Wohnt hier die Hexe

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Titel: Wohnt hier die Hexe?
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 381, 387
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[381]
Datei:Die Gartenlaube (1898) b 0381.jpg

Wohnt hier die Hexe?
Nach dem Gemälde von P. Kohlschütter.

[387] Wohnt hier die Hexe? (Zu dem Bilde S. 381.) Ein tiefinniger Zusammenhang besteht zwischen unserer deutschen Märchenwelt und der poetischen Stimmung, die jung und alt im deutschen Walde ergreift. Es ist kein Zufall, daß die schönsten und beliebtesten der alten Volksmärchen, die sich durch die Jahrhunderte von Mund zu Mund vererbten, im Walde ihren Schauplatz haben. Als sie entstanden, gab es noch keine Städte, und das Volk, das im Schutz der Burgen das Feld bebaute, hatte mühsam den Boden dem Wald abzuringen, der oft ohne Unterbrechung ganze Länderstrecken bedeckte. Alles Schauerliche und Liebliche, was dem Menschensinne auch heute noch „der Wald erzählt“, fand damals poetischen Ausdruck in den Märchen vom Schneewittchen, vom Rotkäppchen, von Hänsel und Gretel und wie sie alle heißen. Daher wiederholen sich immer aufs neue alle wirklichen Vorgänge, welche diesen Märchen zu Grunde liegen. Und auch heute noch treibt es unbewacht spielende Kinder heimlich in den Wald, wenn sie erst einmal in dessen lauschigem Schatten Blumen gepflückt und Beeren gesucht haben. Sie aber begleitet die schlummernde Erinnerung an die gruselig schönen Waldmärchen, die gar schnell wach wird in den Kinderköpfen, wenn irgend ein befremdlicher Eindruck an eines derselben mahnt. So geht es auch den kleinen barfüßigen Mädchen auf unserem Bilde beim Anblick der einsamen düsteren Köhlerhütte. – „Wohnt hier die Hexe?“ – Sie werden nicht lange auf Antwort warten, sondern baldigst kehrt machen und nach Hause eilen, wo sie dann der Mutter mit fliegendem Atem erzählen, das Hexenhaus im Walde liege ganz in der Nähe.