tübingen als Assistent zum Oberamt, später als provisorischer Oberamtsactuar an die Stelle des zum [257] außerordentlichen Commissär für Untersuchung von Capitalsteuerdefraudation verwendeten Oberamtsactuar Hopf. – Den 25. u. 26. Erderschütterung, nach öffentl. Blättern von Friedrichshafen an durch’s ganze Land beobachtet, auch hier in höher gelegenen Häusern wahrgenommen. – 27. An die Stelle des nach Böckingen als Unterlehrer versetzten bisherigen Hülfslehrers an der Mädchenschule Blöth rückt ein: Hülfslehrer Essig.

August 24. Große Weingärtnerversammlung auf dem Rathhause praeside C.V. Dornfeld. Nachher Mahl in der Traube. – Das vormals Mall’sche Haus vor dem obern Thore wird vom Staate zum Oberamtsgericht angekauft und eingerichtet; wogegen Kaufmann Ruthard, bisher Pächter der Liesching’schen Handlung, das bisherige Oberamtsgerichtsgebäude ankauft, um daselbst unten einen Kaufladen einzurichten. – Auch nach der Erndte am 29. August noch Mittelpreise von Kernen 22 fl. 56 kr., Gerste 12 fl. 44 kr., Dinkel 9 fl. 11 kr., Haber 6 fl. 20 kr.

Sept. 6. Visitation der 2 lateinischen Schulen durch Ephorus v. Bäumlein von Maulbronn, der aber erkrankt. – 21. Landwirthschaftliches Bezirksfest in Eschenau mit Preisvertheilung vom Vorstande, Cam.-Verw. Dornfeld. Vor Vertheilung der Dienstbotenpreise Rede vom Vicevorstande, Decan Dillenius. Visitation des Cameralamts durch Finanzrath Greiß. – 25. Schulfeier des Augsburger Religionsfriedens, Vorm. in der Kirche; Nachmittags Kinderfest im grasigen Haag. Wettlauf. Preisvertheilung. Speisung. Die Stadt gibt mehrere Körbe von dem reichlichen Äpfelertrage des Platzes Preis. Alles vergnügt und zufriedengestellt. – 26. Stadtvicar Wintterlin geht, nach erlangter Würde eines Doctors philos. von hier ab, um den Winter über in Berlin Philologie fortzustudiren. An seine Stelle rückt am 28. als Vicar des Dec. und Stadtpf. hier ein theol. Cand. Löffler von Tübingen, welcher am Sonntag den 30. in hiesiger Kirche vom Decan ordinirt wird. Zeugen: Diaconus Schelling, Diaconats-Verweser Fleischmann und der Pfarrgemeinderath.

Oktober. Am 1. Diöc.-Disputation und am folgenden 2. erste Diöcesansynode allhier. Versammlung auf dem Rathhause. Procession in die Kirche. Chorgesang von benachbarten und hiesigen Schullehrern. Eingangsgebet von Diaconatamtsverweser Fleischmann. Synodalpredigt von Diöcesansenior Pf. Schiller von Bitzfeld. Verhandlung auf dem Rathhause praeside Decano. Synodalausschußwahl: Pfarrer Wolf von Eberstadt, Stadtschultheiß Haug von hier. Gemeinschaftliches einfaches Mittagsmahl in der Traube. – 19. Unglücksfall mit einem armen, 7jährigen Schulkind, welches überfahren wird und todt ist. – 23–25. Minister des Innern, Freiherr v. Linden, hier. Aufwartung sämmtlicher Behörden in der Traube. Erkundigung über die Zustände des Bezirkes. – 28. Diac. Schelling erhält a. A., unter Resignation auf seine hiesige Stelle, einen weitern 3jährigen Urlaub zu seinem literarischen Geschäfte (s. Nov. vor. Js.), bleibt aber noch hier bis Lichtmeß k. J.

November 11. und 12. Abgeordnetenwahl für die bevorstehende Ständeversammlung. Oppositionscand. gegen das vorliegende sogenannte Millionengesetz (Adelsentschädigung wegen Ablösung) Gutsbesitzer Walther vom Zeilhof; Reg.Cand. der bisherige Abgeordnete, Stadtschultheiß Troll von Löwenstein, der mit 246 Stimmen mehr siegt. – Winterabendschule, wie seit 1847 alljährlich.

