Zedler:Aaschaour

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Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste
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Band: 1 (1732), Spalte: 29–30. (Scan)

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Aaschaour, eines von den Hauptfesten der Perser. Es wird solches zu Ehren zweyer Söhne von denen 12 Söhnen des Ali, nehmlich des Huseins und des Ozens gefeyert, und also begangen, wie solches Tavernier an. 1667 zu Ispahan mit angesehen hat. Es waren 12 Compagnien mit ihren Hauptleuten beordert, deren iegliche eine Sänfte, wie man die Krancken darein zu legen pfleget, mit sich führte, die von 8 oder 10 Personen getragen wurde, und mit Gold und silbern Blumwerck angestrichen. Auf derselben stund ein Sarg, so mit Brocat bedecket. So balde das Zeichen zum Aufbruch gegeben worden, zog iede Compagnie mit Vorherführung dreyer Hand-Pferde, welche schön Zeug und an beyden Seiten des Sattels Bogen, Pfeil, Schild und Sebel hatten, einher. Als man an den Ort gekommen, wo der König saß, sprengete man mit den Pferden, und der Sarg sprang zu verschiedenen mahlen in die Höhe. Ein ieglicher wurf seine kleinen Rock, Mützen und Gürtel in die Höhe, pfiffen und schrien, oder giengen gar bloß, hatten ihren Leib schwartz oder roth gefärbet, oder zerfleischten sich über den Leib, hielten einen blossen Säbel in der Hand, u. rufften, als ob sie unsinnig wäre, Hussein, Hussein, Hozen, Hotzen, Hussein, bis ihnen der Schaum vor dem Munde stunde: schlugen zu gleicher Zeit mit Kieselsteinen in die Hände, welches zusammen einen klägl. Thon gab. In solchen Bezeigen zog jedweder Hauffe 3 bis 4 mal um denselben Platz herum, und wenn er sich in eine Ecke des Platzes gestellet, kam ein anderer auf eben solche Weise, bis alle zwölffe es erreichet hatten. Darauf kamen noch zwey andere Hauffen, bey deren iedweden ebenfalls ein Sarg mit einem kleinen Kinde, welches sich todt stellen muß, getragen wird. Die Begleiter dieser beyden lebendigen Leichen bezeigen sich sehr traurig, weil sie dadurch das Betrübniß über die Ermordung deren beyden Kinder des Husseins vorstellen wollen. Nach diesen Geschichten thut ein Mulla, bey dem noch andere seines Ordens sitzen, über des Husseins und Hotzens Tode auf eine halbe Stunde lang eine Rede, und beschliest endlich die gantze Feyer, welche früh von 7 Uhr bis Mittags gedauret, mit einem Gebet. Theuenot, der diese Solemnität an. 1665 zu Schiras mit beygewohnet, meldet uns noch über dieses, daß sie vorgäben, es stünden die 10 Tage über, da sie dieses Fest hielten, die Thore des Paradieses offen, daß alle Mahometaner, die in solcher Zeit stürben, gleich dahinein kämen. Im übrigen so theilen sie gegen das Ende des Festes viel Allmosen aus, u. die Betrübniß über des Husseins Tode ist bey einigen so groß, daß sie sich bis an den Kopf in die Erde verscharren, und noch [30] dazu ihr Haupt mit einem mit Erde angefüllten Topfe bedecken. Tauernier, Theuenot P. 2. L. 2, c. 13. Dav. Nerreters Zusätze zu Rossens Juden- und Heiden-Tempel, p. 310.