Zedler:Aaron, Geschlecht Levi

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S. Aaron

Band: 1 (1732), Spalte: 19–20. (Scan)

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Aaron, war ein Bruder Mosis und Mirjams, stammete her aus dem Geschlecht Levi, und waren seine Eltern Amram und Jochebed. Von dieser seiner Mutter ward er im Jahre der Welt 2430 gebohren, im Lande Gosen, in Egypten, im 347 Jahr der Israelitischen Dienstbarkeit, Exod. 6, 20. und erblickete das Licht derselben drey Jahr eher als sein Bruder, ibid. Er muste seines Bruders Vorsprecher bey Pharao seyn, weil dieser mit seiner schweren Sprache entschuldigte, er aber von GOtt mit ungemeiner Beredsamkeit begabet war, Exod. 4, 10–15. GOtt bestätigte ihn selbst durch ein mächtiges Wunder zu seinem Hohenpriester, indem er das Opffer durch Feuer, so vom Himmel fiel, verzehren ließ. Diesem seinem Amt kam er schuldigst nach, als er Pharaoni von GOttes wegen andeutete, er solte denen Israeliten die angenehme Freyheit schencken, und werde er nebst seinem Bruder sie aus dem Diensthause führen. Diese Worte musten allerhand Wunder, so sie in seiner Gegenwart thaten, bekräfftigen. Jedoch der König leistete dem göttlichen Befehle nicht den geringsten Gehorsam; sondern presste die Israeliten mit einem noch härtern Joche, bis er sie endlich nach vielen Plagen aus seinem Lande lassen, ja selbsten mit seinen Leuten einen gewaltsamen Untergang im rothen Meer finden muste, Exod. 14. Er erhielt währender Reise das Priesterthum GOttes, wozu ihm Moses mit besondern Ceremonien einweihete, welches gleichfalls allen seinen Nachkommen bestätiget wurde, Exod. 29, 2. Es wurde auch keiner zum Priester-Amte gelassen, wo er nicht aus dem Geschlechte Aaronis war, es wäre denn, daß GOtt außerordentlicher Weise einen andern ersehen, wie z. E. Samuel, Ebr. 5, 4. Er soll kein Erb-Guth besitzen unter Israel, weil GOtt sein und aller Priester Erbguth, Num. 18, 20. Ezech.44, 28. Ihm und den übrigen Priestern wurden die Erstlinge und Zehenden aller Früchte zuerkannt, und die Leviten zum Dienst zugeordnet. Bekömmt das Lösegeld von den Erstgeburten, Num. 3,49. Da Moses in der Wüsten Raphidim für Israel, welches wider Amaleck stritte, betete, hielt er, nebst Hur, des Mosis Hände empor gen Himmel, Exod. 17, 8. 12. Er sahe den GOtt Israel, da er mit den 70 Aeltesten Mose, Nadab und Abihu auf den Berg Sinai gestiegen, Cap. 24, 9. Sein Amt bestund hauptsächlich in opffern, fürbitten, segnen und lehren, als welcher des HErrn CHristi Fürbild nebst denen übrigen Priestern A. T. in ihrem Amte tragen und führen solte. In das Allerheiligste gieng er des Jahrs nur einmal, das Sünd-Opffer für das Volck zu thun, Lev. 16, 2. Sein Weib war Eliseba, die Tochter Aminadabs, des Fürstens vom Stamm Juda, Nahassons Schwester, mit welcher er 4 Söhne, Nabad, Abihu, Eleazar und Ithamar zeugete, aus denen Nabad und Abihu durch das Feuer des HErrn umkommen musten, weil sie ihm verboten Räucherwerck angezündet hatten, Lev. 10, 12. seq. Die andern beyden wurden Priester, und folgete Eleazar seinem [20] Vater im Amte, und ward Hoherpriester. Doch liesse sich dieser heilige Mann aus menschl. Schwachheit zu unterschiedenen Sünden verleiten. Eine nicht der geringsten war, als er in Abwesenheit Mosis denen Kindern Israel auf ihr inständiges Anhalten ein gülden Kalb verfertigte, welches sie der Ehre der Anbetung würdigten, Ex. 32, 4. Darauf wolte ihn GOtt vertilgen, wo ihm nicht Mosis Gebet zuwege gebracht hätte, Deut. 9, 20. Moncaus suchte in einem Buche, sub tit. Aaron purgatus, so zu Arras 1606 gedruckt, darzuthun: Aarons Wille sey nicht gewesen, durch das Kalb Gelegenheit zur Abgötterey zu geben, sondern das Volck habe es wider seinen Willen gethan; denn er habe anfänglich nur einen Cherubim machen wollen. Ein Doctor der Sorbonne aber, Viserius, warff in einer Schrifft: Destructio Pseude-Cherubi Moncai alle seine Beweißgründe übern hauffen. Andere meynen, Aaron habe sich vor dem Volck gefürchtet und durch die Abforderung der kostbasten Sachen des Frauenzimmers das Volck von ihrem Vorhaben ablencken wollen, welche Entschuldigung nicht hinlänglich. Viele Rabbinen geben vor, Aaron habe nur das Gold ins Feuer geworffen, um der Raserey des Volcks zu entgehen, hingegen hätten gewisse Zauberer, so mit den Israeliten aus Egypten gangen, dasselbe formirt gehabt. Salomon, ein Rabbine, Corn. a Lapide in Exod. p. 605. glaubt, das Kalb wäre belebt gewesen, und Aaron hätte ihm deswegen einen Altar gebauet. Einige haben geglaubet, Aaron habe nicht ein völliges Kalb, sondern nur einen Kopff verfertigen lassen. Wieder andere meynen, es habe das Kalb aus vergoldetem Holtz bestanden, welches aber durch das Verbrennen nicht gnug bewiesen wird. Wie die Schrifft erzehlet, daß dieses ein gegossenes Werck gewesen, so kan nicht anders gesagt werden, als man müsse entweder eine Form verfertiget haben, so einem Kalb ähnlich gewesen, in welche man hernach das geschmeltzte Gold gegossen; oder daß man einem zusammen geschmoltzenen Goldklumpen vermittelst der Bildhauer-Kunst, die Figur eines Kalbes gegeben. Nach diesem war er von seiner Schwester Mirjam gantz leicht zum Murren wider Mosen zu bewegen, ob er ihm schon die Erhaltung seines Lebens zu dancken hatte. Als dieselbe aber mit der Plage des Aussatzes belegt wurde, und Aaron vor sie bat, so erlangete auch Moses die Genesung von GOtt wieder, Num. 12. Doch die gröste Sünde war sein Unglaube, an welchem Moses ebenfals Theil hatte, als sie den Felß zweymal schlugen, Num.20, 12. Diese That schlosse sie von der Besitzung des gelobten Landes aus, wie denn Aaron in der Wüsten im Jahr der Welt 2492 im 123 Jahr seines Alters, auf dem Berge Hor den Geist seinem Schöpfer wieder gab, und durch seinen Tod ein allgemeines Trauren 30 Tage lang unter dem Volcke verursachte, Num. 20, 29.