December 30. Diac. Schelling hält seine Abschiedspredigt. Religionsunterricht bei latein. Schülern von den Geistlichen auf Präceptor übergetragen durch den Studienrath mit Zustimmung des Consistoriums.

[258] Erndte-Ertrag nach Schätzung des landwirthschaftlichen Vereinsausschusses: Roggen 2½ Schffl. pr. Mrg., gut; Gerste 3 Schffl., gut; Dinkel 5½ Schffl., sehr gut; Haber 6 Schffl., sehr gut; Erbsen und Linsen 2 Schffl., sehr gut; Kartoffeln 150 Sri., mittelmäßig; Klee 40 Ctr., gut; Obst, Mittelerndte, sehr gut. – Mittelpreise der Heilbronner Schranne: an Martini Kernen 22 fl., Gerste 12 fl. 10 kr., Dinkel 8 fl. 54 kr., Haber 6 fl. 17 kr.; am Schlusse des Jahres Kernen 20 fl. 33 kr., Gerste 11 fl. 8 kr., Dinkel 8 fl. 30 kr., Haber 6 fl. 8 kr.

Wein. Der mit dem 23. Oct. beginnende Herbst war ein sogenannter Glücksherbst. Einzelne Weinberge standen sehr voll; andere hatten ganz wenig Trauben. Die Qualität war entschieden besser, als im vorigen Jahr und kann als „gut“ bezeichnet werden. Die Preise wurden anfangs zu hoch gehalten; daher Mangel an Käufern. Der Stadtrath beschloß daher, Jedem seinen Most abzukaufen, der nicht über 42–45 fl. verkaufen könne. So wurde Vieles im Stadtkeller eingekellert und im folgenden Frühjahre, statt mit Verlust, sogar mit einigem Gewinn verkauft. Der Mittelpreis stellte sich hier auf 52 fl. 30 kr.

Jahrgang: Januar und Februar anhaltender Winterfrost mit Schnee. Im März noch Frost, der die Vegetation zurückhält. April. Warme Frühlingswitterung, aber am 29. April Frostschaden an Obstblüthen, Reben und Gartengewächsen. Auch im Mai wiederholte Fröste. Erst Ende Mai’s Sommerwärme, durch den Juni anhaltend; 20. Juni Gewitterabkühlung, auch im Juli und August fortdauernd. September und Oktober mild außer 2 Frösten am 26. und 28. September und am 17. October. Höchste Temperatur: + 25 ° den 8. Juni und 24. August. Sommertage 40. Niederste − 15 ° am 29. Januar. Eistage 89.

1856. Jan. 6. Erscheinungsfest. Morgens Feuerlärm von Affaltrach, wo dem armen Amtsboten seine Wohnung abbrennt. – 26. Scheinbar wiedergenesener Unterlehrer Frank wieder eingesetzt. Sein bisheriger Hülfslehrer Schöttle kommt als Lehrgehülfe nach Cannstadt. – Februar 12. Sämmtliche hiesige Beamte bei der Leiche des beliebten katholischen Pfarrers Eberhard in Binswangen. – Mit Erscheinen der neuen Begräbnißordnung Einrichten des Gebets bei stillen Kindsleichen im nächstfolgenden öffentlichen Gottesdienste findet allgemeinen Beifall. – 25. Diaconus Schelling zieht ab nach Eßlingen, wo er einstweilen privatisirt, s. oben 28. Oct. – Oberamtsgericht in’s vorm. Mall’sche Haus übersiedelt. – März 28. Repetent, Stadtvicar Heyd zum Diaconus allhier ernannt. Aufzug und Investitur den 3. und 8. Juni. – 31. März. Extrablatt bringt den Pariser Frieden zwischen Rußland, Frankreich und England. – Mittelpreise von Heilbronner Schranne am Schluße des März von Kernen 16 fl. 58 kr., Gerste 10 fl. 8 kr., Dinkel 7 fl. 16 kr., Haber 4 fl. 59 kr. – April, Anfgs. Mon. Kämpfe wegen Correction der Heilbronner Straße = Galgensteige; für Weinsberg entschieden durch Bemühung des Stadtsch. Haug, so daß das Project über Neckarsulm verlassen wird. Anfang der Straßencorrection. – Mai den 14. Eintritt des neuen Collaborators Wolpert von Metzingen. A.Verw. Bacmeister kommt als Vikar an Gymn. Ulm. Stiftungspfleger Weber resignirt wegen hohen Alters auch auf die Schulfonds-Verwaltersstelle, wozu Stadtrath und K.Ältester Betz gewählt wird. – 12. Bezirks-Missionsfest in Waldbach. – 22. Oberamtsrichter erhält außerord. Assistenz in der Person des Referendär Kotzel.Juni 2. Abzug des bish. Diac.Verw. Fleischmann. – 3. Aufzug des neuen Diaconus Heyd, verheir. – Leiche der schnell gestorb. Postexped. Maiers Frau. – 8. Investitur des [259] neuen Diac. Heyd. Zeugen: Dec. Heyd von Heilbronn, Soc., u. Stadtpf. Reiff von da. eod. Eintritt des neuen Unt.Lehrers Häußler vom Tempelhof, nachdem Frank a. A. seine Entlassung erhalten. – Juli 5. Beerdigung des resign. alten Schultheiß Kreh in Lehrensteinsfeld, Mitgl. des landw. Ver.Aussch. u. Bez.-Arm.Vereins. – Mittelpreise am Schlusse des Juli von Kernen 22 fl. 33 kr., Gerste 9 fl. 59 kr., Dinkel 9 fl., Haber 6 fl. 17 kr. – Aug. 4. Turnfest in Heilbronn, zu welchem auch die hies. lat. Schüler ziehen und wovon 2 einen Preis erringen. – 9. Visitation des hies. Oberamtsgerichtes durch Ob.Justizrath Breitling. – 14. früh 3 Uhr Feuerlärm von Chir. Hofmanns Haus, hinter dem Decanathause, wo Asche glühend geworden ist bei † Wachtmeister Haags vid. Es kommt aber nicht zum Ausbruch und ist in ¼ Stunde wieder Ruhe. – Rathsschreiber Käpplinger an die Stelle des am 18. Febr. beerdigten vieljähr. Secretärs des landw. Vereins, Schulth. Kleinknecht gewählt. – Sept. 4. R.Consulent Vogt übersiedelt (auf die Nachricht von R.C. Dr. Tafels in Öhringen rettungsloser Krankheit und seines Sohnes, des hiesigen R.Cons. Tafels wahrscheinlichem Umzuge nach Öhringen) von Gaildorf hieher als R.Consulent. – 16. Diöcesan-Disputation und am folgenden 17. zweite Diöcesan-Synode allhier. Sammlung auf dem Rathhause. Procession in die Kirche. Empfangen von Lehrergesang. Eingangsgebet von Pf. Schiller, sen. Synodalpredigt von Pf. Mosapp von Mainhard. Schlußgebet von Diaconus Heyd. Verhandlungen im Rathhaussaale bis Nachmittags 3 Uhr. Gemeinschaftliches einfaches Mahl im Adler. – 22. Landwirthsch. Bez.Fest in Schwabbach, mit einer landw. Lotterie und Preisvertheilung, mit Rede vom Vorstande Cam.Verw. Dornfeld und vor Preisvertheilung an Dienstboten mit Ansprache des Vice-Vorstands Decan Dillenius an sie. – 26. Übersiedlung des bisher. R.Cons. Tafel von hier nach Öhringen. – Mittelpreise Ende Sept. vom Kernen 18 fl. 45 kr., Gerste 12 fl. 10 kr., Dinkel 7 fl. 51 kr., Haber 5 fl. 16 kr. – October. Die unpassenden großen Registraturkästen werden aus dem Chor der Kirche entfernt und das Weibertreugemälde aus der Thurmecke an die nördliche Seite des Chors verhängt. Das Malen des Chors wird auf’s Frühjahr verschoben, s. unten. –

November. Statt der bisherigen Winterabendschule wird auf Antrag des Decans eine Sonntags-Gewerbe- und Abend-Fortbildungsschule unter Leitung des neuen Collaborators Wolpert errichtet, zu welcher sich 67 junge Leute melden. Es wird ein Staatsbeitrag von 35 fl. verwilliget. – Als Industrie-Lehrerin tritt an die Stelle der bisherigen, nach Heilbronn gezogenen, Schreiners Widmaiers ux., die ledige Ottilie Holl von hier. – Mittelpreise an Martini vom Kernen 18 fl. 35 kr., Gerste 11 fl. 6 kr.. Dinkel 7 fl. 20 kr., Haber 4 fl. 51 kr.

December. Mädchenschulmstr. Winter wird auf 1. Jan. k. J. in den Pensionsstand versetzt. Als einstweil. Amtsverweser tritt ein sein bisheriger Hülfslehrer Essig, s. Juli 1855. – Große Sensation erregt in den letzten Wochen dieses Monats die Einlieferung einer Kindsmörderin, eines 22jährigen Mädchens von Unterhambach, Catharine Wirth, welche die beichtväterliche Behandlung des Decans sogleich selbst nachsucht. (Im folg. März vom Schwurgerichte zu 13jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt.) – 12. Große allgemeine Theilnahme findet der Tod des ältesten, bald 13jährigen, blühenden Mädchens von Oberamtmann Bürger, Julie. Opfer des Scharlachfiebers. – 26. Von der Strickschule der älteren Frl. Fraas ausgegangene Weihnachtbescheerung für 60 arme Kinder in der [260] Mädchenschule mit 4 Weihnachtbäumen. – 31. Wie bisher alljährlich Jahresschluß in beleuchteter, sehr zahlreich besuchter Kirche mit (letzter) Altar-Rede von Decan.

Mittelpreise der Heilbr. Schranne am Schlusse dieses Jahres von Kernen 17 fl. 2 kr., Gerste 10 fl. 22 kr., Dinkel 6 fl. 58 kr., Haber 5 fl. 23 kr.

Erndteertrag dieses J. nach der Schätzung des landw. Ver.Ausschusses: Roggen 3 Schffl. pr. Morg. gut; Dinkel 6 Schffl. gut; Gerste 4 Schffl. gut; Haber 5½ Schffl. ziemlich gut, Erbsen und Linsen 2 Schffl. gut und mittelm., Kartoffeln 120 Sri. pr. Morg. mittelm., Heu und Öhmd. 36 Ctr. gut 1 fl. 12 kr. 1 Schffl. Dinkel gibt 3 Sri. Kernen à 32 Pfd.

Kernobst ⅕ Erndte; Steinobst ½ Erndte. 1 Sri. Kartoffeln 30–32 kr.

Wein: Anfang der Lese am 27. Oct. bei günstiger Witterung. Die Quantität hat sehr durch den Brenner gelitten. Qualität durch die letzte günstige Witterung besser, als man zu hoffen wagte. Gewicht 71 ° und darüber. Bei guter Auslese ohne Säure, zum Theil besser als im vor. J. An Käufern nicht der frühere Mangel. Preise von 46 fl. bis 66 fl. Mittelpreis hier 53 fl.

Seelenzahl 1856. Evang. 1831, Kathol. 41, zus. 1872; Zuwachs seit 1806. 355 Seelen. Schülerzahl 342: Knaben 159, Mädchen 183, in 4 Schulen mit 2 Schulmeistern, 1 Unterlehrer, 1 Gehülfen. – Unter 51 Geborenen 8 Unehliche. Verhältniß = 1 . 6½.

Jahrgang. Januar bis März meist frostige Witterung mit einzelnen milderen Tagen. Mit April anhaltende Frühlingswitterung, unterbrochen durch häufige Abkühlungen von Gewittern und Gew.-Regen. Mai kühl mit Morgenfrösten. Auch in den Sommermonaten folgte auf Sommerwärme starke Abkühlung durch Gewitter und darauf folgendes Regenwetter. Im September nur noch 1 Sommertag. Allm. Abnahme. Höchster Thermometerstand + 27. den 11. Aug. Sommertage: Mai 1, Juni 10, Juli 8, Aug. 19, Sept. 1, zusammen 39. Niederster: − 10. den 13. Jan. Eistage 89, darunter im März 23.

1857. An Lichtmeß Mittelpreise von Kernen 17 fl. 9 kr., Gerste 10 fl. 2 kr., Dinkel 7 fl. 14 kr., Haber 5 fl. 14 kr. – März 1. Schluß der gewerbl. Abend-Fortbildungsschule wegen beginnender Feldgeschäfte. Die Zeichnungsstunden am Sonntag dagegen dauern auch über den Sommer fort. – 10. Kön. Entschließung vom 10. März, den Decan M. Dillenius auf sein Ansuchen wegen vorgerückten Alters in den Ruhestand zu versetzen und ihm in Anerkennung seiner 43jährigen treuen Dienste das Ritterkreuz des Friedrichsordens zu verleihen. (Staats-Anzeiger vom 14. u. 15. dieses Mon.) – 20. Nachts. Küfer Erhards 2½jähriges Kind hat sich verlaufen, wird ausgeschellt und überall mit Laternen gesucht, aber erst am 21. Morgens von ausgeschickten Schulkindern in einem Weinberge am Burgberg todt (bei − 2 ° und einem heftigen Nordostwind erfroren) gefunden. Wiederbelebungsversuche vergeblich. – April. In der ersten Woche dieses Monats wird der Chor der Kirche (s. Oct. v. J.) gemalt und der dortige Altar für Ostern neubekleidet. Die abgestorbenen Fenster werden gründlich geputzt, die Gemälde symmetrisch geordnet. – Auf den 23. (Georgii) hat der neu ernannte Mädchen-Schulmeister Notter von Groß-Asbach hier einzutreten. Er wird an diesem Tag in die Mädchenschule, welche zugleich visitirt wird, eingeführt. Unterlehrer Häußler von hier (s. Juni vor. J.) wird auf sein Ansuchen als solcher nach Backnang versetzt und reist mit Georgii ab. An seine Stelle tritt auf 8 Tage der bisherige Mädchen-Schul-A.Verweser Essig und macht – nach Neidlingen versetzt – [261] auf den 1. Mai dem bisherigen Präparandenlehrer Neuschler von Nürtingen Platz, welcher als Unterlehrer eintritt. – Die erledigte Stelle eines hiesigen Decans und Stadtpfarrers wurde unterm 21. April dem Decan Hegelmaier in Sulz gnäd. übertragen, welcher aber erst nach Abgang des pens. Decans Dillenius am 4. Juni aufzieht. Am 26. April, bei der ersten Communion der Neuconfirmirten, Abschieds-Predigt des pensionirten Decans Dillenius; am 30. Rücktritt vom Stadtpfarramt, dagegen Fortversehung des Decanatamts bis 18. Mai. Mai 14. Abschiedsmahl für Decan Dillenius im Saale der Traube mit 70 Couverts. Decoration des Saales mit Inschrift: „peracti labores jucundi.“ Die Stadt überrascht ihn mit Überreichung eines prachtvollen silbernen Pokales. Den 26. Abzug des pensionirten Decans nach Stuttgart, seinem künftigen Domicil. Amtsverweser Diac. Heyd mit Beigebung des Vicars Löffler für das Stadtpfarrliche.

Juni. Den 4. Aufzug und den 7. Investitur des neuen Decans und Stadtpfarrers Hegelmaier. Abzug des Vic. Löffler. Den 19. Diac. Heyd mit dem Titel und Rang eines Professors zum dritten Bibliothekar an der K. öffentlichen Bibliothek Stuttgart ernannt, zieht Ende Juli’s nach Stuttgart ab. Nachfolger Jäger.

*           *
*

Mittelpreise der Heilbronner Schranne am 1. Juli dieses Jahrs von Kernen 19 fl., Gerste 11 fl. 10 kr., Dinkel 7 fl. 30 kr., Haber 7 fl. 30 kr. Nach der Erndte in Mitte des August: Kernen 17 fl. 52 kr., Gerste 11 fl. 49 kr., Dinkel 7 fl. 31 kr., Haber 8 fl. 26 kr. An Martini 11. Nov.: Kernen 13 fl. 54 kr. Gerste 9 fl. 49 kr., Dinkel 6 fl. 20 kr., Haber 6 fl. 44 kr.

Kartoffeln 1 Sri. 20–22 kr.

Milder Winter mit seltenem Schnee. Niederste Temperatur − 9. am 7. Febr. Das Jahr hatte Sommertage 70.

Einen trefflichen Schlußstein dieser Chronik gibt der vom Verf. nur noch im Vorüberreisen gesehene fröhliche Herbst dieses Jahres, der an Quantität und Qualität alle Erwartungen weit übertraf, weßwegen man überall heiteren Gesichtern und jubelnden Kehlen begegnete. Von 440 im Ertrage stehenden Morgen Weinbergen erhielt Weinsberg nach amtlich erhobenen Notizen 2747 Eimer 9 Imi Most, wornach im Durchschnitt auf 1 Morgen kommen 4 Eimer 14 Imi 3 Maas Most. Im ganzen Oberamtsbezirke wurden von 3532 im Ertrage stehenden Morgen Weinbergen erzeugt 16,193 Eimer 7 Imi 9½ Maas Most, wovon 12,823 Eimer 10 Imi verkauft wurden, was bei einem Durchschnittspreise von 48 fl. pr. Eim. einen Gesammterlös von 615,534 fl. ausmacht, wozu noch 3369 Eimer 14 Imi kommen, welche von den Eigenthümern eingekellert wurden. Mit diesen stellt sich ein Gesammtwerth von 777,288 fl. heraus.

Die Weinpreise stellten sich nach dem schwäb. Merkur am 21. Oct. zwischen 42 und 52 fl., am 23. Oct. ebenso, Rothes zwischen 55 und 70 fl., am 27. Oct. (letzte Anzeige) zwischen 46 und 50 fl. – Gewicht der Hildtschen Weine 85–95 °.




[262] Quellen, welche zu vorstehender Geschichte benützt wurden:

Acten aus dem Staatsarchiv in Stuttgart, besonders über den Bauernkrieg etc. – Archival-Msc. von † Reg.Rath Günzler üb. d. Bauernkrieg. – Chronik v. 1836–57. Weinsberger, v. Verf. geführt. Miterlebt. – Cleß, Culturgesch. 1806. – Cloß, Wein-Chronik v. 9. Sec. bis 1857. – Crusius, Mart., schwäb. Chronik bis 1596. – Konrads v. Weinsberg Einnahmen- u. Ausgaben-Register v. 1437 u. 38. (Herausg. v. Dir. Albrecht.) – Elben, schwäb. Chronik seit 1785. – Faber, Gesch. Württembergs 1831. – Griesinger, Univ.Lex. v. Wttbg. 1841. – Hanselmann, Römer im Ostfränkischen etc. u. Hohenlohe. – Jäger, Burg Weinsberg etc. 1825. u. in Gottschalks Ritterburgen. – Jäger, Gesch. v. Heilbronn, 1828. – Köhler, Msc. üb. Weinsberg. – Kerner, J., Bestürmung v. Weinsberg u. im Morgenblatt v. 1820. – Jahrbücher, württemb. v. Memminger, seit 1818. – Ludwig, Reliquiae – v. Martens, Gesch. der krieg. Ereignisse in Württemberg. 1847. – Memminger, Beschreibung v. Württemberg. 1841. – Nott. v. statist.-topograph. Bureau Stuttgart. – Pahl, Gesch. v. Wrttbrg. 1828. – Pfaff, deßgl. 1839. u. Msc. üb. die Herren v. Weinsberg. – v. Rotteck, allgem. Geschichte. 1834. – Sattler, topogr. Gesch. des Herzogth. Württemberg. 1784 etc. – Schwab’s, G., Schwaben, II. Aufl. 1847. – Seybold’s vaterl. Histor. Büchlein 1801. – Spittler’s Gesch. Württembergs. 1783. – v. Stälin, Wirtemb. Geschichte. 1841. – v. Stadlinger, Württemb. Kriegswesen. 1850. – Steinhofer, Württemb. Chronik. 1744. – Stuttgarter Kornhaus-Register v. 1673 bis 1723. – Titot, Beitr. zur Gesch. Heilbronns. 1841. – Weinsberger Kirchenbücher von 1571 an. – Weinsberger Stadtgerichtsprotocolle von 1707 an. – Zimmermann’s Bauernkrieg. 1842.




  1. *) Heyd, Markgröningen S. 77.
  2. *) Pfisters Herzog Christoph I. S. 547. und Sattlers topogr. Gesch.
  3. *) Über diese Sage vgl. v. Martens, Beil. XXV. zu S. 297. seiner Kriegsgesch.
  4. *) Theatrum europ. II. 496.
  5. *) Prescher, Gesch. der Grafschaft Limpurg I. 355. Seyfferlein schreibt selbst, er habe sich, als kein Mensch mehr im Dorf war, nacher Schorndorf zu seinem gnädigen Herrn und dann nacher Weinsberg und Heilbronn zu Weib und Kindern begeben und neben andern Predigern der Herrschaft Limpurg und Anderen fast ein Vierteljahr lang aufgehalten, bis sie wieder sicher heimreisen können.
  6. *) Spittler Gesch. Württembergs p. 254 folgd.
  7. *) v. Martens, Gesch. p. 466.
  8. **) v. Martens aus Heilbr. Rathsprotokollen gegen Jäger, der Heilbronn von den Franzosen besetzt werden läßt.
  9. *) Spittler, Gesch. v. Württemberg p. 274.
  10. *) Dieser Herzog, welcher bei seiner Zusammenkunft mit Prinz Eugen und dem Herzog Eberhard Ludwig im Lamm zu Heppach (13. Juni 1794) den Remsthaler Wein selbst gekostet hatte, bezog in den Jahren 1704, 1705 und 1706 aus Württemberg Wein für sich und die Königin Anna von England. Der Herzog von Württemberg ließ für ihn im Oktober 1704 10 Eimer, 7 Imi, 7 Maas bei dem Geistlichen Verwalter Fulda in Weinsberg kaufen, à 60 fl. per Eimer.
  11. *) Auch Flüchtlinge von Offenburg und Schwieberdingen waren in der Stadt, denen nach dem Taufbuche Anfangs Juniis je 1 Kind getauft wurde.
  12. **) Scheffer Chronolog. Gesch. S. 200. Sattler topogr. Gesch. S. 435.
  13. *) Communic. 1060, Catechum. 101, Infantes 153, Simpel 33, Papisten 3; nach officieller Zählungsliste.
  14. *) Schon im Stadtr.Prot. von 1760 ist gerügt, daß der Schieferdecker das Kreuz auf den durch Blitzstrahl beschädigten und reparirten Thurm nicht gerad und senkrecht hinaufgemacht. Der Meister versprach auch, denselben recht zu stellen. Aber die senkrechte Linie der Thurmspitze wird noch heutiges Tages vermißt.
  15. *) Titot, Beiträge etc. S. 47. Wer den Franzosen zum Lachen bringen kann, hat ihn gewonnen. Es mahnt dieß übrigens an eine andere Plünderungsgeschichte in Schwaben, wo ein gutmüthiger Republikaner den stumm und betrübt dem Plündern zusehenden Hausvater selbst freundlich einlud: „Bauer, gripp an mit!“
  16. *) Stadlinger, Gesch. d. württ. Kriegswesens, p. 498.
  17. *) Siehe dessen Geschichte Besessener neuerer Zeit und Nachrichten vom Vorkommen des Besessenseins. 1836.

Anmerkungen [WS]

  1. Temperaturangaben in Grad Réaumur.
  2. Johann Georg Hildt (1785–1863)
  3. Georg Christian Haug (1807–1885)
  4. Franz Fraas (1802–1877)
  5. Gemeint ist wohl nicht § 87, sondern § 47 der württembergischen Verfassung von 1819, der die Entfernung von Staatsdienern aus ihrer Stelle behandelt.
« Teil 2 Ferdinand Ludwig Immanuel Dillenius
Weinsberg, vormals freie Reichs-, jetzt württemb. Oberamtsstadt. Chronik derselben
Anhang »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).